Demnächst geht es nur noch in Zweierreihe durch die Stadt! Und im Sprint gegen die Einbahnstraße! Die Verkehrsministerien der Länder haben angekündigt, auf ihrer heutigen Konferenz Vorschläge für eine fahrradfreundliche Gesetzesnovelle vorzulegen. Auch das Fahren nebeneinander und gegen die Einbahnstraße soll darin (öfter) erlaubt sein. In der politischen Diskussion wurden daraus schon jetzt „Privilegien“ für „Radrowdys“. Wie fahrradfreundlich ist das denn?

Endlich, der Freifahrtschein für die Trainingsgruppe ist da! Rennradfahrer aller Vereine vereinigt euch! Bildet Horden, fahrt Zweierreihen und blockiert die Straßen bei RTF, Clubausfahrt und einfach immer, wenn es passt. Und das ganz legal. Das geht, denn auch ihr seid Teil einer wachsenden gesellschaftlichen Gruppe, die demnächst außerordentliche Privilegien genießt. Mit laktatertränkten Beinen schnell die Abkürzung durch die zweispurige Einbahnstraße rollen, weil man dann sofort beim Bäcker ist? Künftig völlig ok, ja, der Schutzmann winkt euch sogar fröhlich zu.

Bald könnte es wahr werden. Denn solche und schlimmere Zustände sind zu befürchten, wenn es so käme, wie die Verkehrsministerien der Länder wollen. Sollen jedenfalls die Wähler glauben, finden die Unionsparteien, glaube ich. Ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Ulrich Lange, hat sich gegenüber Spiegel-Online schon vehement gegen die fahrradfreundliche Gesetzesnovelle ausgesprochen, nachdem der Saarländische Rundfunk erste mögliche Inhalte in einem Beitrag „geleaked“ hatte. „Grundsätzlich gelten für alle Verkehrsteilnehmer die gleichen Rechte“, sagte Lange gegenüber Spiegel Online. Der Verkehrsministerkonferenz ging es bei dem Konzept vor allem um die Nutzung des immer knapperen Verkehrsraumes. Meine Eingabe sei an der Stelle gestattet: Wie groß darf ein Kfz sein, damit es noch als „EIN“ Verkehrsteilnehmer gilt? Wie mache ich meine Rechte gegenüber einem Lkw als Radfahrer präventiv geltend? Selbst wenn der in den Vorschlägen geforderte Abbiegeassistent für Lkw Pflicht würde, verzichtete ich dann doch lieber im Zweifel auf mein Recht, an der Ampel nach ganz vorne zu fahren.

„Eine einzigartige Privilegierung“

Ja, ich würde auf dieses „Privileg“ verzichten, das mir die Verkehrsminister der Länder laut CDU/CSU zubilligen würden: Die Vorschläge der Ministerkonferenz könnten den Radfahrern „eine einzigartige Privilegierung gegenüber den anderen Verkehrsmitteln“ verschaffen, wird Lange zitiert.

Na, endlich. Und weil es so schön ist, dürfen wir Radfahrer wenigstens kurz in den verheißungsvollen Privilegien schwelgen. Ich picke mal zwei besonders vielversprechende für Rennradfahrer heraus – eine Übersicht folgt, wenn die Novelle durch ist:

Moment mal, aber da klingelt was. Mindestens 1,5 m Abstand beim Überholen von Radfahren? Ach ja, das ist ja schon geltende Rechtsprechung, wie der Radfahrverband ADFC zu dem Thema mitteilt und auch andere die Rechtslage zusammenfassen. Es scheint nur nicht jeder zu wissen, wie man als Radfahrender täglich auf den Straßen erleben kann.

Das müsste den Leuten mal einer sagen, dass es einen Mindestabstand gibt!

Das müsste den Leuten mal einer sagen, dass es einen Mindestabstand gibt! Am besten wären natürlich Schilder, wie in Spanien von uns gesehen (siehe Bild oben). Nein, dafür müsste tatsächlich erst eine Gesetzesgrundlage her, jetzt verstehe ich. Dann wenigstens eine Kampagne vom Verkehrsministerium. Ich sehe es schon vor mir: Eine sommerlich bekleidete Frau auf dem Fahrrad, vielleicht sogar ein B-Promi-Model, daneben ein Lieferwagen-Fahrer, der ihr von oben über den Helm in den Auschnitt späht, die Überschrift: „Nicht so nah, bitte!“. Darunter mahnend: „1,5 Meter Mindestabstand zu Radfahrenden“. Wahnsinn, mal was ganz anderes, nicht so knöchern, wie das Ministerium sonst daher kommt. Wie? Es läuft gerade schon eine super Helm-Kampagne für sicheres Radfahren vom Ministerium? Wie bescheuert! Hatte ich wohl schon wieder eine goldrichtige Idee zur falschen Zeit. Mal sehen, was die Ministerkonferenz heute auf den Weg bringt.

Was denkt ihr über die Vorschläge?

