Ah, okay. Das Downhillproblem sitzt unter der Woche ganztägig neben mir und nennt sich Lehrling, ich kenne die Ausgangssituation also bestens. ;-)
Rennräder sind grundsätzlich meistens kürzer, haben steilere Lenk- und Sitzrohrwinkel und weniger Nachlauf, als Tourenräder. Das macht sie wendiger. Manchmal liegt das Tretlager tiefer, manchmal auch nicht; das ist aber eher eine Frage des Zeitgeists.
Obwohl man das nicht meinen sollte, fahren Rennräder mit sehr kurzem Vorderteil und sehr steilem Lenkwinkel oft überraschend ruhig, weil sie dadurch eben auch mehr Last aufs Vorderrad bekommen.
Die Grundlagen wirst Du vom Downhill in etwa kennen:
- steilerer Lenkwinkel = wendiger bis unruhiger (bei Rennrädern gelten 72° als träge und 74,5° als hektisch)
- weniger Nachlauf = wendiger bis unruhiger (bei Rennrädern zwischen 4 und 7 cm)
- mehr Nachlauf = besserer Geradeauslaufen (Kombination aus viel Nachlauf und flachem Lenkwinkel neigt aber zu "Schwimmen" und spürbaren Lenkkräften bei langsamer Fahrt)
- längeres Vorderteil = weniger Gewicht auf Vorderrad, Rahmen weniger steif; tendenziell träger, wirkt aber manchmal sogar unruhiger, im Sprint mitunter seltsam
- längerer Hinterbau = ruhiger bei höheren Geschwindigkeiten und besser mit Gepäck; tendenziell träger, im Wirklichkeit aber meist erstaunlich unauffällig
- kürzerer Hinterbau = tendenziell wendiger; ggf. besser an steilen Anstiegen auf losem Untergrund, wenn man im Stehen fährt
- Sitzrohrwinkel nach persönlicher Vorliebe; flache Sitzwinkel ergeben aber längere und damit weniger steife Oberrohre
Geometrien unterliegen immer auch gewissen Modeströmungen. Rennräder aus den 70er Jahren sind dabei oft der beste Kompromiss, fühlen sich oft überall wohl und haben meistens auch Platz für Schutzbleche, aber vergleichsweise schlechte Bremsen und Schaltungen. Rennräder aus den späten 80ern, vor allem italienische, sind oft ultrakurz und hektisch, aber wegen der vergleichsweise kurzen Oberrohre besser für bequemere Sitzhaltungen geeignet; Platz für Schutzbleche hatten sie oft nicht mehr. Rennräder aus den späten 90ern waren oft vorn zu lang und hinten zu kurz, zu sehr am Profirad orientiert und deshalb auch in sehr sportlicher Haltung am besten zu fahren (manchmal aber überhaupt nicht gescheit).
Ein guter Kompromiss für ein Alltagsrad mit Schutzblechen könnte so aussehen:
- Vorderbau (also Mitte Tretlager bis Vorderachse) nicht deutlich über 60 cm, aber auch nicht unter ca. 58
- Hinterbau um ca. 41-43 cm; nicht unter 40
- Oberrohr gleich lang oder etwas kürzer, als Sitzrohr (Mitte-Mitte)
- Lenkwinkel nicht unter 73°
- langes Bremsmaß, um Schutzbleche montieren zu können; alternativ Cantilever-Sockel