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Oxygenierung von weißem Fettgewebe?

N

netfischer

Hallo,

vielleicht weiß das ja einer von euch. Ich habe eine ganze Weile nach solchen Daten gesucht, aber leider nicht gefunden. Wenn es um Abnahme beim Radfahren geht liegt ja das verbesserte Leistungsgewicht auf der Hand. Manchmal liest man in der Trainingsliteratur auch noch über den zusätzlichen positiven Effekt, dass das Fettgewebe der Arbeitsmuskulatur nicht mehr den Sauerstoff wegnimmt. Persönlich bin ich ja eher skeptisch ob das in einem merklichen Größenordunungsbereich liegt. Kennt jemand entsprechende Daten? Würde ein sehr gut trainierter Athlet der seinen KFA von sagen wir...12 auf 6% reduziert, angenommen alles andere bleibt gleich, eine merkliche Erhöhung der (potentiellen) LT/FT erfahren? Vielleicht hat ja wer ein paar Daten oder unwissenschaftliche Rechenspielchen parat.

Wo wir gleich dabei sind, wie sieht es in Bezug auf nicht-Arbeitsmuskulatur aus?
Danke :)
 
Konkrete Werte kenne ich nicht, aber jedes Gewebe hat einen gewissen Stoffwechsel und setzt damit auch Sauerstoff plus Nährstoffe zu Energie und CO2 um. Weißes Fettgewebe hat unter allen menschlichen Geweben den geringsten spezifischen Energieumsatz (spezifisch = pro kg Gewebe). Unter sportlicher Belastung könnte dieser vielleicht steigen (falls man unterstellt, dass gesteigerte Fettsäurenfreisetzung mehr Energie benötigt als der Ruhezustand), das weiß ich nicht.

Jedenfalls würde ich nicht davon ausgehen, dass Fettgewebe dem restlichen Körper den Sauerstoff vor der Nase wegschnappt. Der Flaschenhals ist nicht so sehr die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Blut, sondern die Fähigkeit des Muskels, Sauerstoff plus den richtigen Mix aus Fettsäuren, Lactat und Glucose effizient und ökonomisch umzusetzen. Das erfordert viele sehr tiefgreifende Anpassungen im Vergleich zum Untrainierten, von der Mikrozirkulation über die Mitochondriendichte und den intramuskulären O2-Transport via Myoglobin bzw. im intramuskulären Membransystem (freier Sauerstoff ist im Cytosol schlecht löslich) bis hin zum angepassten Muskelfasertyp. Das macht den wesentlichsten Unterschied in der gesamten Kette des Substratumsatzes.

Was die Nichtarbeitsmuskulatur angeht: Ruhender Muskel hat gleich nach Fettgewebe den zweitgeringsten spezifischen Energieumsatz. Auch hier würde ich nicht Erwarten, dass eine Reduktion zu wesentlichen Verbesserungen führt.
 
Danke für die Antwort. Entspricht auch meinem Bauchgefühl. Wobei bei einem vo2max Test zur Ausbelastung ja doch häufiger eine Abnahme der Blut-Sauerstoffsättigung zu beobachten ist und die Korrelation zwischen vo2max/maximal erreichbarer leistung@LT gegeben. Wiegesagt die Idee stammt nicht direkt von mir sondern die habe ich irgendwo in geschriebener Form aufgeschnappt und ich war auch ziehmlich skeptisch was die Überprüfbarkeit einer solchen Theorie angeht. Naja... wenn mir die Quelle noch einmal unterkommt trage ich das nach...
 
Die aktuellste hochwertige (!) Untersuchung zum Thema haben Ewald Weibel, Richard Taylor et al. im Rahmen der Symmmorphosistheorie geliefert. Mit vielen Daten, nicht nur zum Menschen, sondern zu vielen Tieren unterschiedlicher Größen und Stoffwechselraten. Das ganze wurde in Fachjournalen, aber v.a. in Form zweier hochspannender Bücher veröffentlicht. Ich kann dir gerne die genauen Titel raussuchen, wenn dich das Thema interessiert.

Die Quintessenz ist jedenfalls, dass das gesamte System der Sauestoffversorgung, von der äußeren Atmung bis zum Endverbrauch in den Muskeln, relativ genau aufeinander abgestimmt ist, so dass nirgendwo unnötige Reserven existieren. Das Blut liefert genau soviel Sauerstoff, wie der Muskel umsetzen kann. Die einzige Ausnahme ist die Lunge, die in den meisten erwachsenen Tieren etwa doppelt so große Kapazität hat wie das restliche System eigentlich erfordert (warum auch immer).

