Ohne besonderen sportlichen Anspruch ist es kein Problem auch längere Zeit in Jeans aus dem Renner zu sitzen. Bei Familienradtouren trage ich auch meist Jeans, bei Fahrten zum Bäcker o.ä. sowieso, aber auch wenn ich nur mal eine halbe Stunde spazierenfahren will zum frische-Luft-schnappen mache ich das oft in Alltagskleidung. Sprich: es gibt kein grundsätzliches Problem, stundenlang in Jeans auf einem Rennrad rumzugurken. Fällt für mich unter die Kategorie "kann man mal machen"
Aber für den täglichen 17km langen Arbeitsweg wäre das nichts für mich, weil:
1. Eine Jeans ist nicht winddicht; wenn es etwas kühler ist, wird mir in einer Jeans schneller kalt als in einer kurzen Bib + Knielinge
2. Eine regennasse Jeans ist doch sehr arg unbequem und der Fahrtwind kühlt dann extrem aus
3. Sobald es nur etwas wärmer ist kann ich gar nicht mehr so langsam fahren, dass ich die Jeans nicht durchschwitze
4. Ich möchte zügig zur Arbeit kommen. Wenn ich jeden Tag darauf Bedacht sein müsste, bloß nur so schnell zu fahren, dass ich nicht schwitze würde mich das nicht nur extrem annerven, sondern ich müsste mangels Training vermutlich nochmal deutlich langsamer fahren, als ich es trainiert jetzt tun müsste
5. Gleich nach den Schuhen ist die Hose das Kleidungsstück auf dem Rad, welches massiv Straßendreck ausgesetzt ist. Ich will nicht in dreckigen Hosen den Tag über meine Arbeit machen
6. Ich möchte meine Mitmenschen nicht mit dem Anblick meines Bauarbeiterdekolletees behelligen, welches bei einer normalen Jeans in Rennradsitzposition leicht sichtbar wird
7. Ich muss auf der Arbeit meine Klamotten eh wechseln (da vom Radfahren durchgeschwitzt, nass oder dreckig) Da kann ich auch gleich die Radfahrhose zum Radfahren anziehen
8. Eine Jeans auf dem Fahrradsattel verschleißt massiv. Bei täglich 2x17km Weg zur Arbeit müsste ich mir wahrscheinlich jeden Monat eine neue Jeans kaufen
9. Wenn die Tage lang sind nutze ich den Heimweg oft zur Feierabendrunde und verlängere diesen gerne Mal um mehrere Stunden. Dafür habe ich dann doch ganz gerne meine Sportklamotten an
Die meisten dieser Probleme sind gar nicht mal speziell rennradtypisch. Mich wundert es in der Tat sehr, dass jemand der bereits 2x17km/täglich zur Arbeit radelt es auch nur in Erwägung zieht, das ohne Wechselklamotten zu machen. Meine Kollegen würden sich bedanken, wenn ich den ganzen Tag neben ihnen rummüffeln würde.
Kurzum: ich trage auf dem Arbeitsweg übliche, dem jeweiligen Wetter angemessene Rennradmontour. Wechselklamotten deponiere ich im Büro und tausche die einmal die Woche zum Waschen aus. Mein Arbeitsweg ist je nach Einsatzort 2x23km oder 2x38km.