Zu Fuss - mit dem Fahrrad - Motorrad - Auto... Das war die Reihenfolge in den 50'ern bis ?Mit dem Rad zur Arbeit - warum tut der das? Isser Briefträger, oder hat er kein Geld für ein Auto?
Mit der Massenmotorisierung hat das dann aber auch in F stark nachgelassen....da war selbst im besetzten Frankreich bei den Randonneuren schon richtig was los.
Vielleicht kann @Ivo etwas dazu sagen?
Das finde ich ebenso interessant wie das Rad selbst.
Ich vermute, das ist eine Folge der unterschiedlichen Entwicklungen der Nachkriegsgenerationen.
Zum einen war der Fokus der Deutschen in den 50/60er stark auf das erste Auto gerichtet (und den Urlaub in Italien ;-) )
Ein gutes Angebot an Veranstaltungen für Radsportler gab es sehr schnell wieder nach dem Krieg, aber das waren klassische Radrennen auf Strasse und Bahn. Veranstaltungen für Räder, wie sie die französischen Konstrukteure anboten gab es meines Wissen nicht. Unter den Nazis wurde ja eher eine Kultur des Wanderns gepflegt.
Selbst sehr ambitionierte Radsportler haben ihr Geld wohl eher in ein Auto investiert, um damit mit Kollegen einfacher die Radrennen im Umland anzufahren.
Man war als Deutscher in der Nachkriegszeit in Frankreich oder Belgien auch nicht willkommen - anders als im ehemals verbündeteten Italien. Möglicherweise liegt auch darin die Italienaffinität der Deutschen auf dem Fahrrad- und Autosektor begründet?!
In meiner Wahrnehmung hat auch die in den 70/80er aufkommende Popularität französischer Räder mit Blechen (allen voran das typische Peugeot-10-Gang-Rad) dem Ansehen der französischen Konstrukteursräder gleichermassen geholfen wie geschadet. Jetzt bekam man zwar endlich mal ein Rad mit Rennlenker und Blechen aus Frankreich zu sehen, aber überragende Funktionalität und Qualität (in Bezug auf ein typisches Rennrad eines Lizenzfahrers) war in diesem Preissegment natürlich nicht zu haben.
Die Veranstaltungssituation war auch noch nicht viel anders, als ich in den 80er Radrennen gefahren bin. Ambitioniertes Radfahren war für mich gleichgesetzt mit Lizenzfahren, Schutzbleche waren unsportlich. Die einzigen Veranstaltungen abseits der Lizenzrennen, an die ich mich erinnern kann waren "Volksradfahren" und das war in meiner Wahrnehmung eher eine Critical-Mass-Veranstaltung als Sport?!
Dass man exorbitant viel Geld (1000 oder 2000 Mark) für ein Rennrad ausgibt, war selbst in den 80er Uneingeweihten schwer vermittelbar. Na gut, für den Radsport musste das wohl so sein, aber soviel Geld (bzw. noch viel mehr) für ein Rad um am Wochenende Langstrecke zu fahren? Warum nicht lieber ein Auto kaufen? Mit dem Rad zur Arbeit - warum tut der das? Isser Briefträger, oder hat er kein Geld für ein Auto?
Erst in den 80er wurde dann die RTF-Szene populär. Als Lizenzfahrer haben wir das eher belächelt. Dann kam das MTB und der Niedergang der Radsportvereine begann so richtig.
Das ist wohl schade, hat aber auch Raum gegeben für andere Aktivitäten mit dem Rad ausser Lizenzrennen und den Boden für andere Räder bereitet.
Seitdem hat sich viel geändert. Das MTB hat Schwung reingebracht, das Fahrrad ist zum Lifestyleobjekt geworden und E-Räder machen das Fahren für jedermann leicht und haben den Geldbeutel des gar nicht soooo radaffinen Kunden weit geöffnet. Dazu die neue Freizeit- und Umweltkultur, in der es cool und gesund ist die Freizeit mit sportlichen Aktivitäten zu füllen und das Auto nicht zu benutzen.
Ich nehme mal an, die Amis haben die Konstrukteure auch erst sehr spät entdeckt?! Vielleicht etwas früher als wir?!
Von den Japanern weiss ich, dass die sehr früh (70er?!) schon nach Frankreich geschielt haben und auch eine lebendige Radtouristikkultur hatten.
