Samstag, 10.03.2018: Ighrem - Tafraoute
Früh brech ich auf aus der etwas schäbby, aber sympathischen Auberge. E§s geht durch zerfurchtes ho§chland, 1.700 m hoch, ständig auf und ab, rotebraune Felslandschaft mit blühenden und duftenden Mandelhainen und leuchtend grünen Terrassen mit Getreide.
Ich hab mich zwar gut mit Wasser eingedeckt, aber nichts zu essen dabei außer nem großen stück superleckerem Sesamriegel noch aus Marrakesch. So hoffe ich, in dem kleinen Ort nach 50 km was zu essen zu bekommen. Dort biegt auch die Straße zum Agadir Tasguent ab, laut Därr-Reiseführer sehr sehenswert. Ich bin unschlüssig, ob ich die 16 km hin und zurück auf mich nehmen soll, denn eigentlich will ich nicht so spät in Tafraout ankommen. Ich sprech nen Marokkaner an der Kreuzung wegen essen an. Er schlägt vor, mir den Agadir zu zeigen und es gäbe auch was zu essen. Das passt mir. Wir bringen mein rad zu seinem haus und stellen uns an die Straße. Gefühlt ne Stunde stehen wir da. Ein volles Auto fährt vorbei. Dann nimmt uns doch tatsächlich eins mit. Mohamad spricht sehr gebrochen französisch, englisch und sonstwas. Nach 6 km Autofahrt folgen noch 2 km Fußmarsch. Er sagt: 300 meter. Naja, marokkanische Einheiten eben. Ich bin trotzdem froh, ihn zu haben, denn laut Reiseführer braucht man nen Schlüssel und Mohamad ist persönlich im Reiseführer erwähnt. Als wir endlich oben ankommen, stellt sich raus, er hat keinen Schlüssel und der Wärter ist verschwunden. Er ruft nach ihm ne Viertelstunde. Tolle Wurst denk ich, so viel Aufwand, die Zeit sitzt mir etwas im nacken. Da taucht der Wächter auf und die Burg ist echt toll.
Sie ist über 1.000 Jahre alt. Den Rückweg, 8 km, müssen wir wies ausschaut, komplett zu Fuß gehen. Ich bin etwas angeäuert – wie soll ich denn noch im Hellen nach Tafraout kommen. Auf halber Strecke kommt aber doch noch ein Auto. Ich hab noch 3 Stunden für die restlichen 50 km, dabei ein Pass mit 1.650 m.
Es gibt zwei Dinge, die mich hier besonders anrühren. Zum einen die schlichte Geste, sich nach dem Handgeben ans Herz zu fassen. Zum anderen, dass mich, vor allem auf dem Rad, so viele Menschen, die überwiegende Mehrzahl, sehr freundlich, offen, mit strahlendem Lächeln grüßen. Egal ob hutzelige Alte, dicke Muttis, coole Jungs, hübsche Mädchen oder junge Frauen (bei denen es gern auch mal flirtig wird, so offen und ohne scheu strahlen sie mich manchmal an) und natürlich die Kinder. Heute begegnete mir eine kleine, alte, faltige Frau, sie hob erst eine Hand, dann noch die zweite, wie zum Segen, keine Ahnung, ob es sowas im Islam gibt. Das hat mich ganz unmittelbar angerührt.
Abends in Tafrout, auf der Suche nach einem netten Restaurant, lass ich mich abschleppen. Ich hatte voll Kohldampf, fand aber kein gutes Restaurant. Entweder voller glotzender Touris oder fußballguckende Marocs. Ein radschiebender, müder Maroc sieht mir das an und lädt mich in sein Restaurant ein. Ich folge ihm. Ein anderer Maroc, den ich vorher schon kennengelernt hatte, Said mit nem Radladen, kommt dazu, jetzt mit Moped. Ich setz mich bei ihm hinten drauf, Grinsen im Gesicht, ab geht’s in die hinterste, dunkelste Gasse von Tafraout. Hübsches Resto, 40 Plätze, nur ich als Gast. Super leckeres Essen. Volltreffer.
100 km, 1.400 Höhenmeter