Kann man einen Laufrad stärker auf eine Seite zentrieren?

[Nuno Daehnhardt]

Moin,

Meine Frage ist eigentlich genau die, wie es im Titel steht.

Aber ein bisschen Hintergrund:

Ich fahre ein Canyon Aeroad der älteren Baureihe (2014) und habe neulich einen neuen Laufradsatz (Campa Zonda) gekauft.
Bei der Montierung ist mir aufgefallen, dass der Abstand zwischen Reifen (23cm breite) und Rahmen asymmetrisch ist.

Ich hatte vor kurzem ein Problem mit der Hinterradbremse, weshalb ich es zu einer Werkstattkette brachte (wie sich es herausstelle, war das ein großer Fehler). Nach der ersten Wartung hatte das HR einen Seitenschlag entwickelt.

Ich habe es dann zurückgebracht, dort hat man es ‚repariert‘ indem viele Messerspeichen verbogen waren. Also nochmal zurück, dann repariert mit gerade Messerspeichen. Die Werkstatt hat leider für nix Verantwortung übernommen.

Ich möchte daher den Umgang mit Zentrierung erlernen.

Nun zurück zur Frage:

Kann ich das Laufrad näher zur rechten Seite spannen, indem ich die Messerspeichen auf der Antriebsseite gleichmäßig anziehe und welche Werkzeuge bräuchte ich dafür? Wenn ja, gibt es eine bestimmte Methode dafür?

Ich habe Bilder beigefügt, bitte entschuldigt, dass das Rad kopfüber ist

Vg

 

[_Sven_]

Du würdest, vor allem, auf einer Seite andere Speichenlängen benötigen. Jedenfalls sinnvollerweise.
Machbar ist das sicherlich.
Du benötigst den passenden Speichenschlüssel und, idealerweise, einen Zentrierständer.

 

[Nuno Daehnhardt]

Alles klar, danke für deine Antwort. Einen Zentrierständer habe ich leider (noch) nicht. Das wären 1, 3/2 mm die ich versuchen würde rüberzuziehen. Denkst du da machen andere Speichenlängen einen Unterschied?

 

[lagaffe]

Bevor Du das machst, würde ich prüfen, ob das Rad wirklich außermittig ist oder nicht doch der Hinterbau schief.

Die G3 Speichung ist nicht so ganz trivial zu zentrieren. Die großen Abstände zwischen den "Speichen-Trios" erfordern einen Ticken mehr Aufmerksamkeit. Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich das letzte Zonda bearbeitet hatte, es war auch prinzipiell nicht komplizierter, aber es reagiert wegen der wenigen und im Bündel angeordneten Speichen deutlicher auf das Nippel-Verdrehen, als ein "Mainstream-Rad"

Im Zweifel suche Dir eine Werkstatt, die das kann und vor allem erst einmal auf Mittigkeit prüft.

War das auch das Rad, was Du in die Werkstatt gebracht hattest?

 

[Nuno Daehnhardt]

Jo, der Rahmen wurde von der Werkstatt tatsächlich auch Verformung überprüft. Das wurde beim letztem Besuch geklärt. Genau, das Rad ist das gleiche.

Meine Überlegung gerade ist, mit einem alten LRS erstmal zu üben und zu proben.
Die Zondas sind auch etwas, womit die Werkstatt wenig zu tun hatte. Meinst du mit Mittigkeit die tatsächliche Position der Felge im Rahmen? Wenn man von der Bremse aus guckt, ist es definitiv mittig.

Mich besorgt hauptsächlich der Abstand zwischen rechtem Rahmen (wo die Seriennummer ist) und dem Rad. Wie denkt ihr ist der Abstand dort?

