Wie der Alpe Adria Giro mich die Demut lehrte oder Ambitionen sind etwas Schönes, nur sollten sie im Rahmen bleiben.
Hoch motiviert Gundi in ihrem Heimrennen und noch dazu bei der Premiere des wunderschönen Alpe Adria Giros weit nach vorne zu fahren, stehen wir am Start Die Taktik, die moderate Steigung rauf nach Tarvis nicht zu schnell anzugehen, ist vergessen und der Radcore Zug dampft rauf, wir dampfen bereits auch alle, denn die Temperaturen sind bald dementsprechend. Auf die ersten zwei Laben wird gepfiffen, Gundis Sohnemann und Vater laben uns perfekt fliegend am ersten Pass dem Bredil. Calogero und ich sind noch bei Gundi, zumindest ich fühle mich bärenstark. Gundi geht in die Abfahrt als gäbe es kein Morgen, die verdammten körpereigenen Glückshormone übernehmen das Kommando. Keine Ahnung welcher Teufel mich reitet, aber so einen taktischen Stiefel bin ich noch nie zusammen gefahren. Im sanften Gefälle bis Bovec versuchen Calogero und ich im Geschwindigkeitsrausch völlig sinnlos Löcher zuzufahren. Knapp vor Bovec krampfelt Calogero und ich fühle mich wie der brave Richie Porte, der als letzter tapferer Edeldomestik bei Gundi bleibt. Auf die große Labe in Bovec wird wieder gepfiffen, die engagierte Publikumskulisse lässt uns nur Wasserflaschen im Vorbeifahren nehmen, um sie gleich nach ein paar Schlucken in Profimanier wegzuwerfen. Zur vorderen Gruppe komme ich nicht mehr hin, auf die nächst hintere zu warten, bin ich zu blöd, die Endorphine meinen, das geht schon. So ziehe ich Gundi entlang der Soca rauf bis der Ast mir sagt, dass die Endorphine mir nur was vormacht haben. Ich gehe ein, wie eine Primel. Versuche noch zu essen, der Riegel will nicht rutschen. Gundi lässt mich stehen in der Meinung ich komme gleich, wenn ich gejausnet habe. Die Wahrheit ist, ich komme ihr schlicht und ergreifend nicht mehr nach. Zum Ast gesellt sich der Grant. Knapp vor dem Aufstieg zum Vrsic kommt von hinten eine relativ entspannte große Gruppe mit Calogero und Gerlad68 und reicht mich durch, dass ich nur mehr an den
Riis Radweitwurf denken kann. Die Gesamtkombi (Ast, Grant, Hitze) beschert mir Krämpfe, die mich (bei fünfmal habe ich aufgehört zu zählen) für jeweils für mehrere Minuten vom Rad reißen. Aber wie es so ist bei Krämpfen am Berg, nach 100 HM sind sie wieder da, eigentlich schon gleich nach dem Aufsteigen. Außerdem ist der Vrsic von der Seite eine ordentliche Sau und mein präpotenter Verzicht auf die Kompaktkurbel wird auch mental ein Thema. Wäre der Besenwagen da gewesen, wäre ich zum ersten Mal bei einem Rennen ausgestiegen. Aber für den Besen waren wir doch zu weit nach vorne gefahren. So schleppe ich mich drüber und finde in Kranjska Gora noch zwei Jungs mit denen ich bis Villach runter knalle, ohne die wär ich ins Taxi gestiegen, 5 km vor dem Ziel bekomme ich noch einmal gleichzeitig in beiden Beinen solche Krämpfe, dass ich mit keinem Fuß mehr ausklinken kann. Glücklicherweise, war das Tempo grad so hoch, dass ich noch lange genug rollen konnte, bis sich ein Bein erbarmt hat und mir den Ausstieg ohne Sturz gewährt hat. Nochmal Pause und einbeinig durch die Villacher Innenstadt, wieder beidbeinig durchs Ziel.
Der brave Calogero bleibt am Vrsic bei Gundi, wobei, wie berichtet wird, auch der reißen lassen musste und erst später wieder ran gekommen ist, weil Gundi in der sanften Abfahrt nach Villach eine Gruppe sausen lassen musste und sie kommen gemeinsam ins Ziel.
Also ein perfektes Rennen, Gundi ist sensationell gefahren, hat in dem starken internationalen Feld nur um eine gute Minute das Stockerl verpasst. Die Domestiken, waren/sind fix und fertig, so wie es sich gehört.
Im Rennkalender nächstes Jahr vormerken. Wunderschönes Rennen: Landschaftlich ein Traum, sehr gut organisiert und bei der Publikumskulisse in Italien und Slowenien, darf mach sich ein bissl, wie einE echteR RennfahrerIn fühlen ;-)