Bei harter Belastung sinkt die Sauerstoffsättigung des Blutes ein bisschen ab, das stimmt. Das ist aber nicht so zu interpretieren, dass dem Muskel als Endverbraucher Sauerstoff fehlen würde. In diesem Stadium arbeitet die Muskulatur bereits supramaximal im Vergleich zur VO2(max), d.h. die Energieflussrate ist höher, als mit dem aeroben System bewältigt werden kann - der Muskel veratmet quasi das Maximum an Sauerstoff und macht darüber hinaus noch anaerob Energie. Die sinkende Sauerstoffsättigung ist eher als Reduktion der Effizienz bei hoher Ausbelastung des Gesamtsystems zu interpretieren. Die Sauerstoffsättigung würde trotzdem ausreichen, um alle Gewebe zu versorgen (das Gehirn zum Beispiel kriegt noch genug Sprit, sonst würde man Symptome bemerken, z.B. Tunnelblick, Sternchensehen, Gehörverlust).

In diesem Sinne hat ein Doping mit Epo auch einen anderen Effekt als die bloße Erhöhung der Sauerstofftransportkapazität, die sinnlos wäre, weil der Muskel nicht mehr umsetzen kann. Es steigt eher die Effizienz/Ökonomie durch diverse Effekte, die nicht direkt mit der Anzahl der roten Blutkörperchen zusammenhängen.

/edit: achja, was heißen die Abkürzungen LT und FT nochmal?
 
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Was die Nichtarbeitsmuskulatur angeht: Ruhender Muskel hat gleich nach Fettgewebe den zweitgeringsten spezifischen Energieumsatz.
Kannst du das quantifizieren? Das würde ja der aktuell recht oft vertretenen Aussage widersprechen, die Krafttraining zur Gewichtsabnahme empfiehlt, weil die Muskelmasse einen erhöhten Grundumsatz bewirken würde ...
 
Kannst du das quantifizieren? Das würde ja der aktuell recht oft vertretenen Aussage widersprechen, die Krafttraining zur Gewichtsabnahme empfiehlt, weil die Muskelmasse einen erhöhten Grundumsatz bewirken würde ...

Hab auf die schnelle folgende Quellen gefunden:

http://www.fao.org/3/contents/3079f916-ceb8-591d-90da-02738d5b0739/M2845E00.HTM
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2980962/
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23924948

Demnach hat Fettgewebe einen spezifischen Grundumsatz von 4,5 kcal pro Tag, ruhende Skelettmuskulatur 11-13 kcal/d. Zum Vergleich ist die Tabelle im ersten Link interessant: Herz ~400 kcal/d, Niere ~600 kcal/d, Leber 300 kcal/d, Hirn 240 kcal/d. Das sind wie gesagt die spezifischen Energieumsätze, also auf 1 kg Gewebe bezogen

Ich interpretiere die Zahlen so, dass die bloße ruhende Muskelmasse nicht ausschlaggebend für eine Diät ist. Der Anteil der Skelettmuskulatur am Grundumsatz wird mit 18% angegeben. Ein paar kg mehr oder weniger sind da ziemlich egal.

Krafttraining ist trotzdem empfehlenswert und effektiv, aber aus anderen Gründen. Alle Energieumsätze, also nicht nur der Skelettmuskulatur, werden erhöht. Der maximale spezifische Energieumsatz der Skelettmuskulatur unter Belastung ist mir jetzt nich auffindbar, aber die spezifische Energieflussrate (ATP/Sekunde/kg Muskel) lässt sich anaerob über 100x steigern, das wird sich also in etwa proportional im Arbeitsumsatz wiederspiegeln.
 
Oha, hochinteressant. Danke - da hast du dir aber Mühe gemacht das Zeugs rauszukramen. (FT/LT ist nur die Verdenglischung von Funktioneller Schwelle bzw ANS, hier wird doch immer von "FTP" geredet,oder? Ist aber auch im Endeffekt egal, welchen Leistungsfaktor man nimmt- nur für das Beispiel irgendwas Konkretes mit Relevanz nehmen.)

