Tja, bei mir (Jg. 1968) ging es 1981 wieder mit dem Rad fahren los, und zwar auf dem von meinem Vater übernommenen 1974er MARS 'Luxus'-26"-Rad mit Sachs Dreigang Mod. 515 (letztes Baujahr) - im Grunde genommen eine grauenhafte Grotte, hergestellt von Kynast (und warum sich mein Vater mit seinen 1,89 m Länge damals ausgerechnet so ein Mikro-Rad gekauft hat, werde ich vermutlich nie verstehen ...).
Dies hier ist das einzige - und zugleich auch das letzte - Bild von diesem Rad; den Plakaten auf der Baustellen-Wand im Hintergrund zu Folge wohl im Spätsommer 1982 aufgenommen (das historische Speicherhaus aus dem 18. Jahrhundert, das da vorher stand, war im Vorjahr abgebrannt - in jener norddeutschen (Klein-)Stadt wurde wohl nicht ganz ohne Ursache von einem "warmen Abbruch" gemunkelt ...):
Dieses also auch schon für mich als 14jährigen erkennbar zu kleine und zu jämmerliche Rad (... nur die Sachs Mod. 515 habe ich trotz aller Mißhandlungen und Fehleinstellungen nie kaputt bekommen, eine Robustheit, die sich auch drei Jahrzehnte und etliche Nabenschaltungs-Modelle später immer noch und immer wieder bestätigt) tat mir dann wenig später den Gefallen, final zu versagen, und zwar durch Lenkerbruch, glücklicher Weise, nachdem ich die steilste Steigung jener norddeutschen Kleinstadt, die Holstenstraße,
hochgefahren war und oben an einer Ampel anhalten musste (wie die Sache ausgesehen hätte, wenn das passiert wäre, wenn ich diesen "Berg" in gewohnt schwungvoller Weise ("Ampel ist gerade noch Grün - also laufen lassen ...") hinuntergefahren wäre, mag ich mir bis heute lieber nicht ausmalen ...:
Danach war die MARS-/Kynast-Gurke also Geschichte (... allerdings nicht, ohne eine bleibende intensive Abneigung gegen Fahrräder mit zu kleinen Rahmen bei mir zu hinterlassen ...), und ich brauchte ein neues Fahrrad. Nach einigem Sparen, einem Zuschuss meiner Mutter und diversen Besuchen im Fahrradladen von Hagen Wechsel und Kompagnon in der Braunstraße jener norddeutschen Kleinstadt (... der Laden lag ganz zufällig häufig auf meinem Schulweg, so dass ich mir quasi unabsichtlich da immer mal die Nase an der Scheibe plattdrücken musste ...
) habe ich dann ein - mit 623 DM eigentlich deutlich zu teures - Winora 'Sir'-Sportrad mit Positron-12-Gang-Kettenschaltung gekauft, und der Kompagnon von Hagen Wechsel (... der immer mit Einweg-Handschuhen schraubte, was seinerzeit in jener norddeutschen Kleinstadt als "... doch schon etwas seltsam !" wahrgenommen wurde ...) hatte mir auf meinem Wunsch hin noch eine jener neuartigen Sachs-Trommelbremsen ins Vorderrad gespeicht (vierfach gekreuzt, angeblich wegen der Stabilität - heute glaube ich ja eigentlich eher, dass er nur einfach nicht die passende 286er Speichenlänge auf Vorrat hatte ...).
Dieses Rad war dann also mein erstes Kettenschaltungsrad, und ich war seeeeeehr glücklich damit - hier einige (ziemlich verliebte ...
) Bilder aus den frühen Tagen im Sommer 1983 (abfotografiert von Papierbildern meiner 1980 gekauften Agfa Optima Sensor Electronic ...
):
... die Trommelbremse ist noch die ganz frühe Ausführung mit der spillerigen M 5-Zugeinstellschraube und dem fest am Bremshebel geklemmten Bowdenzug, ein Detail, das mich 30 Jahre später durchaus noch mal beschäftigen sollte ...
Den optional erhältlichen Rennlenker fand ich damals eher doof, und wollte auf jeden Fall einen Trainingsbügel haben (ein "Motiv", das mich durch mein weiteres Leben begleitet hat ...). Originell auch die (nur) 28 mm breiten
Schwalbe-
Schläuche mit einvulkanisierten Autoventilen (... damals der letzte Schrei - heute stelle ich da schon eher die Sinnfrage, zumal bei
Felgen mit 16 mm Maulweite ...
).