 

[--dig--]

du brauchst:

• zentrierständer
• zentrierlehre
• nippelspanner
• evtl. ein speichenspannungsmessgerät

dann kannst du:

1. prüfen, ob das rad zentriert ist
2. die felge mittig setzen bei bedarf
3. seitenschläge entfernen
4. höhenschläge entfernen
5. gleichmäßige speichenspannung herstellen

wenn das rad dann noch nicht mittig im rahmen steht, kannst du es ja aussermittig ziehen. die speichenlängen passen schon. alles andere ist geraten und gefummelt.

 

[grueni2]

Lass da lieber mal die Finger davon.
Und halte Dich an @lagaffe.
Ich kann nicht glauben, dass Campagnolo einen neuen LRS außermittig zentriert ausliefert.
Schick die Laufräder an den Service an Campagnolo und schildere Dein Erlebnis mit der Werkstatt.
Vielleicht kommen sie Dir im Preis entgegen.
Die hätten von Deiner Felge die Finger lassen sollen und Du den Fall reklamieren beim Lieferant der neuen Felge.
Jetzt hast Du natürlich das Problem, dass an dem LRS von Dilettanten herumgefummelt wurde.
Damit hast Du den Lieferant aus der Haftung entlassen.

Und dann solltest Du mal den Abstand der FELGE vom Hinterbau an verschiedenen Stellen messen.
Das ist entscheidend, nicht der des REIFENS, wie Du im ersten Beitrag schreibst.

Ich habe hier noch keine Messschieber im Einsatz gesehen.
Und welcher Art waren die Probleme beim Bremsen?

 

[Stefan_L_01]

Bei Sichelspeichen empfiehlt sich auch ein Tool um die Speiche bei der Drehung gerade zu halten. Ich habe in ein 10mm dicken Alu Block (100x30x10) einen dünnen Schlitz gesägt und mit Schlüsselfeile geglättet, das funktioniert zB ganz gut.

 

[prince67]

Du würdest, vor allem, auf einer Seite andere Speichenlängen benötigen. Jedenfalls sinnvollerweise.

Wegen paar Millimeter hin oder her braucht es keine andere Speichenlänge.
Das was da fehlt, geht mit nichtmal einer 1/4 Drehung der Nippel.

 

[woolee]

Der Unterschied zwischen beiden Seiten ist doch marginal und Platz ist noch genug.
Du weißt, dass du die Bremse neu ausrichten kannst? Das würde ich tatsächlich tun, ist in wenigen Minuten erledigt und kostet nichts. Danach erst mal fahren.
Solltest du dann aus irgendwelchen Gründen dennoch am Laufrad rumwerkeln wollen, kannst du das später immer noch tun.

 

[Pedalierer TF]

Ob das Laufrad außermittig ist merkt man wenn man es verkehrt herum montiert. Steht es unverändnert zu selben Seite versetzt, so ist der Rahmen/die Ausfaller die Ursache. Steht das Laufrad nun schief zur anderen Seite, so ist das Laufrad nicht mittig.

 

[cryptocat]

Die haben dir das Laufrad total verpfuscht.

Beste Lösung: Alle Speichen entspannen und Spannung sauber schrittweise aufbauen. Von jemandem, der Campa G3 kann. Idealerweise Campa selber. Sonst ist die Haltbarkeit und Robustheit des Laufrads eingeschränkt.

Alleine, dass sie dir die Messerspeichen verdrehen zeigt, was für Metzger sie sind. Nicht mehr hingehen.

Und lass es in der Mitte, das ist keine Lösung für verkorkste Ausfallenenden oder wo immer dein Problem liegt.

Beim Messen aufpassen, Ketten und Sitzstreben können asymmetrisch sein, nicht allein am Abstand orientieren.

 

[Don Vito Campagnolo]

Wie du durch den Besuch der "Werkstatt" ja feststellen musstest ist es wirklich gut, möglichst viel selbst am Rad erledigen zu können, aber wie auch schon gesagt wurde:
So ein Systemlaufrad mit sehr wenig Speichen und dann noch im G3-Muster ist nicht das beste Übungsobjekt.

