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Merida Reacto "Golden Morning" - Projektstory

Lenny33

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Hallo liebe Mitleser,

fast 1 Jahr zurück, stolperte ich in den KIeinanzeigen über einen 2019er Merida Reacto Rahmen in passender Größe für mich. Ein Riss in der Sitzstrebe machte den Preis einfach unwiederstehlich. Und da mir mein aktuelles Rose durch Defekt der Schalthebel, wieder 2 Wochen Rennradpause bescherrte, schien mir ein Zweitrad mehr als sinnvoll.

Von der Einfachen Reparatur vergrößerte sich das Projekt nach und nach immer mehr. Hier nur schon mal die Stichworte interne Kabelverlegung und Paintjob als Teaser und weitere Gimmicks.

Viel Spaß beim mitlesen.



Nach dem Kauf war erstmal kurzt ein paar Komponenten dran um sich ein Bild vom Rad zu machen. Der Rahmen gefällt mir durch seine geraden Linien schon einmal sehr gut. Mit dem Lackdesign kann ich mich allerdings nicht so sehr anfreunden.

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Dann die Begutachtung der Bruchstelle:
Auf den ersten Blick sieht es nicht so dramatisch aus. Der Vorbesitzer sei damit auch noch 500 km gefahren. Bei den massiven Kettenstreben wahrscheinlich auch möglich, aber es soll ja wieder in einen einwandfreien Zustand versetzt werden.

Die betroffene Stelle wurde bis zum beginn des Risses runtergeschliffen. Dabei stellte sich heraus, dass dieser sogar bis in die unterste Carbonschicht vorgedrungen war!
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Zur Reparatur wurde mit Silikon ein Negativ der Strebe genommen. Die Risstelle anschließend trapezförmig auslaufend geschliffen und mit 3 Schichten Carbongewebe laminiert. Die Silikonform diente zum verpressen. Nach dem Aushärten war noch ein weiteres Schleifen notwendig.
Leider hier noch ohne Bilder der Operation. Es folgt aber noch mehr ...
 

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Re: Merida Reacto "Golden Morning" - Projektstory
Parallel wurden Bikemarkt und verschiedene Portale durchstöbert um den Aufbau so günstig wie möglich zu gestalten. Nach einiger Zeit war eine komplette Ultegra 11-fach beschafft.

Ganz wichtig zu einem Aero Rahmen ist natürlich ein leckerer, hoher Satz Laufräder. Günstig, leicht und breit geht am besten im Eigenbau. Novatecs 285 g leichte Carbonnaben bilden das Zentrun, da ich leider keine gebrauchten DT swiss 240er bekommen habe. Die 29 mm breiten, 50 mm hohen Felgen kommen direkt aus der Fabrik von "Carbon Beam". Zusammen mit Sapin CX-Ray und hinten rechts CX-Sprint ist das Puzzle bereit.

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Die Felgen sind tubless ready, wobei ich momentan noch Mäntel für Schlauch rumliegen habe. Die 50 g Schläuche von Conti werden Einzug erhalten. Aufgebaut liegen die Laufräder bei knapp unter 1400 g.

Die Felgen prägen den Gesamteindruck stark.
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Nice.

Von Merida hörte man dass sie sich sehr unkulant verhalten würden bei Defekten, also nix mit crash replacement. 😐
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiter mit dem Rahmen!
Auch wenn ich mir nach dem Umbau meines Roserahmens gedacht habe, ich tue mir das nicht nochmal an.

Zuerst kommt der Lack runter, was im Sommer eine ziemlich schweißtreibende Arbeit ist. Das Gröbste erledigt der Lackhobel, der Rest mit 180er Schleifpapier in unzähligen Stunden.

Das Merida kommt werkseits mit einem unteren Steuerlager von 1,25" und oben mit 1,125". Soweit, sogut. Um die Kabel durch den Steuersatz zu legen kommt bei einem runden Gabelschaft nur ein 1,5" Lager oben in Frage.

Zuerst wird der Rahmen geköpft. Einmal mit der Eisensäge angesetzt auch nicht so aufwändig.
(Vorsicht: Atemschutz gegen den Carbonstaub!!!)
Die Kante wird mit der Feile möglichst rechtwinklich zum Gabelschaft gebracht.
Kleine Pappstreifen und das Korkstück helfen die Form für die Lagerschale zu zentrieren.

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(Hier in Grün markiert, die Öffnung für die ursprüngliche Kabelöffnung und Di2 Schnittstelle wurde zulaminiert)

Der 3D-Drucker leistet wertvolle Dienste bei der Formerstellung. Um eine Glatte Oberfläche zu bekommen werden die druckfrischen Teile grob angeschliffen und mit Harz überzogen, geschliffen, überzogen, geschliffen, poliert. Bis die Oberfläche glatt ist. Ein Trennwachs verhindert beim Laminieren ein verkleben von Form und Laminat.

Zwei umgestülpte Carbonflechtschläuche werden den neuen Lagersitz ergeben.
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Zusätzlich sogren Silikonstücke für die Innen/Außenkontur und machen ein Verpressung möglich.
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Die Matrix, ein hochfestes Epoxidharz, bindet die trockenen Carbonfasern zu einem Verbundkunststoff. Beim Handlaminieren kommt dabei ein Harzsystem zum Einsatz, dass bei Raumtemperatur aushärtet und später beim einer Temperaturbehandlung bei ca. 80°C, dem "Tempern" seine maximale Festigkeit erreicht. Ich stelle den Rahmen dazu einfach für ein paar Stunden in die Mittagssonne, wobei Temperaturen von 60°C-70°C erreicht werden.

Diese "Bastelmethode" führt natürlich zu einem geringerem Faservolumenanteil und weniger Festigkeit als es die Hersteller können. Um das zu kompensieren, sind die Wandstärken wesentlich dicker ausgeführt. Bei der kleinen Fläche merkt man das im Rahmengewicht kaum. Für den Lagersitzt sind ca. 12g reine Fasern eingesetzt.

Der nahezu fertige Lagersitz, anch einigen Auffüll- und Schleifvorgängen
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Ein besonderer Kompressionsring lässt ein Fenster für bis zu 4 Kabel/Züge
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Was es nicht passend gibt, wird 3D-gedruckt. Hier ein Dummy als Topspacer. Dieser wird nacher nur eine Art Verkleidung, während die Lagervorspannung über ein Aluspacer im Inneren aufgebracht wird.
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Letzte Laminierarbeit am Rahmen sind Gewindehülsen hinter dem Steuerrohr. Sie wurden zuerst eingeklebt, dann von hinter einlaminiert um die Materialschwächung im Rahmen zu kompensieren.

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Mir hat es das Konzept hinter angepassten Stauboxen angetan.
Frei bei dem Orbea Orca oder Cube Agree abgeschaut.
Es soll allerding wesentlich besser in das Design integriert werden und auch nur Platz für das minimale Pannenset bieten.
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(Quelle: News-Bereich)
 
Vorbereitungen für den neuen Lack

Bis zu diesem Zustand sind ca. 35 Std. an Schleifarbeit angefallen.
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Als Grundlage wurde der Rahmen mit einer minimalen Schicht Harz eingerieben. Damit die Oberfläche glatt wird, erfolg ein letzter Nassschliff mit 1000er Sandpapier. Der Markenschriftzug soll nur klar lackiert werden. Er wird vorab abgeklebt. Die Decals wurden online mithilfe einer Vektorgrafik geordert.

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Für das Auf- und Abkleben sollte man sich Zeit nehmen. Das heißt in diesem Fall an die 2 Stunden.
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Gut verpackt hält am besten!
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Lackiertag 1

Im ersten Durchgang werden 1,5 - 2,5 Schichten Basislack aufgetragen.
Die 0,5te Schicht ist das "Annebeln" zu Beginn. Sie sorgt dafür dass die Deckschichten halten und nicht sofort verlaufen.

