Tag 6. So langsam beginne ich mich auf die Heimreise zu freuen.
Nach einer ziemlich kurze Nacht (ich hätte nie gedacht, dass so kleine Koreanerinnen so laut schnarchen können) ginge es um 9:00 Uhr ein letztes Mal durch die Rothenburger Altstadt und anschließend weiter Richtung Osten. Es wartet zunächst das unspektakuläre Städtchen Neusitz, das gleichzeitig auch den Rand des Taubertals markierte.
Ich musste schnell feststellen, dass die Ankündigung meines Roadbooks: 'es gäbe keine nennenswerten Steigungen' nicht bedeutete, dass es keine Steigungen gibt, sondern lediglich, dass das Buch die vorhandenen Steigungen nicht für erwähnenswert hält. An dieser Stelle differiert meine Ansicht etwas. Ich finde 15 % durchaus erwähnenswert. Zumindest war das der letzte Wert denn die Garmin messen konnte, bevor ich wieder zu langsam wurde.
Danach ging es aber zum Glück erst mal Berg ab. Ich radle in der kühlen Morgensonne über hübsche Sommerfelder und für eine Weile sogar parallel zum Altmühltal Radweg. Leider nehmen ist die Franken mit der Radwegqualität nicht so ernst wie die Schwaben. Es gibt immer wieder Abschnitte mit Schotter oder Betonplatten, die so aussehen als hätte die sie der alte Adolf noch selbst verlegt.
Meine Handgelenke freuen sich nicht. Dafür Tochter mittlerweile am Horizont Burg Colmberg auf, die ich aber, da auf Berg gelegen, links liegen lassen um das Altmühltal über den Kühberg zu verlassen.
Weiter geht es nach Lehrberg, wurde er auf der Karte eingezeichnet der Radweg leider nicht den vor Ort aufgebauten Schildern entspricht. Nachdem ich mich zweimal in konzentrischen Kreisen einem Kuhstall genähert habe erlöst mich ein Einheimischer mit dem Hinweis, dass man hier vor kurzem 'alles neu gemacht habe'. Der Radweg führt jetzt durch die Innenstadt von Lehrberg, statt davor vorbei.
Gut zu wissen. Besser wäre natürlich ein Schild gewesen. Es geht weiter entlang der Fränkischen Rezat Richtung Ansbach. Hier gibt es ein paar schmucke alte Häuser und Kirchen und ein Bäcker mit hervorragender Kuchenauswahl steht zumindest einen Teil meines Glaubens in die Qualitäten der Franken wieder her.
Am Stadtausgang gibt es denn wieder ein paar Abweichungen zwischen Karte und Ausschilderung. Aber diesmal bin ich vorbereitet und folge besser den Schildern. Leider wird die Wegqualität zunehmend schlechter. Es hoppelt sich wieder über Schotter am Waldrand entlang und nach Verständnis der Franken scheint unebenes Kopfsteinpflaster einen ausgezeichnet guten Radweg darzustellen.
In Lichtenau gibt es dann einen Schwenk raus aus dem Rezattal Richtung Süden. Raus aus dem Tal bedeutet natürlich mal wieder eine dieser nicht erwähnenswerten Steigungen. Ich bin immer wieder erstaunt darüber was für Wege die Menschen hier mit ihrem Auto zurücklegen. In der Stadt rollen die Leute ja schon wieder rückwärts das Parkhaus hinaus wenn es mal ein bisschen regnet.
Das Gehügel lohnt sich dieses Mal in Form des kleinen Städtchens Wolframs-Eschenbach. Als hättet ihr es geahnt: es ist das Heimatdorf von Wolfram von Eschenbach, dem Autor von Parzival, wie etliche Schilder, zwei Statuen und ein Museum den Besucher auf keinen Fall vergessen lassen. Daneben ist die Stadtmauer noch fast komplett vorhanden und es gibt in der Altstadt einige schöne Häuser und das Liebfrauenmünster mit seinem glasierten Kirchturm zu begutachten.
Nach diesem kurzen Ausflug geht es wieder zurück ins Rezattal - ihr ahnt es schon - natürlich wieder über diverse Hügel. Aber das Ziel ist nah, was meinen Hintern und meine Handgelenke dankbar hören.
An Windsbach vorbei geht es weiter über ruhige Nebenstraßen und hoppelige Waldwege bis Wassermungenau. Dort biege ich dann von der eigentlichen guter Ort um nach Wernfels zu meiner heutigen Bleibe zu fahren.
Die Jugendherberge ist in der Burg Wernfels untergebracht, die schon seit fast 150 Jahren im Besitz des CVJM Bayern ist. Leider bedeutet Burg auch wieder Berg. Und nicht zu wenig davon.
Beim Einchecken erzählt man mir, dass es heute in der Jugendherberge kein Abendessen geben wird. Angesichts der Größe des Ortes und der verfügbaren Gastronomieoptionen stellt mich das vor eine Herausforderung. Man versichert mir, dass es am Ortsausgang ein Gasthaus gäbe in dem ich essen könne.
Also erst mal duschen und frisch machen – heute habe ich ein Einzelzimmer – und dann den Berg runter zum Gasthaus.
Das Gasthaus gibt es auch, aber man hat spontan beschlossen heute nicht zu öffnen und lieber in privater Runde Fußball zu schauen. Auf meine ungläubige Nachfrage hin bekomme ich die patzige Antwort, ich solle es doch im Biergarten die Straße runter versuchen. 'Die Straße runter' bedeutet in diesem Fall 3km über einen Wanderweg durch den moskitoverseuchten Wald.
Ich habe die Schnautze gehörig voll, als ich endlich beim Essen ankomme, vor allem angesichts der Tatsache, dass nach dem Essen noch ein halbstündiger Fußmarsch bergauf zurück ansteht. Aber was will man machen. Wenn die Insekten nicht wären, könnte man den malerischen Weg und die Aussicht sogar genießen...
Heute waren es 75km mit 500hm in 4,5std und das erste Mal seit Jahren, dass ich nach einem Fußballspiel kein stundenlanges Gehupe ertragen musste.
Morgen steht die - vorerst letzte - Etappe nach Nürnberg an.
(Komische Kühe haben die hier...)