Nur um das Niveau mal in Relation zu setzen: Diese Sphären schweben in jeder Hinsicht meilenweit über einer Mittelklasse-Kette
ja, deshalb schrob ich ja bereits weiter oben, daß dies das Streiten um des Kaisers Bart etc. ist.
In diesem Sinne: Ich liebe hochwertige Musikwiedergabe und verstehe jeden der versucht, noch ein Quäntchen mehr zu optimieren, kann aber genausogut jeden verstehen der das nicht tut, denn ein großer Teil des Musikgenusses besteht aus Gefühlen und Erinnerungen. Und für die braucht es keine perfekt aufgebaute Anlage im Preisbereich von Autos, sondern es reicht gegebenenfalls die schrabbelige ehemalige Jukebox-Single auf einer ranzigen HiFi-nach-DIN-Kette oder die 40-Mark-Gitarre am Lagerfeuer, ist mitunter sogar besser geeignet dafür. Schließlich hat kein Live-Konzert Studioqualität.
Ja, natürlich hat das auch etwas oder sogar sehr viel mit Gefühlen und Erinnerung zu tun. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, daß diese Diskussionen immer sehr schnell emotional geführt werden und mitunter dann vollkommen entgleiten.
Für das echte Live-Erlebnis hast Du natürlich auch recht, daß dies nicht Studio-Qualität aufweist. Da gibt es Ausreißer in beide Richtungen. Also besser und schlechter als "Studio-Qualität".
Allerdings möchte ich darauf hinweisen, daß Studioqualität häufig als Qualitätsmerkmal falsch verstanden und unter HiFi-Gesichtspunkten auch völlig mißinterpretiert wird.
Das alte Braunbuch des deutschen Rundfunks, welches es übrigens bis mindestens in die 90er Jahre noch beim öffentlichen Rundfunk als quasi Regelwerk gegeben hat, beschreibt die Anforderungen an Studiogerätschaften. Diese müssen neben anderen Anforderungen und Parametern eine absolut lineare Wiedergabe ermöglichen und dürfen sich innerhalb einer Modellserie und einer Gerätegattung nicht unterscheiden, damit im Fehlerfall einfach nur auf die zweite Wiedergabemaschine, den nächsten Tonabnehmer, die nächste Phonostufe, den zweiten Aufhol-oder Mikrofonverstärker, den zweiten Sendeverstärker etc. umgeschaltet werden und der Hörer somit keinen klanglichen Unterschied wahrnehmen konnte.
Es geht also nicht um besonders große Wiedergabefrequenzgänge oder Bandbreiten sondern in erster Linie nur um reproduzierbar gleiche Ergebnisse mit verschiedenen Geräten verschiedener Baujahre, verschiedener Erhaltungs- und Wartungszustände und Hersteller.
Insofern wird man auch bei Nutzung von Studio-Gerätschaften nicht an die Live-Atmosphäre herankommen, dafür aber die aus der Live-Aufnahme erstellte Konserve genauso wiedergeben und darstellen können, wie sie sich der Toningenieur in der Abmischung und dem Mastering vorgestellt hat.
Auch das ist kein Qualitätsmerkmal, welches die Wiedergabe mit anderen Gerätschaften als besser oder schlechter definiert, sondern nur als anders; oder besser gesagt einfach nur als eine andere Illusion und die Wiedergabe mittels Studiogerätschaften als (mehr oder weniger belastbare) 1:1 Kopie der Illusion, die der Toningenieur versucht hat einzufangen und darzustellen sowie zu vermitteln.
Letztendlich aber ist dann die bei der Wiedergabe gewünschte Illusion wieder reine Geschmackssache und das Ganze verhält sich auch ähnlich dem Vergleich von Erstpressung, Reissue und audiophiler Neuabmischung und Wiederauflage. Die Erstpressung ist quasi das historisch (wertvolle) Dokument und in deisem Fall auch Original, das Reissue irgendwas von nahe am Original bis lieblos hingeklatscht und die audiophile Ausgabe ein Spaßobjekt, welches durch Neuabmischung ganz andere Akzente setzten und Genuß vermitteln soll. Somit wenden sich diese unterschiedlichen Pressungen ebenfalls an verschiedene Zielgruppen. Und so verhält es sich für mich (vollkommen wertfrei) eben auch bei der Auswahl der Illusion und somt einer Entscheidung für z.B. Studio-Dreher oder HiFi-Gerätschaften.