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Berneroberland Extrem

Rad-ins-Restaurant-Nehmer

Bidonvergesser
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Luzern / Schweiz
Wie ich vor wenigen Tagen den neuen Bericht vom Wolfi über den Männlichen gesehen habe, entschloss ich mich da mal hoch zu fahren.

Meine Tourplanung war Wassen - Susten - Innertkirchen - Grosse Scheidegg - Grindelwald - Männlichen - Grindelwald - Interlaken. Alles in allem so ca. 135km mit etwas über 4000HM. Wenn es zeitlich und sportlich noch drinliegt, eventuell retour über die Grosse Scheidegg nach Meiringen, anstatt Interlaken.

Um 8.50 Uhr ging es in Göschenen los, sehr viele Radfahrer im Zug mit einer grossen Klappe, genau die waren es auch, welche dann auf den Zug nach Andermatt umstiegen und die Schöllenen nicht hochfuhren! :eek: Mein Weg führte in die andere Richtung, runter nach Wassen.

In Wassen ging es dann los, ich hatte einiges gehört wie schwierig der Susten von Wassen sein und kannte diesen bis anhin nur vom runterfahren. Die ersten 10km fuhr ich mit einem 13er Schnitt, aus irgendeinem Grund hatte ich eine Distanz von 14km im Kopf, als ich das letzte Stück dann vor mir sah, wusste ich, dass kann nicht stimmen, nahm somit Tempo raus, da ich ja noch wusste was auch mich zukommt. Eine nette Französin mit Fotoapparat gab mir noch ein "Allez, allez" mit auf den Weg. Ca. 4km vor dem Ziel überholte mich dann ein Pantaniverschnitt, mit Maglia Rosa. Dem hat es so die Beine durchgebogen in seinem Wiegetritt das ich grinsen musste. Erinnerte mich unweigerlich an "Champione" von Belleville. Er fuhr auch als ob die Strasse im gehöre, mitten drin und auf der Gegenseite und das sogar nach Kurven. Ich wartete nur auf den grossen Knall, der zum Glück jedoch ausblieb.

Nach etwas über 1.29h war ich dann oben. Die Auffahrt ging recht gut und ich fühlte mich noch fit. Also ging es mehr oder weniger gleich weiter. Auf der Abfahrt kurz vor Steingletsch fuhr ich an einen Unfall. Die Mopetfraktion hatte es mal wieder übertrieben und handorgelten ihre Maschinen gleich Reihenweise in einem Tunnel zusammen. Ich half rasch ein wenig und informierte die Polizei, zum Glück gab es da auch keine Verletzten.

Auf der weiteren Abfahrt hatte es viele Radnewbies, keine Ahnung wo und wie fahren, nicht schauen und immer voll auf die Bremse. Eine rotzte mich fast noch voll, da man sich ja nicht umschauen kann. Irgendwie scheint Stahl wesentlich schneller zu laufen als Carbon und ALU. :D

In Innertkirchen bogen die "Nichtswissenden" ja sowieso alle Richtung Grimsel ab, hier begann nun der harte Teil. Der kleine Anstieg Richtung Aareschlucht war gerade recht zum wieder warm werden, kurz nach der Anhöhe bog ich dann links ab Richtung Grosse Scheidegg. Dieses Mal nahm ich die offizielle Strecke. Diese ist wirklich einfacher zu fahren! Bis zur Schwarzwaldalp war eigentlich alles recht ereignislos, ein paar MTBler welche im Nullgang fuhren und besser gelaufen wären und ein ergeiziger MTBler der sich partout nicht von mir überholen lassen wollte. Ich hielt meinen Kopf nach unten und liess mich nicht aus der Ruhe bringen und fuhr mein Tempo. Irgendwann war er weg, keine Idee wohin. Nach der Schwarzwaldalp, wo das Steilstück beginnt, lud ich gleich reihenweise MTBler auf, einige hatten bedenklich rote Köpfe. Auf den letzten 3km traf ich noch einen Leidensgenossen auf dem Rennrad. Dem bog es von weitem bereits die Beine durch, er fuhr mit einer 39/25 und das war dieses Jahr sein erster Pass. Ich nahm Tempo raus und quatschte mit ihm bis wir oben waren, das war seine Vorbereitung für den Gigathlon, wohl etwas vom härteren was man sich vorstellen kann.

