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Selber Eloxieren – Erfahrungsaustausch über eine Chronik des Scheiterns

clapton11

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Mein Plan war, mir polierte Alu-Teile (Sattelstützen, Vorbauten) selber zu eloxieren. Nachdem man im Netz ja für beinahe alles Informationen und Anleitungen findet, wie bspw.

https://www.electronic-thingks.de/de/eloxieranleitung.html
habe ich mir ein spannungs- und stromstärkeregelbares Labornetzteil zugelegt:

https://www.oszilloskope.net/hanmatek-labornetzteil-labornetzgerät/
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Kathode (Minuspol) aus einem 8 mm-Alublech gebastelt und Aufhänghacken aus Aluminium besorgt. Die für´s Eloxieren notwendige, etwa. 20-%ige Schwefelsäure wollte ich mir aus Batteriesäure (37-%ige Schwefelsäure) durch Verdünnen mit destilliertem Wasser selbst herstellen (habe eine chemisch-technische Ausbildung, aber ein Labor das letzte mal vor 35 Jahren betreten…), was bereits zum ersten Problem führte:

Batteriesäure ist zumindest in Österreich nicht mehr frei erhältlich. Der Grund dafür ist eine seit dem 1. Februar 2021 gültige neue EU-Verordnung, welche den Verkauf von Batteriesäure regelt. In der VO (EU) 2019/1148 geht es um die Vermarktung und Verwendung von Ausgangsstoffen für Explosivstoffe. Diese untersagt den Verkauf von Schwefelsäure oberhalb einer Konzentrationsgrenze von 15 Prozent an Privatpersonen und nicht gewerbliche Endkunden. Beim Händler muss man mit der ungefüllten Batterie antanzen, der füllt die dann…

Eigenartigerweise konnte ich bei einem Online-Händler in Deutschland ohne weiteres 2 l Batteriesäure erstehen - also aufgepasst, liebe Bombenbauer…

Beim ersten Versuch mit einem dicken, polierten Alu-Blech hat es mir den Alu-Werkstückaufhängehaken („Anode“) bei einer eingeregelten Stromstärke von ca. 5,5 A bereits nach wenigen Minuten durchgeheizt (der Alustab wurde durch Abtrag immer dünner und ist dann einfach bei der Biegung abgebrochen). Also Platindraht zum Aufhängen des Werkstücks besorgt.

Beim nächsten Versuch wieder gemäß der im obigen Link zu entnehmenden Anleitung vorgegangen – und siehe da – nach der berechneten Eloxierzeit (20 Min. bei ca. 5,5 A und 18 V) hatte sich eine silbrig-hellgraue, gleichmäßige Eloxalschicht gebildet, die durch Auskochen in destilliertem Wasser (1 Stunde) fixiert wurde. Mit dem Ergebnis des „Probeblättchens“ recht zufrieden, also zum ersten, eigentlichen Vorhaben:

Die polierte 7400er-Sattelstütze für mein wieder einmal „wirklich letztes“ Projekt (Rahmen aus Titan) sollte nun mittels Eloxieren den „Original-Seidenglanz“ bekommen und kratzfest werden:

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Re: Selber Eloxieren – Erfahrungsaustausch über eine Chronik des Scheiterns
Hinein mit dem Ding nach vorherigem 10x-maligen Berechnen der Oberfläche (innen+außen) und der Eloxierdauer – es sollte ja kein Fehler passieren:
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https://videos.rennrad-news.de/2282/eloxieren?play
Das Ergebnis war mehr wie enttäuschend: Eine ungleichmäßige, schwarz-graue Schicht die ich so nicht lassen wollte und versuchsweise abgewischt habe. Darunter kam graues Aluminium mit tiefen Kratern mit schwarzen Pusteln zum Vorschein – offenkundig hat es vom Werkstück ordentlich Material abgetragen (das Test-Alublech ist aus einer anderen Alu-Legierung wie die Sattenstütze?)

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Frustriert alles weggeräumt, die Säure zurück in den 5-l-Vorratskanister und wieder ab in den Keller zum Schleifen und Polieren der Stütze. Zum vorherigen Zustand konnte ich die Stütze nicht mehr bringen, bei näherer Betrachtung sieht man an verschiedenen Stellen immer noch die Krater:

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Zum Abschluss einige wichtige sicherheitstechnische Hinweise (siehe auch Anleitung) für alle Interessierten und „Nachahmer“:

Auch 20 %-ige Schwefelsäure ist keine Himbeerbrause. Schutzbrille und Gummihandschuhe (da tun´s aber ganz normale Einweghaushaltsgummihandschuhe) verwenden. Alte Klamotten anziehen (wenn man sich antropft, dann verdunstet das Wasser und die Säure konzentriert sich auf, was unschöne Löcher hinterlässt). Immer im Freien eloxieren, der entstehende Wasserstoff ist entzündlich und mit den aufsteigenden Gasperlen wird auch Säure ausgetrieben, was man deutlich riecht). Beim Verdünnen von Säure immer auf den Merksatz „Tut das Wasser nicht zur Säure, sonst passiert das Ungeheure“ achten…

So, nun hoffe ich auf zahlreiche Rückmeldungen, Kritik, Verbesserungsvorschläge, Erfahrungsberichte etc. (vielleicht gibt´s hier sogar den einen oder anderen Galvaniseur oder Oberflächentechniker?) – nachdem es sich hier um keine „Raketenwissenschaft“ handelt, kann es doch nicht sein, dass das nicht geht…

Grüße

Tom
 
Die polierte 7400er-Sattelstütze für mein wieder einmal „wirklich letztes“ Projekt (Rahmen aus Titan) sollte nun mittels Eloxieren den „Original-Seidenglanz“ bekommen und kratzfest werden

Micro Mesh funktioniert für "Seidenglanz" ganz gut, kratzfester wird sie dadurch natürlich nicht.
 
