Radfahren im Winter ist möglich. Wie man es am klügsten angeht, wenn man das Rad bei Schnee und Eis nicht stehen lassen will (oder kann), dafür haben wir hier die wichtigsten Tipps für die richtige Kleidung, die Ausrüstung des Rennrades und die Radpflege zusammengestellt. Alle hier genannten Tipps stammen – neben der Recherche – aus der eigenen Erfahrung als Fahrradkurier und dem gesammelten Erfahrungsschatz des Forums, in dem sich viele Ganzjahresradler austauschen. Und ein bisschen Motivationshilfe gibt es auch noch.
Rennrad im Winter kurz und knapp
- Draußen fahren tut prinzipiell gut. Das UV-Licht hebt die Stimmung, die Schleimhäute werden befeuchtet.
- Zusammen fahren motiviert. Etwa über Verabredungen, soweit es die Situation erlaubt, oder natürlich im Rahmen des Rennrad-News Winterpokals.
- Kleidung nach dem Zwiebelprinzip anlegen. Tasche/Rucksack mitnehmen oder Trikottaschen freihalten, um bei Bedarf unterwegs Kleidung abzulegen.
- Wenn vorhanden, lohnt sich der Umstieg auf ein Cyclocross-Rad oder Mountainbike wegen der besseren Schneebereifung und der geringeren Geschwindigkeit (Windchill).
- Reifentipp 1: Spike-Reifen sind nur bei Eis(gefahr) nötig.
- Reifentipp 2: Guter Pannenschutz ist das zentrale Reifenkriterium.
- Reifentipp 3: Für Gravel Bikes oder CX-Räder lohnen sich eventuell spezielle Ganzjahresreifen.
- Weitere Schuhe helfen immer – mehr Socken oder mehr Bewegungsfreiheit.
- Für extreme Kälte gegebenenfalls auf Plattformpedale umsteigen.
- Die Augenpartie kann empfindlich auf Kälte reagieren. Eine Brille hilft dagegen.
- Das Rad benötigt besonderen Schutz gegen Korrosion durch Streusalz.
- Fahrverhalten und Belastung den Temperaturen anpassen.

Inhalt
Warum überhaupt im Winter draußen fahren?
Zugegeben, wenn an der dunklen Wohnzimmerscheibe die Wassertropfen schöne Perlen bilden und das Display auf dem Smartphone die Info „3 Grad“ ergänzt, ja, dann muss man schon ein ganz ganz harter Hund sein, um vor der Tür auf dem Rennrad einen Trainingsplan einzuhalten, statt im Wohnzimmer vor dem Bildschirm zu pedalieren. Oder? Warum alleine durch die Kälte kurbeln, wenn man in Zeiten von Zwift und Co. mit anderen Rennradfahrern aus der ganzen Welt chattend eine Runde durch Watopia drehen kann? Die beste Antwort ist: Weil es eben doch draußen richtig schön sein kann. Vielleicht noch am wenigsten in der Dunkelheit. Aber selbst eine Abendfahrt über einsame Straßen, über glitzernden Schnee im Scheinwerferlicht, in der Wattebausch-Stille, die so nur eine Schneedecke bringt, hat hohen Erinnerungswert. Und tagsüber, wenn die Februarsonne sich durch die Winternebelschleier eine Schneise bahnt, dann entsteht so eine kleine Ahnung von Wärme, man blinzelt unter der Brille, öffnet etwas den Reißverschluss der Softshelljacke und atmet die Luft, die sich irgendwie anders anfühlt. Sie schmeckt nach – ja, eben nach Winter.

