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Werkstattbe(r)ichte: Alter Mann auf neuen Rädern

EdHot

Edder als Hardy!
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Moin!

Endlich Frühling! Überall grünt und sprießt es, und so spross auch in mir der Wunsch nach etwas Neuem, nämlich: einem neuen Fahrrad, und zwar einem selbst zusammengebauten.

Wer mal in meinem Trainingstagebuch gelesen hat, weiß womöglich, dass ich das ursprünglich mal begonnen habe in der Hoffnung, dass mir beim Trainingsaufbau geholfen würde, weil ich, jetzt kann ich's ja sagen: von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte. :eek: Ganz so ist es beim Schrauben nicht. Ein bisschen was kann ich schon, das wird auch nicht das erste Rad, das ich aufbaue, aber ein bisschen Hilfe kann ich evtl. doch gebrauchen.

Vor allem aber schwebt mir vor, dass ich nach und nach die Arbeitsschritte in Wort und Bild dokumentiere, alle ihren Senf dazugeben können, und sich so im Lauf der Zeit aus diesem Thread eine Art Nachschlagewerk entwickelt, oder doch zumindest eine Lektüre, die ebenso unterhaltsam wie lehrreich ist. Das sollte doch wohl klappen, wenn genügend Leute mitmachen. :bier:

Meinetwegen kann es jedenfalls losgehen. Was die Teile betrifft, habe ich alle beisammen, und das wichtigste Werkzeug sollte auch vorhanden sein, also lege ich mal los. Die Berichte schreibe ich der besseren Übersichtlichkeit halber mal fett.


So, der Riesenkarton von Poison (wo ich sogar das Werk besichtigen durfte - Fotos davon gibt's im Trainingstagebuch. Grüße an die Herren Halft und Schuster! :wink2:) ist abgeholt, und harrt seiner Öffnung. Zum Glück werde ich von meinen Töchtern tatkräftig unterstützt.




Die Vierjährige behauptet, der Rahmen sei ganz leicht, was die Zweijährige bestätigt: Wenn so ein Knirps den Rahmen trägt und trotzdem zu schnell für ein scharfes Foto ist, kann das Geröhr nicht so schwer sein.

Ein erster Check ergibt, dass nichts Größeres fehlt. Und Werkzeug ist auch vorhanden.
(Für die Beschreibung aufs Bild klicken!)



Meine Töchter freuen sich, dass was los ist, meine Frau freut sich, dass ich ihr die Aufgabe abgenommen habe, die Frühlingsdeko der Terrasse zu gestalten :droh: und ich freue mich aufs Schrauben. Morgen geht's los!

 
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viel spaß beim aufbauen, aber bitte sei vorsichtig mit der rohrzange. ich habe schon einige rahmen aufgebaut, aber so eine zange brauche ich eher beim demontieren von sperrmüllfunden..... gruß jako
 
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Auch von mir viel Spass beim Aufbau - mein Poison Cyanit habe ich schon im Winter gebaut - das durfte dann letzte Woche schon mal auf die Strasse!

Fährt sich absolut spitze! Vor allem war ich vom Komfort im Vergleich zu meinem alten Stahlrenner überrascht.

Hier mal ein Bild nach endgültiger Fertigstellung:
Poison_fin.jpg


Wenn Fragen auftauchen beim Aufbau stehe ich gerne mit Rat zur Seite.
 
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Hi Ed,

viel Spaß beim aufbauen, aber vergiss das mit dem dokumentieren, das ist so einfach und geht so schnell, dass es sich nicht lohnt überhaupt ein Blatt Papier zu holen. Ich hab mein Simplon Pavo in einem halben tag aufgebaut inclusive kürzen der Carbongabel.

Grüße Klaus
 
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@Bottecchia_Hans:
Das ist ja mal ein sehr schönes Rad das Du da hast. Schlicht und schick. Gefällt mir ganz ausgezeichnet.

@astra:
Es gibt Leute die schlingen das leckerste Essen innerhalb von Minuten hinunter und es gibt Menschen die können ein Essen über Stunden genießen. Ich gehöre - wie Du anscheinend - eher zu den pragmatischen Schraubern die schnell fertig sein wollen um fahren zu können. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man tagelang genüsslich an einem Rad rumschrauben kann bis alles perfekt passt.