Es ist über 30 Jahre her, dass ich eine Stronglight 57 Kurbel zum Eloxieren gegeben habe. In einer Firma, die sowas täglich für Teile für die Flugzeugindustrie machte.
Das kam so ähnlich zurück mit der Entschuldigung, dass die Legierung scheinbar nicht geeignet sei?!
Da waren regelrechte Krater drin, nach dem Eloxierversuch.
 
Vom "elektrolytischen" Entrosten:
-Mit einem Verbraucher (z. B. Autobirnchen) in Reihe kann man den Strom reduzieren und hat mehr Kontrolle über das Ergebnis
-löst sich das Werkstück auf, hat man wahrscheinlich die Pole vertauscht
 
löst sich das Werkstück auf, hat man wahrscheinlich die Pole vertauscht
Kann ich ausschließen: Rot ist Plus und war mit der Stütze verbunden...
Mit einem Verbraucher (z. B. Autobirnchen) in Reihe kann man den Strom reduzieren und hat mehr Kontrolle über das Ergebnis
Das Labornetzteil wurde im Stromsteuerungsmodus betrieben (es sollte immer 5,5 A liefern)...
 
Kann ich ausschließen: Rot ist Plus und war mit der Stütze verbunden...

Das Labornetzteil wurde im Stromsteuerungsmodus betrieben (es sollte immer 5,5 A liefern)...

Beim Entrosten arbeite ich mit 1-2A bei ähnlich großen Werkstücken und warte lieber etwas länger.


PS: Schwefelsäure im Fotolabor war wohl die größte Sauerei, die ich jemals veranstaltet habe...
 
Das Ergebnis war mehr wie enttäuschend: Eine ungleichmäßige, schwarz-graue Schicht die ich so nicht lassen wollte und versuchsweise abgewischt habe. Darunter kam graues Aluminium mit tiefen Kratern mit schwarzen Pusteln zum Vorschein – offenkundig hat es vom Werkstück ordentlich Material abgetragen (das Test-Alublech ist aus einer anderen Alu-Legierung wie die Sattenstütze?)
Vermutung auf die Schnelle: Stromstärke zu hoch, dadurch der Materialabtrag.

5,5 A kommt mir aus dem Bauch raus auch etwas viel vor. Thingks hat WIMRE doch recht gute Anleitungen, da sollte was über den Zusammenhang Oberfläche - Stromstärke stehen.

Schlecht zum Eloxieren geeignetes Material kann latürnich auch sein. Ich würde erst mal eine Probe machen nur mit dem untersten Teil der Sattelstütze (und dem dafür berechneten Strom).
 
Tut mir leid, dass dein Versuch nicht geklappt hat. Hab eigentlich ganz gute Erfahrungen damit gemacht. Glaub du hast zu viel Strom durchgelassen? Habe bis jetzt 3ttt, Universal und Galli Aluteile eloxiert. Verschiedene Größe/Oberflaeche der Teile, bei konstanter Spannung. Ging eigentlich ganz gut, obwohl das Alu der Universal Bremshebel etwas anders eloxiert wird als die anderen 2.
Hier meine Vorgehensweise (Ende erste Seite/Anfang zweite Seite). Für die Kathode brauch ich mittlerweile Blei, ohne Alu. Und kann inzwischen auch Farbe reintun, brauche die sauren Färbemittel für Textilien (als Pulver):
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/coppi-fiorelli-1975-neuaufbau-einer-grauen-maus.163165/
 
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Kann ich ausschließen: Rot ist Plus und war mit der Stütze verbunden...

Das Labornetzteil wurde im Stromsteuerungsmodus betrieben (es sollte immer 5,5 A liefern)...
Ja, das ist viel zu viel Strom für so ein kleines Teil. Vielleicht ist auch deine Schwefelsäure das Problem, die muss schon rein sein, wenn da andere Ionen drin sind, die auch reduziert/oxidiert werden können, dann geht schnell alles schief. Nimm NaHSO4, ist einfacher zu handhaben weil ein Salz/Granulat und funktioniert gut.
 
Wie bei allen Projekten gehört auch ein wenig Fleißarbeit dazu! Viele der Teile waren einfach nicht mehr schön also wurde poliert und wenn möglich eloxiert.

Mir ist dabei aufgefallen, dass die Dura Ace Kurbeln sich wirklich gut neu eloxieren lassen. Anders sieht es da mit den Dura Ace 7400 und Super Record Sattelstützen aus, die werden einfach richtig matt, während die Kurbeln immer noch leicht glänzen. Ich habe auf jeden Fall wieder einiges dazugelernt 😬.
Hier mal die Schritte exemplarisch für eine 7100er Kurbel.

Anhang anzeigen 887075 Anhang anzeigen 887077
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Anhang anzeigen 887081

Am Ende ist nun der Großteil der benötigten Teile aufgearbeitet und ich hab da Ruhe.

Anhang anzeigen 887080
 
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