Willst du viele Gravel Bikes sehen, musst du zur Cyclingworld gehen. Die vielseitigen Rennräder für Schotter und Kies standen auf der Düsseldorfer Messe für Fahrradkultur 2023 an vielen Ständen im Rampenlicht. Zur Schau gestellt war alles vom vielseitigen Commuter- und Reise Gravel Bike mit Stahlrahmen von 8bar Berlin bis zum Titan-Graveller mit Customrahmen von Mawis, gespickt mit Titan-Komponenten und klugen Details. Vorhang auf für die Gravel Bikes von der Cyclingworld Europe 2023.
Cyclingworld 2023: Gravel Bike Rundgang
Gravel Bikes in ihren inzwischen zahlreichen Spielarten bildeten eindeutig einen Fokus des Interesses auf der Cyclingworld Europe 2023 in Düsseldorf. Bei den Rides ins Umland der Stadt am Rhein waren Graveller am stärksten vertreten. Und auch den Testparcours nutzten Viele – neben den noch zahlreicher gefragten Lastenrädern – für eine Probefahrt auf dem stollenbereiften Rennrad.
40 Highlights von der Cyclingworld 2023
Neben den Ausstellungshallen im ehemaligen Stahlwerk des Areal Böhler standen Bikes zahlreicher großer und kleiner Marken bereit. Vertreten waren unter anderem 8bar, Specialized, Orbea, Storck, Bockstein, Stevens, M83, Rose und viele mehr. Und in den Hallen setzte sich die Zurschaustellung vielseitiger Rennräder fort. Sogar ein Lastenrad mit Rennlenker des Herstellers Hagen war zu sehen. Frei nach dem Motto: „Rennrad, Lastenrad, egal, Hauptsache Gravel Bike“ steigen wir gleich damit ein:
Hagen Mini Lasten-Rennrad
Der Hersteller Hagen (nicht aus Hagen, sondern in KopenHAGEN gegründet und heute mit Sitz in Estland) zeigte eine Variante seines Mini-Lastenrades mit Rennlenker. Es ist mit 22 kg zwar fast viermal so schwer wie Top-Rennräder, kann dafür aber auch Lasten bis 180 kg transportieren (Fracht und Fahrer). Da es sowohl vorne als auch hinten Reifen bis 55 mm in 28″ bzw. 20″ aufnehmen kann, darf es getrost als Gravel Lastenrad betrachtet werden. Das Rahmenmaterial ist Stahl. Mehr Infos: https://hagenbikes.com/de
M83 Vagabund – Prototyp mit Ekar und 26 Gängen
Die Gravel Spezialisten von Manufaktur 83, kurz M83, hielten die Stahl-Variante ihres Gravel Bikes Vagabund mit besonderer Ausstattung zum Testfahren bereit: Am M83 Vagabund Iron präsentierte die Marke aus Sarstedt die vor Kurzem erst vorgestellte Classified Gangschaltung für die Campagnolo Ekar. Die Classified Schaltnabe im Hinterrad ersetzt den Umwerfer durch zwei Gänge: ein Direktgang und eine Untersetzung von 0,7, die etwa dem Verhältnis vom kleinen zum großen Blatt am Rennrad entspricht. Zusammen mit der Campagnolo Ekar Gravel Gruppe ergibt das 26 fahrbare Gänge – der Kettenschräglauf ist wegen der 1-fach-Kurbel fürs Schalten kein Thema.
