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Wie umgehen mit den 1990'er und 2000'er Jahren?

Phante

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Nachdem ein Thread im Gedenken an Marco Pantani wieder im "wir streiten uns richtig über Doping" versinkt, soll dieser hier der Diskussion dienen, wie man mit der Dopingära der 1990'er und 2000'er Jahre.

Wie soll/kann man einen Panatnai, Ullrich, Armstrong, diLuca, Erik Zabel, Johann Mussew, Floyd Landis umgehen?
Wie mit Indurain, Ivan Gotti, Paolo Bettini...

Was ist mit Fahrern, die nach Stand der Dinge sauber gefahren sind wie Moncoutie? Wurde er nicht um eine größere Karriere betrogen? Oder kann man sagen: Jeder hatte doch die gleichen Chancen! Also bitte, das waren die Regeln! Friß oder stirb!
Wie kannman in diesem Kontext die Ergebnisse werten?

Ring frei :)
 
Niemand kann mir erzählen, dass es in dieser Zeit auch nur einen einzigen im Profizirkus gegeben hatte, der von den verbreitet angewendeten Dopingpraktiken nichts wusste. Einzig zugestehen würde ich, dass der einzelne Athlet nicht wusste, wer, was, wann und in welcher Dosierung eingenommen hatte.

Insofern kann man sagen, das waren die ungeschriebenen Gesetze im Peloton. Wer da nicht mitmachen wollte, war entweder ein Übermensch, oder wurde wegen vergleichsweise schlechter Leistungen früher oder später aussortiert. Alle überführten Doper waren hervorragende Athleten, sonst wären die nicht soweit gekommen, dass systematisches Doping sich gelohnt hätte. Einen Unterschied in der Nachbetrachtung gibt es dennoch. Während Ulrich sich ohne weitere konkrete Aussage auf ein "Ich habe niemanden betrogen" zurückzieht, und damit eigentlich nur bestätigt, was ich Eingangs geschrieben hatte, findet man bei dem überführten Doper Armstrong in der Vergangenheit die eidesstattliche Versicherung, niemals gedopt zu haben. Das ist nicht in Ordnung.
 
Einen Unterschied in der Nachbetrachtung gibt es dennoch. Während Ulrich sich ohne weitere konkrete Aussage auf ein "Ich habe niemanden betrogen" zurückzieht, und damit eigentlich nur bestätigt, was ich Eingangs geschrieben hatte, findet man bei dem überführten Doper Armstrong in der Vergangenheit die eidesstattliche Versicherung, niemals gedopt zu haben. Das ist nicht in Ordnung.

Na ja, ich bin ja der Meinung das gerade über Ulle ein richtig böser Medien-Sturm gezogen ist. Andere Doper haben da eine Krokodils-Träne vor laufender Kamera weggedrückt und gut wars. Andere haben in Ruhe ihre Sperre abgesessen und sind danach wieder normal und aktzeptiert im Peloton mitgefahren (z.B. Basso). Ulle war wohl von dem ein oder anderen Berater ziemlich schlecht beraten was seine Aussagen und Auftritte anging, wie er von der Presse aber auseinander genommen wurde, kann man als Strafe genug ansehen.
Sein Burnout lässt sich ganz sicher zum Teil auch auf das Bashing der Presse zurückführen.
 
Das professionell durchgeführte Doping mit EPO begann ja eigentlich erst ab ca. 99 in der Ära Armstrong so richtig

Was in den Jahren davor an Epo Doping begann ( Festina-Zeit 98, Ullrich , Pantani, Jalabert usw.) war meiner Meinung nach der Anfang und mehr eine Probezeit, da eigentlich niemand so richtig wusste welche Wirkung es hat und wie gut oder schlecht es ist, ich möchte es mal als Versuchszeit betiteln

Weitere Jahre davor, Amphetamin- und Anabolika-Zeit waren mehr so die Art Selbstversuche und jeder schluckte was gerade modern war oder was man dachte es könnte helfen und die Leistung verbessern.