„Ich habe das Gefühl, dass es am besten für den Körper ist, wenn er jede Jahreszeit erlebt“, sagt Michael Hokkeler. Der Kölner, der auch gelegentlich für Rennrad-News schreibt, fährt das ganze Jahr über mit dem Rennrad zur Arbeit. Physiologisch hat vor allem die Leichteinstrahlung auf das Auge positive Effekte. Die Helligkeit dient als Regelgröße für den Botenstoff Serotonin, der gerne als „Glückshormon“ bezeichnet wird. Ansonsten geht es wohl eher um eine Ausgeglichenheit der Sinne. Um das Gefühl von Kontinuität.
Bei einem anderen, viel diskutierten physiologischen Winterproblem, dem Vitamin D-Mangel, kann das Rennradfahren nicht helfen. Um die Produktion dieses Hormons anzukurbeln, ist schlicht der Stand der Sonne zu niedrig und ohnehin die ausgesetzte Hautfläche zu gering.
Deshalb: Rennradfahren im Winter, das macht man realistisch nur aus einem Grund. Weil man es irgendwie auch mag! Dann braucht man auch keine anstachelnde Oppositionshaltung wie „SiffstattZwift„.
Video: Kleidungstipps fürs Pendeln im Winter

Richtige Winterkleidung für Rennradfahrer
Die passende Winterkleidung ist für das ganzjährige Rennradfahren in unseren Breitengraden das A und O. Doch was ist passend für die kalte Jahreszeit? Das ist – wie das Temperaturempfinden – auch eine individuelle Frage, aber einige allgemeine Tipps lassen sich geben. Weil der Windchill-Effekt auf dem Rennrad im Winter eine große Rolle spielt, ist der Windschutz an der äußeren Kleidungsschicht zentral. Die dem Wind abgewandten Partien der Kleidung und die darunter liegenden Schichten dienen dann der Anpassung an das eigene Empfinden oder an die gewünschten Funktionen. Winterjacken unterscheiden sich oft in der Ausdehnung der Windschutz-Membran-freien Zone am Rücken und hinten an den Armen. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen, wenn man die Nieren schön warm halten will.

Ansonsten kann man sich auch etwas nach den Materialien richten:
Windschutz-Membranen Ideal für die äußere Schicht. Sie heißen Windstopper, Activent oder anders. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in der Regel mehr Wasserdampf nach außen lassen als die Membranen in etwa gleich teuren wasserdichten Regenjacken. Schauern halten sie bedingt Stand. Dadurch sind sie für die häufigsten Bedingungen die beste Wahl. Wer eher wenig friert, kann Jacken mit Membran nur an der Front nehmen. Wer mehr friert, nimmt Jacken mit höherem Membran-Anteil, etwa auch bis oben am Rücken. Erfahrungswert: Dünne Windjacken blocken zwar auch den Wind, aber die Kälte dringt in Abfahrten dennoch schnell durch, auch wenn darunter mehrere Lagen Kleidung folgen. Sogenannte Softshell-Jacken mit mehr Lagen Stoff halten besser warm. Wer in großer Kälte fährt, kann auch Jacken mit Windschutz und zusätzlicher Isolierung wie Primaloft oder Polartec Alpha in Erwägung ziehen. Flexiblere Alternative: Weste mit Isolierung unter der Softshell. Die kann man ablegen, wenn es zu warm wird.

Polyester, Polypropylen und andere Kunstfasern Unter der äußeren Schicht haben Baselayer oder weitere Trikots aus Kunstfasern ihre Berechtigung. Sie saugen sich, vereinfacht gesagt, nicht mit Flüssigkeit voll und helfen so, den Dampf schnell aus der schützenden Windhülle zu befördern. Aber: Sie speichern auch kaum Wärme. Sprich: Wenn längere Zeiten geringer Aktivität zu erwarten sind oder die Fahrt langsam ist, kühlt man schneller ab.

Wolle kann Feuchtigkeit aufnehmen und behält dabei ihre Fähigkeit, Wärme zu speichern. Sprich: Man fühlt sich in ihr feucht, aber eher warm (solange kein Wind durchpfeift). Das macht sie zum Beispiel für Winter-Rennrad-Socken zu einer guten Wahl. Trikots und Unterwäsche aus Wolle, oder besser Wollmischgewebe, halten deshalb besser warm, wenn man mal länger pausiert. So kann man sich mit einem langen Merino-Mix-Jersey als Baselayer und einer Jacke mit Windschutz gut für ruhige Ausfahrten oder zum Pendeln rüsten. Denn der anderer Vorteil von Wolle ist: Sie beginnt nicht bereits nach der ersten Fahrt zu „müffeln“.
=> Hier findet ihr Tipps für die richtige MTB-Kleidung im Winter

