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Radcore - Der Wiener Kreisel

Dank neumodischem Medien-Digital-Dingsda-Zeugs (das sind so Dinger die mit Vorliebe mit i beginnen) waren wir am Rückweg aus Cesenatico immer voll informiert. Obwohl wir es eigentlich besser wissen sollten haben wir doch ein bisschen gezittert ob es alle ins Ziel schaffen.
Gratulation zur grandiosen Leistung!!
Lasst euch das Duvel und Maes gut schmecken!
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Re: Radcore - Der Wiener Kreisel
Wenn ich es richtig deute entnehme ich dem letzten Foto, dass es eine Filmvorführung zu Flandern geben wird!
 
Ronde van Vlaanderen:
I
rgendwann lässt die Feuchte in den Fingern dann nach, nach dem letzten Ausdrücken des Regenwassers. Es ist ja erst so um km 120 und wir freuen uns, dass es von oben nicht mehr nass kommt.



Zu aller Überraschung unterscheidet sich das erste Pave, hier Kassei genannt, nur dadurch von denen auf der Strecke Paris-Roubaix, dass gepflegte Häuser den Weg säumen. Es rüttelt und schüttelt schon ganz ordentlich, und so erinnert man sich schnell daran: Großes Blatt, dicker Gang und schön drücken, je mehr Speed, je weniger Geschüttel.


Direkt nach dem Start, im historischen Zentrum der herrlichen Stadt Brügge, ist es ja auch schon auf Kopfsteinpflaster hinaus gegangen in die flache Ebene des flandrischen Westens. Dort noch auf dem kleinen, gut verlegten. Sobald die engen Gassen hinter uns sind, zeigt sich die ganze Trostlosigkeit dieses Morgens: Regen aus grauen, niedrigen Wolken, grau in grau auch die Landschaft, die sich am nächsten Tag doch schon grün und frühlingshaft zeigen sollte.


Jetzt bei den höheren Geschwindigkeiten in der Sechser-Gruppe war auch bald klar, heute wird vielleicht eine Stelle am Rücken zwischen den Schulterblättern trocken bleiben, denn sonst: Wasser von unten, Wasser von vorne, Wasser von oben, ohne Unterlass.


Geschwindigkeit: So wie man das eben anlegt, auf einer sehr langen Strecke, nur nicht übertreiben. Von hinten rauscht ein Koga Renntandem heran und vorbei, 35, 36, 37, in leichten Wellen 40+ kmh. So haben wir das nicht ausgemacht, aber welche Alternative hätten wir? Also Lücke zufahren und brav hinterher.


Da war Nils schon wieder auf den Beinen und auf dem Rad. Eine Bodenwelle während eines enthusiastischen Antritts hat ihn über den glatten, nassen Asphalt rutschen lassen: „When it’s wet, it is less impact, because it slides better“. Aha.


Irgendwann kommt dann auch noch der spürbare Wind, der die 4 Grad Lufttemperatur doch noch deutlich kälter erscheinen lässt. Der Plan, die erste Labe auszulassen wird aufgegeben. Der Tandem-Flow endet hier. Nach fünf Minuten stehen ist die letzte Restwärme aus dem Körper gewichen, schnell aufs Rad und treten, bevor der Schüttelfrost mit voller Intensität einsetzt. Nichts Neues bei der zweiten Labe bei km 99, immerhin der Regen legt Pausen ein. Die Rettungskräfte versorgen die ersten unterkühlten Radler.


Jetzt beginnt der Spaß in der hügeligen, bäuerlich geprägten Landschaft um Oudenaarde. War da noch was vorher? Aja, ein Kettenbruch, ausrollen bis zu den Häusern und schnell einbremsen vor dem „Pechdienst“, der belgische Pannendienst. Zu schnell eingebremst: Nils muss ein zweites mal zu Boden.


Mittlerweile trocknen manch Straßen auf, die ersten Hellinge aber, sind mit einem leichten Schlamm überzogen, und trotzdem gut fahrbar (Materialwahl top!).


Stakkatoartig kommen sie daher, diese gepflasterten Anstiege: Wolvenberg, Molenberg, Valkenberg, Eikenberg, 14,2 %, 13,8%, 13 % 10 %. Dann die Labe Nummer 4 bei Kilometer 178. Schau, da blüht ein Kirschbaum, die Moral steigt wieder, die Kräfte lassen nach.


Nur nicht übertreiben: Koppenberg, 22%. Next slope Steenbeekdries, next slope Taaienberg, next slope Kaperij, next slope Kanarieberg, next slope Kruisberg. Wir sind im Flow. Und ja, es gibt diese Kasseien auch bergab, und das ist eine neue Kategorie Radfahren, endlich sind wir so schnell wie die Pros auf den flachen Paves von Paris-Roubaix.


Aber es geht noch besser: Ein Hohlweg, steil bergauf: Oude Kwaremont, hier werden wir angefeuert, angeschoben, eine Freude ist das.


Paterberg, der letzte Anstieg bei Kilometer 228, 20,3 %. Du tust uns nicht mehr weh. Hat noch wer Reserven für die letzten 15 km im Seitenwind? Nils hat noch, danke!
 
Gedankt sein natürlich auch Herrn Koblet für große Teile der letzten 15 km, wo meine Ober- und Unterschenkel ab 200 Watt in komische Spasmen verfallen sind. Gedankt auch den Herrn Steinbach, Woge, und Daniel für die geleistete Teamarbeit! Zu Erhaltung des literarischen Spannungsbogens ließ ich mich auf Nils konzentrieren.

Durch die Härte der Wintervirusepidemie ist aus zwei Radkollegen ein Directeur sportif und ein Co-Directeur sportiv geworden, die uns bestens durch die wilden Zeiten geführt haben. Chapeau!
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch eine sehr typische Impession aus dem 1. Teil, aufgrund der Verhältnisse existiert davon nur sehr wenig erhaltenes Material

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Starte einmal rechtzeitig die Diskussion zur morgigen Ausfahrt. Stichwort: Paris-Roubaix. Mein Vorschlag: 10:00 Kennedy Brücke Richtung SW

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