Text/Fotos: Jan Gathmann
  1. benutzerbild

    vintagecycles4ever

    dabei seit 01/2011

    Ich fahre täglich zur Arbeit mit dem Rennrad quer durch Köln und ich möchte gar keine Privilegien gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern.
    Ich möchte nur gerne gleich behandelt werden. Wer die Verkehrskonzepte vieler deutscher Städte kennt, wird leider erkennen, dass dies noch in ferner Zukunft liegt.

  2. benutzerbild

    cycliste17

    dabei seit 11/2013

    Das Thema ist schon über ein Jahr alt, aber irgendwie noch aktuell.
    Mein Fazit:
    Als Radfahrer ist man hier in meiner Region immer noch Rowdy oder Kampfradler. Seitdem die Pop-up Radwege eingerichtet wurden, steigt sogar die Agression gegenüber Radfahrern. Jetzt wird den Autofahrern ein Teil ihres Lebensraumes weggenommen und die Radrowdys für ihr ohnehin schlechtes Verhalten auch noch belohnt! Versteh mal einer die Welt?! Man muss dazusagen, dass vermehrt Menschen wieder aufs Fahrrad steigen, die Jahre und Jahrzehnte nur mit Auto oder zu Fuß unterwegs waren. Die sind mit den viel zu schnellen E-Bikes und dem aktuellen Verkehr überfordert. Dadurch wird das schlechte Image des Radfahrers natürlich verstärkt.
    Die neu angelegten und markierten Radwege am Straßenrand werden gerne ignoriert. Viele Autofahrer freuen sich sogar darüber; endlich keine Parkplatzsuche mehr, der Radweg ist ja immer frei. Vom Ordnungsamt sieht man auch selten Personal.
    Zum Thema 1,5m Abstand stelle ich keinen Unterschied zu vorher fest.
    Ich denke dass sich wenig bis nichts ändern wird solange es keine echte Verkehrswende gibt und der Radfahrer als vollwertiger Verkehrsteilnehmer akzeptiert wird. Das muss aber dann auch von oberster Stelle so kommuniziert werden. In einem Land, dass zu einem großen Teil von Automobilbau lebt, wird das ne echte Mammutaufgabe.

  3. benutzerbild

    Pannerace

    dabei seit 01/2011

    Bissken wirr, der Artikel.

    Kann nicht klar nachvollziehen, wer den bezahlt....

  4. benutzerbild

    cycliste17

    dabei seit 11/2013

    Bissken wirr, der Artikel.

    Kann nicht klar nachvollziehen, wer den bezahlt....
    Musst ihn paarmal lesen. Das ist eine Mischung aus Ironie und Rebellion. Würde ich jetzt aber nicht als Einladung zur Provokation von motorisierten Fahrzeugen sehen. Wichtig ist, dass man mit den anderen auf der Straße zurechtkommt. Ich muss nicht immer auf mein Recht bestehen, das ist immer situationsabhängig. Im Auto sieht man nicht alles, im LKW noch viel weniger. Wenn mich aber einer bewusst abdrängt oder provoziert, gibt's aber Ärger.
  5. benutzerbild

    solution85

    dabei seit 09/2017

    Das Thema ist schon über ein Jahr alt, aber irgendwie noch aktuell.
    Mein Fazit:
    Als Radfahrer ist man hier in meiner Region immer noch Rowdy oder Kampfradler. Seitdem die Pop-up Radwege eingerichtet wurden, steigt sogar die Agression gegenüber Radfahrern. Jetzt wird den Autofahrern ein Teil ihres Lebensraumes weggenommen und die Radrowdys für ihr ohnehin schlechtes Verhalten auch noch belohnt! Versteh mal einer die Welt?! Man muss dazusagen, dass vermehrt Menschen wieder aufs Fahrrad steigen, die Jahre und Jahrzehnte nur mit Auto oder zu Fuß unterwegs waren. Die sind mit den viel zu schnellen E-Bikes und dem aktuellen Verkehr überfordert. Dadurch wird das schlechte Image des Radfahrers natürlich verstärkt.
    Die neu angelegten und markierten Radwege am Straßenrand werden gerne ignoriert. Viele Autofahrer freuen sich sogar darüber; endlich keine Parkplatzsuche mehr, der Radweg ist ja immer frei. Vom Ordnungsamt sieht man auch selten Personal.
    Zum Thema 1,5m Abstand stelle ich keinen Unterschied zu vorher fest.
    Ich denke dass sich wenig bis nichts ändern wird solange es keine echte Verkehrswende gibt und der Radfahrer als vollwertiger Verkehrsteilnehmer akzeptiert wird. Das muss aber dann auch von oberster Stelle so kommuniziert werden. In einem Land, dass zu einem großen Teil von Automobilbau lebt, wird das ne echte Mammutaufgabe.
    Schon geschrieben, du hast meine vollste Zustimmung. Aber die Kurzversion hatte auch gereicht: Bis auf ein paar Strichen auf der Fahrbahn, die eh keiner beachtet, ist alles beim Alten.

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