Ich denke also dass das wirklich professionelle und auch von Ärzten und Teammanagern geförderte Doping ab der Lance Armstrong Ära begann und wo auch Armstrong ein regelrechtes System aufgebaut hat.
Es ging ja dann mit Fuentes weiter, der es dann noch weiter Professionalisiert hat.

Jeder wusste zu dieser Zeit, dass Hilfsmittel genommen wurden und eigentlich hat es jeder akzeptiert, die Zuschauer, die Fahrer, die Manager und auch die Ausrichter.
Ob und in wieweit manche Fahrer ohne gefahren sind, wird sich niemals richtig herausfinden lassen, genauso wenig wie es sich herausfinden lässt wer alles unter Hilfsmittel gestanden hat und nur nicht erwischt wurde.

Ich konnte damals damit leben, genau so wie heute, den ich bin immer noch der Meinung dass bis zur heutigen Zeit gedopt wird, vielleicht in anderem Maße oder mit besseren noch nicht nachweisbaren Mitteln.

Wer wurde in den 70iger Jahren von den Radsportlern auf Anabolika getestet, kein Mensch, denn diese Mittel schrieb man eher dem Body Building zu aber nicht dem Ausdauersport Radsport.
Amphetamine, wurde damals überhaupt darauf getestet und wenn so sporadisch und mit solchen Tests, dass sich fast jeder durchmogeln konnte.

Was ist mit Verschleierungsmitteln wie Diuretika, Probenecid und Plasmaexpander und viele mehr, wahrscheinlich gibt es noch unzählige davon.

Ich behaupte immer noch dass im professionellen Leistungssport wo es um viel Geld und Ehre ( z.B. Olympia ) geht, gedopt wird und nicht so wenig.
Auch bin ich der Meinung dass nicht nur Sportler, sondern auch Teammanager, Ärzte und auch die Politik sehr an Leistung und Siegen interessiert ist, denn welches Land schickt z.B. Sportler zu Olympia in dem Wissen wir können überhaupt nicht gewinnen!
Jedes Land möchte Medaillen und Siege bei Sportveranstaltungen gewinnen und somit denke ich, auch die jeweilige Regierung übt einen gewissen Druck aus.

Es ist im nachhinein jedoch so, der Sportler ist der Dumme denn es trifft ihn, die Manager, Ärzte und Politiker wissen plötzlich von nichts, was nicht heißt ich gebe dem Sportler selbst keine Schuld.
Würde sich jeder, aber absolut jeder Sportler gegen Doping wehren würde man es eventuell unter Kontrolle bekommen, aber wenn das liebe Geld, der Lebensunterhalt und das spätere Leben davon abhängt, wer wird da nicht schwach, derjenige werfe den ersten Stein.

Trotzdem muss man die erbrachten Leistungen der Profis akzeptieren ob mit oder ohne.

Viel schlimmer finde ich die Zuhilfenahme von Mitteln im Amateursport und am schlimmsten im Jedermannsport aber sogar hier nimmt es überhand, leider.

Aber genau die Jedermänner sind es dann oft, welche die Profis verdammen und beschimpfen.

so, jetzt könnt ihr mich beschimpfen, ich vertrage viel:)
 
@master0652
In weiten Teilen stimme ich dir zu. Ich bin allerdings der Meinung, dass auch Epo schon vor der Armstrong-Ära professionell in den Teams verabreicht wurde. Wen es interessiert, wie es in den Jahren zugegangen ist (bzw. sein könnte) sollte "Vollblutrennfahrer" von David Millar lesen. Da sieht man sehr schön, am Beispiel von Cofidis, wie die Soigneurs in das Doping eingebunden waren, wie "Epo-Kuren" abliefen und dass es auch andere Doktoren außerhalb von Fuentes und Ferrari gab, die "Pläne" geschrieben haben. US-Postal hat es vllt. cleverer gemacht als manch anderes Team, aber organisiertes Doping innerhalb der Teams gab es sicherlich schon vor '99!
Die Berichte vor einiger Zeit über Doping in der BRD und die vorhandenen Erkenntnisse über die DDR zeigen eindeutig, dass andere Sportarten dem Radsport in nichts nachgestanden haben und es weit über die Ebene von Sportlern und Trainern hinausging.

