Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herr Brecht hier gemeint hat, man könne nicht beides gleichzeitig haben.
Genau dadurch unterscheidet sich ja der Mensch vom Tier.
Es geht dem Dieb ja nicht ums - notwendige - "Ob" - sondern ums quantitative "Viel" !
Man kann nicht beides haben. Ich persönlich bin mir da ziemlich sicher; auch wenn es uns Menschen weh tun mag das einzusehen, weil es auch uns als Individuum eher zur Klobürste, als zur Krönung der Schöpfung macht.
Uns Menschen unterscheidet vom Tier laut Definition nämlich erstmal nur, dass wir "vernunftbegabt" sind. Wir können ziemlich sicher komplexe Zusammenhänge erkennen und abstrahieren, nicht nur in konditionierten Umfängen.
Wie es aber bei Begabungen nunmal so ist, heißt ihr Vorhandensein noch lange nicht, dass man sie auch nutzt. Wir Menschen sind da noch weiter: wir nutzen sie, aber hauptsächlich in eine uns selbst ausrottende Richtung.
Glückwunsch: wir sind die einzige Spezies auf diesem Planeten, die unaufhaltsam ihr eigenes Grab buddelt - lässt sich das schöner verdeutlichen, als anhand der Tatsache, dass das "vernunftbegabte Sinneswesen", aka "Mensch", so viele Atomwaffen gebaut hat, dass er den Planeten den er zum leben braucht gleich X-Fach ins Nirvana befördern kann?
So dämlich ist echt nur die "Krone der Schöpfung". Und so Maßhaltig.
Und damit kommen wir auch zum Dieb und der Frage, ob es ihm ums notwendige "ob", oder ums quantitative "viel" geht. Die Frage stellt sich genau genommen allerdings längst nicht mehr - Analogie zu den Atombomben: wie viel Mal muss ich mich selbst töten können?
Vermutlich wird Dir also dieser Dieb sagen, dass es ihm sehr wohl um das "ob" geht, und nicht um das "mehr". Schön verdeutlichen das doch zB auch Demonstrationen von niedergelassenen Ärzten, deren Existenz schon bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von nur 3x00€
in Gefahr zu sein scheint. Denen geht es auch nicht ums "viel", sondern angeblich nur ums "ob".
Geld kann man der landläufigen Meinung nach nie genug haben; sobald ich mir den Porsche problemlos leisten kann, wünsche ich mir halt die Luxusyacht.
Ein Fahrraddieb wird vermutlich beides nicht haben, also hat er auch noch lange nicht genug.
Das wäre dann ein gemeinschaftlich begangener Raub bzw. Räuberischer Diebstahl.
Beides wird in diesem Land relativ hart bestraft.
Hinzu kommt, daß ich dann ja ein Notwehrrecht hätte, und im Rahmen der Notwehr findet eine Rechtsgüterabwägung in diesam Land grundsätzlich nicht statt. Sofern die übrigen Voraussetzungen der Notwehr vorliegen, müßte der Räuber dann ggf. damit rechnen, vom Angegriffenen ganz "legal" um sein Leben gebracht zu werden.
Ich bin ziemlich sicher, daß der Fahrradklau-Mafia diese Risiken dann doch etwas zu hoch wären... .
Ich glaube ja, dass Du Dich da täuschst. Abgesehen davon, dass genau solche Aktionen (an der Ampel vom Rad reißen und den Hobel klauen) durchaus hin und wieder durch die Nachrichten geistern, ist sich die OK im Zweifel für nix zu schade, weil sie immer irgendwelche abgehängten, armen Schweine findet, die für Geld Alles tun. Es soll ja sogar schon Menschen gegeben haben, die für 10,50€ tot geschlagen wurden; also gibt es auch Menschen, die bereit sind für 10,50€ tot zu schlagen.
"Raub", "räuberischer Diebstahl", "Rechtsgüterabwägung", "Notwehr", all das sind im Zweifel nicht mehr als juristische Fachbegriffe, im schlimmsten Fall ein paar Jahre Bau Unterschied, aber doch nichts, womit Du das Streben nach Profit brechen kannst.
Zumal wohl die wenigsten Straftäter wirklich davon ausgehen, geschnappt zu werden und einzufahren. Der größte Teil dürfte vermutlich von einem "todsicheren Ding" überzeugt sein.
Also ist es da wieder: erst kommt das Fressen, dann die Moral.