Engländer - eh klar. Konsumenten französischer Konstrukteursräder - k.A.?
Italiener - meines Wissens nicht.
Belgier, Holländer - k.A.?
Es gab bestimmt auch Ausnahmen. Mein Großvater z.B. ist in den 50er Jahren schon mit seinen vier Kindern im Käfer nach Südfrankreich in Urlaub gefahren. Meine Tante hat sich sofort in einen Franzosen verliebt und deshalb habe ich heute französische Verwandte.Man war als Deutscher in der Nachkriegszeit in Frankreich oder Belgien auch nicht willkommen - anders als im ehemals verbündeteten Italien. Möglicherweise liegt auch darin die Italienaffinität der Deutschen auf dem Fahrrad- und Autosektor begründet?!
Sehr schöne Farbkombination. Viel Glück mit dem Rad!Cycles Alex Singer
Da noch kein Thread zu diesem Thema existierte, habe ich mal einen angelegt, in der Hoffnung, dass hier Informationen zu Alex Singer
einem der renommiertesten französischen Constructeurs von Fahrädern gesammelt werden.
Constructeurs fertigen das gesamte Fahrrad, entwerfen und bauen oft einmalige, maßgeschneiderte Vorbauten, Gepäckträger oder Beleuchtungssysteme, um Fahrräder herzustellen, die individuell auf den Einsatzzweck, die Bedürfnisse und die Wünsche des einzelnen Kunden zugeschnitten sind.
Ende 1938 begann Alex Singer (*1905, + 1966), ein aus Ungarn stammender Fahrradingenieur, seine Tätigkeit in einer eigenen Werkstatt in Levallois, einem Vorort von Paris.
Alex Singer war aber auch aktiver Radsportler, genau wie seine Nachfolger, die Ihre dort gemachten Erfahrungen in die Konstruktion einfließen lassen und denen daran gelegen ist, dass die Räder benutzt werden.
Auch heute noch sind die Räder gefragt für den harten Einsatz bei der Teilnahme am 1200 Km langen Brevet (Langstreckenfahrt) Paris-Brest-Paris.
Seit mehr als achtzig Jahren ist Cycles Alex Singer, das inzwischen in der dritten Generation geführte Unternehmen ein Maßstab für französische handgefertigte Tandems, Randoneure, Cyclo-Camper, Tourenräder, Porteure und natürlich auch Rennräder für die Straße und Bahn.
Seit 1938 wurden inzwischen 3.545 Räder (Stand 10/2019) auf Kundenwunsch individuell handgefertigt und haben die Marke weltberühmt gemacht.
Bekannt wurde Alex Singer durch die Teilnahme an den technischen Wettbewerben (Concours Techniques) und seine technischen Innovationen. 1946 präsentierte er ein Cylotouriste-Rad, das mit Schutzblechen, Gepäckträger und Beleuchtung (allerdings ohne Reifen) nur 6,875 Kg auf die Waage brachte. Er entwickelte das Handwerk weiter durch Innovationen, wie z.B. ein patentiertes Innenlager, Bremsen, Gepäckträger und Vorbauten.
Das Ladenlokal und die Werkstatt in der Rue Victor Hugo Nr. 53 existiert immer noch und ein Besuch dort ist wie eine Zeitreise in die Gründungszeit des Unternehmens. Sogar die alte Register-Kasse aus Franc-Zeiten durfte ihren Platz auf der hölzernen Verkaufstheke behalten. Die modernere Variante wurde einfach daneben platziert.
Na Gott sei Dank gibt's die Ausnahme der Regel.Es gab bestimmt auch Ausnahmen. Mein Großvater z.B. ist in den 50er Jahren schon mit seinen vier Kindern im Käfer nach Südfrankreich in Urlaub gefahren. Meine Tante hat sich sofort in einen Franzosen verliebt und deshalb habe ich heute französische Verwandte.
Ist sie einerseits, andererseits aber auch wieder nicht, gefühlt jeder zweite Jugendliche fuhr vor dem Aufkommen der Mountainbikes Ende der 80er auf einem 'Halbrenner' von Peugeot o.dgl herum, die ja eigentlich nur die Poulärversion eines Randonneurs waren.Warum ist diese bemerkenswerte Art von Fahrrädern aus Frankreich in Deutschland so unbekannt geblieben?
