Die Positron wird ja immer ziemlich verachtet, vor allem in England und den USA, wo sie als totaler Flop gilt, aber auch hier in Deutschland, wo sie eine lange "Erfolgsgeschichte" hatte (mit einer "Wiederaufnahme" 1990, in Form der Positron 500).
Ich verstehe diese Abneigung ehrlich gesagt immer nicht so ganz - ich hatte 1983 an meinem ersten Sportrad eine Positron, und sie hat einwandfrei funktioniert; sie ist mir später an etlichen anderen 80er-Jahre-Rädern begegnet, und hat eigentlich immer funktioniert, wenn nicht gerade der Schalt-Draht gebrochen oder in der Außenhülle unrettbar festgegammelt war (... aber dann war der Rest des jeweiligen Fahrrads in der Regel auch ein Fall für den Schrott ...).
Natürlich hat die Positron ihre Grenzen, aber das hängt natürlich nicht zuletzt auch damit zusammen, dass es sich um ein fast 40 Jahre altes Technikkonzept handelt, und zudem um eine einfache "Volksschaltung", die für jeden bedienbar und betriebssicher sein sollte (zu jener Zeit haben Radrennfahrer noch verächtlich auf das indexierte Schalten herabgeblickt - Profis brauchten so etwas selbstverständlich nicht, die konnten ja richtig friktionsschalten ...
).
Ich finde die Positron jedenfalls von der Funktion und der Betriebssicherheit für ein Alltagsrad genau richtig - gerade, wenn es ein Rad für eine Freundin Deiner Tochter sein soll. Manche (jungen) Frauen sind willens und in der Lage, sich mit Friktionsschaltungen auseinanderzusetzen; die meisten eher nicht, und für die ist eine Positron auch heute noch die bessere Lösung.
Da diese "NutzerInnengruppe" zudem selten im Wiegetritt Berge hochfährt (... was mit dem schweren Kettler Dixi tatsächlich auch eine erwähnenswerte Leistung wäre ...
), stellen Vorbauschalthebel auch kein Problem dar, im Gegenteil - sie sind allemal funktional besser als Unterrohr-Schalthebel (nur Schalthebel am Lenker sind natürlich noch besser, das ist klar).
Und Probleme bei der Ersatzteilversorgung gibt es eigentlich überhaupt nicht - bei normal gewarteten und genutzten Positrons bricht höchstens alle paar Jahre mal der Schalt-Drahtzug, der als generisches
Ersatzteil keine fünf Euro kostet; wenn die Schaltzughülle verschlissen oder beschädigt ist, kostet der Ersatz gerade mal
15 Euro, in jeder passenden Länge.
Andere Teile gehen effektiv nicht kaputt, und auch Positron-Schaltwerke, die bereits fühlbar Spiel in den Gelenken haben, schalten immer noch einwandfrei und sauber (... solche Dinge haben die Ingenieure bei
Shimano seinerzeit tatsächlich bewußt mit eingeplant - die hohe Alltagstauglichkeit und Langlebigkeit von
Shimano-Komponenten aus den 1980er Jahren ist definitiv kein Zufall, sondern ein Ergebnis sorgfältiger Konstruktion und umfangreicher Tests).
Ich habe aus diesen Gründen im vorigen Jahr das sehr gut erhaltene und von ihr sehr geschätzte 1984er Peugeot einer Kollegin tatsächlich sogar von Simplex-Friktionsschaltung auf Positron umgerüstet (was wegen der mit am Vorbau angegossenen Schalthebelsockel die Anfertigung von Ausgleichsblechen erforderlich gemacht hat, da ich den originalen Vorbau erhalten wollte) - diese Schaltung funktioniert völlig unproblematisch und ist leicht zu bedienen, was die Besitzerin des Rades im täglichen Gebrauch zu schätzen weiß.
Die Originalteile hebt die Besitzerin übrigens für eine mögliche spätere Rückrüstung gerne auf.
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Es gab anfangs gewisse Probleme, aber die hingen nur damit zusammen, dass ich versucht habe, ein 6-fach-Positron-Schaltwerk ohne den dann erforderlichen Endanschlag 5-fach zu betreiben (dieses Peugeot "verträgt" 6-fach nicht) - das funktioniert definitiv so nicht; man kann also bei der Positron die Endpositionen nicht einfach über die Anschlagschrauben einstellen wie bei Friktionsschaltwerken. Also habe ich ein entsprechendes Anschlagstück angefertigt (die Bohrung für die Befestigungsschraube war schon vorhanden), und seitdem ist alles gut.
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