Muss an der Stelle anmerken dass ich Laie bin, also falls ich Blödsinn rede verzeihe man mir. Was die limitierenden Faktoren für vo2max angeht scheint ja etwas umstritten zu sein. Häufig zitiert habe ich diese Arbeit gesehen: http://jeb.biologists.org/content/204/18/3225.full Was ja etwas der periphären Faktoren als Limitation widerspräche, oder sehe ich das falsch? (dass irgendwann das Milieu zu sauer wird ist ja klar, die Frage ist nur wäre dies auf höherem Niveau wenn man irgendwo anders o2 einspart).

Naja, ich will hier auch niemanden nerven. Vor ein paar Stunden erschien mir die Frage noch relativ simpel, jetzt eher als Fass ohne Boden...
 
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Kannst du das quantifizieren? Das würde ja der aktuell recht oft vertretenen Aussage widersprechen, die Krafttraining zur Gewichtsabnahme empfiehlt, weil die Muskelmasse einen erhöhten Grundumsatz bewirken würde ...

Ist vielleicht auch einfach eine Frage der Interpretation. Man könnte die Zahlen ja auch in dem Sinne auslegen, dass selbst ein ruhender Muskel mit einer metabolischen Rate von 13 einen deutlich höheren Grundumsatz als Fettgewebe mit einer Rate von 4,5 hat. Sich zusätzliche Organe mit hoher metabolischen Rate anzuschaffen ist ja eher keine Option beim Abnehmen.
 
Ist vielleicht auch einfach eine Frage der Interpretation. Man könnte die Zahlen ja auch in dem Sinne auslegen, dass selbst ein ruhender Muskel mit einer metabolischen Rate von 13 einen deutlich höheren Grundumsatz als Fettgewebe mit einer Rate von 4,5 hat. Sich zusätzliche Organe mit hoher metabolischen Rate anzuschaffen ist ja eher keine Option beim Abnehmen.
Beim Abnehmen ist das sehr wohl eine Option, sich mehr Muskulatur zuzulegen, auf dass der Grundumsatz ansteigt. Grundumsatz und BMS/Adipositas zeigen eine klar inverse Korrelation.
 
Beim Abnehmen ist das sehr wohl eine Option, sich mehr Muskulatur zuzulegen, auf dass der Grundumsatz ansteigt. Grundumsatz und BMS/Adipositas zeigen eine klar inverse Korrelation.

Völlig d'accord, da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.
 
Demnach hat Fettgewebe einen spezifischen Grundumsatz von 4,5 kcal pro Tag

Irgendwas stimmt da nicht, rechts steht ne Leistung, links nicht.

Ist vielleicht auch einfach eine Frage der Interpretation. Man könnte die Zahlen ja auch in dem Sinne auslegen, dass selbst ein ruhender Muskel mit einer metabolischen Rate von 13 einen deutlich höheren Grundumsatz als Fettgewebe mit einer Rate von 4,5 hat. Sich zusätzliche Organe mit hoher metabolischen Rate anzuschaffen ist ja eher keine Option beim Abnehmen.
naja 11-13kcal? Mir scheint die Nummer ja auch abstrus niedrig, aber ginge man mal davon aus dass Arnold Schwarzenegger doppelt soviel Muskekmasse hat wie du, darf er 1-2gramm Fett extra essen. Oder nen halben Teelöffel Zucker in seinen Kaffee tun.... ;:) Gut der Leistungsumsatz ist für jemand der schwerer ist sicher auch höher... und es gibt ja noch ide Korrelation zwischen Körperoberfläche und BMR.

Beim Abnehmen ist das sehr wohl eine Option, sich mehr Muskulatur zuzulegen, auf dass der Grundumsatz ansteigt. Grundumsatz und BMS/Adipositas zeigen eine klar inverse Korrelation.
Kannst du vielleicht den Zusammenhang zwischen kleinerer BMR und Adipositas (ist es das was du mit invers meinst) belegen? Das höre ich nämlich zum ersten mal...

/Edit Aso, ich hab mal in die Arbeit geschaut, da fehlt nen Kg^-1, Ich dachte, so komisch es mir vorkam, die Werte beziehen sich auf die gesamte Skelettmuskulatur. Na dann darf Arnold Schwarzenegger, wenn er 30Kilo Muckis extra hat eben einen Cheeseburger extra essen. Das ist natürlich merklich! Wobei der Durschschnittmensch wohl doch kleinere Brötchen backen muss. Ich denke mittelfristig 5Kilo reine Muskelmasse zulegen ist für die meisten schon beachtlich...