Wie man die Sportler sehen soll ist schwierig. In Millars Buch kann man sehr schön nachvollziehen, wie man als Fahrer langsam aber sicher in diese Dopingspirale reingezogen wird, dass man aber auf der anderen Seite immer eine Wahl hat. Die Sportler als Opfer zu sehen finde ich daher falsch.
Im Endeffekt sollte man aufhören in den beiden Kategorien "Held" und "Doper" zu denken sondern akzeptieren, dass die Sportler verschiedene Facetten haben. Die Leistungen würdigen und ihnen Respekt zollen, sie aber nicht zum Vorbild und Helden stilisieren. Und natürlich vor Leuten wie Moncoutie den Hut ziehen!

Ich glaube allerdings, dass der Radsport heute einer der saubersten Sportarten überhaupt ist, aufgrund des mittlerweile offenen Umgangs mit dem Thema und einem der effektivsten Kontrollsysteme. (Wenn ich in diesen Tagen wieder lese, wie sich die Olympiaveranstalter mit der Anzahl von Tests rühmen, dann krieg ich zu viel. Wo doch mittlerweile jeder Idiot weiß, dass einzig und allein die Out-of-Competition-Kontrollen diejenigen sind, auf die es in einem wirksamen Anti-Doping-Kampf ankommt!)
Ich finde den Fahrern, die nach 2007-2008 in den Radsport gekommen sind, sollte man eine faire Chance geben, allerdings ohne blauäugig zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine aber in der Armstrongzeit wurde es mehr und mehr professionalisiert könnte aber auch vorher schon in diese Richtung gegangen sein.

Deinem mittleren Abschnitt kann man auch gut zustimmen, werde einmal Millars Buch versuchen zu lesen wenn du schon davon schreibst.

Zur heutigen Zeit: der Radsport wurde im Profibereich in letzten Jahren etwas sauberer und man kann nur hoffen es wird noch besser, hege da aber meine Zweifel.
Das Problem hierbei ist eigentlich immer, die Kontrollen und Kontrollorgane hinken der Dopinggesellschaft hinterher, da der Täter immer oder fast immer einen Schritt voraus ist.
Es kommen neue Mittel auf den Markt und die Kontrolle muss dann dementsprechend reagieren und das wird auch in den Folgejahren so sein.

Viel schlimmer ist was sich im Jedermann/Amateurbereich abspielt, denn da ist das ganze absolut unkontrolliert ( seitens des Sportlers und der Gesundheit )

Auch bin ich der Meinung solange die Antidopingagenturen von der Industrie und dem Staat finanziert werden, diesen die Hände gebunden sind und sie können nicht wie sie gerne wollten, keine Gelder von der Industrie/Pharmaindustrie keine Agenturen, du weißt worauf ich hinaus will.

Diese ganzen Agenturen und Vereinigungen sollten finanziell unabhängig sein.

Prinzipiell sind unsere Meinungen bis auf Ausnahmen übereinstimmend.

In diesem Sinne.
 
Ich meine aber in der Armstrongzeit wurde es mehr und mehr professionalisiert könnte aber auch vorher schon in diese Richtung gegangen sein.
Das Ganze begann deutlich früher. EPO kam etwa 1989 auf den Markt und fand schon rasch den Weg in den (Strassen)Radsport. Spätestens ab 1993 war es dann im Sport bereits so verbreitet, dass ich nichts mehr ernst nehmen kann. Richtige Champions wie Lemond und Fignon mussten zurück treten, weil sie plötzlich keine Chance mehr hatten. Dann gab es so Freakshows wie das Gewiss-Ballan Team im Giro 1994. Zu dieser Zeit gab es noch keine Hämotokrit Obergrenze und aus Eseln wurden plötzlich Rennpferde (Bjarne Riis?). Später (1997?) wurde die 50% Grenze eingeführt und das Ganze wurde ein wenig komplizierter durchzuführen, daher die "Professionalisierung" wie z.B. durch Armstrong.