Sichtbarkeit ist im Winter natürlich besonders gefragt, da es nur 8 bis 10 Stunden hell ist. Vorteilhaft sind grelle Farben. Wer sich damit nicht anfreunden kann, sollte auf größere Reflektoren an den passenden Stellen achten: also vorne, seitlich und hinten. Manche Hersteller integrieren sogar Beleuchtung in Kleidung. Häufig werden dazu kleine Knopfzellen eingesetzt, was in Sachen Nachhaltigkeit aber ein Nachteil ist. Vollflächig reflektierende Materialien haben unserer Erfahrung nach eine eingeschränkte Atmungsaktivität und sind daher eher für langsameres Fahren ausgelegt.


Konkret gibt es natürlich auch Bekleidungstipps für das Rennradfahren im Winter. Hier unsere Liste von Teilen, die die perfekte Wintergarderobe aufwerten. Es gilt wie immer das Zwiebelprinzip, also lieber mit Lagen arbeiten, dann kann die Luft zwischen den einzelnen Schichten auch etwas zur Isolierung beitragen. Die Schichten von oben nach unten und außen nach innen:
Helm
Stärker geschlossene Helme sind zu bevorzugen. Im Winter kommt der klassische Aero-Helm zu neuen Ehren. Hier regnet es in der Regel weniger rein. Daneben gibt es auch spezielle Winterhelme. Sie zeichnen sich oft dadurch aus, dass es maßgeschneiderte Einsätze für den Kälteschutz gibt und mehr Sichtbarkeits-Elemente.
Helm-Unterziehmütze
Windschutz an der Stirn und leicht wärmendes Material an allen anderen Partien. So sieht eine prototypischen Unterziehmütze für den Winter aus. Die Budget-Alternative, wenn der Helm schon einen guten Windschutz bietet: ein nicht zu dünnes Schlauchtuch im Mützenstil aufziehen.


Brille
Tief stehende Sonne oder diesiger Nebel? Eine Radbrille ist im Winter ebenfalls unverzichtbar. Wenn die Sonne scheint, steht sie meist tief, dann muss es eine (gut geputzte!!) Brille mit dunkler getönten Gläsern sein. Wichtig ist die Brille aber auch als Kälteschutz für die Augen. Der ständige kalte Luftstrom kann auch Kopfschmerzen verursachen. An diesigen Tagen heben gelbe Gläser die Kontraste und die Stimmung. Wenn die Fahrt in die Dämmerung reicht, sind eher klare Gläser gefragt.

Schlauchtuch
Als Schal getragen kann das Schlauchtuch den Nacken wärmen. Aber es kann noch mehr: Bei Jacken mit zu weitem Kragen hilft es, den Lufteinlass oben dicht zu machen. Und es kann zum Wärmen der Kinnpartie eingesetzt werden. Und als Mund-Nase-Bedeckung. Kurz: ein MUST.
Softshell-Jacke
Egal, ob Windstopper, Sympatex, Activent oder Windout oder eine andere Membran-Technik, eine winddichte, leicht wärmende Softshell-Jacke ist das Universal-Oberteil für den Winter. Achten sollte man auf einen passenden Kragen und einen eng abschließenden Saum gegen Luftzug. Wer nicht mehrere Jacken für verschiedene Temperaturen kaufen will, achtet zudem auf nicht zu enge Ärmel. So kann mit Lagen gearbeitet werden. Mit einer intakten Imprägnierung hält die Softshell-Jacke auch leichtem Regen stand. Alternativen für harte Trainierer sind Rennrad-Jacken, die lediglich so eng gewebt sind, dass sie noch etwas Luft durch lassen und dadurch noch besser den Wasserdampf abführen. Sie sind meist teurer, da hochspezialisiert.
Unter der Jacke – Baselayer?
Hier hat man im Prinzip freie Wahl. Ein Baselayer allein reicht für mildere Temperaturen – gerne langärmelig, weil die äußere Schicht schonmal kratzig an den Armen ausfällt. Budget-Tipp: Eher einen dünnen Baselayer kaufen, der lässt sich flexibler kombinieren. Ist schon der Baselayer sehr warm, kann man nicht mehr kühlen. Ein kurzärmeliges Sommertrikot oder ein langärmeliges Sommertrikot oder ein langärmeliges Wintertrikot oder gar sogar ein Fleecepulli können dann genutzt werden, um zusätzliche, der Temperatur angepasste Schichten anzulegen.
Handschuhe
- Wie schnell man an den Händen friert, ist eine sehr individuelle Frage. Aber generell gilt Ähnliches wie bei der Oberbekleidung. Lieber dünn und vollständig windgeschützt als dick gepolstert. Die teils kleinen Hebel der Rennrad-STI lassen sich mit dicken Handschuhen schlecht tasten. Ein gutes Griffgefühl ist wichtig. Handschuhe mit Funktionsmembran sind hier klar im Vorteil. Wer sehr schnell an den Händen auskühlt, sollte auch mal einen Blick über den Tellerrand des Rennradfahrens werfen. Ski-Handschuhe oder Segelhandschuhe bieten manchmal noch besseren Kälteschutz und besonders die Segelhandschuhe sind zudem auch taktil gar nicht so schlecht. Für Regenfahrten sind wasserdichte Handschuhe ein Muss. Wichtig: Wenn man keine Jacke hat, die über die Bündchen kragt, helfen sie nicht. Dann saugen die Bündchen das Wasser einfach an den Armen auf und es verteilt sich im Polster.