@EdHot:
Viel Spaß dabei, ich freu mich auf die Beschreibung.
 
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aus neuteilen ein rad aufbauen dürfte auch wenn man sich zeit lässt nur einen vormittag dauern.
bei gebrauchten teilen, wo man evtl erst noch die naben inkl. freilauf warten muss oder ähnlichem kann man schon 1-2 tage dransitzen.
aber wenn du jeden tag nur ne viertelstunde machst hast du evtl bisschen länger was davon.
teile stibitzende kinder könnten dir natürlich auch dabei helfen...

viel spaß jedenfalls
 
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Wünsche Dir auch viel Spaß beim schrauben. Habe mich diesen Winter auch an einen Cyanit Rahmen gewagt :D. So sieht das fertige Gefährt aus:

CIMG5500.jpg

Gruß
Markus
 
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Viel Spaß beim schrauben.

Gruß
Jan
 
AW: Werkstattbe(r)ichte: Alter Mann auf neuen Rädern

Danke für die wohlwollenden Kommentare und die Bilder! :daumen: Poison-Räder sind ja zu Unrecht bislang nicht so wahnsinning oft in diesem Forum vertreten. Falls also noch jemand ein Foto von seinem Cyanit, Opiat, Arsen etc. hat: Her damit! :D

Natürlich könnte ich das Fahrrad in einem Rutsch aufbauen, zwei, drei Bilder posten, und fertig. Aber das ist ja nicht der Sinn dieses Freds. Wie Flanschbob ganz richtig bemerkte, tragen "hilfs"-bereite Kleinkinder zu einer gewissermaßen "natürlichen" Entschleunigung des Projekt bei :rolleyes:, genauso das Knipsen. Das ist auch in Ordnung. Glücklicherweise habe ich ja noch ein Fahrrad, so dass das Fahren nicht zu kurz kommt. Und was ich im Zuge des Poison-Aufbaus lerne, wird hoffentlich auch meinem treuen Ackergaul zugute kommen.

Ach so: Keine Sorge, Jako, die monströse Rohrzange liegt da eher als Gag. Ich glaube, ich habe die noch kein einziges Mal benutzt. Obwohl Kollege Fleischsalatpirat schon gefragt hat, was ich denn mit dem ganzen anderen Krempel will, wenn ich so ein schönes Allzweckwerkzeug habe. :lol:
 
Laufräder: Naben, Speichen, Felgen, Reifen

Bevor es losgeht, ein wichtiger Hinweis: Ich bilde mir zwar ein, meistens zu wissen, was ich tue, aber ich bin kein Profi. Ich übernehme also keine Haftung für die Taten eventueller Nachahmer, auch was Garantieansprüche etc. betrifft!

So, auf geht's! Zum Warmwerden fange ich mit etwas vermeintlich Einfachem an: Den Laufrädern.

An Material und Werkzeug brauche ich

- Öl
- Lagerfett
- Sprühwachs
- ggf. Talkum oder Babypuder
- Luftpumpe
- 2 Reifenheber
- 2 Konusschlüssel
- Schmirgelpapier oder Schleifleinen, 100er Körnung oder feiner
- Knarre mit Zahnkranz-Nuss
und natürlich:
- Laufräder
- Felgenband
- Schläuche
- Mäntel
- Ritzelpaket
- Schnellspanner



Zunächst ein wenig Materialkunde: Obwohl ich bisher mit meinen Shimano-Systemlaufrädern ganz gut klargekommen bin, habe ich mich für das neue Fahrrad für einen klassisch gespeichten Laufradsatz entschieden. Nachdem mir mal eine von 20 Hinterradspeichen am System-LRS gerissen ist, und ich daraufhin ohne weiterfahren zu können doof in der Pampa stand, war dieser Entschluss schnell gefasst. Die Leute bei Poison haben mich darin bestärkt, nicht zuletzt wegen meines Gewichts von momentan knapp 100 Kilo :eek: in Verbindung mit meinen Ambitionen beim Ortsschildsprint.

