Die UCI verbietet ab dem 1. März 2019 die wettbewerbliche Verwendung von Tramadol in allen Disziplinen. Fahrern, denen Tramadoleinnahme nachgewiesen wird, droht Disqualifikation von der Veranstaltung bis hin zu fünfmonatigen Wettbewerbssperren. Es gibt keinen Schwellenwert. Das teilte die UCI jetzt mit.

In einer Pressemitteilung vom 15. Januar 2019 klärt die UCI über die neuen Regeln zum Missbrauch von Tramadol auf. Die UCI will die Regeln und Sanktionen zum 1. März 2019 in Kraft setzen. Das exakte Reglement soll in Kürze auf der Webseite der UCI veröffentlicht werden. Es soll „in allen Disziplinen und Kategorien“ gelten.

Gründe für das Verbot

Als Grund für das Verbot nennt der Weltradsportverband die Nebenwirkungen von Tramadol. Die Verwendung von Tramadol könne zwei Arten von Nebenwirkungen haben: Übelkeit, Schläfrigkeit und Konzentrationsverlust (erhöhe das Risiko von Unfällen im Rennen) und eine allmähliche Abhängigkeit von der Substanz mit der Gefahr, eine Sucht zu entwickeln. Tramadol ist verschreibungspflichtig. In Europa ist es aber auch im Internet frei verfügbar. Das erhöhe laut UCI das Risiko einer unkontrollierten Selbstmedikation.

Was ist Tramadol?
Tramadol ist ein Schmerzmittel in der Kategorie der synthetischen Opioide. Es wird von Radfahrern häufig genutzt. Das hätten die Ergebnisse des Überwachungsprogramms der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) seit 2012 gezeigt. Die UCI nennt Zahlen aus einer Umfrage 2017: „4,4% der Wettkampftests an Radfahrern zeigten den Einsatz von Tramadol; 68% der Urinproben – entnommen aus 35 olympischen Sportarten – mit Tramadol stammten von Radfahrern“.

Wie soll Tramadol nachgewiesen werden?

Ab dem 1. März 2019 kann laut UCI jeder Fahrer, der an einer Veranstaltung teilnimmt, die in einem nationalen oder internationalen Kalender registriert ist, ausgewählt werden, um eine Blutprobe für die Tramadoluntersuchung zu erhalten. Die Tests sollen im Wettbewerb stattfinden, insbesondere, aber nicht nur, am Ende der Rennen. Die Probenahme sei nicht invasiv und werde mit einem Probenahme-Set durchgeführt, um eine begrenzte Menge Blut aus der Fingerkuppe des Fahrers zu entnehmen. Wie bei der Dopingbekämpfung wird die Vermeidung eines Tramadol-Tests als positiver Test behandelt.

Auch einen Schwellenwert wird es nicht geben. „Positive oder negative Ergebnisse hängen vom Vorhandensein oder Fehlen der Substanz im Blut ab“, heißt es in der Mitteilung.

Fahrerstrafen

Eine von einem Fahrer begangene erste Straftat wird mit der Disqualifikation von der Veranstaltung bestraft. Darüber hinaus wird eine Geldstrafe von CHF 5’000 verhängt, wenn der Fahrer Mitglied eines von der UCI registrierten Teams ist. In allen anderen Fällen beträgt die Geldstrafe CHF 1’000. Eine zweite Straftat führt zur Disqualifikation und zu einer fünfmonatigen Aussetzung. Wird eine weitere Straftat begangen, wird eine neunmonatige Aussetzung verhängt.

Mannschaftsstrafen

Wenn zwei Fahrer, die derselben UCI-registrierten Mannschaft angehören, innerhalb von 12 Monaten eine Straftat begehen, erhält das Team eine Geldstrafe von CHF 10’000. Wird innerhalb desselben Zeitraums von 12 Monaten eine weitere Straftat begangen, wird das Team für einen Zeitraum von 1 bis 12 Monaten suspendiert. Der genaue Zeitraum wird von der UCI Disziplinarkommission festgelegt.