Schau mal, ob du irgendein schrottiges Laufrad eines ausgedient Drahtesels auftreiben kannst - wenn da Seiten- und/oder Höhenschläge drin sind ist es fast um so besser, dann ist da gleich eine Aufgabenstellung drin. Jedenfalls kann man sich damit gut und gefahrlos in die Materie hineinüben.

 

[J_Quak]

Hier mal eine Anleitung, wie Du prüfen kannst, ob die Nabe mittig zur Felge gespannt wurde:

 

[tian_c]

Grundsätzlich geht das. Ich würde erstmal die Ursache suchen, warum das Rad nicht mittig läuft. Nicht mittig zentrierte Laufräder sind die große Ausnahme, quasi Behelfslösung. Zum Laufrad zentrieren/Aufbauen gibt es einen eigenen Faden. Einen Seitenschlag kann man notfalls ohne Zentrierständer rausmachen. Will man einigermaßen genau arbeiten oder sogar ein Laufrad aufbauen, ist nach meiner Meinung ein Zentrierständer notwendig. Ich würde in diesem Fall so wenig wie möglich an den Speichen rumdoktern, denn jetzt passt die Speichenspannung. Ist z. B. der Austausch einzelner Speichen notwendig, kann man sich an der Nachbarspeiche orientieren (Klang oder Tensiometer). Bei diesem Hinterrad ist mit ziemlicher Sicherheit auch die unterschiedliche Speichenspannung auf den beiden Seiten zu beachten.

 

[Pedalierer TF]

Kleine Seitenschläge kann man schon mithife der Bremsklötze finden (eng einstellen). Bei Höhenschlägen nutzt das wenig, aber im Rahmen montiert kann man Seitenschläge ganz gut beseitigen. Zumal die Zondas da auch gut zum üben sind, da die Speichen berührungsfrei liegen und man über die Tonhöhe schwach vorgespannte Speichen leicht finden kann.

Ich hab auch jahrelang so meine Laufräder feinzentriert, bis ich anfing Laufräder selber zu bauen. Erst dann hab ich mir Zentrierständer und Tensio besorgt.

Wichtig ist ein Tool um die Messerspeichen gegenzuhalten, damit sie sich beim Nippel drehen nicht verdrehen. Da reicht auch eine Holzklotz mit einem Sägeschnitt.

btw: hab ich mit dem zentrieren meiner Zondas angefangen und danach erst „konventionelle“ Laufräder gebaut. Ist kein Hexenwerk, man sollte nur kleinschrittig vorgehen und mit System.

 

[Nuno Daehnhardt]

alles klar, ich lerne gerade mit meinen alten Laufrädern das zentrieren. Mit den Zondas fühle ich mich noch unsicher, aber ich danke euch für die Tipps.

 

[supasini]

2-3 mm sind fast immer gar kein Problem, das lässt sich meist ohne Speichentausch schnell selbst machen, wenn man weiß, wie's geht.
Liteville hat z.B. EVO3 (am 4ONE) und EVO6 (an allen anderen Rädern) als eigene Standards, da werden die LR extra außermittig zentriert, um eine gleichmäßigere Speichenspannung zu erreichen.
Standradlaufräder lassen sich zumindest auf EVO3 (also 3mm außermittig) stets umzentrieren.
Dafür prüfst du zuerst die Speichenspannung, wenn diese zu gering ist, dann kann man erstmal einfach rundrum die Spannung erhöhen um die Felge in die richtige Richtung zu ziehen.
Ansonsten bei korrekter Spannung zuerst 1 oder sogar 2 Umdrehungen Nippel lösen, dann auf der andren Seiten entsprechend anziehen. Im Anschlus muss das ganze LR natürlich neu feinzentriert werden incl. Abdrücken. Bei Messerspeichen muss man natürlich besonders aufpassen und das richtige WErkzeug haben.
Also: eigentlich einfach, aber wenn du das noch nie gemacht hast, worauf deine Frage eindeutig hinweist, dann solltest du jemanden suchen, der Knowhow, Erfahrung und Werkzeug hat.