Wind auf der Route über eine Autobahn und eine kurvige Zielankunft waren die größten Schwierigkeiten auf der 2. Etappe des Giro 2018 in Israel von Haifa nach Tel Aviv. Die erwartete Sprintankunft nach 167 km gewann Elia Viviani. Rohan Dennis schlüpft durch eine Zeitgutschrift ins Rosa Trikot und Maximilian Schachmann behält das Weiße.

Es ist sicher eine der psychisch härteren Situationen im Radsport, der sich der Kanadier Guillaume Boivon auf der 2. Etappe des Giro d’Italia stellte: alleine auf einer endlos scheinenden geraden Autobahn mit Seitenwind, noch 50 km vor dem Ziel, gejagt von einem Feld, in dem sich die Sprintermannschaften schon in der Front in einer langen Reihe eingefunden haben. Boivon fährt für die Israel Cycling Academy, was ihm eine gewisse Verpflichtung auferlegte, sein Team zu präsentieren. Aber das Solo war bei den Windbedingungen schon zum Scheitern verurteilt. 50 km vor dem Ziel übernahm Bora-Hansgrohe schon die Nachführungsarbeit. Die Mannschaft arbeiteet für eine Sprintankunft mit Sam Bennett. Auch UAE United Emirates reihte sich vorne mit ein. Im Peloton blieben alle Mannschaften eng zusammen. Die breite der Autobahn ließ diese Fahrweise zu.

Der Australier Rohan Dennis (Team BMC) hatte sich zu dem Zeitpunkt schon die maximalen Punkte im Zwischensprint gesichert. Das Ziel des Manövers: das Rosa Trikot des Gesamtführenden zurückholen. Dennis lag nach dem Prolog in Jerusalem nur 2 sec. zurück. Für den Zwischensprint gab es 3 sec. Zeitgutschrift. Dennis fuhr damit mit einer Sekunde Vorsprung im virtuellen Rosa Trikot.

Überwältigend war die Zuschauermenge entlang der Strecke, je näher das Peloton Richtung Tel Aviv raste. An jedem freien Platz drängten sich Israelis, jede Brücke war voll besetzt, der Mittelstreifen auf der Autobahn vollständig von Menschen in Beschlag genommen. In vier bis fünf Reihen säumten die Leute die palmengesäumte Straße.

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15 km vor dem Ziel war Boivon gestellt. Die Streckenführung zum Zielstrich in Tel Aviv verlangte auf den letzten Kilometern viel fahrerisches und taktisches Geschick. 4 km vor dem Ziel lauerte eine harte rechts-links Kurvenkombi.

Die letzten 10 km

Mit 12 km zu fahren hatte sich Team Sky schon zum Abschirmen von Froome an der Spitze des Feldes eingefunden. Es begann das Rvialisieren der Sprinterzüge. Bora-Hansgrohe für Bennett lieferte sich einen Schlagabtausch mit Katusha und Astana. Dann war es Bahrain-Merida gegen LottoNL-Jumbo. 7,5 km vor dem Ziel fuhr Visconti (Bahrain-Merida) den Ellbogen gegen Tony Martin aus, der nach vorne drängte. 6,5 km vor dem Ziel hatte sich LottoNL-Jumbo durchgesetzt. Quick-Step in Warteposition. Rohan Dennis im Feld war zu der Zeit mit 780 Watt Leistung unterwegs.

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Katusha ging als erste Formation in die gefürchtete Kurvenkombi. Martin fuhr das Peloton kurz aus den Schuhen. Bei 2,2 km ging ein Fahrer von Lotto-Fix All in die Attacke, fuhr schnell 200 Meter raus, ließ das Hinterrad sogar durch die Kurve sliden, wurde aber von Stybar für Quick-Step wieder gestellt. Zu früh im Wind. Dann wieder EF-Drapac für Modolo. Auf der Zielgeraden nahm Elia Viviani im richtigen Moment das Hinterrad seines Landsmanns und gewann um eine Radlänge.

„Heute fuhr das Team für den Zwischensprint für mich perfekt an. Und Viviani war nett, dass er mir den Sprint ließ, seien wir mal ehrlich“, sagte Rohan Dennis nach dem Rennen im TV. Viviani war beim Zwischensprint ebenfalls mitgefahren, hatte sich aber offensichtlich noch ein paar Körner aufgespart. Dennis: „Der Plan war, es zunächst nur nach dem Bauchgefühl zu entscheiden. Wir wussten, dass der zweite Sprint der mit der Bonuszeit war, und wir dachten, dass wir es versuchen würden, wenn es machbar wäre und der Ausreißer nicht zu weit weg wäre. Ungefähr 40km oder 50km vor dem Sprint fragten sie mich, ob ich das machen wolle und ich sagte nicht wirklich, aber wir taten es trotzdem und ich dachte, dass ich keine 100% geben kann. Das Team lieferte mich genau dort ab, wo ich für den Sprint sein musste, und alles, was ich tun musste, war so hart wie möglich zu fahren, und es war nicht in meinem Kopf, dass ich es nicht gewinnen könnte. Danach ging es darum, dass ich im Finale keine Zeit vor dem Split verlor. Es war starke Teamarbeit.“

Sam Bennett vom deutschen Team Bora-Hansgrohe wurde Dritter: „Auf dem letzten Kilometer war ich zu früh vorne und beschloss, einen Moment zu warten, bevor ich meinen Sprint startete. Viviani nutzte die Situation, und ich musste mich mit dem dritten Platz begnügen, aber das Gefühl war während des Tages und auch im Sprint ziemlich gut. Deshalb bin ich optimistisch für die dritte Etappe“.

Maximilian-Schachmann im Weißen Trikot
# Maximilian-Schachmann im Weißen Trikot - Foto: Tim-De-Waele/Getty-Images

Bester Deutscher im Gesamtklassement bleibt Maximilian Schachmann auf Platz 8, der noch von seinem sehr guten Zeitpolster aus dem Prolog profitiert. Er behält damit auch das Weiße Trikot des besten Jungprofis.

Die Top3 der 2. Etappe

1. Elia Viviani (Quick-Step)
2. Jakub Mareczko (Wilier-Selle Italia)
3. Sam Benett (Bora-Hansgrohe)

Das Gesamtklassement nach der 2. Etappe

1. Rohan Dennis / BMC /
2. Tom Dumoulin / Sunweb / -1 sec.
3. Victor Campenaerts / Lotto-Fix All / -3 sec.
4. José Goncalves / Katusha-Alpecin / -13 sec.
5. Alex Dowsett / Katusha Alpecin / -17 sec.
6. Pello Bilbao / Astana / -19 sec.
7. Simon Philip Yates / Mitchelton-Scott / -21 sec.
8. Maximilian Schachmann / Quick-Step / -22 sec.
9. Tony Martin / Katusha-Alpecin / -28 sec.
10. Domenico Pozzovivo / Bahrain-Merida / -28 sec.

Foto: Bora-Hansgrohe/bettiniphoto

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