Rad am Ring 2012 – 150km –Jedermann-Rennen
Vor zwei Jahren überredete mich Poki, doch mit den TUI-Jungs und–Mädels bei „Rad am Ring“ auf der Nordschleife des Nürburgrings mitzumachen.
Sechs Runden á 25 km, 3.000 Höhenmeter, sechsmal auf die „Hohe Acht“ und dazu die unheimlich tolle Kameradschaft der TUI-Fraktion, diese Erlebnisse habe ich in einem Bericht vor zwei Jahren hier an dieser Stelle gepostet.
Im letzten Jahr haben wir mit Florian und Jan ein 4-er-Team im 24-Stunden-Rennen gestellt, was auch viel Spaß machte, aber den „Renngedanken“ in den Hintergrund stellte.
Heuer also wieder das 150er!
Der Entschluss dazu viel sehr früh im Jahr, auch Poki stimmte dafür und die Vorbereitungen (Hotel buchen, Anmeldung usw.) wurden zügig erledigt.
Vor zwei Jahren erlebte ich einen kleinen Schock am Ring, in der Nordschleife. Ich hatte den Kurs völlig unterschätzt, das ewige Auf und Ab, der „lange“ Anstieg zur Hohen Acht hoch, das steile Ende dort oben.
Ich war aus der Tiefebene Bremens nach Hannover gezogen, kam direkt aus dem Vollgasrennen „Cyclassics“ in Hamburg und kannte außer zweier Harz-RTFs (mit dem beschämenden Absteigen in St. Andreasburg *grins*), den Wellen im Hildesheimer Land und im Deister eigentlich keine Berge.
In diesem Jahr kannte ich den Ring, insgesamt 13 Runden in den letzten beiden Jahren. Dazu viele Bergtrainings mit Poki und den Jungs, zwei regelrechte Berg-Trainingslager mit 3LG und Dolomiten-Marathon in den letzten beiden Jahren, den 260er-Harz-Marathon und vielen Kilometern in den Beinen.
Trotzdem war ich sehr nervös am Renntag, diese kleine 25er-Schleife respektiere ich seit dem ersten Aufeinandertreffen und werde es vermutlich immer tun.
Das Wetter kam uns in diesem Jahr entgegen: leichte Bewölkung, hintenraus fast wolkenlos, der Wind blies aus Nord, unterstützte so auf der Döttinger Höhe und war im waldreichen Abschnitt kaum zu spüren. Die Temperaturen waren in der Sonne angenehm, aber drei, vier Grad mehr wären schon schön gewesen. Immerhin sollte es keine Hitzeschlacht wie in den letzten zwei Jahren werden.
Meine Renntaktik: nicht wieder in der ersten Runde überziehen wie damals!
Bei jeder Zieldurchfahrt ein Gel lutschen, in der dritten und fünften Runde Getränke auffüllen.
Und dann ging’s los:
Poki und ich in einem Feld von 390 Gleichgesinnten, Abklatschen, viel Erfolg und gesundes Ankommen wünschen und dann ab in die ersten schnellen Kilometer auf dem Grand-Prix-Kurs bis zur Einfahrt in die Nordschleife!
Da ich keine Lust verspüre, in der nervösen Anfangsphase ganz vorne mit rein zu stechen, bummel’ ich ein wenig am Ende des ersten großen Feldes herum, muss in den Abfahrten sogar bremsen um gefährlichen Situationen aus dem Wege zu gehen.
Bis in den ersten langen Anstieg zur Hohen Acht verweile ich in dieser Position, kann sogar immer das vor dem Feld fahrende Führungsfahrzeug sehen.
Pokis und meine Devise am Berg lautet immer, ab hier macht jeder „sein Ding“.
So wird das Rennen für mich also zu einer Angelegenheit zwischen mir und dem Kurs, die anderen Teilnehmer werden mich erst wieder ab Mitte der fünften Runde interessieren.
Es rollt gut, ich habe keine Probleme, den erste Anstieg zur Hohen Acht kommentiere ich mit einem „ Das war das erste Mal Tommy, fünfe werden folgen“ und stürze mich in das folgende schnell wechselnde Spiel von hoch und runter auf den nächsten Kilometer.
Im 24er-Team-Rennen kann man hier mit Vollgas durch die Wellen bügeln und erstaunte Blicke der ganz rechts fahrenden „Trimmfahrer“ ernten, im 150er nimmt man sich ein wenig zurück. ;-)
Erste Zieldurchfahrt:
Zeit 45:23, 2010 benötige ich für die erste schnelle Runde 45:36. Also scheint die Renntaktik nicht aufgegangen zu sein, ich bin zu schnell angegangen.
Im Gegensatz zu damals fühle ich mich aber gut und fahre in meinem eigenen Rhythmus weiter; ändere die Marschplanung sogar, so dass ich erst in der vierten Runde anhalte, um die Getränke aufzufüllen, der zweite Stopp wird ausfallen, weil nicht benötigt.
Die Nordschleife ist wie geschrieben ein ewiges Auf und Ab und hat damit den Vorteil, dass man sich den Kurs nicht gedanklich in kleinere Abschnitte zerlegen muss.
Selbst der längere Anstieg zur Hohen Acht ist noch durch die Steilstrecke geteilt und kann daher nicht mit den „richtigen“ Anstiegen in den Alpen mithalten.