Zum Thema: Meiner Meinung nach kann man alles zwischen 1993 und 2008 (Einführung Blutpass) ignorieren. Für mich sind alle Fahrer in dieser Epoche gedopt, ausser das Gegenteil wird zumindest glaubhaft gemacht. Meiner Meinung nach hat Thomas Frischknecht das Olympische Strassenrennen in Atlanta gewonnen und Moncoutie die Tour 2002 (und sonst noch ein paar Rundfahrten).
 
Das Ganze begann deutlich früher. EPO kam etwa 1989 auf den Markt und fand schon rasch den Weg in den (Strassen)Radsport. Spätestens ab 1993 war es dann im Sport bereits so verbreitet, dass ich nichts mehr ernst nehmen kann. Richtige Champions wie Lemond und Fignon mussten zurück treten, weil sie plötzlich keine Chance mehr hatten.
Vor EPO gab es andere Mittel. Fignon hat Doping gestanden. Da Lemond mit ihm gleichauf fuhr, kann man Doping auch seinerseits vermuten. Warum sind die beiden Champions?

Dann gab es so Freakshows wie das Gewiss-Ballan Team im Giro 1994. Zu dieser Zeit gab es noch keine Hämotokrit Obergrenze und aus Eseln wurden plötzlich Rennpferde (Bjarne Riis?). Später (1997?) wurde die 50% Grenze eingeführt und das Ganze wurde ein wenig komplizierter durchzuführen, daher die "Professionalisierung" wie z.B. durch Armstrong.

Zum Thema: Meiner Meinung nach kann man alles zwischen 1993 und 2008 (Einführung Blutpass) ignorieren. Für mich sind alle Fahrer in dieser Epoche gedopt, ausser das Gegenteil wird zumindest glaubhaft gemacht. Meiner Meinung nach hat Thomas Frischknecht das Olympische Strassenrennen in Atlanta gewonnen und Moncoutie die Tour 2002 (und sonst noch ein paar Rundfahrten).
Hm, vielleicht verstehe ich deinen Beitrag nicht, aber sehr objektiv ist das nicht. Es gab vor 93 Doping und der lächerliche Blutpass wird wohl keinen 100%igen Schutz bieten.
Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind nicht merklich gesunken und es werden nach wie vor Leute erwischt. Finde ich nicht glaubhaft, nur die Leistungen aus diesem Zeitraum zu bezweifeln.
 
Es kommen neue Mittel auf den Markt und die Kontrolle muss dann dementsprechend reagieren und das wird auch in den Folgejahren so sein.
Da hoffe ich sehr auf den Effekt der Nachkontrollen. Denn mittlerweile kannst du als Fahrer so gut wie sicher sein, dass für jedes Dopingmittel früher oder später ein Test kommt und deine Proben aufgehoben und nachkontrolliert werden; Ganz, ganz wichtig!
Mich stört es, dass immer von der "Armstrong-Ära" und US-Postal gesprochen wird. Das ist sicherlich richtig, aber warum wird nicht aufgearbeitet, was alles so bei Telekom, CSC usw. ging?! Diese Fixierung auf Armstrong gibt allen anderen die Möglichkeit sich dahinter zu verstecken und verhindert eine breitere Aufarbeitung.

Richtige Champions wie Lemond und Fignon mussten zurück treten, weil sie plötzlich keine Chance mehr hatten. Zum Thema: Meiner Meinung nach kann man alles zwischen 1993 und 2008 (Einführung Blutpass) ignorieren. Für mich sind alle Fahrer in dieser Epoche gedopt, ausser das Gegenteil wird zumindest glaubhaft gemacht.
Es ist faszinierend, dass Epo (zusammen mit Bluttransfusionen) in der breiten Öffentlichkeit als das böse Dopingmittel schlechthin angesehen wird, wohingegen Amphetamine, Steroide, Wachstumshormone, Cortison usw. irgendwie als niedlich und nicht ernst zu nehmen erscheinen. Warum? Natürlich hat Epo einiges nochmal umgekrempelt, aber wie RoadRace richtig sagt, wurde Fignon positiv getestet und z.B. der große Eddy Merckx ebenfalls mehrfach. Doping ist Doping, man kann nicht die Täter nach der Wahl der Mittel besser oder schlechter stellen, der arme Merckx hatte eben noch kein Epo zur Verfügung ;) Daher erachte ich den 1993-Schnitt den du machst als sehr willkürlich.