Auf der Passhöhe rasch eine kurze Pause und weiter nach Grindelwald. Die Auffahrt zum Männlich beginnt in Grindelwald Grund, sprich ganz unten am Boden. Man kann es fast nicht verfehlen, einfach auf die Wegweiser achten und immer runter fahren. Im Tal war es sehr warm und in Zwischenzeit war es auch bereits nach 13.00 Uhr. Die letzten 14.5km mit 1300HM standen auf dem Programm. Wolfi meinte es sei extrem hart, ich bin da immer skeptisch und denke da ist doch ein Hang zur Übertreibung darin. Wer sagt schon gerne das er einen "Luschenberg" gefahren ist. Die ersten KMs ging noch durch Wohngebiet und waren recht einfach, das schlimmste waren die Viecher welche einem auffrassen. So nach ca. 6km waren auch die letzten Häuser weg und die Sonne brannte extrem. Die Viecher wurden zur Plage, ich zog regelrecht eine ganze Wolke mit mir mit. Ich dachte ans aufgeben, da ich die Stiche der Bremen und das Gesurre um meine Ohren satt hatte. Ein Brunnen war dann meine Rettung. Kopf rein und richtig waschen. Getränke wieder kühlen und auffühlen. Nach 5min hatte ich mich wieder "beruhigt" und fuhr weiter. Freudig sah ich plötzlich eine Bahnstation und dachte "was schon oben, toll!". Leider war es nur eine Zwischenstation. Die folgenden 8km sind wohl was vom schlimmsten was ich je gefahren bin. Es ging nur einmal hoch und das kontinuierlich über 12% mit 18% max und das nicht nur über 10-20m, nein einige Hundert Meter. Ich fuhr langsam aber sicher Serpentinen in die Strasse, da dieser Teil autofrei ist, ist das auch kein Problem. Es wurde immer steiler und kein Baum spendete Schatten, es war eine regelrechte Tortur. 2-3 kurze Pause liessen mich immer wieder Energie tanken und der Gipfel war nun in Sicht. Ein MTLer welcher die ganz Auffahrt immer so 200m hinter mir lag, schloss auf den letzten Metern auf und überholte mich als ich am fotografieren war. Raushängende Zugen waren die Begrüssungsart! Ich fuhr wieder weiter und hielt nun meine 100m Abstand zu ihm für die letzten 1.5km.
Oben traf ich ihn, er war Höllander und meinte zu mir "Du hast das falsche Rad, mit der falschen Übersetzung am falschen Berg". Er nahm die Downhillstrecke nach Wengen und ich mühte mich noch auf den Gipfel des Männlichen, was eigentlich nicht für Rennräder gedacht ist. Das war nach 1.55h dann auch geschafft.

Nach 5min ging es wieder runter nach Grindelwald und danach gleich weiter nach Interlaken. Die gesamte Fahrzeit lag bei etwas über 7.5h, Reisezeit bei ca. 9h.

Der Männliche, wirklich nur was für "männliche" Athleten, eine absolute Körnermühle!

Bilder zur Tour findet ihr hier.

Gruss, Bidonvergesser
 

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Re: Berneroberland Extrem
Hallo Bidonvergesser, toller Bericht, schöne Fotos.

Rad-ins-Restaurant-Nehmer schrieb:
In Innertkirchen bogen die "Nichtswissenden" ja sowieso alle Richtung Grimsel ab

könntest du mich bitte einweihen? Ich bin glaub auch ein Nichtwissender. Wegen Verkehr oder wieso?
 
Chevy schrieb:
könntest du mich bitte einweihen? Ich bin glaub auch ein Nichtwissender. Wegen Verkehr oder wieso?
Das ist nicht so ernst zu nehmen! ;) Der Punkt auf den ich hinauswollte ist, das viele Leute denken das Susten - Grimsel - Furka was vom tollsten ist, die Grosse Scheidegg und der Männlichen sind verglichen damit gar nicht bekannt, sind aber wesentlich härter zum fahren und vom Panorama her nicht zu übertreffen. Das ist so wohl was vom Besten in den Alpen überhaupt! An einem klaren Tag Eiger, Mönch und Jungfrau direkt vor der Nase zu haben ist schon was tolles! Da kann mir der Rhonegletscher die Nase geigen! :D

Verkehr ist auch ein Thema, da hast Du auf der Grossen Scheidegg und dem Männlichen nichts, Mopets sind auch nicht erlaubt! Auf der anderen Route schwirren Dir die Sachen nur so um die Ohren. Ich stehe halt mehr auf "kleine" unbekanntere Pässe, als auf die grossen Namen.

Dahingehend war meine Bemerkung gemeint! :)

Gruss, Bidonvergesser
 
Rad-ins-Restaurant-Nehmer schrieb:
Verkehr ist auch ein Thema, da hast Du auf der Grossen Scheidegg und dem Männlichen nichts,
Dafür fahren dich die Postbusse in den Zaun :eek:

(Wenn man nicht aufpaßt,was man tunlichst tuen sollte)
 
Rad-ins-Restaurant-Nehmer schrieb:
Das ist nicht so ernst zu nehmen! ;) Der Punkt auf den ich hinauswollte ist, das viele Leute denken das Susten - Grimsel - Furka was vom tollsten ist, die Grosse Scheidegg und der Männlichen sind verglichen damit gar nicht bekannt, sind aber wesentlich härter zum fahren und vom Panorama her nicht zu übertreffen. Das ist so wohl was vom Besten in den Alpen überhaupt! An einem klaren Tag Eiger, Mönch und Jungfrau direkt vor der Nase zu haben ist schon was tolles! Da kann mir der Rhonegletscher die Nase geigen! :D

Verkehr ist auch ein Thema, da hast Du auf der Grossen Scheidegg und dem Männlichen nichts, Mopets sind auch nicht erlaubt! Auf der anderen Route schwirren Dir die Sachen nur so um die Ohren. Ich stehe halt mehr auf "kleine" unbekanntere Pässe, als auf die grossen Namen.

