Hilfreich sind Zwischenziele: "in zwei Stunden bin ich in Stadt XY, dort mach ich ne kurze Pause, füll meine Getränke auf und ess was beim Bäcker. Mittags bin ich bei KM 100 in Stadt YX und esse was zu mittag." Usw. usf. Dann klappt das schon.
Konzentration auf Zwischenziele kann meiner Erfahrung nach aber auch überraschend demotivierend sein. “Nur das Äquivalent einer kurzen Feierabendrunde bis X“, das kann auch nach hinten losgehen. Am Ende, also wenn X das Tagesziel ist, dann ist das tatsächlich motivierend. Aber am Anfang, wenn man weiss dass man in X z.B. erst ein Drittel der Tagesdosis hinter sich haben wird, dann entsteht dadurch bei mir leicht eine falsche Anspruchshaltung: die irrtümliche Vorstellung, dass diese ersten paar km quasi geschenkt wären. So einfach sind aber nicht mal die kurzen Feierabendrunden, denn wenn dem so wäre würde man sie länger machen. Wenn man dann also endlich in X angekommen ist war der bisherige Weg viel anstrengender als erwartet (nicht weil es übermäßig anstrengend war sondern wegen der viel zu niedrig angesetzten Erwartung) und der Rest der Strecke wirkt um so einschüchternder.
Womit ich bei meinem letzten Distanz-PR sehr gut gefahren bin (buchstäblich, war ein super Tag) sind zeitbasierte “Meilensteine“: statt “ich fahre jetzt erst mal bis Hintertupfingen, mal schauen wie lange ich dafür brauche“ sage ich mir “ich fahre jetzt erst mal bis 11:00 durch und schaue erst dann wie viele km ich bis dahin geschafft habe“. Turn-by-turn - Navigation macht es leicht, nicht ständig an das geographische große ganze zu denken und die Tageskilometer habe ich auf meinem Garmin ganz bewusst auf eine möglichst abgelegene Seite verbannt.
Wenn dann trotzdem mal der Kopf in Rechenspiele verfällt steht weniger die Relation von anstehendem zu bewältigtem im Vordergrund (was sehr zermürbend sein kann) sondern eher die projizierte Zielankuntszeit. Letztere empfinde zu jedem Zeitpunkt in der Etappe als vergleichsweise harmlos, wenn nicht sogar motivierend, da sich das auf die absolute Tageszeit bezieht und keinen direkten Bezug zu aktuellen Mühen und Leiden hat.
Beispiel: wenn beim Rechenspiel “prognostizierte Ankunft: 19 Uhr“ heraus kommt fühlt sich das um 9 Uhr morgens nicht so wahnsinnig viel anders an als wenn man zum gleichen Ergebnis um 17 Uhr kommt. Die Erkenntnis “20% geschafft“ hingegen macht nach 50 km einen
gänzlich anderen subjektiven Eindruck als nach 15 km.