AW: Barcelona - Tarifa (Gibraltar) - Tanger (Marokko): Wer kommt mit?
20.06.11 Das dicke Ende kommt zum Schluss…
9. Ronda - Tarifa, 158km (Summe 1.478km), 1.800hm, Schnitt 23,0km/h
Der letzten Etappe sieht man ihre 1.800hm wahrlich nicht an. Immerhin geht es von 700mNN auf 0mNN runter. Zunächst mal geht es auf breiter, aber mäßig befahrener Straße bergauf. Die Gegend ist wegen des feuchteren Küstenklimas sehr grün. Aber nachdem ich eine Woche lang nur strahlend blauen Himmel hatte, war es hier nun recht diesig. Ein richtiges Biosauna-Klima, was das Radfahren über den Tag nicht gerade leichter gemacht hat. Man fährt dann recht lang am oberen Rand des Tales entlang, immer wieder 2-3km hoch und dann wieder runter, immer mit schönem Ausblick auf Landschaft und Dörfer. Schließlich geht es ca. 600hm in tollen Serpentinen runter.
Nachdem man Los Angeles (jawohl!) hinter sich gelassen hat, wird’s für ca. 25km eher öde: Recht stark befahrene Straße (ist man gar nicht mehr gewohnt) mit ein paar dezenten Wellen.
Mein Plan war eigentlich, ab San Roque Estacion diese Tour auf verkehrsfreien Traumstraßen ausklingen zu lassen und dafür ein paar km extra in Kauf zu nehmen. Bis ins Gewerbegebiet von Los Barrios, wo ich bei Decathlon günstig Isomatten als Verpackungsmaterial besorgte, hat dieser Plan auch hervorragend funktioniert. Sogar noch einige km weiter. Als ich aber die Autobahn unterquert hatte, fuhr ich mit diesem Plan Nr. 1 erstmal voll gegen die Wand:wut: Es begann: Eine Schotterpiste! Die ehemalige Asphaltdecke war noch eindeutig zu identifizieren, was die Sache nicht besser machte. Ich fügte mich in mein Schicksal. Vernünftiger wäre gewesen, nach Los Barrios zurückzufahren und auf der stark befahrenen N-340 bzw. E5 nach Tarifa zu gelangen. Das ist der einzig sinnvolle Weg mit dem Rennrad, so unschön wie er auch ist. Dort geht es für einige km auf 330mNN hoch und dann bis Tarifa, hoffentlich mit Rückenwind, bergab.
Ich hingegen holperte für 19km zum letzten Mal über Schotterpiste, wenngleich durch eine sehr schöne und einsame Gegend. Von allen Schotterpisten, die ich hatte, ließ sich das allerdings noch am besten fahren. Mit dem Trekkingrad durchaus eine Überlegung wert.
Die Sache hat allerdings noch einen weiteren Haken: Tarifa gilt als eine der windigsten Regionen der Welt. Als ich mal wieder Asphalt unter den Rädern hatte, schob mich der Ostwind, ohne zu treten und nur mit minimalem Gefälle, auf bis zu 50km/h an! Das Dumme ist nur, dass einen diese Strecke viel weiter nach Westen bringt, als Tarifa liegt. Sprich, ich musste anschließend ca. 16km auf der N-340 (die ich ja eigentlich vermeiden wollte) wieder gegen diesen Wahnsinnswind zurück nach Osten
Schließlich in Tarifa angekommen, krachte ich mit Plan Nr. 2 noch heftiger gegen die Wand :wut: Und zwar in dem Augenblick, als ich 70€ und meinen PERSONALAUSWEIS am Schalter für das Fährticket nach Marokko rüber schob und die Dame mich fragte „Y el pasaporte?“ „Äh, wozu denn den?“ „No pasaporte, no billete para Tanger!“ Es ist nicht so, dass ich mich mit dieser Frage vorher nicht beschäftigt hätte. Aber entweder hatte ich die falschen Infos oder ich habe sie falsch gelesen.
Fakt ist: Mit Perso kommst Du nur als Tagestourist nach Tanger, was wohl auch streng kontrolliert wird. Da half auch weiteres Nachfragen bei der Polizei nichts. Die Marokkaner müssen sich schließlich vor Horden schmarotzender Wirtschaftsflüchtlinge aus der EU schützen. Das versteht man ja :spinner:
Mit ziemlich geknickter Stimmung musste ich nun über meine Rückreisealternativen nachdenken:heul:
Tarifa hat trotzdem eine schöne Altstadt und tolle Strände (die ich wegen der neuen Situation nicht nutzen konnte). Die zum Greifen nahen Berge Marokkos machen das Ganze schon zu einem faszinierenden Endpunkt der Tour.