Bib-Tight
Bei der langen Hose scheiden sich die Geister. Da die Beine in Bewegung sind, gibt es mehr Wahlfreiheit. Für große Kälte oder nasskalte Bedingungen ist ein Windschutz an der Front gefragt. Sonst reicht manchen auch ein dicker, oft als Thermo Roubaix bezeichneter Stoff, der innen etwas flauschig ist. Tipp für Budget-Bewusste: Lieber eine Bib ohne Polster mit einer Bib-Short kombinieren. Die Bib-Short rentiert sich mit dem passenden Polster besser, die Auswahl an Polstern ist größer und die Bib-Tights ohne Polster sind häufig preiswerter.

Alternative zur Bib-Tight
Warme Bib-Shorts mit Beinlingen mit Windschutz oder Shorts über der Bib-Shorts getragen. Die Shorts über der Bib-Shorts hält den Wind ab und je nach Ausführung auch Feuchtigkeit oder Regen. Die Variante wird auch beim Gravel Ride gerne getragen. Vorteil: Die empfindliche Blasenpartie ist auf jeden Fall windgeschützt.
Überschuhe
Die allermeisten Rennrad- und Gravel-Schuhe sind nicht für einstellige Temperaturen und darunter gemacht, sondern eher für warme Tage. Überschuhe sind also gesetzt. Sie sind die preiswerte Möglichkeit, wenn man keine speziellen Winterschuhe kaufen kann oder will. Grundsätzlich gibt es Windstopper-Materialien, Neopren und besonders eng anliegende Modelle. Letztere sind eher aus Aerodynamik-Gründen im Einsatz. Am universellsten sind Neopren-Überschuhe. Unserer Erfahrung nach ist ein Reißverschluss als Verschluss anfällig fürs Verstopfen durch Dreck und wird schnell sehr hakelig, schließt manchmal gar nicht mehr. Deshalb besser Überschuhe ohne diesen zu bevorzugen. Überschuhe ohne Zipper lassen sich übrigens auch gut anziehen, wann man folgenden Tipp beherzigt: Erst die Überschuhe auf die Waden ziehen, dann die Schuhe anziehen, dann die Überschuhe über die Schuhe ziehen. Überschuhe sind häufig Verschleißteile.