Hm, vielleicht verstehe ich deinen Beitrag nicht, aber sehr objektiv ist das nicht. Es gab vor 93 Doping und der lächerliche Blutpass wird wohl keinen 100%igen Schutz bieten.
Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind nicht merklich gesunken und es werden nach wie vor Leute erwischt. Finde ich nicht glaubhaft, nur die Leistungen aus diesem Zeitraum zu bezweifeln.
Das interessante ist doch, dass die Durchschnittsgeschwindigkeiten nicht gestiegen sind. Vergleiche mal die Trainingssteuerung, das Wissen um Training, Ernährung, Regeneration mit dem von vor 20 Jahren. Da liegen Welten dazwischen, von dem Material ganz zu schweigen. Und obwohl es auf diesem Gebiet gigantische Fortschritte gibt, sind die Fahrer nicht schneller; Also entweder waren das damals alles unfassbare Talente, die es nicht mehr gibt, oder aber, es hat sich was geändert. Es werden immer Sportler dopen, die 100%ige Sicherheit gibt es nicht und kann es nicht geben, aber: Was die breite Masse angeht, glaube ich schon, dass sich etwas geändert hat.
 
Da hoffe ich sehr auf den Effekt der Nachkontrollen. Denn mittlerweile kannst du als Fahrer so gut wie sicher sein, dass für jedes Dopingmittel früher oder später ein Test kommt und deine Proben aufgehoben und nachkontrolliert werden; Ganz, ganz wichtig!
Mich stört es, dass immer von der "Armstrong-Ära" und US-Postal gesprochen wird. Das ist sicherlich richtig, aber warum wird nicht aufgearbeitet, was alles so bei Telekom, CSC usw. ging?! Diese Fixierung auf Armstrong gibt allen anderen die Möglichkeit sich dahinter zu verstecken und verhindert eine breitere Aufarbeitung.


Es ist faszinierend, dass Epo (zusammen mit Bluttransfusionen) in der breiten Öffentlichkeit als das böse Dopingmittel schlechthin angesehen wird, wohingegen Amphetamine, Steroide, Wachstumshormone, Cortison usw. irgendwie als niedlich und nicht ernst zu nehmen erscheinen. Warum? Natürlich hat Epo einiges nochmal umgekrempelt, aber wie RoadRace richtig sagt, wurde Fignon positiv getestet und z.B. der große Eddy Merckx ebenfalls mehrfach. Doping ist Doping, man kann nicht die Täter nach der Wahl der Mittel besser oder schlechter stellen, der arme Merckx hatte eben noch kein Epo zur Verfügung ;) Daher erachte ich den 1993-Schnitt den du machst als sehr willkürlich.


Das interessante ist doch, dass die Durchschnittsgeschwindigkeiten nicht gestiegen sind. Vergleiche mal die Trainingssteuerung, das Wissen um Training, Ernährung, Regeneration mit dem von vor 20 Jahren. Da liegen Welten dazwischen, von dem Material ganz zu schweigen. Und obwohl es auf diesem Gebiet gigantische Fortschritte gibt, sind die Fahrer nicht schneller; Also entweder waren das damals alles unfassbare Talente, die es nicht mehr gibt, oder aber, es hat sich was geändert. Es werden immer Sportler dopen, die 100%ige Sicherheit gibt es nicht und kann es nicht geben, aber: Was die breite Masse angeht, glaube ich schon, dass sich etwas geändert hat.



Gerade in der breiten Masse denke ich, nimmt es vor allem unkontrolliert zu, was man oft beobachten kann ( vor dem Start bei Amateurrennen/JM-Rennen, Seniorenrennen ).

