Zusammen mit der neuen Red XPLR AXS Gravel-Gruppe bringt SRAM neue Zipp 303 XPLR SW-Gravel-Laufräder. Mit extrabreiten Felgen und aerodynamisch optimierter Abstimmung zu den eigens entwickelten neuen Reifen wollen sie auf Gravel schneller machen. Zu haben sind sie in einer sub 1.500 g leichten SW-Variante sowie in günstigerer 303 S-Version ab 1.100 €. Die Reifen steuert Goodyear bei. Hier alle Infos zu den Laufradsätzen und ein erster Testeindruck des Zipp 303 XPLR SW-Top-Modells.
Passend zur Vorstellung der neuen SRAM Red XPLR AXS-Schaltgruppe startet SRAM auch noch eine ganze Riege weiterer neuer Komponenten fürs Gravel-Bike. Der Star der Show sind dabei die neuen ultrabreiten Zipp 303 XPLR Aero Gravel-Laufräder. Diese wurden zusammen mit zwei, genau darauf angepassten Goodyear Gravel-Reifen entwickelt und sollen zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Gravel-Laufrädern bieten. Außerdem präsentiert Zipp einen neuen Gravel Carbon-Lenker, der perfekt mit der neuen Red XPLR-Gruppe harmonieren soll (hier alle Infos zum Zipp SL 70 XPLR)
Zipp 303 XPLR SW-Laufradsatz Infos
Aero Gravel-Laufräder? Schon bei der Vorstellung des Rose GC50 am Backroad FF mit 40 mm breiter Felge wurde darüber heftig diskutiert ebenso wie bei entsprechenden Ansätzen von 3T und DT Swissmit den GRC 1100. Jetzt bringt SRAM mit dem Zipp 303 XPLR SW- und S einen neuen extrabreiten Aero-Gravel Laufradsatz aus Carbon und legt Messungen und Rechenbeispiele vor. Doch zunächst die Fakten zum Test-Laufradsatz:
- Laufradgröße 700C
- Speichenanzahl 24
- Bremsscheibenaufnahme Centerlock
- Nabe Zipp ZR1
- Felgenbreite innen / außen 32 mm / 40 mm
- Felgentyp Hookless (TSS)
- maximales Systemgewicht 130 kg
- maximaler Reifendruck 3,45 bar
- Freilaufkörper XDR, SRAM/Shimano 11-fach, Campagnolo N3W (separat erhältlich), Shimano Microspline (separat erhältlich)
- Garantie unbefristet
- Gewicht 1.536 g (gewogen)
- Preis (UVP) 850 € (Vorderrad) / 950 € (Hinterrad)
- www.sram.com
Details
Bessere Aerodynamik
Mit 32 km/h im Schnitt würden heute Gravel-Rennen wie Unbound gewonnen, führt SRAM als Grundlage für den Bedarf eines aerodynamischen Gravel-Laufrades ins Feld. Mit 56 mm Felgenhöhe sucht Zipp hier für das neue 303 XPLR SW den besten Kompromiss aus verbesserter Aerodynamik und noch neutralem Handling, liegt aber für ein Gravel-Laufrad eindeutig auf der hohen Seite.
Ein großer Faktor im Sinne der Aerodynamik ist dabei der optimierte Übergang zwischen Reifen und Felge. Er soll für einen optimalen Luftstrom und damit geringeren Windwiderstand sorgen – deutlich erkennbar am hervorstehenden Felgenrand der neuen Gravel-Zipps. Übrigens ist die Seitenwand für erhöhte Robustheit und gegen Durchschläge dicker ausgeführt (3,9 mm!), was ebenfalls gut zu erkennen ist. 40 mm Außenbreite bilden mit den speziell entwickelten und bemaßten Goodyear Gravel-Reifen in 45 mm Breite (gemessen im Mittel 43,8 mm) einen glatten Anschluss. Um die Aero-Optimierung bestmöglich auszunutzen, empfiehlt Zipp Reifen zwischen 40 mm und 46 mm nomineller Breite.
Laut SRAM können durch die aerodynamischen Vorteile rund 5 Watt Einsparung gegenüber einem großen, namentlich nicht genannten Mitbewerber erzielt werden (bei 44 km/h). Die Zipp eigenen Windkanalmessungen zeigen bei der Unbound-Schnittgeschwindigkeit von 32 km/h einen Vorteil von rund 2 Watt.