Weil das Classified-System nur mit den eigenen Kassetten funktioniert, gibt es zunächst „nur“ die eine verfügbare Classified-Abstufung, die konsequenterweise auf die kleinen, Ekar-typischen 10er- und 9er-Ritzel verzichtet und folgende Eckdaten hat:
- Kompatibel mit der Campagnolo Ekar Kette
- Gewicht: 242g (inkl. Lock Ring)
- Ritzelgrößen: 11-12-13-14-15-16-18-20-22-25-28-32-36T
- Spreizung: 477%
- Preis: 279 €
Der Rahmen des M83 Vagabond Iron ist in Deutschland aus Columbus Stahlrohr gefügt und die Anlaufstellen von der Verarbeitung trägt es im RAW-Look offen zur Schau. Bei der Ausstattung verfolgt M83 die Devise, Komponenten aus europäischer Produktion zu nutzen – das Modell ist ohne Classified Powershift mit Campognolo Ekar für 6.999 € zu kaufen und soll 9,5 kg wiegen. So steuern die deutschen Carbonspezialisten von Beast Components Lenker, Sattelstütze und Vorbau bei, Reifen kommen von Pirelli, die ebenfalls ein eigenes Werk in Italien haben.
Ebenfalls bei M83 zu sehen war das Schwestermodell M83 Vagabund Pro, das auf einem Carbonrahmen basiert. Es ist sozusagen die sportliche Variante, wiegt entsprechend des Rahmenmaterials bei sonst fast gleichem Aufbau mit Campagnolko Ekar 1×13 rund 8,6 kg und kostet 5.999 €.
Bockstein Mauerweg GT & Bikepacking Kram
Bockstein Bikes ist eine kleine Marke aus Berlin, die sich auf Custom-Aufbauten spezialisiert hat – insgesamt waren Berliner Marken stark vertreten auf der Cyclingworld 2023. Am Rhein zeigte Bockstein das Mauerweg GT, eine Evolution des hauseigenen Gravel Bike-Rahmens aus Carbon. Innenliegende Leitungen und Rohrprofile mit Kamm-Tail-Design verleihen dem Rahmen einen Aero-Look. Auch der Aufbau mit SRAM Force AXS und schnellen René Herse 650b-Reifen verspricht Speed auf Gravel-Wegen.
Jack the Bike Rack und 7R Bags
Ebenfalls am Stand von Bockstein Bikes waren interessante Bikepacking-Lösungen zu sehen. Jack the Rack ist ein Träger für die Fronttasche, der ohne Abstützung an der Gabel auskommt. Er wird allein über eine Fixierung an Vorbau und Lenker gehalten. Offiziell ist der Träger, der von Wholegraincycles gebaut wird, für Lasten bis 5 kg zugelassen. Preis: 89,99 € (zzgl. circa 27 € Versand nach Deutschland).
Ebenfalls an einem anderen Gravel Bike von Bockstein, dem Tuscus mit Titanrahmen, war eine Custom-Satteltasche von 7R Bags zu sehen. Die Bikepacking-Taschen werden auf Wunsch in der Ukraine hergestellt. Satteltaschen kosten ab 148 € und auch leichtes Dyneema steht als Material zur Wahl: https://7rbags.com
8bar: Titan, Carbon, Alu, Stahl
Noch eine Berliner Marke, fast schon eine Institution unter den kleinen Brands aus der Hauptstadt, 8bar. Die Marke mit Wurzeln in der Fixed-Crit-Szenze (und übrigens auch einem Podiumsplatz beimn Rennen auf der Cyclingworld) zeigte das gesamte Portfolio ihrer Gravel Bikes. Wir lassen die Bilder sprechen:
Basic Bikes Gravel Bike mit L-Twoo 1×12
Die dritten Berliner im Bunde: Basic Bikes zeigte neben einem neuen XC-MTB mit Carbonrahmen ihr Gravel Bike mit Carbonrahmen, bei dem sie offen mit der Herkunft aus einer bewährten Open-Mould-Produktion in Asien umgehen und für das Design mit einer Berliner Sticker-Produktion zusammenarbeiten.