Schmerzmittel – nicht zwangsläufig Tramadol – sind auch bei Hobby-Athleten weit verbreitet. Was haltet ihr von Schmerzmittel-Einnahme im Radsport?

Info: Pressemitteilung / Foto: Wikipedia CC BY-SA 3.0
  1. benutzerbild

    Recordfahrer

    dabei seit 02/2005

    Wieso sollte das den Druck nehmen? Wer als Fahrer den Teamarzt umgeht und mit der „Krankmeldung“ des UCI-Arztes ankommt, hat das gleiche Problem wie der Fahrer, der sagt er nimmt keine Schmerzmittel und fährt nicht.
    Nach einem Sturz ist das ja heute schon so, wenn der Rennarzt sich den Fahrer vor Ort ansieht, entscheidet er direkt, ob weitergefahren werden kann oder nicht.
    In seinem Buch „Sprinterjahre“ beschreibt Marcel Wüst, wie ein Fahrer unter Druck gesetzt wird, wenn nach Ansicht der Teamleitung ein Fahrer auf Grund einer Verletzung/Krankheit nicht fahren will/kann.

    Nein, nicht umgehen. Das mit dem Rennarzt wußte ich nicht. Ist der der UCI zugeordnet? Falls ja, wäre es schon das, was ich meinte. Er müßte eben unabhängig sein, wobei von einer reinen Inaugenscheinnahme ja auch nicht zwangsläufig ernsthafte Verletzungen ausgeschlossen werden können, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich kenne die Materie ehrlich gesagt zu wenig, um beurteilen zu können, wieviel Aufwand bei der Nachuntersuchung von Unfallfahrern betrieben werden kann, ob man etwa eine Nachuntersuchung der verunfallten Fahrer verpflichtend anordnen kann (zumindest derjenigen, wo ernsthafte Verletzungen etwa Wirbelsäule, Knie- oder Hüftgelenke nicht ausgeschlossen werden können), ohne das der Teamarzt das verhindern und bei der entgültigen Entscheidung ob Startverbot oder nicht, kein Mitspracherecht haben dürfte.
  2. benutzerbild

    whitewater

    dabei seit 07/2008

    In seinem Buch „Sprinterjahre“ beschreibt Marcel Wüst, wie ein Fahrer unter Druck gesetzt wird, wenn nach Ansicht der Teamleitung ein Fahrer auf Grund einer Verletzung/Krankheit nicht fahren will/kann.
    Das ist aus meiner Sicht auch der wesentliche Punkt an der ganzen Sache. Wobei Hobbyletten sich diesen Druck auch selbst setzen.
    Wäre das nicht so, wäre die ganze Diskussion doch einfach. Wer Medikamente braucht, ist krank und nicht sporttauglich. Wer trainieren oder Rennen fahren kann, muss also gesund sein und braucht keine Medikamente.
    Aber wenn man in aller Öffentlichkeit ACC als Lösung für Muskelkater bewerben darf, und das eine offensichtlich akzeptable Verwendung ist (sonst wär ja die Werbung kontraproduktiv) kommt man am Schluss eben bei Rennteilnehmern an, die ohne Opiate konstant schreien würden, statt in die Pedale zu treten.

    Wie lange kann Tramal eigentlich nachgewiesen werden? Die Tests sollen ja während der Veranstaltung gemacht werden, da würde ja die Einnahme dwähred der Trainingsphasen sowieso nicht erfasst.