Weniger Vibrationen
Wodurch Zipp aber die größten Effizienzgewinne verspricht, ist das Verringern von Vibrationsverlusten auf rauen Strecken. Laut Zipp-Untersuchungen benötigt etwa ein Fahrer auf dem Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix etwa doppelt so hohe Wattwerte wie im Velodrom für die gleiche Geschwindigkeit.
Wie viel Kraft Vibrationsverluste kosten, kann die US-Marke auf ihrer speziell entwickelnden „Rollenden Straße“ eingehend untersuchen (siehe Zipp Hausbesuch). Demnach kann selbst recht glatter Gravel schon bei geringen Geschwindigkeiten um 23 km/h Vibrationsverluste von rund 20 Watt gegenüber einer glatten Oberfläche verursachen – damit haben wir eine Zahl für das, was wir auf dem Kiesweg fühlen. Bei hohen Geschwindigkeiten von 32 km/h und grobem Schotter können die Verluste sich auf 100 Watt steigern (ermittelt mit 85 kg Systemgewicht).
Auch auf Gravelstrecken hat Zipp die Experimente wiederholt und mit einem Aero-Sensor Umwelteinflüsse herausgerechnet. Dabei untersuchten die Ingenieure sowohl auf der Versuchsstraße als auch auf dem echten Schotterweg den Einfluss des Luftdrucks. Ergebnis: Bei Drücken zwischen 1,3 und 1,5 bar im Labor und 1,4 und 1,5 bar draußen sind die Vibrationen und die Wattverluste am geringsten – die Kurve in der Grafik unten verläuft hier in beiden Fällen flach. Darüber steigen die Verluste an. Darunter ebenso. Auch abzulesen: 1 bar mehr Luftdruck kostet rund 10 Watt Antriebsleistung bei 32 km/h.
Das Problem: Bei derart geringen Drücken und üblichen Felgen-Innenbreiten von 25 mm leiden häufig die Lenkeigenschaften – aufgrund der Reifenform entsteht häufig eine Art Kipp-Punkt in Kurvenradien, wie wir auch aus unserer Testerfahrung wissen. Zudem kann es leichter zu Durchschlägen kommen.
Hookless Design
Die Zipp-Lösung ist die drastisch erhöhte Felgen-Innenweite von 32 mm sowie das Hookless-Design in Kombi mit der dickeren Seitenwand. So sieht man sich in der Lage Druck-Empfehlungen für die 303 XPLR-Laufrdsätze 0,5 bar geringer anzusetzen als bei schmaleren Felgen.
Die Empfehlung für die 303 NSW XPLR fällt rund 0,5 bar geringer aus als bei normalen Gravel Felgen. Das entspricht bei Testergewicht und 32 km/h rund 5 Watt Ersparnis auf Gravel.
Nachteil des Hookless Breitfelgen-Tricks: Bei den empfohlenen Reifenbreiten von 40 mm bis 46 mm liegt Zipp außerhalb der Norm-Vorgaben. Die ETRTO sieht für die enorme Felgenweite 58 mm bis 84 mm breite Reifen vor. Deshalb dürfen die neuen Zipp 303 XPLR Gravel-Laufräder nur mit den von Zipp zugelassenen Reifen gefahren werden. Aktuell sind das neben den beiden, speziell für die Felge entwickelten Zipp Goodyear-Reifen ausschließlich Schwalbe G-One, und zwar alle Modelle über 40 mm Breite. Außerdem ist ein Maximaldruck zu beachten, der sich je nach Reifenbreite von 3,5 bar bis hinab zu 2,5 bar gestaltet.
Voraussetzung für die Zulassung ist dabei übrigens, dass die Reifen interne Tests von Zipp ebenso wie vom Reifenhersteller, unter anderem auf Absprungsicherheit bestanden haben. Weitere Reifen sollen schon zum Launch folgen.
ZR1 DB-Naben
In Zipp 303 XPLR SW-Laufradsatz kommen die hauseigenen, in Deutschland entwickelten ZR1 DB-Naben zum Einsatz. Sie warten mit einem hochwertigen Dichtungssystem auf. Der Freilaufkörper bietet mit 66 Einrastpunkten einen schnellen Eingriff. Eingespeicht sind die Naben mit gebogenen Speichen und außen liegenden Nippeln, was bei Speichenbruch und Ersatzteilbeschaffung von Vorteil ist.
