AW: ...ist denn vielleicht jemand in Hohenlohe unterwegs? - Teil 2
Hier nun ein ausführlicher Bericht von gestern.
Zahlreiche mitgegebene Tipps und Ratschläge verinnerlicht, startete ich im Morgengrauen mit Sack und Pack und voller Optimismus und Vorfreude.
Ich fühlte mich gut und war bestens vorbereitet.
Schön ist es um diese Zeit. Alles schläft noch, während der Tag langsam erwacht.
Die Luft ist frisch, unverbraucht. Die Straße gehört mir ganz alleine.
Ab Rothenburg und im Taubertal erwarteten mich leider nasse Straßen.
Als ich das Taubertal nach Creglingen verlassen hatte, war’s zum Glück wieder trocken.
Bis Ochsenfurt und am Main entlang verlief meine Fahrt ohne jegliche Schwierigkeiten.
Die ersten 100 km gingen mit einer Leichtigkeit vorüber, die mich sehr gefreut hat.
Schwer, sich zusammenzureißen und nicht zu überziehen…
Ochsenfurt
Je später es wurde, desto voller wurde es auf den Radwegen.
Da ich gestern aber angesichts der noch vor mir liegenden Wegstrecke sowieso gemächlich unterwegs war, ging’s einigermaßen.
Kitzingen
Ein Abstecher in die Weinberge verschaffte wieder Ruhe und Frieden.
Schrecklich voll war es in Volkach!
Ein Fest in der Innenstadt, tausende von Menschen überall und diverse Baustellen machten den Aufenthalt für mich dort nicht zum Vergnügen.
Nach kurzer Rast zur Nahrungsaufnahme verließ ich das Städtchen schnell wieder und machte mich auf die Suche nach dem richtigen Radweg.
Leider befanden sich am Mainufer diverse Baustellen, weswegen die Radwege kreuz und quer umgeleitet wurden. Die Beschilderung war nicht sorgfältig genug, den richtigen zu erwischen das reinste Glücksspiel!
Leider ist es mir nicht gelungen. Nach einer Schleife gelangte ich wieder auf den Radweg, den ich auf dem Hinweg schon benutzt hatte. Dabei wollte ich auf dem Rückweg anders fahren. Was soll’s. Ich wollte mir nicht die Zeit nehmen, länger herumzusuchen.
Wieder zurück in Dettelbach fand ich auf Anhieb einen gut ausgeschilderten Radweg nach Würzburg.
Kaum abgebogen und vom Main entfernt, herrschte eine wohltuende Stille. Anscheinend wollte kein Mensch nach Würzburg oder von dort an den Main. Mir ist bis kurz vor Randersacker nicht ein einziger Radler begegnet!!!
Dafür war es auf dem Mainradweg ab Randersacker umso voller.
Da ließ sich sogar die Sonne zum ersten Mal kurz blicken.
Main bei Randersacker
Ich fuhr ja schon mit einem leicht mulmigen Gefühl nach Würzburg.
In meinem Leben erst ein oder zwei Mal dort gewesen, aber nicht mit dem Rad, wusste ich nicht ganz genau, wohin ich musste.
Ich wusste, ich muss über den Main. Aber wo am besten, das wusste ich nicht. Und auch nicht, auf welchen Straßen ich wieder heraus kam. Ich kann ja wohl kaum auf eine Schnellstraße…
Also fragte ich mich durch. Nach Nennung diverser Ortsnamen konnte mir ein Radler wenigstens sagen, über welche Brücke ich muss und wo die sich befindet. Mehr aber auch nicht. Das war aber immerhin etwas.
Leider tauchte dann eine Baustelle mit Radwegumleitung auf und der beschriebene Weg war versperrt. So irrte ich im Stadtverkehr teilweise hilflos umher (ich hasse große Städte, bin ein echtes Landei
) und fand schließlich die Brücke. Am richtigen Ufer angelangt, fand ich den Weg weiter nicht. Kein Radwegschild weit und breit. Die gesuchten Ortsnamen fand ich, aber die Straßen dorthin waren für mich nicht befahrbar. Helfen konnte mir niemand. Entweder waren die Gefragten selbst fremd oder hatten null Kenntnis über heimische Radwege.
In meiner Not (ich hatte schon viel zu viel Zeit verplempert) marschierte ich ins nächste Polizeirevier, da wurde mir geholfen. Eine Streife eskortiere mich sogar bis zum Radweg nach Wertheim. Alleine hätte ich das nicht gefunden.
Da passte der Slogan Freund und Helfer wirklich. Echt nett.
Sollte ich noch einmal nach oder durch Würzburg fahren, finde ich den Weg alleine.
Wieder was dazu gelernt.
Der Radweg nach Wertheim war dann wieder toll angelegt und ausgeschildert.
Eine Überraschung gab’s:
Das waren 2 km, die mächtig weh taten.
Wieder am Main angelangt, waren die Straßen und Radwege übervoll.
Genervt von all dem Rummel beschloss ich, nicht nach Wertheim reinzufahren sondern umfuhr den Ort. Das brachte mir dann einige Höhenmeter obendrauf.
Nach 200 km fühlte ich mich nicht mehr frisch, aber ok. Keine nennenswerten Beschwerden. So fuhr ich gemächlich auf dem Taubertalradweg gen Heimat.
Erste nennenswerte Probleme tauchten ab km 240 auf. Die Hände bzw. Handballen schmerzten gewaltig.
Die Füße schliefen ein und wollten irgendwann nicht mehr aufwachen und der Rücken zickte etwas.
Ich nahm Tempo raus, fuhr noch langsamer.
Aber alles in allem gab es keine schlimmen Qualen. Jedenfalls nicht so gravierend, wie ich erwartet hatte. Ich hatte mir das Unternehmen 300 noch viel schwerer vorgestellt.
Das lag aber wohl daran, dass ich alle Ratschläge beherzigt hatte und wirklich locker in moderatem Tempo gefahren bin.
Da ich die Strecke sowieso auf knapp 300 geplant hatte um mich nicht zu übernehmen, und an vielen Stellen anders gefahren bin als geplant, fehlten auf dem Heimweg noch ca. 20 km. Da habe ich dann noch eine extra-Runde absolviert, bevor ich endlich daheim ankam.
Müde, erschöpft aber stolz und glücklich und voller neuer Eindrücke. :love:
Jetzt habe ich also das größte Ziel, das ich mir für dieses Jahr gewünscht hatte, erreicht.
Eine tolle Erfahrung, die sich auf jeden Fall gelohnt hat!
Wen die nackten Zahlen noch interessieren… Fahrzeit 14:10h, Hm 2.130.