Ich habe mich für ein Champagner-Silber metallic entschieden. Man sieht es ab und an noch an alten Mecedes im Straßenverkehr ;) Am Rahmen wird es, wie es der Treadtitel andeutet, den Golden Morning erstrahlen.

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Zwischen den Schichten gibt es 5 Minuten Ablüftzeit. Nach 20 Minuten ist er bereits durchgetrocknet und hat eine raue Oberfläche für weitere Lackschichten.
So eilig hab es nicht und lasse ihn die Nacht über drinnen stehen.
 
Lackiertag 2

Jetzt wird es unkonventionell: Die zweite Farbe ist lediglich ein Klarlack mit beigemischten Farbpigmenten. Es lassen sich damit super tiefe Metalliceffekte erziehlen. Die Pigmente werden in den Klarlack gemischt und dann ganz normal verarbeitet. Die Farbe wurde als Petrol-Metallic betitelt.
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Die obere Hälfte wird in petrol Lackiert.
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Das Ganze muss dieses mal über Nacht trocken.
 

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Lackiertag 3

Der Klarlack ist getrocktet. Jetzt können auch die Decals entfernt werden und zwar ganz vorsichtig im spitzen Winkel.
Der Klarlack muss für weitere Schichten angeschliffen werden. Allerdings ist es auch notwendig geworden, da sich eine leichte Orangenhaut eingeschlichen hat. Die Außentemperatur war mit 14°C ebenfalls nicht optimal.

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Lackiertag 4

Endlich ist Zeit für die letzte Lackschicht. Dieses Mal eine reine Klarlackschicht. Das Wetter hat nicht ganz mitgespielt und sich ein paar Tage sehr wechselhaft gezeigt. Heute gab es ein Zeitfenster ohne Regen.

Das Ergebnis ist größtenteils in Ordnung.
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Die Sattelstütze hat auch etwas Farbe bekommen.
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Und wieder warten, damit alles durchtrocknet...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz grosses Tennis!
Danke für's Teilen.
Wann kann ich meinen Rahmen anliefern?
 
Wo wurde das lackiert ? Im Keller ? Haste Dir mit Plane eine Lackierkabine gebastelt ? Und welche Sprühpistole ?
 
Hut ab, klasse Arbeit 👍🏻
Danke, das hilft bei der Motivation weiter dran zu bleiben!

Wo wurde das lackiert ? Im Keller ? Haste Dir mit Plane eine Lackierkabine gebastelt ? Und welche Sprühpistole ?
Lackierort ist notgedrungen im Freien. Staub und Kleine Insekten bleiben da nie ganz aus. Das Timing macht durchaus einen Unterschied. Ein paar Stunden nach einem Regen ist der Boden nass und bindet Partikel, die sonst auf dem Werkstück landen.

Zum Lackieren ist eine No Brand HVLP (high volume, low pressure) Pistole im Einsatz. Die Düse ist 0,8mm und es wird mit 2,5 bar Eingangsdruck lackiert. Das Ding spielt eher in der Klasse Spielzeug, wenn ich öfter und professioneller lackieren würde käme etwas anderes ins Haus. 🤭
Ähnlich so einer:
1665773548333.png
 
(...)

Der 3D-Drucker leistet wertvolle Dienste bei der Formerstellung. Um eine Glatte Oberfläche zu bekommen werden die druckfrischen Teile grob angeschliffen und mit Harz überzogen, geschliffen, überzogen, geschliffen, poliert. Bis die Oberfläche glatt ist. Ein Trennwachs verhindert beim Laminieren ein verkleben von Form und Laminat.

(...)
Sofern es in ABS-Kunststoff ist kannst den passenden Primer als Versiegelung nehmen --> der Kunststoff weicht oberflächlich auf und die feinen Lücken laufen zu. Wir hatten auf Arbeit wasserführende Prototypen gebaut, die bekam man damit wunderbar dicht. Anschließend schon noch verschleifen und noch mal behandeln und die Oberfläche ist schon drei Nummern glatter.
 
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