Dem Effekt der Nachkontrolle wie du schreibst kann ich zustimmen und hoffen dass alles aufgedeckt wird.
Andererseits ist es blöde wenn einem Sieger einer Rundfahrt der Sieg 10 Jahre später aberkannt wird da man Unregelmäßigkeiten entdeckt hat, wer weiß dann noch welche Ergebnisse stimmen und wer überhaupt der Gewinner war.
Was ist wenn in 5 Jahren einem Olympiagoldgewinner die Medaille entzogen wird, heilloses Durcheinander, rückt der 2.te Sieger nach oder muss man dessen Proben auch neu auswerten, sofern er überhaupt welche abgegeben hat und sofern er damals getestet wurde.
Wie ist es wenn der Sieger getestet wurde, der 2. te Sieger auch aber der Dritte nicht.
Was ist wenn Platz 1 und 2 Positiv sind und die Siege aberkannt werden, ist dann der Platz 3 der Sieger obwohl er nicht getestet wurde und eventuell mehr gedopt war als die vor ihm liegenden Sportler?
In diesem Falle müsste man um jedem gerecht zu werden alle ins Ziel kommenden testen um Jahre später den wahren Sieger ermitteln zu können, und das ginge ins Uferlose.

Also wie und was man macht ist falsch und ein gerechtes Ergebnis wird man nie bekommen.:(
 
Es wird nur weniger mit dem Wunderstoff Epo gedopt als früher, aber mehr und professioneller mit anderen Mitteln.

Meiner Meinung nach hat sich im Vergleich zu den 90er im Profiradsport (wie auch in den anderen Sportarten) fast nichts geändert.
Vor allem die letzten Jahre gab es viele Gemeinsamkeiten mit der Zeit von Chiappucci, Riis und co.

Das einzige das sich geändert hat, ist dass früher alle gleich "gut" dopen konnten, und Kinder, also Nachwuchstalente, schon in der Schulzeit zum Dopingarzt geschickt wurden um unter anderem ihre Injektion zu bekommen, das ist heute ist das nicht mehr so, hoffe ich zumindest
 
@master0652
1. Mit der breiten Masse meinte ich das Peloton als Ganzes und nicht den Amateursport, hab mich da unklar ausgedrückt ;)
2. Bei der Frage nach dem Umgang mit aberkannten Siegen muss man differenzieren. Primär ist der Abschreckungscharakter wichtig und der ist unabhängig davon, wer jetzt wie nachrückt. Du sollst damit rechnen müssen, dass Doping auffliegen wird und Ergebnisse aberkannt werden, mit den materiellen und immateriellen (Missachtung usw.) Folgen.
Die Frage nach der Gerechtigkeit der "Nachbesetzung" ist von der Abschreckung zu trennen und daher für mich ehrlich gesagt sekundär.

@Jhonny77
Das traurige ist, dass ich dir nicht fundiert widersprechen kann. Ich sehe, wie gesagt, Anzeichen dafür, dass es anders ist als du es beschreibst. Aber wissen kann man es leider nicht und unkritisch darf man auf keinen Fall mehr sein.
 
@ Mr.White,

bezüglich der aberkannten Siege und wer nachrückt muss ich widersprechen.
Der Sieg an sich und wer nachrückt mag nebensächlich sein, aber was ist mit den Siegprämien, denn wenn ich diese nach einem aberkannten Sieg nicht zurückzahlen muss und nur den Titel aberkannt bekomme, wäre es mir egal.
Es müsste dann vom damaligen Sieger sämtliche Gelder und Prämien welche er für den Sieg erhalten hat zurückerstattet werden, sofern er noch etwas hat, aber würde das gehen?
Wer es dann gut einfädelt der überschreibt alles dem Partner und er hat nichts vorzuweisen und den Titel gebe ich gerne ab wenn ich jahrelang finanziell davon profitiert habe.

Nur wer im nachhinein finanzielle Einbußen hat ist bestraft.

Solange die Rennställe von Siegen profitieren kann man auch nicht ausschließen dass es jemals sauber wird und bleibt und die Verbände selbst...., na ja, will ja nichts unterstellen
 
@master0652:
"Trotzdem muss man die erbrachten Leistungen der Profis akzeptieren ob mit oder ohne."
Ich kann dir weitesgehend folgen, nur ersetze ich persönlich für mich "muss" durch "kann" und "akzeptieren" durch "tolerieren".