Mit diesem Winora war ich dann doch für etwa zwei Jahre lang ziemlich glücklich, war viel und (für meine damaligen Maßstäbe ...) weit unterwegs, häufig und regelmäßig z. B. von jener norddeutschen (Eher-Klein-)Stadt an die Ostsee (ca. 15 Kilometer pro Richtung), und auch sonst viel unterwegs, z. B. (aber nur einmal ...) mit einem Freund nach Hamburg, 70 Kilometer pro Richtung, plus Herumgefahre also vielleicht 160 Kilometer an einem Tag (... boah, war ich da abends dann platt ...
). Brav und sorgfältig habe ich immer den Kettentrieb gepflegt (schön mit Petroleum, was immer gut auf die Lunge ging ...), und mich auch sonst sehr um das Rad gekümmert, aber die ständig zerfressenen Konen der Sachs-Trommelbremse im Vorderrad, und die häufig brechenden Speichen im Hinterrad, gingen dann sowohl mir, wie dem wie dem Wechsel & Co.-Fahrradladen irgendwann mächtig auf den Senkel, und irgendwann ca. 1985 habe ich das Ding dann mal in einem Wutanfall in Stücke zerlegt ...
Dann begann auch sowieso meine "Alt-Rad-Phase", also das Bergen historischer deutscher Tourenräder von Schrottplätzen, und die anschließende Restaurierung - hier mal als Beispiel das 1949er Göricke des Vaters eines Freundes, das ich im Rahmen meiner damaligen Möglichkeiten (... und ja: das war lange vor dem Internet, liebe Kinder ...) restauriert habe:
... für die weißen Socken schäme ich mich natürlich heute, aber hey - das waren halt die schlimmen 1980er Jahre ...
Immer noch ganz o.k. finde ich die Lackierung und die Zierlinien - wohlgemerkt sorgfältig um den erhaltenen originalen Schutzblech-Aufkleber von 1949 herumgemalt (ja, auch wir westdeutschen Wohlstandskinder der 1980er Jahre könnten ein "... wir hatten ja nüscht !"-Lied singen, aber das wäre dann doch reichlich übertrieben ...
):
Und dann war da 1986 noch mein erstes "richtiges" Rennrad, ein Vorjahres-Patria WKC mit 105er
Shimano 'Golden Arrow' (und Thun 'Aero Coronado'-Kurbel), auch von Hagen Wechsel, aus dem Radsport-Laden, den er inzwischen alleine übernommen hatte:
... nur Wasserrohr (aka 'High-Ten-Steel'), aber für den Anfang sicherlich ganz o. k. Ich habe es dann später dem Sohn eines Freundes (im Tausch gegen ein Emailleschild "Güldner Diesel Kundendienst" - das hängt heute noch in meinem Flur
) gegeben, und er hat es binnen relativ kurzer Zeit damit erst zu einem Gabel-, und dann auch bald zu einem Rahmenbruch gebracht - das lag aber sicherlich nicht zuletzt auch an seinem "dynamischen" jugendlichen Fahrstil ...
Das 1983er Winora war aber insgesamt gar nicht so verkehrt, finde ich heute - die Rahmenqualität war natürlich nicht so doll (trotz Bocama-Muffen), halt in Schweinfurt auf einer laufenden Fertigungsstraße seriengelötet (mit Lot-Depots in entsprechenden Austaschungen der Rahmenrohre), aber von der Geometrie her eigentlich letztlich doch genau das, was meinen vielfältigen Ansprüchen am Besten entspricht. Deswegen gibt es da auch noch ein "lauerndes" (Wieder-)Aufbauprojekt mit einem Rahmenset, das ich 2010 per Bahn aus Bremen abgeholt habe - von einem iBäh-Verkäufer, der zum Zeitpunkt der Abholung schon in die USA ausgewandert war (... aber es gibt ja freundliche Nachbarn, gerade in Norddeutschland ...), an einem Tag mit heftigem Schneetreiben, und kurz vor Weihnachten, an dem die Deutsche Bahn AG Pünktlichkeitswerte erreichte wie vermutlich zuletzt im Frühjahr 1945, als die Russen schon über die Oder gekommen waren ...
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... eine verbastelte und als Triathlon-Rad mißbrauchte Gurke, aber man muss ja immer an das Positive denken, und an das Potential, das die Dinge prinzipiell haben ... Der Anbau-Schrott ist natürlich lange entsorgt, und der in sich verdrehte Rahmen längst gerichtet - der Rückkehr in ein glückliche Jugend steht also quasi kaum mehr etwas entgegen ...
Dass diese Räder trotz ihrer eher billigen Machart etwas Besonderes an sich haben, und von der Geometrie her sehr viel "älter" sind, als man auf den ersten Blick denken sollte, habe ich übrigens erst später begriffen - nicht zufällig ist mein Traumrad (also "für wenn ich mal groß bin ...") jenes hier, ein Alex Singer Grand Tourisme Américain - man vergleiche mal sehr aufmerksam die Geometrie ...: