Das Giant Propel 2023 im ersten Test: Nachdem es auf zwei Etappen der Tour de France schon unter siegreichen Fahrern aufblitzte, kommt nun das neue Giant Propel Aero-Rennrad auf den Markt. Viel leichter und auch noch etwas windschnittiger als der Vorgänger soll es sein und sieht auf den ersten Blick gefälliger aus. Wir konnten es bereits testen. Und wir es als Top-Modell Propel Advanced SL noch einmal gegen 3 anderer Superbikes zum Test antreten lassen.
4 Superbikes im Vergleichstest
Video: Giant Propel 2024 Test
Giant Propel 2023 Infos und Preise
Der klobige Vorbau ist weg und auch sonst sieht das neue Propel viel schlanker aus als der Vorgänger. Tatsächlich hat der größte Fahrradhersteller der Welt nicht nur die Rahmenformen seines Aero-Rennrades stark zugunsten der Aerodynamik überarbeitet. Es wurde nach heutigen Maßstäben auch wesentlich leichter – 225 g weniger sind es beim Rahmenset des Top-Modells. Und mit dem neuen Propel debütieren eine Reihe zentraler Komponenten von den Reifen bis zu den Laufrädern, die das Fahren effizienter und das Leben mit ihm einfacher machen – etwa bei der Größenanpassung. Die wichtigsten Fakten:
- Aero-Rennrad mit neuem Carbon-Rahmenset
- Propel Advanced SL-Rahmen wurde 225 g leichter
- Neue Vorbau-Aerolenker-Kombi für einfache Größenanpassung
- Neue Aero-Laufradsätze mit 50 mm Höhe und 30 mm Breite
- Für mechanische und elektronische Schaltungen
- Aero-Gewinn Propel Advanced SL spart 6 Watt bei 40 km/h
- Reifenfreiheit bis 30 mm in 700c
- Ausstattungsniveau ab Shimano 105 aufwärts
- Gewicht Rahmenset ab 1.429 g* (SL-Modell inklusive Sitzdom)
- Preis ab 2.999 €
- Verfügbar ab November 2022
*Herstellerangabe, Advanced SL in M
Was ist neu?
Gewichtsersparnis: 329 g am SL-Komplettrad
Einsatzbereich | Rennen, Aero |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,2 kg |
Stack | 545 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, M/L, L, XL (im Test: M) |
Website | www.giant-bicycles.com |
Bei der Tour der France 2022 löste das neue Propel auf vielen Etappen das Giant TCR (hier zu unserem Giant TCR Test) als Arbeitsgerät der Profis ab, unter anderem gewann Michael Matthews darauf eine bergige Etappe mit 3.500 Höhenmetern.
Ein Grund dafür dürfte die Gewichtsreduktion des neuen Propel Advanced SL (das Modell der Profis mit nach wie vor integriertem Sitzdom) von 328 g gegenüber dem Vorgänger sein. Davon entfallen 226 g auf Rahmen und Gabel. Noch einmal 103 g gehen auf das Konto des neu gestalteten Cockpits mit separatem Lenker und Vorbau. Das Propel rückt also vom Gewicht betrachtet viel näher an das Giant TCR heran. Es bietet aber gleichzeitig einen Aero-Bonus.
Getestet haben wir allerdings das Giant Propel Advanced Pro 1, bei dem die Sattelstütze nicht in den Rahmen integriert ist. Aber auch hier ist das Gewicht mit 8,2 kg mehr als konkurrenzfähig. In unserem Vergleichstest von 4 Aero-Rennrädern mit SRAM Rival eTap AXS hätte es sich gewichtsmäßig die Spitze mit dem Stevens Arcalis geteilt.
Aero-Gewinn: 6 Watt bei 40 km/h
Giant beziffert den Aero-Vorteil des neuen Propel Advanced SL gegenüber dem Vorgänger auf 6 Watt bei 40 km/h. Gemessen haben die Taiwaner im GST-Windtunnel, in dem auch das Fachmagazin Tour seine Messungen durchführt. Gemessen wurde das Giant Propel mit einem kompletten Dummy. Dabei waren am Vorgänger noch die alten Aero-Laufräder mit vorn 42 mm und hinten 62 mm hohen Felgenprofilen montiert. Dagegen kamen beim neuen Modell auch die neuen Cadex 50 Ultra Laufräder mit 50 mm Felgenhöhe vorn und hinten sowie deutlich breiteren Felgen zum Einsatz. Und zwar in Verbindung mit den neuen aero-optimierten Cadex Aero Tubeless Reifen.