Den Albula-Pass habe ich mir im Sommer in 100-Höhenmeter-Schritte zerlegt, hier weiß ich, dass nach zwei Kilometer eine Abwechslung kommt.
Heute habe ich auch ein gedankliches Problem. Bei den Vorbereitungen hatte ich meinen Brustgurt für die Pulsmessung zwar bereit gelegt, aber vergessen, ihn auch einzupacken.
Deswegen fahre ich nicht wie sonst nach Puls und Trittfrequenz, sondern völlig „frei“; die Laktatgrenze mit dem Brennen in den Schenkeln wird meine Grenze sein.
Der Wind wurde schon angesprochen und gelobt, aber er hatte auch den Nachteil, dass er in die Fuchsröhre hinein blies und so keine neuen Top-Speeds bergab zu verzeichnen waren. Mit etwas über 92 liege ich einen 1 km/k unter dem letzten Jahr, ist zu verschmerzen. ;-)
Die ersten drei Runden werden alle unter der 50er-Grenze gefahren (erkenne ich erst später in der Auswertung), es läuft prima.
In der Anfahrt zur Fuchsröhre erkenne ich in der vierten Runde ein HRC-Trikot!
Poki? Panne vorweg? Sonst was passiert? Ich grübele kurz überhole in der Kompression der Röhre Jutta aus unserem Verein.
Sie ist die Führende ihrer Altersklasse in der German-Cycling-Cup-Serie (Kurzstrecke), aber mehr als ein nach hinten Winken bleibt bei diesen Geschwindigkeiten nicht über.
Ab der vierten Runde macht sich auch der Substanzverlust bemerkbar, zwei Minuten benötige ich für die Pause und insgesamt wird das Tempo ein Ticken langsamer.
Brav nehme ich alle 25 Kilometer meine Gels, trinke aber anscheinend zu wenig.
In der fünften Runde merke ich, dass ich an meine Grenzen stoße, die Kraft schwindet und ich muss mir selber zureden, nicht zu überziehen.
Aber es gibt ja häufig auch ein bisserl Motivation im Rennen, so auch heute, in der harten fünften Runde.
Von „oben“ sammele ich bis zum Schluss immer mehr Rennfahrer ein, die ihre Kräfte oder den Kurs (oder beides) überschätz hatten und nicht mehr ein regelmäßiges Tempo fahren können, von „unten“ kommen die drei, vier Mitfahrer nicht mehr heran, die mich hin und wieder in einzelnen Abschnitten begleitet hatten.
Also auf, ab in die letzte Runde, auf die ich mich so gefreut hatte.
Natürlich wurde es keine Bestzeit, bei weitem nicht. Aber der Gedanke daran, dass es nach 25 Kilometern vorbei sein sollte, hilft immer.
Und im Anstieg zur Steilstrecke hörte ich ein fröhliches „HRC“! Einer unserer jungen Burschen fuhr in einer Dreier-Kombi locker an mir vorbei, Teilnehmer anscheinend eines 24-Vierer-Teams.
Meinem ersten Gedanken mich anzuheften, wurde von den Oberschenkeln ein klares „No Go!“ befohlen.
Diese kleinen Begebenheiten während des Rennens lassen einen Schmunzeln, wie auch der Gruß zur tapferen Pi (TUI), dem flotten Mädel der Adler aus Goslar und der kurze Schnack mit Peter (24er-Einzelstarter).
Ich fahre das letzte Mal auf der Döttinger Höhe, schnappe mir noch ein paar 150er-Starter, und prüfe die Zeit.
Kaum zu glauben, aber eine Zeit unter fünf Stunden scheint möglich!
Viel Gas ist nicht mehr möglich, aber kräftiges Ausfahren der letzten Steigungen schon, man muss ja nicht überreizen.
Und perfekt, mit 04:57 durchrolle ich die Ziellinie!
Jau, das 150er bei Rad am Ring ist wahrlich eine besondere Nummer; ich war am Tag danach noch so kaputt, dass ich die RTF an der Nordschleife habe sausen lassen, sorry an Flori und Kristof.
Vielen Dank an Poki, der immer mehr an der 10%-Grenze kratzt!
Danke auch an die TUI-Mannschaft! Auch wenn Ihr nicht alles TUIs seit, nennen ich Euch mal so. Boris, du holtst mich nimmer mehr… ;-)
Wie in den vergangenen Jahren macht es immer wieder Laune, die Zeit am Ring mit Euch zu verbringen!
Philipp, Peter und Arne: als 24er-Einzelstarter habt Ihr großartiges geleistet und mich auf neue Gedanken gebracht!
Zahlen, Daten, Fakten:
-147 km , 04:57,07,
- drei fixe Runden unter 50
- fünf Gels, zwei Iso-Flaschen am Rad, eine nachgefüllt (viel zu wenig Tommy!)
- Erkenntnis gewonnen, dass drei Kilo Übergewicht drei Jahre Erfahrung nicht schlagen können…………… ;-))))
- Werder vs HSV: 2-0 YEAH!
Auf, in die Planungen für das nächste Jahr, 4er-Team, 150er, 75er mit nachfolgender Teilnahme in einem 4er, Einzelstarter???