Günstiger: Zipp 303 XPLR S-Laufradsatz
Wer gerne von den oben beschriebenen Vorteilen des Zipp 303 XPLR SW-Laufradsatz profitieren will, aber nicht ganz so tief in den Geldbeutel greifen will, wird mit dem Zipp 303 XPLR S-Laufradsatz glücklich. Der Laufradsatz teilt in Sachen Felgen alle konstruktiven Details wie den aerodynamisch günstigen breiten Aufbau und das breite Felgenhorn mit seinen hochpreisigen Geschwistern, wandert aber für 600 € weniger über die Ladentheke. Der saure Apfel, in den man dafür beißen muss, sind 146 g Mehrgewicht und ein anderer Nabensatz. Preislich liegt der 1.642 g schwere Zipp 303 XPLR S-Laufradsatz bei 1.200 €.
- Laufradgröße 700C
- Speichenanzahl 24
- Bremsscheibenaufnahme Centerlock
- Nabe 76 / 176 DB
- Felgeninnenbreite 32 mm
- maximales Systemgewicht 130 kg
- Freilaufkörper XDR, SRAM/Shimano 11-fach
- Garantie unbefristet
- Gewicht 1.642 g
- Preis (UVP) 550 € (Vorderrad) / 650 € (Hinterrad)
- www.sram.com
Goodyear XPLR Inter
Auch den Ansatz gemeinsam mit Goodyear Reifen und Felgen als System zu entwickeln, führt Zipp mit den neuen 303 XPLR-Laufradsätzen fort – für die Straße gibt es etwa den Goodyear Vector R, den wir bereits testen konnten. Durch die perfekte Abstimmung zwischen Laufrad und Reifen will man eine überlegene Kombi am Markt haben. Der Allround-Reifen aus der Serie ist der Goodyear XPLR Inter. Der Gravel-Reifen setzt auf kompakte Mittelstollen für einen geringen Rollwiderstand sowie größere Seitenstollen, die in Kurven für Grip und Vertrauen sorgen sollen. Damit man auch bei geringen Luftdrücken lange Spaß an seinem Reifen hat, kommt die M-Wall Technologie zum Einsatz, die Schnitte und Quetschungen des Reifens verhindern soll.
Das Gewicht des 45 mm breiten und speziell für die Geometrie der 303 XPLR-Felgen optimierten Reifens liegt bei 525 g. Preislich rangiert der Reifen bei 90 €
- Laufradgröße 700C
- Reifenbreite 45 mm
- Gewicht 525 g
- Preis (UVP) 90 €
- www.sram.com
Goodyear XPLR Slick
Wer es gerne etwas schneller hat, für den hat Goodyear den XPLR Slick im Petto. Auch dieser Reifen ist auf die Geometrie der neuen Zipp Felgen optimiert und teilt sich die Kernpunkte mit seinem Geschwisterchen. Allerdings misst der XPLR Slick in der Breite 5 mm weniger als der Inter und kommt zudem mit einer glatten, unprofilierten Mitte. Dadurch soll der Slick, der vorwiegend für trockene Bedingungen gedacht ist, noch mal schneller sein. Auch hier sorgen Seitenstollen für einen guten Kurvengrip. Preislich liegt der 455 g schwere Reifen bei 90 €.
- Laufradgröße 700C
- Reifenbreite 40 mm
- Gewicht 455 g
- Preis (UVP) 90 €
- www.sram.com
Erster Test – Zipp 303 XPLR SW-Laufradsatz
Montage
Im Rahmen unseres SRAM Red XPLR AXS Tests konnten wir auch die Zipp 303 XPLR SW-Laufräder mit den Goodyear Inter-Reifen für bisher rund 150 Gravel-Kilometer Probefahren. Dabei haben wir die Reifen für die Gewichtskontrolle demontiert und erneut montiert. Das geht trotz der breiten Felge in beide Richtungen unter Zuhilfenahme von Reifenhebern einfach – und das ist nicht selbstverständlich, da breite Felgen mit schmalen Reifen aufgrund der großen Entfernung von der Seitenwand zum Tiefbett auch problematisch zu montieren sein können.
Das Tubeless-Setzen gelang im ersten Anlauf mit Standpumpe. Hier funktioniert das Zusammenspiel zwischen Felge und Reifen vorzüglich. Auch die Luft hält die Kombi mit der üblichen Menge Dichtmilch gut. Über 3 Tage Standzeit lag der Druckabfall unter 0,1 bar.
Interessant ist, dass die nominell 45 mm breiten Reifen selbst in dem 32 mm breiten Felgenbett nur knapp unter 44 mm Breite erreichen. Goodyear und Zipp haben konsequent Volumen und damit auch Gewicht gespart. Da der Inter dennoch auf 525 g Gewicht kommt, kann man von einer robusten Karkasse mit starken Seitenwänden ausgehen.