Wenn man die komischen Einheiten mal in den Taschenrechner eintippt kommt man dadrauf dass die Leistung von 1kg ruhender Muskulatur 0,58W beträgt...
Bedenkt man dann dass der Wirkungsgrad bei der Umwandlung in kinetische Energie der Muskulatur grade mal 25% beträgt.... ist damit meine Frage wohl geklärt. Unter Nichtberücksichtigung aller oben diskutierten Faktoren (und ungefähr aller anderen Faktoren in der echten Welt) steigt für den Verlust von 10kg Ruhemuskulatur die potentielle maximale FTP grob um ein Watt * (FTP/P@vo2max) ....oje.
 
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Demnach hat Fettgewebe einen spezifischen Grundumsatz von 4,5 kcal pro Tag

Irgendwas stimmt da nicht, rechts steht ne Leistung, links nicht.
Siehe in Beitrag #6: der spezifische Grundumsatz ist als 4,5 kCal/Tag/kg Organmasse zu verstehen (hattest Du ja dann auch selber entdeckt). Wer also 10 kg Fett hat, verbrennt darin tägl. 45 kCal, wer 100 kg Fett herumschleppt, verbrennt in eben jenem Fett 450 kCal/Tag.

Eine Muskelmasse von 25-50 kg (Normalmensch) bzw. 75-125 kg (Arnies) verbrät also ca. 300-600 kCal/Tag beim Normalo und 900-1500 kCal bei den Muskelberg-Trägern. Arnie darf also täglich selbst dann ca. 80 Gramm mehr Butter aufs Brötchen schmieren, wenn er den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt.
 
Muss an der Stelle anmerken dass ich Laie bin, also falls ich Blödsinn rede verzeihe man mir. Was die limitierenden Faktoren für vo2max angeht scheint ja etwas umstritten zu sein. Häufig zitiert habe ich diese Arbeit gesehen: http://jeb.biologists.org/content/204/18/3225.full Was ja etwas der periphären Faktoren als Limitation widerspräche, oder sehe ich das falsch? (dass irgendwann das Milieu zu sauer wird ist ja klar, die Frage ist nur wäre dies auf höherem Niveau wenn man irgendwo anders o2 einspart).

Ah, das ist ein schönes Paper! Danke für den Link. Die Frage, die darin diskutiert wird, nämlich periphere vs. zentrale Ermüdung, ist nicht ganz auf unseren Thread hier anwendbar, das sind sozusagen parallele Forschungsfelder.

Ein bisschen Background zum obigen Paper: Zum Begriff "zentrale Ermüdung": Das Wort "zentral" ist hier nicht so zu verstehen, dass die Ermüdung im gesamten Körper gleichzeitig/gleichermaßen auftritt. Zentral ist eine Anspielung auf den Ursprung im zentralen Nervensystem (ZNS). Herz- und Skelettmuskulatur haben Rezeptoren, manchmal unter dem Begriff Ergorezeptoren zusammengefasst, die den metabolischen Zustand dieser Gewebe messen und via Nervenfasern (ähnlich wie Schmerzfasern) an höhere Zentren melden. Eine Struktur im Gehirn, in der das alles zusammenläuft, ist der insuläre Cortex (=Insula). Dort wird der Zustand der Gewebe überwacht und bei Überlastung (der Physiologe sagt "bei Angriff der zentral geschützten Reserven") wird dort etwas ausgelöst, was man als zentrale Ermüdung, zentrale Inhibition oder protektive Inhibition bezeichnet. Das ist eine vom Gehirn ausgehende, aktiv gesteuerte Hemmung der Arbeitsmuskulatur via Hemmung der motorischen Zentren im Rückenmark sowie des Herzens via veränderter Aktivität des Sympatikus/Parasympatikus. Der Sinn dahinter ist ein Schutz vor einer Art der Überlastung, die vermutlich negative langfristige Folgen hätte.

Interessante Info am Rande: Die zentrale Ermüdung kann man mit Dopingmitteln hemmen. Kokain, Amphetamin und Schmerzmittel können die zentrale Ermüdung ausschalten und so extrem leistungssteigernd sein. Daher sind sie klassische Dopingmittel, die seit über 100 Jahren (Kokain + Morphium) in allen Sportarten verbreitet sind.

