Gerade der Vergleich mit Jan Ullrich spricht für mich eher für einen "sauberen" Cuneco. Das er einer der besten Marathonfahrer ist, bestreitet wohl keiner. Er ist Vollprofi, trainiert und bereitet sich entsprechend auf solche Rennen vor. Seine Trainings- und Rennkilometer dürften ein zigfaches über denen von Ullrich liegen. Die Nase vorne hat Ullrich nur auf der Waage
Trotzdem war Cunico "nur" 30 min. schneller als Ullrich und ich glaube kaum, dass der sich für den ÖRM was einschmeißt.
Einen "Cuneco" gibt es im Radsport gar nicht, wenn man im gleichen Satz Jan Ullrich erwähnt. Da sind Galaxien dazwischen.
Dass die ambitionierten Fahrer beim Ötztaler, bei dem es keine Kontrollen gibt, das Potenzial der hilfreichen Pharmazie nicht nutzen, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Sicher werden dort keine Anstrengungen unternommen, wie sie die kriminellen Gangs von Festina, Team Telekom, U.S. Postal und Co. oder die "Patienten" von Ferrari und Fuentes hinter sich haben, aber es gibt so viele Mittelchen, die das Leben leichter machen. Wer von den ambitionierten Fahrern auch nur befürchtet, dass der Gegner so was nimmt, der rüstet möglicherweise selbst nach, das ist einerseits menschlich, andererseits aber auch ärgerlich.
Für mich ist es absolut nicht schlüssig zu erklären, wieso es beim Ötztaler zwei Rennen gibt. Einerseits die Hobbyfahrer, die sich an den Laben anstellen müssen, auf der anderen Seite die Profis, die ihre Begleitfahrzeuge haben. Welchen Werbewert hat diese Profiszene beim Ötztaler? Es sind doch die Massen, die das Geld nach Sölden bringen, die echten Jedermänner. Der Ötztaler wäre doch auch ohne Cuneco und solche Semi-Stars genauso erfolgreich, dessen bin ich mir sicher.
Dass aber nicht nur diese paar Berufsfahrer im Verdacht stehen, sich gut mit leistungssfördernden Substanzen auszukennen ist die andere Geschichte. Dass auch richtige Jedermänner dopen, wurde schon untersucht und auch nachgewiesen.
Eine aktuelle Blutuntersuchung auf Dopingmittel kostet ca. 300 €. Würde man bei 4000 Startern jeden 10. Fahrer testen, würde der Startplatz 30 € teurer sein. Das wäre meiner Meinung nach vertrebar und würde den Ötztaler qualitativ aufwerten. Ich bin sicher, das würde in der Öffentlichkeit positiv aufgenommen und die Teilnehmer würden sich ernster genommen fühlen. Wenn dann noch die ersten 3 Fahrer automatisch zur Kontrolle geladen würden, wäre der Ötztaler mit einem Schlag eine wirklich ernst zu nehmende Veranstaltung.
Warum ich über diese Sache rede? Weil die Welt darüber redet. Auch wenn diejenigen, die den Radsport lieben (dazu gehöre ich ja auch) am liebsten nichts mehr von dem Thema hören will, das ist ein Themal.
Mal ganz ehrlich: Wer von Euch denkt wirklich, beim Ötztaler 2014 wäre kein einziger Starter gedopt gewesen?