Um mal nicht nur vom Hörensagen zu berichten: Ich bin in beiden Schwangerschaften so lange weiter Rad gefahren, wie es irgend ging, so bis etwa 6 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin - mit dem RR, spĂ€ter dann, wegen der aufrechteren Sitzhaltung, Crosser. Irgendwann waren sich nĂ€mlich Sattelnase und Bauch doch etwas im Weg. Irgendwann sieht es sehr lustig aus. Wegen des Bauches und der Symphysenlockerung hockt frau schlieĂlich recht froschbeinig auf dem Rad. Frau sollte also den Druck auf dem Pedal etwas dem Kniewohl anpassen.
Meine Gyn hatte mir zwar umgehend nach Feststellung der Schwangerschaft nahegelegt, sofort mein genetisches Thromboserisiko feststellen zu lassen (seltsamer Weise hat sie mir vorher jahrelang die Pille verschrieben, ohne sich besonders um eben dieses dann ja gesteigerte Risiko zu scheren), bei der ErwÀhnung von Sport hat sie aber direkt selber Herzklabastern bekommen. Was mich aber nicht abhielt und die Hebamme war da auch deutlich entspannter (im Wochenbett hat sie mir dann verraten, dass sie mal auf den RaAM trainiert hat - go figure).
FĂŒr mich hat es sich sehr gelohnt, eine Pulsuhr zu haben. Da der Herzschlag des Fötus höher liegt, als der der Mutter, sollte man nicht zu lange in hohen Pulsbereichen fahren (als klassische Hochpulserin habe ich versucht, nicht lĂ€nger als 10 Min. am StĂŒck ĂŒber 160 SchlĂ€ge zu kommen). Dementsprechend sollte man auch die Strecken planen. Denn schon AutobahnbrĂŒcken können - dem erhöhten Blutvolumen sei Dank - ganz schön den Puls durch die Decke schieĂen.
Distanzen und auch Untergrund haben sich schlicht im Verlauf der Schwangerschaft verĂ€ndert. In den ersten Monaten war ich noch crossen - Down-hill mit dem MTB hĂ€tte ich vermutlich wegen der erhdöhten Sturzgefahr nicht gemacht. Das nicht zu tun, fĂ€llt einem in Berlin und Umland aber auch nicht schwer, eher das Gegenteil - aber querfeldein geht in vielen FĂ€llen problemlos. Wenn es keine Hinweise auf Probleme gibt (Vorwehen z.B. oder andere Schmerzen oder vergangene Fehlgeburten), sollte das kein Problem sein. Ein Embryo fĂ€llt nicht einfach aus der GebĂ€hrmutter, nur weil es etwas rĂŒttelt. Wem da der Arsch auf Grundeis geht, sollte es einfach lassen. Die Schwangerschaft ist nicht die Zeit, gegen den inneren Schweinehund zu kĂ€mpfen und frau sollte das vielleicht nicht in der Schwangerschaft anfangen. Auf's eigene GefĂŒhl hören ist da alles.
So ab dem 5-6 Monat war es damit bei mir z.B. vorbei, denn dann wurde jeder Stoà unangenehm. Babypopo-Asphalt hatte plötzlich tatsÀchlich eine Existenzberechtigung.
Die UmfĂ€nge der Runden haben sich genauso "natĂŒrlich" reguliert. So schnell wie das Gewicht in der Schwangerschaft steigt, kann keine RĂŒckenmuskulatur sich mitentwickeln. Irgendwann waren alle TourenlĂ€ngen >60 km nur unter viehischen RĂŒckenschmerzen möglich. Dazu muss aber gesagt werden, ich fahre sonst auch gerne lange Touren, gerne auch mal 200+. Da kann frau also ggf. auch schon nach 40 km oder weniger scheitern.
Letztendlich gilt in der Schwangerschaft mehr als sonst das, was sonst auch immer gelten sollte: auf das eigene KörpergefĂŒhl hören. Und im Gegensatz zu sonst: nicht versuchen, die eigenen Grenzen zu verschieben. Frau wird langsamer, die Strecken kĂŒrzer, weil der Körper irgendwann gar nicht mehr anders kann.
Das ist auch eine gute Möglichkeit, um "abzutrainieren", denn die ersten Wochen nach der Geburt ist weder Radfahren noch Sex das gröĂte Verlangen der Frau und wenn frau stillt auch nicht so viel Freiraum fĂŒr lĂ€ngere Touren. Ich hatte beide Male richtig Entzugserscheinungen und unglaubliche GlĂŒcksgefĂŒhle, als ich nach einigen Wochen dann wenigstens wieder fĂŒr die normalen Alltagswege auf dem Sattel saĂ!.
Nun aber genug Tapete. Tipps einer Hebamme und Erfahrungsberichte findet frau
hier.
P.S.: Pukyracer No 1 kam ĂŒbrigens am Tag der Zeitfahr-WM zu Welt. 48 Minuten nach Tony Martin kam sie ins Ziel. Wenn das keine PrĂ€natalesuchterzeugung war!