Genau damit fingen in den 80-ern meine Träume an...…
In meiner Wahrnehmung hat auch die in den 70/80er aufkommende Popularität französischer Räder mit Blechen (allen voran das typische Peugeot-10-Gang-Rad) dem Ansehen der französischen Konstrukteursräder gleichermassen geholfen wie geschadet. Jetzt bekam man zwar endlich mal ein Rad mit Rennlenker und Blechen aus Frankreich zu sehen, aber überragende Funktionalität und Qualität (in Bezug auf ein typisches Rennrad eines Lizenzfahrers) war in diesem Preissegment natürlich nicht zu haben.
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Genau dafür bin ich belächelt worden...…
Dass man exorbitant viel Geld (1000 oder 2000 Mark) für ein Rennrad ausgibt, war selbst in den 80er Uneingeweihten schwer vermittelbar. Na gut, für den Radsport musste das wohl so sein, aber soviel Geld (bzw. noch viel mehr) für ein Rad um am Wochenende Langstrecke zu fahren? Warum nicht lieber ein Auto kaufen? Mit dem Rad zur Arbeit - warum tut der das? Isser Briefträger, oder hat er kein Geld für ein Auto?
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Das war dann die Einstiegsdroge.…
Erst in den 80er wurde dann die RTF-Szene populär.
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Nun, was viele nicht mehr wissen, in den frühen 80-er Jahren gab's die sogenannte "Gütersloher Radreisegruppe".…
Ich nehme mal an, die Amis haben die Konstrukteure auch erst sehr spät entdeckt?! Vielleicht etwas früher als wir?!
Von den Japanern weiss ich, dass die sehr früh (70er?!) schon nach Frankreich geschielt haben und auch eine lebendige Radtouristikkultur hatten.
Engländer - eh klar. Konsumenten französischer Konstrukteursräder - k.A.?
Italiener - meines Wissens nicht.
Belgier, Holländer - k.A.?
Koga Miyata hatte mitte - ende 80-er eine Serie derartigen Produktionsräder. Dazu gibt es seit einige Jahren hier einen Thread unter Koga Miyata Randonneuse.
Seit September 2018 fahre ich eine Randonneuse vom Niederländischen Constructeur M-Gineering.
Es war jedenfalls ein Markt da - wenn auch nur eine kleine Nische, aber diese Nische gab's.Das erklärt ganz gut, warum sich kein Markt für solche Räder in Deutschland entwickelt hat.
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Ich frage mich vielmehr, warum man in Deutschland, als der Markt für Reiseräder/Randonneure reif war, sich dieses Fundament nicht angesehen hat und seine Rückschlüsse gezogen hat, sondern vielmehr meinte, sein eigenes Ding machen zu müssen.
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Genau bei dem wäre ich nicht sicher, ob es ein haute de gamme ist, da keine Nummer angegeben war. Das ist auch super klein!
Das war ihnen allen eigen, selbst Mixte mit Stadtlenker für die Liebste waren so ausgestattet und wurden darum oft verschmäht.abgesehen von der für mich als Anfänger im bergigen Gelände damals noch unbrauchbaren Übersetzung 42-52 und 14-24...
Nun, was viele nicht mehr wissen, in den frühen 80-er Jahren gab's die sogenannte "Gütersloher Radreisegruppe".
Die hat sich mit Rädern in der Richtung beschäftigt; zwar nicht als "Constructeurs-Räder" aber man hat "Gazelle Randonneur Champion" aus 531ST propagiert.
Alternativ hat man sich kurze Zeit später bei Patria Rahmen nach diesen Vorstellungen aus Mannesmann 25CrMo4 bauen lassen.
Das ganze garniert mit TA Kurbeln, Langarmschaltwerk, Canti-Bremsen, Brooks Sattel und was halt damals so an Komponenten zur Verfügung stand.
Das war schon ziemlich genau das, was dann wenige Jahre später von Koga als "Randonneur Extra" in Serie gebracht wurde.
Das ging meines Erachtens schon ein wenig in Richtung "Constructeur" - wenn auch basierend auf Rahmen aus Manufaktur Kleinserie von Gazelle aus Dieren oder Patria aus Bielefeld.