    Was mich immer wieder wundert ist, daß das nicht arbeitsrechtlich einen Riesenzinnober gibt.
    Jeder Arbeitgeber hat ja auch eine Fürsorgepflicht. Wenn die Spediteure unter Euch einen Trucker nötigen unter Schmerzmitteln zu fahren und der räumt die halbe Autobahn ab, gehen sie in den Knast (wenn mans beweisen kann). Da brauchts gar keine WADA oder sonst irgendein Gehampel. Oder hat der Sport hier Sonderrechte, wie die katholische Kirche?
  3. benutzerbild

    Recordfahrer

    dabei seit 02/2005

    Das ist aus meiner Sicht auch der wesentliche Punkt an der ganzen Sache. Wobei Hobbyletten sich diesen Druck auch selbst setzen.
    Wäre das nicht so, wäre die ganze Diskussion doch einfach. Wer Medikamente braucht, ist krank und nicht sporttauglich. Wer trainieren oder Rennen fahren kann, muss also gesund sein und braucht keine Medikamente.
    Aber wenn man in aller Öffentlichkeit ACC als Lösung für Muskelkater bewerben darf, und das eine offensichtlich akzeptable Verwendung ist (sonst wär ja die Werbung kontraproduktiv) kommt man am Schluss eben bei Rennteilnehmern an, die ohne Opiate konstant schreien würden, statt in die Pedale zu treten.

    Du meinst Aspirin (ASS), ACC ist ein Schleimlöser. Das ist wirklich scheinheilig-mit dem Finger auf (mutmaßlich) dopende Profisportler zeigen, aber sich als Arbeitnehmer etwa bei Erkältungen mit Aspirin Complex und Co. fitschlucken (da gab es doch auch mal Werbung mit dem Tenor "Keine Zeit für Erkältungen").

    Was mich immer wieder wundert ist, daß das nicht arbeitsrechtlich einen Riesenzinnober gibt.
    Jeder Arbeitgeber hat ja auch eine Fürsorgepflicht. Wenn die Spediteure unter Euch einen Trucker nötigen unter Schmerzmitteln zu fahren und der räumt die halbe Autobahn ab, gehen sie in den Knast (wenn mans beweisen kann). Da brauchts gar keine WADA oder sonst irgendein Gehampel. Oder hat der Sport hier Sonderrechte, wie die katholische Kirche?

    Das ist der Knackpunkt, die Beweisfähigkeit. Der Spediteur kann dann auch sagen "Davon wußte ich nichts." Wenn Sportler dann erwischt werden, waschen genauso die Teamchefs und Ärzte ihre Hände in Unschuld und fallen aus allen Wolken "Nee, das ist ein Einzelfall, der Fahrer hat das in Eigenregie eingeworfen, das Team ist sauber". Außerdem dürften gerade die Hinterbänkler unter den Fahrern erpreßbar sein, die alles auf diese Karte Profisport gesetzt haben, ohne richtige Berufsausbildung. Die haben viel zuviel Angst um ihre Verträge (könnte ich mir vorstellen), und machen alles mit.
  4. benutzerbild

    whitewater

    dabei seit 07/2008

    Du meinst Aspirin (ASS).
    In der Tat, wie peinlich :oops:
  5. benutzerbild

    ronde2009

    dabei seit 04/2008

    Die UCI verbietet ab dem 1. März 2019 die wettbewerbliche Verwendung von Tramadol in allen Disziplinen. Fahrern, denen Tramadoleinnahme nachgewiesen wird, droht Disqualifikation von der Veranstaltung bis hin zu fünfmonatigen Wettbewerbssperren. Alle Infos.


    → Den vollständigen Artikel „Schmerzmittel wird verboten: UCI bestraft Tramadolgebrauch im Radsport“ im Newsbereich lesen


    Die Tramodol Tabletten sehen doch ganz anders aus.
    Aber o.k. solange es kein Verbot gibt werden sie eingeworfen und danach reguliert sich das. Sehr gut.
    Ich habe die Telekom Geschichten im Kopf wo die Ärzte den unmündigen Sportlern erklärt haben wie sie wieder gegen die Italiener bestehen können und alles unter medizinischer Kontrolle. Seit dem ist viel passiert. Aber ich glaube die Radsportler haben sich wenig geändert und auch die Ärzte. Wenn es Kontrollen gibt, dann wird das Thema auch ernst genommen und sonst nicht. Ist ja so wie bei der Steuererklärung.

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