Die Naben sind aus Shimanos 105er Gruppe. Stabile, millionenfach bewährte Teile mit wartungsfreundlichen Konuslagern. Die Speichen kommen von DT Swiss und heißen Competition. Sie sind oben und unten 2 mm stark, in der Mitte auf 1,8 mm konifiziert und in diesem Fall dreifach gekreuzt montiert:


(Einfach anklicken, um die Bilder größer zu sehen)

Die CXP22-Felgen sind, soweit ich weiß, dieselben, die Mavic in den Aksium-Laufrädern verbaut. Nicht wahnsinnig leicht, aber stabil und im besten Sinne preiswert. Zusammen mit den Standard-Messing-Nippeln ergibt das einen erschwinglichen, haltbaren, reparaturfreundlichen Satz Räder, der hoffen lässt, für viele tausend sorgenfreie Trainingskilometer gut zu sein.
An Reifen wurden mir Michelin Lithion empfohlen, als ich nach einem Trainingsreifen fragte, der nicht die Welt kostet und einigermaßen pannensicher ist.

Es geht das Gerücht, dass Shimano die Konuslager ab Werk gerne mal zulasten der Leichtgängigkeit etwas zu fest einstellt. Das lässt sich leicht korrigieren, indem man die Muttern auf den Achsstummeln etwas löst. Dies sind die schmalen schwarzen Scheiben, die wiederum mit den äußeren, silbernen Muttern gekontert sind.



Diese werden mit zwei Konusschlüsseln etwas gelöst, bevor ich das gleiche mit den inneren Muttern tue. Jetzt lässt sich die Achse im Lager hin- und herbewegen, das heißt: Es war zuviel des Guten! Also die schwarzen Schrauben wieder festgezogen, bis die Achse so eben kein Spiel mehr hat und wieder mit den äußeren Muttern kontern. Später, wenn das Rad eingebaut ist, sollte man mal am Rahmen wackeln, um das Lagerspiel nochmals zu prüfen: Da darf sich seitwärts nichts bewegen!

Dann wische ich mit einem Lappen die Felgenbetten aus und untersuche die Felgenflanken, wo sie später Kontakt mit dem Reifen haben werden. Eventuelle Grate oder Splitter könnten Schlauch und/oder Mantel beschädigen. Tatsächlich findet der Testdaumen am Felgenstoß eine kleine, scharfe Kante, die ich mit einem Stückchen Schmirgelpapier riefenlos glattschleife. Danach nochmal wischen und nochmal fühlen.



Gegen Feuchtigkeit und Schmutz hilft noch eine Behandlung mit Sprühwachs, speziell an den zerklüfteten, korrosionsanfälligen Stellen, wo die Speichen mt der Nabe bzw. der Felge zusammentreffen: Aufsprühen, ein paar Minuten antrocknen lassen, und dann den matten Film blankputzen.



Achtung! Extrem wichtig! Unbedingt die Bremsflanken danach entfetten, z.B. mit Waschbenzin!!!

Wenn jetzt alles glatt und sauber ist, kommen die "Weichteile" dran: Das Felgenband setze ich am Ventilloch an und ziehe es um die Felge.



Das liest sich einfacher als es ist, weshalb es sich empfiehlt, das Band am Ventilloch zu fixieren. Ich nehme dazu einen Schlauch, schiebe das Ventil durch die Löcher in Felgenband und Felge und schraube es mit der Überwurfmutter fest. Das Felgenband muss glatt und genau mittig im Felgenboden liegen und breit genug sein, diesen vollständig zu bedecken.
Nachdem das unter einigen Flüchen geschafft ist, nehme ich den Mantel und ziehe eine Flanke über die Felge. Ggf. ist die Laufrichtung zu beachten. Perfiderweise befindet die sich bei manchen Fabrikaten nur auf einer Seite, also gründlich nachkucken! Ich weiß nicht, wie oft ich schon einen Reifenhersteller verflucht habe, weil ich zu guter Letzt festgestellt habe, dass ich einen unscheinbaren Pfeil auf der Reifenflanke übersehen hatte. Merke: Wenn man nicht darauf achtet, zieht man den Mantel immer falschrum auf. Die normalen Gesetze der Wahrscheinlichkeit, dass es in jedem zweiten Fall richtig sein müsste, sind hier außer Kraft! :eek:
Ich ziehe den Mantel so auf, dass sich der Herstelleraufdruck am Ventil befindet. Das freut die Stylepolizei und hilft, das Ventil zu finden, wenn es mal eilt.