Als Gegenstück zur zentralen Ermüdung gibt es auch die periphere Ermüdung. Diese entsteht ohne nervale Steuerung direkt in den betroffenen Zellen/Geweben.

Es ist eine aktiv umforschte Frage in der Leistungsphysiologie, welche Art der Ermüdung (zentral vs. peripher) unter welchen Umständen ausschlaggebend ist.

Du siehst, sportliche Leistung ist nicht nur eine Frage der Nährstoff- und Sauerstoffverfügbarkeit und der muskulären Anpassung, da spielen noch viele interessante Effekte eine gewichtige Rolle.

Naja, ich will hier auch niemanden nerven. Vor ein paar Stunden erschien mir die Frage noch relativ simpel, jetzt eher als Fass ohne Boden...

Du nervst nicht, ganz im Gegenteil! Ich finds immer wieder schön, mal über den Menschen und seine Physiologie zu diskutieren. In Rennradforen gehts sonst nur ums Material...

Und wie du siehst hat die Physiologie so ihre Komplexitäten - je mehr man darüber weiß, desto mehr Fragen hat man :)


Beim Abnehmen ist das sehr wohl eine Option, sich mehr Muskulatur zuzulegen, auf dass der Grundumsatz ansteigt. Grundumsatz und BMS/Adipositas zeigen eine klar inverse Korrelation.

Wie oben belegt steigt der Grundumsatz pro kg Muskelmasse nur um 11-13 kcal pro Tag. Und jedes kg Muskelmasse muss man sich hart erkämpfen. Wenn das alles wäre, würde sich der Aufwand nicht lohnen. Der Gesamtumsatz steigt viel viel mehr, aber das sind die energetischen Kosten, die durch mehr Bewegung (Krafttraining verbrennt ohne Ende kcal), durch den Aufwand von Muskelwachstum und Regeneration und durch die zusätzliche Belastung der inneren Organe verursacht werden. Das ist jetzt auch ein bisschen Haarspalterei, aber: Es ist falsch, dass Krafttraining beim Abnehmen hilft, weil es den Grundumsatz steigert. Das tut es fast nicht. Es steigert den Gesamtumsatz deutlich und ist deswegen extrem hilfreich. Ich bin ein großer Befürworter von Krafttraining in jeder Lebenslage, aber vor allem, wenn man abnehmen will. Es gibt wenig, was so effektiv ist.

Zum Zusammenhang von Grundumsatz und Adipositas hab ich keine Daten, wobei mir ein Zusammenhang logisch erscheint. Ich kenne aber einen gut belegten Zusammenhang zwischen Gesamtumsatz und Adipositas: Je höher der Gesamtumsatz, also je mehr körperliche Bewegung, desto unwahrscheinlicher ist Übergewicht. Menschen mit einem Gesamtumsatz des mindestens 1,8-fachen ihres Grundumsatzes haben statistisch sehr selten Übergewicht. Bei Interesse kann ich die Quellen dazu raussuchen. Gelesen hab ich das im Buch "Exercise Physiology" von Brooks et al.

Wenn man die komischen Einheiten mal in den Taschenrechner eintippt kommt man dadrauf dass die Leistung von 1kg ruhender Muskulatur 0,58W beträgt...
Bedenkt man dann dass der Wirkungsgrad bei der Umwandlung in kinetische Energie der Muskulatur grade mal 25% beträgt.... ist damit meine Frage wohl geklärt. Unter Nichtberücksichtigung aller oben diskutierten Faktoren (und ungefähr aller anderen Faktoren in der echten Welt) steigt für den Verlust von 10kg Ruhemuskulatur die potentielle maximale FTP grob um ein Watt * (FTP/P@vo2max) ....oje.

Ich glaube nicht, dass die Rechnung der zugrundeliegenden Physiologie gerecht wird. Nur weil die Muskelmasse weg ist heisst es ja noch lange nicht, dass die verbleibende Masse die eingesparte Energie auch automatisch in Leistung umsetzt. Ich glaube, eine hypothetische Reduktion der ruhenden Muskelmasse hat nahezu Null Watt Vorteil, und wenn überhaupt, dann nur wegen Gewichtsersparnis :)
 
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naja 11-13kcal? Mir scheint die Nummer ja auch abstrus niedrig, aber ginge man mal davon aus dass Arnold Schwarzenegger doppelt soviel Muskekmasse hat wie du, darf er 1-2gramm Fett extra essen.
Nachdem ich heute morgen aufgestanden bin, gab's keinen ruhenden Muskel mehr - vermutlich noch nicht mal im Schlaf!
 
