Hallo toque,
in diesem Jahr bin ich zum ersten mal bei einem Jedermannrennen (Vattenfall Cyclassics, Hamburg) mitgefahren.
Die Entscheidung dazu habe ich im Dezember gefällt, um mich für eine längere Trainingsphase zu motivieren. Ich habe seitdem regelmäßig trainiert und meine Leistung von unter 100 auf etwa 220 Watt angehoben. Parallel dazu habe ich in meinem Bekanntenkreis herumposaunt, dass ich teilnehme. So wollte ich es mir schwer machen, im letzten Moment noch zu kneifen.
Obwohl ich in meinem Leben schon viele Motorradrennen bestritten habe, war ich mir nicht ganz sicher, was mich bei so einem Radrennen erwartet: Wird man fast zwangsläufig von chaotisch fahrenden Anfängern in einen Massensturz mit hineingezogen? Bekommt man von den besseren Fahrern eine Luftpumpe über den Helm gezogen, wenn man im Weg herumsteht? Blamiert man sich mit Stahlrahmen, unrasierten Beinen, alten Hosen mit Hirschleder? Das Sozialverhalten einiger Fahrer erschien mir nämlich etwas unverständlich…
Egal, ich war dabei. Frühmorgens stand ich in meinem Startblock mit tausend anderen Fahrern und konnte schon dort sehr nette Gespräche mit freundlichen Fahrern führen. Als es losging, fing der Spaß erst richtig an. Um nicht den Fehler zu machen, mich schon zu früh zu verausgaben, habe ich mich bewusst zurückgehalten. Trotzdem habe ich die meiste Zeit überholt und obwohl Gegenwind war habe ich die ersten zwanzig Kilometer mit einem 33er Schnitt absolviert. Der Umgangston dort war durchaus freundlich und höflich. Das gefiel mir schon mal gut. Leider ist mir dann eine Speiche im Hinterrad gebrochen und das Hinterrad begann seitlich zu schlagen. Von da an habe ich mich in Gruppen nicht mehr wohl gefühlt, weil ich natürlich damit rechnen musste, dass noch mehr Speichen brechen und ich ggf. andere Fahrer damit gefährde. Ich bin dan bewusst langsamer und möglichst rechts gefahren. Auch habe ich Fahrer angesprochen, die trotz des eiernden Rades hinter mir fahren wollten. Bald knackte noch eine Speiche weg und ich habe schon überlegt, ob man in der Situation aufgeben sollte. (soll man?) Ich jedenfalls gebe in Wettkämpfen nicht so schnell auf, habe die Bremse hinten auf gemacht (schliff immer noch…) und habe so vorsichtig wie möglich das Rennen fortgesetzt. Das Geeier war schlimm: Ich habe nur noch die Hände vom Lenker genommen, wenn ich unbedingt schalten musste. An Trinken war nicht zu denken. Der erste Gang für die kleine Bergprüfung ging nicht mehr rein (Speichenberührung) und bergab mochte ich nicht schneller als 40 fahren. So habe ich mich vorsichtig ins Ziel geschleppt.
Das einzig lustige dabei waren die Zurufe überholender Fahrer: „Ey, dein Hinterrad eiert!“
Mein Schnitt ist dabei auf etwa 31,5 abgesackt aber: ANGEKOMMEN!
Der Platz lag dann zwischen 2400 und 2500 (von 7500 angemeldeten Startern für 55km glaub ich) und am Ende war ich überhaupt nicht überanstrengt, weil ich ja mehr das Rad geschont habe. Ich hätte die Runde gleich noch mal mit neuem Laufrad absolvieren können…
Nächstes mal vielleicht doch die 100km Distanz?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Teilnahme sich gelohnt hat. Der Spaß und das Erfolgserlebnis, die netten anderen Fahrer und die tolle Strecke: Da lohnt sich die Teilnahme in jeder Hinsicht!
Ich bin nächstes Jahr sicher wieder dabei!
Nachdem ich jetzt so „Blut geleckt“ habe, suche ich noch ein weiteres nettes Jedermannrennen in Norddeutschland.
Wenn ich in einem guten halben Jahr vom Schlappi zum Fahrer im forderen Drittel werden kann (wer weiß, was ohne Defekt noch drin gewesen wäre) dann kann das sicher jeder.
Also: Anmelden und fleissig trainieren! ;-)
Gruß, Stefan