Ich war ebenfalls in Kulmbach beim EZF - und auch am Sonntag morgen beim Etappenstart dabei.
Werde in den nächsten Tagen ein paar Fotos, die ich gemacht habe, reinstellen.
Ja...war etwas schade, das nur täglich diese 15minuten im Dritten gekommen sind. Wenn man bedenkt, das dieses Jahr ein absolut starkes Fahrerfeld am Start war, und das die Rundfahrt an sich ein ziemlich großen Prestige besitzt.
Dazu habe ich auf sport1.de einen interessanten Artikel gefunden. nehmt euch mal 5 Minuten und lest das durch - wirklich ziemlich interessant:
Achterbahnritt im Gerolsteiner-Wagen
Michael Rich war dreimal Vize-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr
Kulmbach - Beim Einzelzeitfahren scheiden sich die Geister der Radprofis. Die einen wollen nur durchkommen und im Zeitlimit bleiben, die anderen den Rückstand möglichst gering halten.
Doch für die Spezialisten ist es die Disziplin, in der sie ein Zeitpolster zwischen sich und ihre Konkurrenten legen. Die Stars wie Lance Armstrong und Jan Ullrich entscheiden so Rundfahrten für sich.
Mit Holczer im Teamwagen
Auch Michael Rich ist einer dieser Spezialisten. Drei Mal war der 36-Jährige schon Vizeweltmeister im Kampf gegen die Uhr.
Also frage ich Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer, ob ich beim Zeitfahren der Bayern-Rundfahrt in seinem Teamwagen mitfahren kann, um mir die Sache einmal aus nächster Nähe anzusehen. Holczer nickt sofort. "Kein Problem. Um viertel vor Drei am Start!"
So einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt. Denn Rich, der die Rundfahrt schon zweimal gewonnen hat, liegt auf Platz vier der Gesamtwertung, drei Sekunden vor Topfavorit Alexander Vinokourov vom T-Mobile Team.
Skepsis vor dem Start
Bei sengender Hitze steige ich am Kulmbacher Festplatz in den Begleitwagen, einen Fiat Stilo-Kombi, ein. Neben Holczer sitzt schon ein Kameramann, der wohl die gleiche Idee wie ich hatte. Die Stimmung ist gut!
Doch dann die erste Ernüchterung: "Der Michael sieht so aus, als würde er gerne den fahren lassen, der den Kurs ausgewählt hat", sagt Holczer. Rich hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm der sehr hügelige und schwere Kurs nicht behagt.
Radio-Tour meldet, dass Vinokourov bei der Zwischenzeit schneller ist als Jens Voigt. Und der wollte das Zeitfahren unbedingt gewinnen, weil er am Tag zuvor mit mehr als 35 Minuten Rückstand ins Ziel gekommen war. "Der Vino ist sogar schneller als Voigt. Der gewinnt die Rundfahrt", schwant Holczer nichts Gutes.
"Gleich drauf, Rhythmus! Gas!"
Zwei Minuten vor uns startet Corey Sweet vom Team Comnet-Senges. Irgendwann wird Rich den Australier überholen. Nur wann? Rich steht auf der Startrampe, der Sprecher stellt ihn vor. Holczer spricht den Text auswendig mit und grinst. Dann geht es los!
Rich tritt in die Pedale und Holczer tritt voll aufs Gaspedal! Mit 150 PS rasen wir hinterher. Ich werde in die Rückbank gedrückt, der Materialkoffer und ein Ersatzrad machen sich fast selbständig. "Der Wagen fährt mit Radträger über 200", erklärt Holczer. "Komm! Allez, allez! Gleich drauf, Rhythmus! Gas!", ruft er Rich durch sein Sprechfunkgerät zu.
Der Tacho schnellt hoch auf 70. Rich rasiert eine Hecke mit der linken Schulter. Doch dann sind es nur noch etwas über 50 km/h. Holczer ist irritiert. "Entweder, er fährt richtig langsam an, oder er fährt aus Protest so langsam", sagt der Teamchef.
"Der will nicht!"
Der erste Anstieg: Der Tacho zeigt knapp unter 30. "Der will nicht! Subjektiv fährt der spazieren", grummelt Holczer.