Die Arbeit an den Aero-Formen ist dem neuen Propel deutlich anzusehen. Und sie beschert ihm ein insgesamt stimmigeres Auftreten. Typisch für die Aero-Rennräder der neusten Generation ist die tiefere Steuerrohr-Sektion. Zugleich ist das neue Giant Propel 2021 jetzt mit weniger hohen, abgeflachten Rohrprofilen ausgestattet. Besonders auffällig ist das am Sitzrohr. Auch die Gabelscheiden sind weiter ausgestellt. Besonders gut gefällt uns, dass Giant auch die Flaschenhalter in das Aero-Design einbezogen hat und gleich 2 Stück davon mitliefert.
Anpassung und neue Komponenten
Anpassung: Giant hat am neuen Propel viel für eine einfachere Anpassung der Sitzposition getan. Möglich machen das neue Vorbauten (aus Carbon oder Aluminium) zusammen mit einer geänderten Leitungsführung sowie dem neuen Gabelschaft. Dieser ist am neuen Modell D-förmig und erlaubt damit die Zugführung durch das Steuerrohr des Rahmens. Diese Maßnahmen ermöglichen, entgegen dem aktuellen Trend vorwiegend bei Aero-Rennrädern, nach wie vor die Verwendung von mechanischen Schaltungen. Die Leitungen und Züge liegen offen in der Aussparung des Vorbaus, der in U-Form gestaltet ist. Dadurch steht mehr „Leitungs-Längenreserve“ zur Verfügung, wenn der Vorbau zum Ändern der Spacerhöhe abgenommen werden muss.
Lenker: Durch das zweiteilige Cockpit-Design kann zudem die Position der Bremsgriffe und der Hand-Auflagewinkel des abgeflachten Aero-Lenkers einfach passend zur Sitzposition eingestellt werden. Der Lenker selbst bekam einen kürzeren Reach. Seine neue Biegung erleichtert es außerdem, die Bremshebel am Unterlenker zu erreichen.
Neue Giant SLR- und Cadex-Laufradsätze
Eine Schlüsselstelle zur besseren Aero-Leistung des neuen Giant Propel 2023 dürften die neuen Carbon-Laufradsätze sein. An allen Modellen außer dem Advanced 2 mit Shimano 105 kommen sie zum Einsatz. Die neuen Radsätze sind immer jeweils 50 mm hoch. Giant verabschiedet sich damit von seiner bisherigen Philosophie, vorn und hinten verschieden hohe Felgen einzusetzen.
Zudem wuchsen die Felgen beträchtlich in der Breite: Mit 30 mm außen an der Felge und 22,4 mm Maulweite übertreffen sie die jüngste Entwicklung bei den Zipp 858 NSW. Ein satte 3,8 mm breites Hookless-Felgenhorn soll zudem besser vor Schäden beim Überfahren von Schlaglöchern und anderen harten Kanten sorgen. Auf den Laufrädern am Testrad maßen die Giant Gavia Course 1-Reifen der Größe 25-622 üppige 28,5 mm Breite mit einem Luftdruck von 4,8 bar.
Nicht zuletzt sind die neuen Aero-Laufräder leicht. Die Spitze des Leichtbaus markiert natürlich der Cadex 50 Ultra Rennrad-Laufradsatz am teuersten Propel. Er wiegt nur 1349 g. Und er soll zusammen mit den ebenfalls neuen Cadex Aero Tubeless Reifen allein bis 4 Watt Leistung gegenüber anderen Reifen-Aero-Laufradsatz-Kombis herausholen (hier findet ihr unseren Cadex 50 Ultra Wheelsystem Test). Aber auch der neue Giant SLR 1-Laufradsatz an unserem Testrad gehört mit knapp über 1.500 g zu den leichten Modellen – und ist dem Augenschein nach mit identischen Felgen-Maßen wie das Cadex-Modell ausgestattet.