Auf die Cyclingworld brachten die Berliner einen Aufbau ihres Gravel Bike Rahmens (UVP 999 €) mit der L-Twoo GRT-Schaltung. Dabei handelt es sich um die mechanische 1×12 Gravel Gruppe der chinesischen Marke, die hierzulande vor allem von Ali-Express bekannt ist, aber vor Kurzem mit der Vorstellung ihrer elektronischen 2×12 Rennrad-Schaltung L-Twoo eRx überraschte. Die L-Twoo GRT besitzt Brems-Schalthebel mit Carbonhebeln, die neben den 12 Gängen auch hydraulische Disc-Bremsen ansteuern. Kassetten mit Ritzeln bis 50 Zähne können gefahren werden. Die Schaltschritte sind Shimano kompatibel, man kann sich also aus den Shimano kompatiblen MTB-Komponenten bedienen.
Am Basic Gravel Bike mit L-Twoo GRT sind die Dekore passend zur Gruppe golden gehalten. Jost Litzen von Basic sagte uns, dass sie die Gruppe nun zunächst ausführlich testen, bevor sie eventuell ins Programm mit einem Komplettrad aufgenommen wird. Bisher lief der Test problemlos.
Stevens Vapor
Das Stevens Vapor ist ein bewährtes Cyclocross Bike Fachhandelsmarke und basiert auf einem leichten Alurahmen. Mitgebracht hatten die Hamburger das Vapor 1×11, das auch farblich etwas heraussticht, weshalb es den Weg in diese Übersicht fand. Es soll wie gezeigt mit Shimano GRX 810-Ausstattung 8,9 kg wiegen und kostet 2.399 €.
Neue Cyclite Bikepacking Taschen
Die Münchner von Cyclite haben ihr Angebot an besonders leichten, wasserdichten Taschen erweitert und stellten auf der Cyclingworld 2023 ihr komplettes Sortiment aus. Gründer Christoph Kirsch hat einen Hintergrund im Drachenfliegen und kennt sich daher mit leichten und robusten Materialien aus. Für 2023 hat man die Kollektion weiter aufgefächert und spezialisiert.
Neu ist die Top Tube Bag Large / 01: Mit 2,2 Liter Volumen hat sie beinahe die Dimensionen einer Rahmentasche und erleichtert mit zwei Reißverschlüssen sowie separater Trennwand die Organisation. Gewicht: 188 g mit Trennwand.
Auch die Frame Bag Large / 01 will mit angepasstem Volumen überzeugen. Sie fasst 3,6 Liter und ist so geschnitten, dass man die Trinkflasche noch gut einstecken und herausnehmen kann. Hier liegt das Gewicht bei 142 g ohne und 232 g mit Verstärkung. Die Tasche ist in zwei Staufächer unterteilt und besitzt eine Öffnung für Kabel oder einen Trinkschlauch.
Nächste neue Tasche: die Saddle Bag Small / 01. Die kleinere Satteltasche mit 8 Litern Volumen bei lediglich 228 g Gewicht besitzt praktische Features wie den Rollverschluss, ein elastisches Gurtsystem, Reflektoren, ein Lampenhalter und das Cyclite SR-System zur schwingungsfreien Befestigung unter dem Sattel.
Außerdem stellte Cyclite noch einige interessante Lösungen zur besseren Organisation des Cockpits vor, die ihr in den Bildern seht.
Mawis Titan Gravel Bikes
Hinter Mawis steckt der Rahmenbauer Mathias Scherer aus dem Saarland – und jede Menge Leidenschaft fürs Radfahren, Materialkunde und Details im Rahmenbau, wie sich beim Gespräch mit dem Macher auf der Cyclingworld schnell herausstellte. Ähnlich wie Sturdy Cycles, die wir euch auf den Craft Bike Days 2022 vorstellten, steht Mawis für Customrahmen aus Titan mit einem hohen Titan-Anteil auch bei den anderen Komponenten.
So fertigt Mawis etwa eine eigene Titan-Gabel mit besonderer Gabelbrücke, die an den Showbikes zu sehen war. Die Gabel kann für einen S.O.N. Nabendynamo mit Direktkontakt ausgelegt werden. Das macht das „Abstöpseln“ des Lichtkabels beim Radausbau unnötig und ist eine saubere Lösung, weil die Stromleitung komplett innen verlegt werden kann. Auch einen Schleifkontakt im Steuerrohr für die Weiterleitung kann Mawis realisieren.