Und Mr. White sagt es...Das Millard-Buch leuchtet wenigstens ein bisschen die Schattenseiten des Radsports aus. Ich muss zugeben, dass ich auch erst nach dem Buch Radsport wieder mit Lust schauen konnte.
 
Die Siegprämien machen ja nicht den finanziellen Hauptteil aus. 450.000 Euro sind es grds. erstmal in etwa bei einem Toursieg, wovon dann ein Großteil unter den Teammitgliedern aufgeteilt wird. Der große finanzielle Vorteil kommt über Sponsoren rein, und da müsste sich viel über "Doping-Klauseln" regeln lassen, da spielt dann die Nachbesetzung auch keine große Rolle. Ich sehe da nicht so große Probleme.
Insgesamt spielen die Sponsoren mMn mit die größte Rolle. Von ihnen wird die Marschroute "Siegen um jeden Preis" oder "Hauptsache sauber" (beides überspitzt) ausgegeben, von hier kommt der Druck auf die Teamleitungen. Und da gibt es auch einen Wandel wie mir scheint, dass immer mehr Sponsoren das "Clean-sein" über die Erfolge stellen (Schönstes Bsp. ist Garmin!).
(Bei den Verbänden hatte ich jegliche Hoffnung aufgegeben, Cookson erscheint mir aber recht vernünftig. Vllt. kann er bei der UCI ein wenig aufräumen..)
 
Bei den Prämien schloss ich die Sponsorengelder mit ein, war nicht so deutlich ausgedrückt, aber das könnte ein Punkt sein wie du schreibst.

Sofern die Sponsoren nur für einen sauberen Sport finanzielle Mittel locker machen, könnte das ein Ansatzpunkt für die Teams und Sportler sein, aber auch diesem Frieden traue ich nicht.
Welcher Sponsor ist nicht gerne im Kamerablickpunkt und je länger je besser für den Namen und das Image, aber wie fährt man lange an der Spitze und im Focus der Kameras:rolleyes:

Es ist eine Endlosspirale welche man wahrscheinlich niemals besiegen kann, leider.
 
@master0652:
"Trotzdem muss man die erbrachten Leistungen der Profis akzeptieren ob mit oder ohne."
Ich kann dir weitesgehend folgen, nur ersetze ich persönlich für mich "muss" durch "kann" und "akzeptieren" durch "tolerieren".

Ich persönlich akzeptiere leider die Leistungen der Profis als noch flächendeckend mit Epo gedopt wurde, mehr als die von heute.
Damals hatten alle die gleichen Chancen, weil jeder gleich viel dopen konnte, heute aber nicht mehr.
Seit der Armstrong Ära gewinnen die die am Besten dopen, d.h. die das meiste Geld haben um sich die besten Mediziner zu leisten um in Sachen Doping betreut zu werden.

Eigentlich ein Spiegelbild von dem was in der Finanzwelt geschiet. Nur dass man dort von den besten Juristen betreut wird und nicht von den besten Sportmediziner.
Man hat ein Team von Spezialisten die sich nur darum kümmern graue Zonen, sogut wie möglich auszunutzen um sich Vorteile zu verschaffen.

Wäre das nicht der Fall, gäbe es keine neue Gesetze, keine neue Regeln und keine neue Dopingmittel auf der Dopingliste.
 
Die Leistungen beider " Parteien " muss man akzeptieren.
Gut, damals wurde flächendeckend gedopt, heutzutage muss man glauben was einem vorgegaukelt wird.

Sagen wir einmal vorsichtig ausgedrückt, der bessere Arzt könnte heute eine Rundfahrt/Rennen mitentscheiden.
Grauzonen gab und wird es immer geben.

Trotz allem lasse ich mir den Sport nicht vermiesen und werde keinen der Sportler verdammen, egal was war, ob ich es gut finde ist eine andere Sache.

Hat keiner der Steinewerfer hier jemals etwas verbotenes gemacht, möchte keine Hand ins Feuer legen, noch nicht einmal für mich ( Wir waren jung und unbekümmert, zitiere ich nur )
 
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