Ausstattung: wenig Varianten
Wie gehabt kommt auch das neue Giant Propel 2023 in zwei grundsätzlich verschiedenen Rahmenvarianten. Zum einen als „Advanced SL“ mit stärker auf Steifigkeit zu Gewicht optimierter Carbonstruktur sowie der bekannten, rahmenintegrierten Sattelstütze, von Giant „ISP“ genannt. Zum anderen gibt es das Propel 2023 als „Advanced Pro“ und „Advanced“, wo eine D-förmige Carbon-Sattelstütze im Rahmen sitzt und Giants Möglichkeiten zum Carbon-Leichtbau nicht ganz ausgereizt wurden.
Nach Deutschland kommen dabei nicht alle Modelle, die auf Basis der beiden verschiedenen Rahmensets bei Giant montiert werden. Zu haben sind:
- Propel Advanced SL 0 Shimano Dura Ace Di2 2×12 | 11.599 €
- Propel Advanced Pro 1 SRAM Rival AXS 2×12 | 5.699 €
- Propel Advanced 1 SRAM Rival AXS | 4.699 €
- Propel Advanced 2 Shimano 105 2×11 | 2.999 €
Erfreulich ist, dass Giant daran festhält, mit dem 105er-Modell auch ein günstiges Aero-Rennrad anzubieten, während viele Hersteller ihre schnellsten Rennräder nur noch in der gehobenen Preiskategorie ansiedeln.
Es fehlen aber vollständig die Varianten mit den elektronischen Mittelklasse-Komponenten der SRAM Force eTap AXS oder der neuen Shimano Ultegra Di2 2×12. Wer damit liebäugelt, kann über den deutschen Tellerrand in die Niederlande schauen, wo die Giant-Modellpalette häufig breiter aufgestellt ist.
Propel Advanced SL 0 | Propel Advanced Pro 1 | Propel Advanced 1 | Propel Advanced 2 | |
---|---|---|---|---|
Preis | 11.599 € | 5.499 € | 4.499 € | 2.799 € |
Farbe | Stardust | Phoenix Fire/Helios Orange | Orion Nebula | Cobalt |
Rahmen | Advanced SL-Grade Carbon, integrierter Sitzdom | Advanced-Grade Carbon | Advanced-Grade Carbon | Advanced-Grade Carbon |
Gabel | Advanced SL-Grade Carbon, D-förmiger Schaft | Advanced SL-Grade Carbon, D-förmiger Schaft | Advanced SL-Grade Carbon, D-förmiger Schaft | Advanced SL-Grade Carbon, D-förmiger Schaft |
Schaltung | Shimano Dura-Ace Di2 2x12 | SRAM Rival eTap AXS 2x12 | SRAM Rival eTap AXS | Shimano 105 |
Kurbel / Zähne | Shimano Dura-Ace, 36/52 mit Dura Ace-Powermeter | SRAM Rival D1 DUB, 35/48 mit Giant Power Halo Powermeter | SRAM Rival D1 DUB, 35/48 | Shimano 105, 36/52 |
Kassette | Shimano Dura-Ace, 12-speed, 11x30 | SRAM Rival, 12-speed, 10x30 | SRAM Rival, 12-speed, 10x30 | Shimano 105, 11-speed, 11x30 |
Laufräder | CADEX 50 Ultra Disc WheelSystem, 50 mm Felgenhöhe, | Giant SLR 1 50 Carbon Disc WheelSystem, [F]50mm, [R]50mm | Giant SLR 2 50 Carbon Disc WheelSystem, [F]50mm, [R]50mm | Giant P-A2 Disc, alloy |
Reifen | CADEX Aero, tubeless, 700x25c (26.5 mm), folding | Giant Gavia Course 1, tubeless, 700x25c (28 mm), folding | Giant Gavia Course 1, tubeless, 700x25c (28 mm), folding | Giant Gavia Course 1, tubeless, 700x25c (28 mm), folding |
Bremsen | Shimano Dura-Ace Di2, 160 mm / 140 mm | SRAM Rival eTap AXS 160 mm / 140 mm | SRAM Rival eTap AXS 160 mm / 140 mm | Shimano 105 hydraulic, Giant Rotoren 160 mm / 140 mm |
Lenker | Giant Contact SLR Aero, Carbon | Giant Contact SL Aero, Alu | Giant Contact SL Aero, Alu | Giant Contact SL Aero, Alu |
Vorbau | Giant Contact SLR Aero, Carbon | Giant Contact SL Aero, Alu | Giant Contact SL Aero, Alu | Giant Contact SL Aero, Alu |
Sattelstütze | Advanced SL-Grade composite, integrated design, -5/+15mm offset | Giant Vector, Carbon -5/+15mm Offset | Giant Vector, Carbon -5/+15mm Offset | Giant Vector, Carbon -5/+15mm Offset |
