Das Geschäft innerhalb der EU funktioniert halt mittlerweile sehr geschmeidig.
Vertrieblich kann ich das gut nachvollziehen, dass Wilier zentralisieren will. Ist ja auch bei den Autoherstellern zunehmend modern, direkt auf der HP des Herstellers zu konfigurieren und zu ordern. Der Händler ist dann nur noch der verlängerte Arm. Und das ist es, was die Händler nervt. Hier wird der Kunde in der Mitte "übernommen", der Händler darf aber den Rest austragen (Gewährleistungskisten und Unzufriedenheit durch Beratungsmangel/ Vermeidbarkeiten abwickeln).
Die Kompletträder bekommt der Händler günstig (idR mit BlowOut Ware und Gruppenmixen), für die Rahmensets soll der Händler allerdings unverhältnismäßig weniger verlangen, wenn jemand einen Individualaufbau bei der Werkstatt des Vertrauens umsetzen möchte, so dass der Kunde dafür mindestens zweimal überlegt.
Im innerdeutschen Netzwerk wie bei der ZEG/ Stevens klappt das natürlich gut. Wilier macht hier einerseits einen auf Stevens/
Rose/Canyon, gibt sicher aber auf der Rückseite so schwierig und italienisch wie eh und je, wenn es darum geht, dass der Hersteller der Anlaufpunkt für den Händler ist. Vielleicht gibt es mittlerweile Prozesse, die dann aber auf eher schmale Ressourcen treffen.
Sagen wir mal so: mein nächster Renner wird ein Italiener. Aber vermutlich einer aus Stahl und sicher kein Wilier, da ich gerne ein gewisses Maß an Individualität halten möchte, auch in der Mittelklasse. Mein GT wird immer bei mir bleiben und auch immer ein tolles Gerät bleiben. Aber für mich ist es auch Rad aus der Zeit, als Wilier noch "cooler" war als heute.
Ich kann Wilier dennoch gut verstehen. Hersteller wie Basso u.ä. haben es nicht schwer Rahmen zu verkaufen, aber die Selbstdefinition als Exklusivmarke macht es schwierig, in einem Wettbewerb zu überleben. Man kann eigentlich nur ein +/- Null- Geschäft betreiben, Innovation und Expansion kann man sich so aber abschminken. Über kurz oder lang steht man dann nur noch irgendwo auf dem Markt und irgendwann werden die Brötchen immer kleiner.
In diesem Sinne hatte Wilier bereits einen Wiederbelebungsimpuls hinter sich, als Lino Gastaldello die Lenkung übernommen hatte. Die gegenwärtige Entwicklung ist idS nur konsequent. Wer in dem Sportartikelmarkt einen Namen haben möchte, darf kein Hersteller exklusiver Radsportrahmen sein. Das reicht leider nicht.