Und daß der obere Sitzrohrdurchmesser nur ein Indiz ist, müßte sich inzwischen auch herumgesprochen haben (z.B. durch Fertigungstoleranzen, Reibahlenanwendung, "Überkopf"-Einlötung einfach konifizierter Sitzrohre).
Ohne jetzt weiter (auf)rollen zu wollen, sondern eher als Friedenspfeifen-Angebot zu dem Thema:
Prinzipiell sehe ich das Thema wie Du, besonders in Hinsicht auf die Fertigungstoleranzen. Maschinenelemente 1 lehrt bereits, dass nicht zuletzt aus Gründen der Kosten/Nutzen-Rechnung immer nur die Oberflächenbeschaffenheit und Fertigungstoleranz angegeben und angewandt werden soll, die notwendig ist, und nicht die die möglich ist.
Dabei ist die Toleranz bei Sattelrohr/Sattelstütze durchaus so zu wählen, dass sie den 0,2mm-Schritten des Passstückes gerecht wird.
Allerdings, und jetzt kommt das dicke Aber: wir reden hier von Handwerk in Handarbeit. Prinzipiell gilt dabei natürlich auch das Obige, nur sollte es niemanden verwundern, wenn ein Herr Colnago, DeRosa oder Zullo es weniger genau nehmen als zB die Maschinen, die für VW Kolben und Zylinder produzieren.
Ein Unterschied im Durchmesser von 0,2mm meint ringsum in der Passung einen Unterschied von 0,1mm. Den mit der Hand perfekt hinzubekommen, dürfte zwar möglich sein, aber in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen, denn:
Mal anders herum gedacht: weshalb sollten die besagten Herren und ihre Kollegen aus dem Berufsfeld nicht gedacht haben "Ich mach den Rahmen so fertig, wie ich das für richtig halte, und am Ende kommt die Stütze rein, die passt"?
Effektiv dürfte bei den maschinell hergestellten Sattelstützen die Toleranz leichter einzuhalten gewesen sein als bei den handgefertigten Rahmen. Irgendeine Stütze wird daher immer passen, zumal die Passungen nicht in wirklich großen Schritten auseinander liegen.
Und was machen wir alle bei Schuhen? Genau: wenn die 42 nicht passt, dann nehme ich halt die 41 oder die 43, auch wenn ich sonst in allen Schuhen 42 habe...