Sattel | Giant Fleet SLR | Giant Fleet SL | Giant Fleet SL | Giant Fleet SL |
Extras | Computer mount, Trinkflaschenhalter, Tubeless vorbereitet, | Computer mount, Trinkflaschenhalter, Tubeless vorbereitet, | Computer mount, Trinkflaschenhalter, Tubeless vorbereitet, | Computer mount, Trinkflaschenhalter, Tubeless vorbereitet, |
Mit Ausnahme der Schaltgruppe und dem Antrieb ist übrigens kein Bauteil mehr am neuen Giant Propel 2023, das nicht aus dem eigenen Haus kommt. Wichtig zu wissen über die Ausstattungsniveaus ist: Alle Modelle außer dem Advanced 2 mit Shimano 105 haben bereits die neuen, breiten Aero-Laufräder an Bord, nur in schlechterer Gewichts- und Nabenklasse am Advanced 2. Auf Advanced Pro-Niveau gibt es zudem ein Spider basiertes Giant Halo-Powermeter dazu. Alle anderen Ausstattungs-Teile sind identisch, was das Einstiegsmodell zu einem sehr attraktiven Paket macht – gute Aero-Laufräder sind durchaus für 1.000 Euro zu bekommen.
Bei den durchweg (tubeless) vormontierten Giant Gavia Course 1-Rennrad-Reifen handelt es sich übrigens um eher schwere Vertreter ihrer Art (375 g in Testgröße). Sie versprechen zwar hohen Pannenschutz. Aber allein hier kitzelt ein Tempo optimierter Tausch noch einmal leicht 200 g Gewichtsersparnis heraus, womit unser Testrad unter die 8-Kilo-Marke rücken würde.
Wer es richtig leicht will, muss zum Top-Modell Giant Propel Advanced SL 0 Top-Modell mit Shimano Dura Ace Di2 greifen. Nur hier kommen die extraleichten Carbon-Komponenten der eigenen Marke Cadex zum Einsatz. Im Serientrimm mit Flaschenhaltern und Größe M/L liegt es laut Giant-Waage bei 6,95 kg. Damit gehört es zu den leichtesten Aero-Rennrädern derzeit.
- Innenlager-Bauart Press-Fit
- Steuerlager In-Set. 1-1/2″ unten und 1-1/4″ oben
- Bremsaufnahme Flat-Mount 160 / 140 mm
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, elektronische und mechanische Schaltungen
- Garantie Rahmen lebenslang für Erstbesitzer, Crash-Replacement 3 Jahre
- Gewichtszulassung Fahrer + Gepäck: max 126,5 kg
Ein Ausstattungsplus am Giant Propel Advanced Pro 1 im Test ist der Giant Halo Power Leistungsmesser, der in den Kurbelstern integriert ist. Er liefert die Gesamt-Leistungsdaten für beide Beine – was auf dem Papier ein Vorteil gegenüber dem achsbasierten Original SRAM Rival-Powermeter ist. Zudem kann er mit einem Algorithmus die Verteilung der Pedalkraft auf linkes und rechtes Bein errechnen (nicht messen, wie bei Pedalen) und geladen werden. Seine Funktion konnten wir jedoch wegen des Vorserienstatus und der Kürze der Testzeit vor der Premiere nicht testen.
Geometrie: racy
Das Giant Propel 2023 hat die gleiche Auslegung der Sitzposition und des Fahrgefühls wie das aktuelle Giant TCR. Sprich: Es ist rennmäßig und wettbewerbsorientiert. Ein Stack-to-Reach-Wert von 1,4 in der Testradgröße M weist das mögliche Sitzpositions-Spektrum als ausgesprochen sportlich aus. Es gleicht darin exakt den meisten anderen Aero-Rennrädern wie dem Trek Madone SLR oder dem Specialized Tarmac SL 7.
Wie die Verhältnisse für das „Fahrwerk“ gestaltet sind, ist schnell abgehandelt. Auch hier ist das neue Giant Propel 2023 ein reinrassiges Rennrad. Klassische Lenk- und Sitzwinkel sowie ein sehr kompakter Radstand für eine agile Lenkung und prompte Reaktionen zeichnen es aus. Darin ähnelt es ebenfalls den meisten anderen Aero-Rennrädern der großen Marken.