Für Sonderwünsche bei Details oder Bestellungen von besonderen Rahmenkomponenten wie Ausfall-Enden arbeitet Mawis mit einer Gruppe von Rahmenbauern weltweit zusammen. Ein Beispiel für den Sinn für praktische Details sind auch die Schutzbleche am ausgestellten Titan-Randonneur. Mathias laminiert die Radschützer von Hand selbst, damit sie die passende weite Abdeckung erhalten. Zudem lassen sie sich schnellstens Anbringen oder Abnehmen, weil sie mittels Neodym-Magneten im eigens entwickelten Haltesystem andocken.
Auch sein eigenes Mawis Gravel Bike hatte Mathias auf der Cyclingworld 2023 ausgestellt. Es hat einen 1.230 g leichten Titanrahmen, die Gabel wiegt noch einmal 760 g, und die Reifenfreiheit liegt bei 47 mm. Auch hier sind die Leitungen natürlich knickfrei innen verlegt, was angesichts des schlanken Steuerrohres und Vorbaus eine reife Leistung ist. Am Lenker gibt es eine Befestigungs-Möglichkeit für Aero-Bars. Eine Besonderheit ist auch der Laufradsatz von Truebc (True Bike Components), der mit BERD-Carbonspeichen und Carbonfelgen aus deutscher Produktion auf 1.150 g kommt. Gerade dürfte Mathias auf seinem Gravel Bike unterwegs zur Kolektif Messe in Berlin sein, von der wir ebenfalls berichten werden.
Mason Exposure Classified
Noch ein Gravel Bike mit Classified-Nabe im Hinterrad. Am Mason Exposure, dem Stahlrahmen-Modell der Briten, dessen Schwestermodell Mason Bokeh wir euch hier im Bikecheck schon vorgestellt haben, feierten die Hunt Gravel-Laufräder mit Classified-Nabe Premiere. Hier findet ihr die Vorstellung der Hunt Laufradsätze mit Classified auf Rennrad-News.
Temple Cycles
Temple Cycles kommen ebenfalls aus Großbritannien, verkaufen aber ebenfalls auch nach wie vor nach Europa. Auf der Cyclingworld stand ein schicker Aufbau ihres Road Rahmensets aus Reynolds 853-Rohren in der Farbe Lunar Sand – die Farbwiedergabe hier stimmt nur auf den Detailfotos. Der Rahmen kann mit Schutzblechen und Reifen bis 30 mm gefahren werden. Gepäckträger-Aufnahmen sind vorne und hinten vorhanden, eine gute Basis für einen Randonneur-Aufbau. Die Anfertigung erfolgt auf Bestellung. Der Preis liegt bei rund 1.230 €.
Sour Bicycles
Sour Bicycles aus Dresden waren mit einem speziellen Aufbau ihres Allroad-Bikes Clueless in Düsseldorf vertreten. Der weiße Stahlrahmen (849 € ohne Gabel) war mit Schalt- und Antriebskomponenten von Ingrid Components Rasta-Vibe mäßig komplettiert. Die Fertigung des Rahmens wird Sour nur noch in Deutschland vornehmen, bisher kam er aus Taiwan. Der Clueless-Rahmen kann Reifen bis 42 mm aufnehmen und soll 2.300 g in Größe M wiegen. Außerdem war noch das extreme Gravel Bike Purple Haze zu sehen – in einem Blau, das auf der Webseite nicht in den Konfigurationen zu finden ist. Hier passen bis zu 60 mm breite Reifen in den Rahmen, der ebenfalls in Deutschland gefertigt wird.
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Was sagt ihr zum den Gravel Bikes von der Cyclingworld 2023?
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