Wenn das Ventil nicht schon im Ventilloch steckt, hole ich das jetzt nach. Dann kommt der Schlauch ringsum in den Mantel und wird etwas aufgepumpt, bis er an Form gewinnt, ohne sich auszudehnen.



Jetzt die zweite Reifenflanke über das Felgenhorn friemeln oder per Reifenheber hebeln. Ich mache das so, dass ich am Ventil beginne. Sollte das noch an der Felge verschraubt sein, löse ich die Mutter und drücke das Ventil hinein, bis der Schlauch an dieser Stelle im Mantel sitzt.
Wenn der Mantel komplett auf der Felge sitzt, pumpe ich noch ein paar Takte Luft nach und walke den Reifen einmal rundherum kräftig durch, damit er mittig sitzt und der Schlauch nicht irgendwo zwischen Felgenhorn und Mantelwulst eingeklemmt ist. (Wer ganz sicher gehen will, kann vorher den Schlauch mit Talkum bestäuben. Babypuder tut's auch.)



Dann auf Nenndruck aufpumpen - Fertig. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, geht es schneller, als das Lesen bis hierher gedauert hat.



Demnächst geht's weiter mit Zahnkranzmontage, Schnellspannern und Rad-Einbau.

 
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Also, mit den CXP22 machst Du sicher gar nichts verkehrt. Ich fahre ja die 33er und die haben in der letzten Saison alles brav weggesteckt, lediglich einen kleinen Seitenschlag gabs mal, aber der war problemlos zu richten. Wirste viel Spaß haben mit der Felge.
ROB
 
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Ich als Anfänger kann nur sagen super geschrieben und erklärt.

Dieses Jahr ist meine erste Saison.

Gruß
Jan
 
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Darf man auch Tipps geben? wenn ja:

Den Schlauch erst aufpumpen und dann ins Ventilloch und Reifen. Wenn Du die zweite Reifenflanke über das Felgenhorn ziehst fang gegenüber des Ventils an und arbeite dich auf beiden Seiten zum Ventil hin. zu 99% kannst Du so einen Reifen ohne Heber montieren.
 
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N´abend,
kann leider nicht erkennen ob das ein Kunststofffelgenband ist,mit sowas hab ich mir schon 2 Schläuche geschräddert
(aufgepumpt bis 9 bar :D)
Ich hab dann nur noch Gewebeband genommen, damit klappt´s .
 
AW: Werkstattbe(r)ichte: Alter Mann auf neuen Rädern

Darf man auch Tipps geben? wenn ja:

Den Schlauch erst aufpumpen und dann ins Ventilloch und Reifen. Wenn Du die zweite Reifenflanke über das Felgenhorn ziehst fang gegenüber des Ventils an und arbeite dich auf beiden Seiten zum Ventil hin. zu 99% kannst Du so einen Reifen ohne Heber montieren.

Du machst das genau falsch herum, so wie Ed das beschrieben hat ist es korrekt. Man fängt am VVentil an.
 
AW: Werkstattbe(r)ichte: Alter Mann auf neuen Rädern

@EdHot:
für jemanden der daran denkt das werkseitig eingestellte lagerspiel der naben zu überprüfen und zu justieren bist du aber sehr zurückhaltend was dein können angeht.
ich schätze mal der großteil der radhändler, die sich selbst als professionelle meisterschrauber betiteln denken daran (vlt sogar absichtlich) nicht und verkaufen den ahnungslosen kunden "dem tode geweihte" naben.
 
AW: Werkstattbe(r)ichte: Alter Mann auf neuen Rädern

Du machst das genau falsch herum, so wie Ed das beschrieben hat ist es korrekt. Man fängt am VVentil an.

eben genau das ist nicht korrekt. wenn du gegenüber des ventils anfängst kannst du beim aufziehen den reifen ins felgenbett drücken und den reifen zum ende hin ohne montierhebel übers felgenhorn ziehen. dann noch einmal das ventil reindrücken so das der reifen sich sauber um den schlauch legen kann und gut ist.
 
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