Alle Geometriedaten im Detail findet ihr hier in der Tabelle aus unserem Geometrie-Vergleich Geometrics. Es erlaubt euch auch, das Giant Propel mit anderen Aero-Rennrädern zu vergleichen.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 376 mm | 383 mm | 388 mm | 393 mm | 402 mm |
Stack | 517 mm | 528 mm | 545 mm | 562 mm | 581 mm |
STR | 1,38 | 1,38 | 1,40 | 1,43 | 1,45 |
Lenkwinkel | 71° | 72,3° | 73° | 73° | 73° |
Sitzwinkel, real | 74,5° | 74° | 73,5° | 73° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 520 mm | 535 mm | 550 mm | 565 mm | 580 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 130 mm | 145 mm | 165 mm | 185 mm |
Sitzrohr | 465 mm | 500 mm | 520 mm | 545 mm | 575 mm |
Kettenstreben | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm |
Radstand | 976 mm | 976,6 mm | 980 mm | 991 mm | 1.006 mm |
Tretlagerabsenkung | 72 mm | 69,5 mm | 69,5 mm | 67 mm | 67 mm |
Gabel-Offset | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm |
Jan: Ich persönlich (180 cm / Beinlänge 86 cm) musste den Sattel so weit nach hinten schieben, wie es geht. Statt des 100-mm-Vorbaus würde ich einen 110 mm langen wählen, dann wäre das Propel-Testrad für mich ein „Perfect-Fit“. Das nächstgrößere M/L baut für mich zu lang und einen Tick zu hoch.
Harry: Da ich privat unter anderem ein Giant TCR SL in Rahmengröße M fahre, passt auch das neue Propel in Größe M perfekt für mich. Mit einer Körpergröße von 1,76 m und einer Sitzhöhe von 76,5 cm ergibt sich für mich eine angenehme Überhöhung und eine optimal passende Sitzposition für engagiert sportliches Fahren. Mit einem kleinen oder gar keinem Spacer unter dem Vorbau „sitzt“ alles da, wo ich es haben möchte.
Giant Propel 2023 Testfahrt
„Genau wie auf dem TCR“ und „ganz schön tief“ sind die ersten Eindrücke, nachdem wir im Sattel des Giant Propel Advanced Pro 2 Testrads Platz genommen haben. Der Erstkontakt mit dem Giant Fleet-Sattel fühlt sich recht straff an. Und auch auf den folgenden 200 km an vier Fahrtagen, an denen wir das Testbike bis an seine Grenzen bewegen konnten, ändert sich daran wenig.
Aber der Gesamt-Komforteindruck stimmt. Wenn es über kleine Asphaltflicken oder Querrillen geht, wirkt das neue Giant Propel nur einen Hauch weniger komfortabel, als unsere Erfahrung mit den besten Aero-Rennrädern in diesem Punkt ist. Entscheidenden Anteil daran hat auch das Laufrad-System mit den Hookless-Felgen und den Tubeless-Reifen. Für uns lieferten sie mit dem niedrigsten, von Giant empfohlenen Druck (4,8 bar) die beste Performance, rollten gefühlt recht leicht und boten satten Grip auch in Kurven mit schlechtem Belag. So macht Kurvennehmen Laune.
Überhaupt präsentiert sich das Giant Propel Advanced Pro 1 von seiner Schokoladenseite, wenn es im schnellen Wechsel durch Kehren und große Kurvenradien geht. Es reagiert sensibel auf jeden Lenkbefehl und steuert die eingeschlagene Linie messerscharf an. Die Lenkpräzision bleibt auch bei Höchstgeschwindigkeit und schnellen Lastwechseln in Bestform. Schlussendlich ein Fahrverhalten, das Racern ein Lächeln ins Gesicht zaubert und von weniger erfahrenen Personen am Lenker vielleicht mit dem Prädikat „nervös“ versehen würde.
Apropos: Die neuen Giant SLR 1-Laufräder empfanden wir für einen 50 mm hohen Radsatz angenehm unempfindlich gegen Seitenwind und Böen, trotz teils stark böiger Windverhältnisse bei den Testfahrten. Bleibt noch zu erwähnen, dass das Freilaufgeräusch des schnell eingreifenden Stirnzahn-Freilaufs ziemlich laut ausfällt.