Dahingehend war meine Bemerkung gemeint! :)

Gruss, Bidonvergesser

Zum Glück gibt es noch die weniger bekannten schönen Ecken / Pässe
und Strassen für die, die auch mal auf einen Motor verzichten können.
Aber Susten Grimsel Furka muss man doch auch mal gefahren haben oder? Den Rhonegletscher mal gesehen haben solange es ihn noch gibt. Eiger Mönch und Jungfrau werden diesen glaubs überleben. :crying:
Mein Velo und ich haben erst den Gotthard Lukmanier und Oberalp erfahren. Wenn ich noch ein paar Trainingskilometer mehr auf dem Tacho habe möchte ich dieses Jahr wieder eine grosse Runde fahren in den Alpen. Und an Susten Grimsel Furka habe ich auch schon gedacht. Für die Berneroberland Extrem-Runde habe ich sicher zu wenig Kilometer in den Beinen.
Trotzdem sind Tips über schöne Touren immer wertvoll. :daumen:
Gruss Chevy
 
@Rad-ins-Restaurant-Nehmer - Eine Strecke für Dich, aber ich vermute die dürftest Du bereits kennen:
Steffisburg-Homberg-Buchen-Teuffenthal (kurze Steigung von 18 %)-Meeresmad-Schwanden-Sigriswil-Beatenberg-Habkern-Interlaken.

Nach Teuffenthal habe wir allerdings eine Abzweigung verpasst und sind resp. bin ich direkt nach Sigriswil 'abgestürzt'. Ich hasse es zu Bremsen, aber da war nicht daran zu denken. Anhalten und Bremsen und Felgen abkühlen lassen. Die Begleitung verloren. Wieder zurück? Unmöglich, da kommst Du nie hoch auf dem Rad. Ich hab es dennoch versucht. Mein Stolz ging in Brüche, noch nie das Rennrad geschoben zu haben. Wie es sich anfühlt zu Fuss zu gehen, mit Rennschuhen, dazu noch den Berg hinauf? Nun die Begleitung habe ich wieder gefunden in Sigriswil. Die Umkehr vergebens.

Eine irrsinnige Tour. Aussicht schlicht ergreifend. Leider hatte ich den Fotoapparat nicht mit.
Gümmeler
 
gümmeler schrieb:
Eine Strecke für Dich, aber ich vermute die dürftest Du bereits kennen:
Steffisburg-Homberg-Buchen-Teuffenthal (kurze Steigung von 18 %)-Meeresmad-Schwanden-Sigriswil-Beatenberg-Habkern-Interlaken.
Ich kennen nur den Beatenberg, aber on der anderen Richtung. In dieser Gegen bin ich noch nicht grossartig rumgekurvt, ich hatte aber mal eine Tour über den Schallenberg geplant, da hätte man auch über Buchen fahren können.

Auf meiner Karte für die Strasse nach Teuffenthal auf. Man müsste ca. 1km vor Teuffenthal links weg Richtung Meiersmaad.

Nach Habkern seit Ihr in Waldegg abgebogen und habt noch die 200HM über den Hügel gemacht, oder?

gümmeler schrieb:
Eine irrsinnige Tour. Aussicht schlicht ergreifend. Leider hatte ich den Fotoapparat nicht mit.
Ja, vom Beatenberg rüber zu Eiger und co. ist schon schön!

Gruss, Bidonvergesser
 
Ich habe leider keine so genaue Karte. Muss mich mal im Internet bewegen. Ich meine wir sind in Teuffenthal durchgefahren. Da oben gibt es noch einen Skilift an dem sollte man vorbeikommen. Mal sehen, ob ich etwas genaueres Kartenmaterial in die Hände bekomme, dann würde ich mich wieder melden.
Habkern resp. Waldegg, da hast Du recht. Ausgangs Beatenberg links ab und nochmals hoch (von der Ostseite kommend).
Gümmeler
 
Teuffenthal - Der Emfpehlung bin ich nachgekommen. Es führt wohl ein Weg über Teuffenthal. Oberhalb Buchen (956n ca.) geht der Weg rechts ab (Teerstrasse). Die 'Hauptstrasse' führt allerdings noch weiter und endet ebenfalls in einen Pfad der wiederum bei Meiersmaad zusammenführt. Dort oben sind höchstens noch Wegweiser für Wanderer angebracht.
Gümmeler
 
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