Spezielle Winterschuhe
Winterschuhe lohnen sich finanziell nur, wenn man soviel fährt, dass sie den Verschleiß von Winterschuhen (circa 1 Paar pro 2 Saisons je nach Nutzung) rechtfertigen. Aber sie haben andere Vorteile. Der Einsatz von Membran-Technik macht sie wasserdicht. Theoretisch. Praktisch muss man meist zusätzlich eine Gamasche kaufen, die den Schuhschaft zu den Beinen hin abdichtet oder eine Regenhose tragen und sie bis über die Schuhe ziehen. Weiterer Vorteil der Winterschuhe: Meist ist die Kältebrücke der Bindung an Winterschuhen besser isoliert. Und Winterschuhe sind manchmal sogar gefüttert. Unterm Strich sind sie klar im Vorteil, wenn man viel bei Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt oder sehr großer Kälte fahren will. Man kann sie zudem gleich etwas größer kaufen als die Sommerschuhe, damit dicke Socken rein passen. Viele kaufen die Winterschuhe in der SPD-Ausführung, statt mit Rennrad-Bindungssystem (auch 3-Loch-Standard genannt). Das macht Sinn, wenn man auch mal gehen will oder im Winter auf das Gravel Bike oder Cyclocross-Bike umsteigt.
Socken
Wolle oder ein Wollgemisch sind hier das Material der Wahl. So verlieren feuchte Füße – und in Winterschuhen oder Überschuhen werden Füße immer etwas feucht – nicht so viel Wärme. Achten sollte man auf weite Bündchen, damit der Blutfluss ungehindert ist.
Einlegesohlen
Nicht für den Kraftfluss, sondern für die Isolierung. Gegen Kälte kann es helfen, die Standard-Einlegesohlen gegen Modelle mit Isolationsschicht oder mit Kork zu tauschen.
Und noch ein letzter Budget-Tipp – neudeutsch „Life-Hack“ – von den Organisatoren der Elfstedentocht, bei der Eisschnellläufer*innen über mehr als 200 km durch elf friesische Städte auf zugefrorenen Kanälen in den Niederlanden fahren: „Bij extreme kou kun je gebruik maken van luchtfolie bijv. bubbeltjesplastic“ – zu deutsch: „Bei extremer Kälte kannst Du Gebrauch von Luftpolsterfolie machen“, gemeint ist zwischen Überschuh und Schlittschuh, also Radschuh.
Trinken
Etwas Warmes trinken. Beim Rennradfahren im Winter kommt der Durst nicht so schnell wie an wärmeren Tagen. Tatsächlich muss auch nicht soviel getrunken werden. Die gängige Sommer-Faustformel für die Flüssigkeitsversorgung von „1 Liter pro Stunde Aktivität“ lässt sich nicht übertragen. Man kann nach Gefühl trinken. Die Flüssigkeit ist gut für die Schleimhäute, die in der kalten Luft schnell austrocknen. Warme Getränke sind für sie wohltuender – auch der Körper muss dann keine zusätzliche Energie für das Aufheizen der flüssigen Nahrung verbrauchen. Zum Warmhalten gibt es verschiedene Mittel:
Isolierte Rad-Trinkflaschen: Sie halten – im Halter gelagert – erfahrungsgemäß warme Getränke für circa eine Stunde warm. Besser ist es, die Körperwärme mit zu nutzen und sie in der Trikottasche mitzuführen.
Trinkrucksack: Eine gute Alternative. Die Trinkblase sitzt nah am Rücken und profitiert von der Körperwärme. Der Rucksack deckt auch die manchmal vorhandenen „Transpirationsöffnungen“ an Softshell-Kleidung ab, was sich an sehr kalten Tagen besser anfühlen kann. Zusätzlich gibt es Isolations-Einsätze für die Trinkblase.
Iso-Flasche und Getränke im Rucksack: Eine probate Lösung für lange Fahrten an sehr kalten Tagen. Hier bliebt das Heißgetränk wirklich lange heiß, ein halber Tag ist kein Problem. Außerdem kann man sich zu Trinkpausen die Füße vertreten, was die Durchblutung anregt.
Fahrtechnik
Generell gilt natürlich: vorsichtiger fahren. Auch wenn die Straßen scheinbar frei und trocken sind, lauern andere Gefahren. Ein Beispiel ist Schmelzwasser von tagsüber geschmolzenem Schnee, das nachts zu Eis gefriert und große Eisspiegel auf der Fahrbahn bildet.