Auf dem Kurs
Bei der Reifendruckwahl für die Testfahrt richtete ich mich nach der Empfehlung des SRAM AXS Web Rechners. Sie lag bei 1,6 bar für das Vorderrad und 1,8 bar für das Hinterrad. So ging es im Niederdruck auf die ersten Straßenkilometer, wo zunächst die Goodyear Inter nicht unmittelbar in meine Gunst fuhren. Mit einem derart schnellen Laufradsatz hatte ich aus dem Test des Rose Backroad FF ein leichteres Abrollen auf dem Asphalt erwartet, als es die Kombi zeigte. Das Abrollgeräusch fiel ebenfalls relativ sonor aus. Eventuell ist der Slick aus gleichem Hause hier die bessere Alternative. Für Racer verspricht der bereits zugelassene Schwalbe G-One RS Evo in 45 mm aus meiner Sicht derzeit die hervorragende Option zu sein.
Richtig gewinnen konnten mich aber die Handling-Eigenschaften des Zipp 303 XPLR SW-Laufradsatzes. Angefangen mit dem Verhalten bei Seitenwind. Trotz der richtig hohen Felgen zeigte sich die Kombi außerordentlich einfach zu kontrollieren. Auch bei böigem Wind blieb das Lenkverhalten absolut berechenbar – das habe ich mit weit flacheren Laufradsätzen aufgrund der gegenüber Straßenreifen noch einmal deutliche höheren Gravel-Reifen schon ganz anders erlebt.
Der durchweg positive Eindruck setzt sich beim Lenkverhalten in schnellen und langsamen Kurven fort. Hier geht der Zipp-Extrabreit-Ansatz voll auf. Selbst bei einem testweise auf 1,5 bar abgesenktem Druck zeigt die Zipp 303 XPLR SW-Laufrad-Reifen-Kombi keine Neigung zum Kippen in die Kurve oder zum schwammig werden. Das Steuern bleibt vorhersehbar, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Auch der Übergang in die größere Schräglage gelingt auf der Straße mit dem Stollendesign des Goodyear Inter berechenbar. Auf Gravel bieten die Seitenstollen aber etwas überraschend „nur“ guten Seitenhalt, nicht das, was das Stollendesign erwarten lässt.
Ewartbar günstig wirkt sich der geringe Druck natürlich auch auf raueren Gravel Pisten aus. Der Komfort (vor allem am Sattel) und die Traktion an Steilstücken steigen spürbar. Der eigentliche Bonus aber ist, dass darunter die Handling-Eigenschaften nicht leiden.
Defekte oder Unrundheiten gab es während des bisher kurzen Tests, der aber auch über schnelle felsige Gravel-Trails führte, keine. Aber die Aussagekraft ist aufgrund der Distanz gering. Die Zipp-Naben hinterließen bisher einen guten Eindruck, das Freilaufgeräusch ist eher auf der angenehm leisen Seite.
Fazit – Zipp 303 XPLR SW
Mit den neuen Zipp 303 XPLR SW gelingt den Speed-Spezialisten ein Volltreffer im schnellen Gravel-Laufrad-Segment. Sie bringen bei allen wichtigen Gravel-Anforderungen Verbesserungen. Die Aero-Gewinne sind schlüssig dokumentiert, wenn auch von uns nicht getestet. Aber selbst ohne sie wäre das Handling und der Komfort- und Traktionsgewinn durch die extra große Felgenbreite sowie die konstruktive Pannensicherheit allein schon ein Kaufargument. Am Ende machen für mich die Vorteile beim Fahren den leichten Aufschlag beim Gewicht mehr als wett. Dabei bleibt der Preis gemessen am gewohnten Zipp-Niveau noch moderat. Ein echter Preis/Leistungs-Tipp zu sein, verspricht aber das günstigere, kaum schwerere 303 XPLR S-Modell. Einziger Haken: Wer über verschiedene Reifen viele Einsatzbereiche abdecken möchte, hat aufgrund der (noch) eingeschränkten Reifen-Auswahl Schwierigkeiten.
Zipp 303 XPLR SW Pro / Contra
Pro
- Kombination aus hervorragendem Handling, Aero-Bonus und Komfort
Contra
- Einschränkungen bei der Reifenauswahl
Was denkt ihr über den Zipp-Ansatz mit den neuen XPLR-Gravel-Laufrädern?
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