Muss an der Stelle anmerken dass ich Laie bin, also falls ich Blödsinn rede verzeihe man mir. Was die limitierenden Faktoren für vo2max angeht scheint ja etwas umstritten zu sein. Häufig zitiert habe ich diese Arbeit gesehen:
http://jeb.biologists.org/content/204/18/3225.full Was ja etwas der periphären Faktoren als Limitation widerspräche, oder sehe ich das falsch? (dass irgendwann das Milieu zu sauer wird ist ja klar, die Frage ist nur wäre dies auf höherem Niveau wenn man irgendwo anders o2 einspart).
Ah, das ist ein schönes Paper! Danke für den Link. Die Frage, die darin diskutiert wird, nämlich periphere vs. zentrale Ermüdung, ist nicht ganz auf unseren Thread hier anwendbar, das sind sozusagen parallele Forschungsfelder.
Ein bisschen Background zum obigen Paper: Zum Begriff "zentrale Ermüdung": Das Wort "zentral" ist hier nicht so zu verstehen, dass die Ermüdung im gesamten Körper gleichzeitig/gleichermaßen auftritt. Zentral ist eine Anspielung auf den Ursprung im zentralen Nervensystem (ZNS). Herz- und Skelettmuskulatur haben Rezeptoren, manchmal unter dem Begriff Ergorezeptoren zusammengefasst, die den metabolischen Zustand dieser Gewebe messen und via Nervenfasern (ähnlich wie Schmerzfasern) an höhere Zentren melden. Eine Struktur im Gehirn, in der das alles zusammenläuft, ist der insuläre Cortex (=Insula). Dort wird der Zustand der Gewebe überwacht und bei Überlastung (der Physiologe sagt "bei Angriff der zentral geschützten Reserven") wird dort etwas ausgelöst, was man als zentrale Ermüdung, zentrale Inhibition oder protektive Inhibition bezeichnet. Das ist eine vom Gehirn ausgehende, aktiv gesteuerte Hemmung der Arbeitsmuskulatur via Hemmung der motorischen Zentren im Rückenmark sowie des Herzens via veränderter Aktivität des Sympatikus/Parasympatikus. Der Sinn dahinter ist ein Schutz vor einer Art der Überlastung, die vermutlich negative langfristige Folgen hätte.
Interessante Info am Rande: Die zentrale Ermüdung kann man mit Dopingmitteln hemmen. Kokain, Amphetamin und Schmerzmittel können die zentrale Ermüdung ausschalten und so extrem leistungssteigernd sein. Daher sind sie klassische Dopingmittel, die seit über 100 Jahren (Kokain + Morphium) in allen Sportarten verbreitet sind.
Als Gegenstück zur zentralen Ermüdung gibt es auch die periphere Ermüdung. Diese entsteht ohne nervale Steuerung direkt in den betroffenen Zellen/Geweben.
Es ist eine aktiv umforschte Frage in der Leistungsphysiologie, welche Art der Ermüdung (zentral vs. peripher) unter welchen Umständen ausschlaggebend ist.
Du siehst, sportliche Leistung ist nicht nur eine Frage der Nährstoff- und Sauerstoffverfügbarkeit und der muskulären Anpassung, da spielen noch viele interessante Effekte eine gewichtige Rolle.
Naja, ich will hier auch niemanden nerven. Vor ein paar Stunden erschien mir die Frage noch relativ simpel, jetzt eher als Fass ohne Boden...
Du nervst nicht, ganz im Gegenteil! Ich finds immer wieder schön, mal über den Menschen und seine Physiologie zu diskutieren. In Rennradforen gehts sonst nur ums Material...
Und wie du siehst hat die Physiologie so ihre Komplexitäten - je mehr man darüber weiß, desto mehr Fragen hat man
Beim Abnehmen ist das sehr wohl eine Option, sich mehr Muskulatur zuzulegen, auf dass der Grundumsatz ansteigt. Grundumsatz und BMS/Adipositas zeigen eine klar inverse Korrelation.
Wie oben belegt steigt der
Grundumsatz pro kg Muskelmasse nur um 11-13 kcal pro Tag. Und jedes kg Muskelmasse muss man sich hart erkämpfen. Wenn das alles wäre, würde sich der Aufwand nicht lohnen. Der Gesamtumsatz steigt viel viel mehr, aber das sind die energetischen Kosten, die durch mehr Bewegung (Krafttraining verbrennt ohne Ende kcal), durch den Aufwand von Muskelwachstum und Regeneration und durch die zusätzliche Belastung der inneren Organe verursacht werden. Das ist jetzt auch ein bisschen Haarspalterei, aber: Es ist falsch, dass Krafttraining beim Abnehmen hilft,
weil es den Grundumsatz steigert. Das tut es fast nicht. Es steigert den Gesamtumsatz deutlich und ist deswegen extrem hilfreich. Ich bin ein großer Befürworter von Krafttraining in jeder Lebenslage, aber vor allem, wenn man abnehmen will. Es gibt wenig, was so effektiv ist.
Zum Zusammenhang von Grundumsatz und Adipositas hab ich keine Daten, wobei mir ein Zusammenhang logisch erscheint. Ich kenne aber einen gut belegten Zusammenhang zwischen Gesamtumsatz und Adipositas: Je höher der Gesamtumsatz, also je mehr körperliche Bewegung, desto unwahrscheinlicher ist Übergewicht. Menschen mit einem Gesamtumsatz des mindestens 1,8-fachen ihres Grundumsatzes haben statistisch sehr selten Übergewicht. Bei Interesse kann ich die Quellen dazu raussuchen. Gelesen hab ich das im Buch "Exercise Physiology" von Brooks et al.
Wenn man die komischen Einheiten mal in den Taschenrechner eintippt kommt man dadrauf dass die Leistung von 1kg ruhender Muskulatur 0,58W beträgt...
Bedenkt man dann dass der Wirkungsgrad bei der Umwandlung in kinetische Energie der Muskulatur grade mal 25% beträgt.... ist damit meine Frage wohl geklärt. Unter Nichtberücksichtigung aller oben diskutierten Faktoren (und ungefähr aller anderen Faktoren in der echten Welt) steigt für den Verlust von 10kg Ruhemuskulatur die potentielle maximale FTP grob um ein Watt * (FTP/P@vo2max) ....oje.
Ich glaube nicht, dass die Rechnung der zugrundeliegenden Physiologie gerecht wird. Nur weil die Muskelmasse weg ist heisst es ja noch lange nicht, dass die verbleibende Masse die eingesparte Energie auch automatisch in Leistung umsetzt. Ich glaube, eine hypothetische Reduktion der ruhenden Muskelmasse hat nahezu Null Watt Vorteil, und wenn überhaupt, dann nur wegen Gewichtsersparnis