Immer noch keine Berichte hier?
Also - was wir auch schon vor Ort gesagt haben - irre vielen Dank an die Organisatoren, das war wirklich eine ganz außergewöhnlich runde Sache und durch und durch großartig.
Für unser Team war es das erste Mal und wir haben uns daher bemüht eine leichte Strecke zu finden. Für den einen war es die erste Nachtfahrt, der nächste hatte gerade Covid überstanden (sich aber beim Arzt ordentlich durchchecken lassen), der dritte das Jahr bisher fast nur mit Lauftraining und nicht auf dem Rad verbracht. Nur der Vierte war ganz gut vorbereitet.
Mit entsprechend viel Aufregung ging es in Düsseldorf am Hauptbahnhof los, erst durch die wenig charmante Umgebung des Hauptbahnhofs, aber dann doch über meine Standardstrecken Richtung Erkrath und nach Wuppertal. Dort auf die wohlbekannte Trasse um Ampeln zu vermeiden. Weiter über Haßlinghausen usw. runter zur Ruhr. Dort wegen Infrastrukturproblemen nicht durch Wetter sondern über Vorhalle zum Ruhrradweg, den entlang und unterbrochen von Fotopausen Richtung Schwerte und hinter Holzwicke zur Schönen Flöte über die so simple Geister wie wir heute noch lachen.
Easy übers platte Land durch Unna zur K1 nach Welver. Absichtlich parallel zur Lippe bis Lippetal (K2) und ab dort bergauf (Paderborn, dort gern gesehenes Schmackofatz an einem Roadmaster Bus Imbiss) durchs Egge"gebirge". Wunderbare einsame Wirtschaftswege, null Probleme mit dem "Straßenverkehr". Immer wieder sorgten Infrastrukturerhaltungsmaßnahmen für hübsche Gravelpassagen. in Paderborn fehlte auch einfach mal eine halbe Brücke. Tja, wir machen den Weg frei, uns hält nix auf. Dann wurde es dann langsam dunkel und so an Brakel vorbei zur K3 nach Beverungen.
Auf dem Weserradweg up-and-down-and-up-and-down-undsoweiter entlang über ein paar Hügelchen nach Göttingen. Auf dem Wege verließ uns dann auch der etwas nervige Gegenwind endlich. In Göttingen haben wir uns im Hauptbahnhof der Fazilitäten bemüßigt und 1-2h die Beine hochgelegt, wir wolten die 7 Uhr Kontrolle nicht zu früh erreichen. Gegen 3 Uhr ging es weiter. Noch mal über ein paar Wellen und Hügel. Aber wirklich alles sanft ansteigend, so dass niemand vor Probleme gestellt wurde, trotz der zum Teil (nach Covid) üblen Form. Unterwegs sind wir einem Randonneur in einem Dorf an einer umschlossenen Bushaltestelle begegnet. Der wirkte etwas out-there. Meinte er wäre gestern (dh Samstag) um 19 Uhr an der Wartburg gewesen und jetzt auf dem Rückweg. Und wir sollten uns lieber beeilen, da seien doch so fiese Anstiege vor Eisenach. Dann kam auch noch der Nachbar im Bademantel raus und fragte, ob wir die Musik hören könnten und ob wir die Zeitung brächten. Weder noch. Für uns ein sicheres Zeichen weiterzufahren. Die 7-Uhr Kontrolle hatten wir sportlich nach Wanfried gelegt, ungefähr 38 km vor der Wartburg. Die Kontrolle erreichten wir trotz unsäglicher Trödelei um 6:15. Unterwegs hatte uns noch der sechste Mann eines vierer Teams getroffen, kurz gequatscht und dann überholt. Aber schon das Zahlenspiel zeigt was da in dem anderen Team los gewesen sein muss. Gegenüber der Bäckerei, die wir als Kontrolle festgelegt hatten, gab es eine Volksbank zum Aufwärmen. Die Bäckerei war von uns Newbies außerordentlich geschickt gewählt, da sie genau um 7 Uhr öffnete. Es düsste so das ein oder andere Team durch Wanfried, als wir da warteten.
Wir haben ganz gut gelacht über das Gesicht der Verkäuferin, die seit 6:30 die Regale einräumte, als wir Punkt 7 Uhr aufbrachen. Die Dorfbevölkerung kam natürlich standesgemäß mit dem Auto beim Bäcker an. Uns war jedenfalls klar, dass es ab da mit der Trödelei für uns vorbei war. Wie spielten also ein bisschen Roadtrain und sind dann meistens mit unserem stärksten Fahrer vorneweg ordentlich durch die Ebene geglitten. Auch an den Anstiegen sind wir zusammen geblieben, wir hatten uns auf den Kilometern bis dahin gut kennengelernt. Zwei Fahrer kannten sich von vielen gemeinsamen Kilometern, beide kanntenden dritten Fahrer von so 300-600 gemeinsamen Kilometern, während der vierte Fahrer für zwei der anderen ganz neu war. Umso schöner war es, dass alles so geschnurrt hat. Etwas große Augen machte zumindest ich als wir ins Tal nach Eisenach einfuhren und die Wartburg noch ganz schön weit weg war. 30 Minuten waren da noch übrig. Da ging es noch mal um eine Baustelle herum und - lustige Überraschung - die Anfahrt zur Wartburg sah dort sehr, sehr steil aus. Es war die hintere Waldauffahrt und nicht die asphaltierten Serpentinen. Da waren es noch 12 Minuten. Kann das hier richtig sein? Telefonjoker 1 nahm nicht ab. Telefonjoker 2 nahm nicht ab. Ein Randonneur mit Gepäck für eine Himalayadurchquerung kam vorbei und nickte etwas verschlagen grinsend auf die Frage ob das der Weg sei. Tja, also war das der Weg. Ich kann jedenfalls für mich nicht behaupten, dass ich die ganze Strecke dort hoch gefahren sei. Oder auch nur die Hälfte. Unser bester Fahrer war natürlich zuerst oben, scoutete etwas voraus und so kamen wir dann vier Minuten vor 9 gemeinsam und nebeneinander fahrend im Ziel an, dabei schon Bekannte treffend und unter großem Hallo. Ne, wie war datt schön jewesen. Ca. 396 km und 2.750 hm.
Wurst, Brötchen, Bier waren danach sehr, sehr gerne gesehen. Ein Ausflug ins Brauhaus ebenfalls. Um 14:04 ging der IC und vier Stunden und 15 Minuten später war ich wieder (mit 2h Schlaf im Gepäck) in Düsseldorf. Zu Hause wartet die Dusche und danach stand das Essen direkt auf dem Tisch.
Hat jemand ein Foto von dem Fahrradabteil in dem IC gemacht? Mir fehlte die Geistesgegenwart dazu. Das sah scharf aus mit dem 10-15 Randonneurskarren.
Fotos von unserem Team postet bestimmt noch jemand anders. Gibt es aber auch da wo's Fotos gibt. Vier Leute haben insgesamt über 200 Stück geschossen auf der Strecke.