Das Propel hängt agil am Pedalgas. Geringes Gewicht, der steife Rahmen, die kurzen Kettenstreben und viel Gegenhalt dank der tiefen Sitzposition münden in einem Gefühl rasanter Beschleunigung bei spontanen Antritten.
Auch die Königsdisziplin „Tempomachen“ meistert das Propel mit Bravour. Roulieren bei hohem Tempo über 40 km/h fällt gefühlt so leicht (oder schwer) wie mit anderen hervorragenden Aero-Rennrädern. An die aerodynamisch günstige „belgische“ Position an den Hoods mit Oberarm und Unterarm im 90 Grad-Winkel ist die Lenkerform perfekt angepasst. Der Unterlenker könnte für meinen Geschmack jedoch etwas länger sein, um eine zusätzliche, etwas bequemere Position für lange Tempo-Einheiten zu haben.
Nicht zuletzt liefert die SRAM 10-30 Kassette mit 6 Ein-Zahn-Schritten gut abgestufte Gänge für effizientes Schnellfahren. Die SRAM Rival eTap AXS 2×12 liefert ansonsten zuverlässige und sanfte Schaltvorgänge jederzeit, ihre Schaltlogik setzt für uns nach wie vor den Maßstab. Wer besonders knackige und schnelle Gangwechsel will, würde aber eher zu einer der höherwertigen Gruppen greifen, die im deutschen Modellprogramm leider fehlen.
Die Bremsen erreichen nicht die Bissigkeit der Shimano Rennrad-Stopper, gefielen aber mit guter Dosierbarkeit. Gut gefiel uns auch, dass Giant nach wie vor hinten auf 140 mm-Disc-Rotoren setzt. In den meisten Gewichtsklassen dürften sie die passende Bremsleistung und Modulation fürs Hinterrad bieten.
Das ist uns aufgefallen
- Ausstattungs-Auswahl Traditionelle Mittelklasse-Gruppen wie die Force eTap AXS oder Ultegra Di2 fielen der aktuellen Liefersituation zum Opfer. Das ist bei der Performance des Propel bedauerlich. Ob sich Warten lohnt? Wir wissen es nicht.
- Komplettheit Wie gut es Giant gelungen ist, mit dem Propel 2023 ein komplettes, aus dem Laden rennfertiges, aber dennoch alltagstaugliches Paket ohne echte Kompromisse zu schnüren, verdient besondere Erwähnung.
- Reifen Die Gavia Course 1 hinterließen einen guten Allround-Eindruck, aber hier lässt sich mit wenig Aufwand gezielt auf noch mehr Speed optimieren.
- Für wen? Für erfahrenere Rennradfahrer*innen, die den Geschwindigkeitsrausch lieben und ein vom Start weg komplettes Aero-Paket wollen.
- Für wen besser nicht? Für Einsteiger und notorische Individualisierer.
- Welche Rennräder sind ähnlich oder kommen nahe? Canyon Aeroad CF SLX 7, Stevens Arcalis, Merida Reacto, Rose X-Lite, Storck Aerfast.4 Pro Disc Rival – mehr Vorschläge gerne in die Kommentare.
Fazit
Mit dem Giant Propel 2023 ist den Taiwanern ein ziemlicher „Wurf“ gelungen. Ein derart konsequent aerodynamisch und komplett ausgestattetes Aero-Rennrad ist in der Preisklasse selten – allein der neue SLR-Laufradsatz setzt es schon ab. Trotz hoher Spezialisierung ist das Propel dabei einfach in der Handhabung, ist leicht anzupassen und bietet mehr Spielraum als üblich bei der Gewichtszulassung. Dabei bleibt es trotz schwererer Gruppe leicht. Und das Fahrgefühl ist so rennmäßig und „aero“, wie wir es uns wünschen. Für preis-leistungs-bewusste Aero-Interessenten sicher einer der ganz heißen Kandidaten für 2023.
Pro / Contra
Pro
- Konsequente und komplette Aero-Ausstattung
- Anpassbarkeit
- Laufradsatz
- Gewicht
- Gewichtszulassung
- Preis/Leistung
Contra
- Keine obere Mittelklasse-Modelle
- Reifen schwer
Was sagt ihr zum neuen Giant Propel 2023?
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