AW: alte Rahmendecals reproduzieren
Ich bin im Besitz fast vollständiger Sätze Rahmen-Decals zweier meiner älteren Räder. Da ich diese nicht bei der nächsten Restauration verbraten möchte, stellen sich mir nun 3 Fragen:
Ich würde diese Sätze ein wenig umstellen wollen und fragen, ob Du nicht davon absehen solltest, Deine älteren Räder nicht bei der nächsten Restauration zu verbraten.
1. Der eine Satz besteht aus normalen Aufklebern, da könnte ja evtl. bereits ein Farbkopierer, der Klebefolie bedruckt, helfen. Oder gibts eine bessere Methode? Wie würde denn dann das im Aufkleber enthaltene weiß kopiert werden?
2. Das Frontemblem fehlt mir. Kann man dieses aus Fotos reproduzieren? Wie korrigiert man die Verzerrung durch die Rohrkrümmung?
3. Der andere Satz besteht aus "Rubbelbildchen". Man muss eine Schutzfolie abziehen, sieht dann auf die Klebeseite und erst nach Anbringung am Rahmen entfernt man die Trägerfolie.
Farbkopien helfen nicht, da man ja die spätere Oberfläche gar nicht sieht sondern nur die Trägerfolie. Gibts hier eine Methode, das Original-Decal zu erhalten aber dennoch zu kopieren?
Den Begriff "Decal" versteht man in Fahrradsammlerkreisen nicht (eher in der Modellbauszene), gebräuchlich ist der Begriff "Transfer" und meint entweder ein Wasseraufschiebebild oder ein "Varnish"-Transferbild (beide werden völlig verschieden verarbeitet) und benennt damit den Vorgang der Übertragung des Bildes von seiner Trägerschicht auf seinen Bestimmungsort. Was aber ist ein "Rubbelbildchen"? Rahmendekore wurden während der Fertigstellung der Rahmen niemals "aufgerubbelt", wie etwa früher die Anreibeschriften von Letraset oder Mecanorma, sondern entweder im Varnish-Verfahren oder als Wasseraufschiebebild aufgetragen.
Das Original-Transferbild zu erhalten ist recht einfach: Belasse das Rad im Originalzustand und verzichte auf die Anhübscherei, die den Wert Deiner Räder in den Augen nicht nur in den Augen fachkundiger Betrachter herabsetzt, sondern auch die Aussicht auf jene Begeisterung in den Augen szenefremden Betrachtern in dem Moment, wenn sie sich unvermutet einem originalbelassenen und nur gut konservierten Rad mit all seiner anmutenden Patina gegenübersehen, von vorneherein verstellt.
Verstehe es nicht falsch, aber einem seriösen Sammler historischer Rennräder stellt sich die Frage nach dem Ersatz von Rahmendekoren gar nicht erst, sondern er wertet den Originalzustand als erhaltenswert, wie er auch sei und legt alle Mühe dahinein, diesen Zustand zu sichern, also die Oberflächen vor weiterer Verwitterung und die Struktur vor Verfall durch Korrosion zu bewahren. Ein "restauriertes", also neulackiertes Rad hat für den Sammler all seinen Wert verloren (stelle Dir die Frage, ob in Museen die Exponate neu lackiert werden, oder ob man sie vielleicht doch nur aufwendig sichert) und ist nur noch als Gebrauchsrad oder Spekulationsobjekt für Verkäufe geeignet, deren Interessenten sich
aus fachunkundigen Einsteigern rekrutieren, die sich ihrem neuen Hobby "Fahrradsammeln" mit ihrem anderswo erworbenen Ordnungssinn nähern. Schlimm für die Räder, denn "man hat nur einmal original".
Eigentlich wäre man ja geneigt, dem Besitzer zuzugestehen, er könne mit den ihm zugefallenen Dingen tun, was er will, jedoch entzieht der Restaurierende mit seinen Erneuerungsbemühungen späteren Generationen den Blick auf den Originalzustand.
Der Aufwand, den gewissenhafte Sammler für Lack- und Chromsicherung betreiben, übersteigt bei weitem das, was eine "Restaurierung" an Aufwand kostet. Sicher ist eine Restaurierung schnell gemacht, aber als, die Original-Substanz zerstörende "Instant"-Lösung, dem nötigen, verantwortungsvollen und bedächtigen (alles muß reversibel bleiben) Herantreten an nicht wiederbringliche europäische Kulturgüter völlig unangemessen.
Dem Folgenden schiebe ich vorweg, daß ich es nicht für die Reproduktion von Fahrraddekoren verwende: Es gibt eine Möglichkeit, die Farbe "Weiß" zu drucken, selbst auch Schwarz und in perfekter Deckung. Kaufe Dir einen Festtintendrucker vom Hersteller "ALPS", so wie ich ihn habe. Dieser Drucker ALPS MD 2010 druckt fotorealistisch alle Farben, eingeschlossen Weiß und selbst echte Metallicfarben auf jeden Untergrund, der durch den Papierschacht geht, theoretisch also auch auf Glas, wenn es beim Drucken nicht zerbricht
Obwohl der Drucker bereits viele Jahre nicht mehr hergestellt wird, wird er unter Freunden des Plastikmodellbaus hoch gehandelt und erzielt auf
ebay immer noch Preise um die 600 Euro, die Verbrauchsmaterialien sind ebenfalls nicht gerade preiswert.
Darüberhinaus gibt es schon ein Verfahren, Aufkleber manuell zu reproduzieren, dies aber ist sehr aufwendig und setzt viel an Geschick, sehr guten Augen und ruhiger Handführung voraus.
Gut also, daß hier die Eindstiegshürde in das Zerstörungswerk so hoch angesetzt ist.
Gruß
Peter