Noch mehr als nach einem Sommerregen heißt es beim Rennradfahren im Winter: potentiell rutschigere Stellen frühzeitig erkennen und umfahren oder sich darauf einstellen! Das sind insbesondere:
- Pflasterstücke mit glatter Oberfläche (in vielen Städten sind rote Ziegel beliebt für Radwege, die sehr rutschig werden)
- Kanaldeckel, überhaupt alles aus Metall, wie z. B. Abdeckungen von Baustellen, Schienen
- Holzpaneele auf Brücken
Wenn der Boden ohnehin schon rutschig ist, hält man sich am besten so sturzfrei:
- Hände immer an der Bremse lassen
- Hauptsächlich mit der Hinterrad-Bremse verzögern
- Vorderradbremse nur sehr dosiert einsetzen
- Gewicht generell eher nach hinten verlagern
- Heftige Lenkbewegungen generell vermeiden
- Im Zweifel bei sehr glatten Flächen beide Füße ausklicken und Rad rollen lassen
Reifen
Braucht man spezielle Winterreifen oder sogar Spikereifen? Nicht immer. Spikereifen sind nur gefragt, wenn wirklich mit Eis auf den Wegen zu rechnen ist. Viele lassen dann ihr Rad ohnehin stehen. Auf Schnee reichen profiliertere Reifen, die es jedoch in typischen Rennradgrößen kaum gibt. Für Rennradfahrer geht es in erster Linie um besseren Pannenschutz und in zweiter Linie um die Griffigkeit unter den typischen Bedingungen wie Nässe und Kälte. Beides haben die Ganzjahresreifen, die einige Hersteller inzwischen anbieten. Beispiele sind der Continental Grand Prix 4 Season, der Schwalbe Durano Plus oder der Pirelli PZero Velo 4S und von Michelin das Modell Power All Season.
Wer im Winter ein Gravel Bike fährt, kann natürlich auch auf entsprechende Trekkingrad-Reifen zurückgreifen (Schwalbe Marathon GT365, Continental Top Contact Winter) oder entsprechend gut mit Pannenschutz ausgestattete Gravel Bike-Reifen wählen.
=> Ausprobiert! WTB Raddler mit erhöhtem Pannenschutz
Typische Cyclocross-Reifen mit großen Stollen eignen sich auch im Winter eher weniger für den Einsatz auf der Straße, weil der Pannenschutz in der Regel eher gering ist. Wer aber ein modernes Endurance-Rennrad fährt, für den können die Cyclocross-Reifen durchaus ein Tipp sein, da sie manchmal noch in den Rahmen und zwischen die Gabel passen. Tipp: Lieber günstige Modelle mit mehr Gummi und dadurch besserem Pannenschutz nehmen.
Reifendruck senken
Unabhängig vom Reifentyp gilt im Winter für den Reifendruck: weniger ist mehr. In dem Fall bedeutet weniger Druck mehr Haftung – und die Haftung ist bei glatten und nassen Straßen die kritische Größe. Gegenüber dem Sommer kann man den Reifen getrost mit 0,5 bar weniger Druck fahren. Je nach Reifentyp kann man sich auch auf 1 bar weniger schrittweise herantasten, um sich an die veränderten Fahreigenschaften zu gewöhnen.

Rennrad pflegen
Am wichtigsten ist im Winter der Schutz vor Streumitteln und der Feuchtigkeit. Deshalb der dringendste Tipp: Das Rad möglichst nach jeder Fahrt mit Wasser abspülen. Zur Not reicht es auch, ein, zwei Eimer Wasser über dem Rad auszugießen. So werden Streusalze schnell entfernt, die sonst zu hässlicher Korrosion und festsitzenden Bauteilen führen können. Anschließend die Kette trocknen, schmieren und noch einmal restliches Öl abwischen. Für den Winter eignen sich prinzipiell Öle besser, die für nasse Bedingungen entwickelt wurden.
Auch vorbeugend kann man das Rad für die härteren Bedingungen im Winter fit machen. Metall-Oberflächen und Lack kann man mit einer Wachsschicht schützen. Das Wachs wird meist als Spray aufgebracht und anschließend mit einem Lappen noch einmal verrieben. Gibt es auch im Autozubehör.
Habt ihr noch Tipps fürs Radfahren im Winter?
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