Rich teilt sich das Rennen ein. Vorn hat er das große Kettenblatt, hinten ein ganz kleines mit vielen Ritzeln aufgelegt. 55:19 nennt man das im Fachjargon. Richs Arme liegen in einem Lenker-Aufsatz, wie man ihn auch aus dem Triathlon kennt. Hinten ist ein schwarzes Scheibenrad montiert.
"Blindflug" ohne Zwischenzeiten
"Komm, jetzt sieht"s besser aus", ruft Holczer. Doch über Radio-Tour werden keine Zwischenzeiten durchgesagt. Das hügelige Gelände verhindert den Funkkontakt. "Wenn ich richtig gestoppt habe, dann bist du fünf Sekunden schneller als Vinokourov", meint Holczer.
"Habt ihr Zwischenzeiten?", fragt Holczer die Streckenposten am Straßenrand. Kopfschütteln. Die nächste Abfahrt hat es in sich: "So Michel, jetzt kommt Dein Ding! Die Kurven gehen alle voll", ruft Holczer. Voll heißt 90 km/h!
"Der Michael ist wie ein Reisebus. Wenn er erstmal in Schwung ist, dann stoppt ihn keiner mehr", erklärt Holczer.
Hubschrauber im Tiefflug
Dann die Bergwertung. 14,7 Kilometer sind geschafft. "Und nun kommt Michael Rich. Er wird begleitet von Hans-Michael Holczer", schreit der Sprecher. "Und der Holczer hat immer noch keine Zwischenzeit", murmelt dieser.
An der Bergwertung ist der zwei Minuten vor Rich gestartete Sweet in Schlagdistanz. "Drauf Michel, da vorn isser!", ruft Holczer. "Deine Zeit sieht gar nicht so schlecht aus, aber ich weiß nicht, ob sie stimmt! Wenn sie stimmt, dann bist Du Schnellster!"
Rich kurbelt mit voller Kraft über die Hochebene. Neben uns macht der Hubschrauber des Fernsehens im Tiefflug Stehversuche. Das Geräusch der Rotoren erinnert an die Übertragungen der Tour de France.
Mit 60 übers Kopfsteinpflaster
Die letzte Abfahrt: noch fünf Kilometer. Rich fährt an Sweet vorbei und fährt mit mehr als 90 km/h ab. "Der alte Sack holt Luft", scherzt Holczer. Wir bleiben noch dahinter, denn die Straße ist zu eng.
Dann ein kurzes Hupen und wir rasen mit 120 Sachen am Australier vorbei. Ortseingang Kulmbach: Mit 60 brettert Rich auf das Kopfsteinpflaster, noch eine 90-Grad-Rechtskurve und es geht zum Schlussanstieg.
Etwa 500 Meter mit bis zu 22 Prozent Steigung - und Rich ist kein Kletter-Spezialist. "Der Gerolsteiner-Wagen bitte kurz halten und den Comnet-Wagen passieren lassen", ruft ein Rennkommissar über Sprechfunk. Sweet ist wieder dran!
"Quäl Dich!"
"Scheiße, spätestens jetzt verliert er wichtige Sekunden", hadert Holczer. "Quäl Dich, Michel!", ruft er Rich zur. "Und hopp, und hopp, und hopp", begleitet er jeden Tritt seines Fahrers. Mich erinnert das an das "venga, venga, venga!" von Liberty-Teamchef Manolo Saiz.
Rich und Sweet quälen sich hoch zum Ziel, werden von Tausenden angefeuert. Wir werden umgeleitet und halten an. "Jetzt steh ich hier im Schatten und habe keine Ahnung, was mein Fahrer gemacht hat", sagt Holczer.
Vinokourov an der Fahrertür
Ein Journalist ruft ihm zu, Rich sei Zweiter hinter Voigt und hätte das Gelbe Trikot erobert. Ungläubiges Staunen bei Holczer. Plötzlich steht Vinokourov an seiner Fahrertür und gratuliert. Merci! Incroiable, no?", sagt Holczer.
Wirklich Unglaublich! Rich nimmt Vinokourov 17 Sekunden ab. "Ich dachte, ich wäre vielleicht doch ein bisschen zu langsam angegangen", meint ein abgekämpfter Rich im Ziel. Doch er hat alles richtig gemacht und den Grundstein zu seinem dritten Sieg bei der Bayern-Rundfahrt gelegt.
Und ich war dabei!