Da wir gerade Winter haben: das beste Rezept gegen Frieren lautet: frieren!

Unter Kälteeinwirkung werden im Fettgewebe vermehrt spezielle Mitochondrien mit höherer Expression von "uncoupling"-Proteinen gebildet. Man kann so auch in weißem Fettgewebe ein "browning" erzeugen und die Fettspeicher dazu anregen, im Bedarfsfall Wärme zu produzieren. Dass dieses teilweise in braunes Fettgewebe umgewandelte Gewebe gegenüber rein weißem Speicherfett einen höheren Sauerstoffbedarf und Grundumsatz bedeutet, liegt auf der Hand.
 
Da wir gerade Winter haben: das beste Rezept gegen Frieren lautet: frieren!

Unter Kälteeinwirkung werden im Fettgewebe vermehrt spezielle Mitochondrien mit höherer Expression von "uncoupling"-Proteinen gebildet. Man kann so auch in weißem Fettgewebe ein "browning" erzeugen und die Fettspeicher dazu anregen, im Bedarfsfall Wärme zu produzieren. Dass dieses teilweise in braunes Fettgewebe umgewandelte Gewebe gegenüber rein weißem Speicherfett einen höheren Sauerstoffbedarf und Grundumsatz bedeutet, liegt auf der Hand.

Ich hab zu dem Thema mal einen Fallbericht gelesen. Ein (ich glaube) skandinavischer Ultramarathonist wurde via Biopsien seines Muskel- und Fettgewebes untersucht. Dieser Sportler hatte die Angewohnheit, ultralange Distanzen in der nordischen Kälte (unter Null Grad) nahezu unbekleidet zu laufen. Das Ergebnis der Biopsien war, dass sein weißes Fettgewebe einen braunen Phänotypus angenommen hatte, mit hoher Mitochondriendichte, mehreren Fettvakuolen pro Zelle und hoher UCP1-Expression (uncoupling protein 1, typisch für braunes Fett, macht Wärme aus Fettsäuren). Das Muskelgewebe war auch außergewöhnlich mitochondrienreich. Der Typ war einfach darauf angepasst, in klirrender Kälte sehr viel Wärme zu generieren, wo ein unangepasster einfach erfroren wäre. Ich finde das Paper leider nicht mehr. War jedenfalls interessant zu sehen, was unter extrem widrigen Umständen an Anpassungen möglich ist. Im Diskussionsteil spekulieren die Autoren, dass diese Anpassung nicht nur durch die Kälte ausgelöst wurde, sondern durch das Zusammenspiel von Kälte und extrem hochvoluminösem Ausdauertraining.

Also auch und gerade im Winter ab aufs Rad, das macht schön :)

Schön dass es jetzt 2 Leute mit Mi67 und cmus hier gibt die Wissenschaft und Praxis verbinden können- lese gerne mit.

Danke für das Kompliment, Bergdoc! :)
 
Bezüglich der Mechanismen dieser trans-Differenzierung sucht man gerade fieberhaft nach den Schlüsselmolekülen. Die Investitionen der Pharma-Industrie, Wirkstoffe zu identifizieren, die dieses "browning" befördern, gehen in die Milliarden ... nur um uns per Pille auf Kälte zu adaptieren und natürlich um die Millionen übergewichtiger Wohlstandsbürger per Tablette (und Dollars) schlanker zu machen.
 
Sorry-passt zwar nicht zum Fettgewebe, aber wenn hier soviel Fachkompetenz vorhanden ist stelle ich mal eine physiologische Frageo_O
Wie kann man sich erklären, dass Sport Verletzungen besser heilt, ich sehe oft (vor allem unsportliche)Leute in meinem Alter die haben nach einer Bagatellverletzung bakterielle Infektionen entwickelt, selber hab ich schon nach Blasen an den Füßen weiter trainiert und außer etwas Rötung war nicht viel. Die Verbesserung der lokalen Durchblutung und daher mehr Substrat zur Wundheilung leuchtet mir ein, aber es scheint auch ein Art Beeinflussung des Immunsystems zu geben die dann direkt im entzündeten Gebiet wirkt.Zu meiner Zeit gab es in der Physiologie noch keine Interleukine:idee:
 
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