Giant Defy Advanced SL 2024 im ersten Test: Das Endurance-Rennrad der Taiwaner geht in die Offensive. Dank großer Reifenfreiheit und mehr Komfort könnte man den Angriff in der Allroad-Klasse vermuten. Doch ein richtig leicht gewordener Rahmen und eine sportlichere Geometrie weisen stark Richtung Competition. Was kann es nun wirklich? Irgendwie beides, wie wir im ersten Test des Top-Modells Giant Defy Advanced SL noch vor dem Modellstart erfahren konnten.
Video: Giant Defy 2024
Giant Defy Advanced 2024 Infos und Preise
In seiner 5. Generation wird das Giant Defy Endurance-Rennrad noch kompetitiver – auch im Sinne von sportlicher. Giant hat das Carbonrahmen-Set des Modells auf allen 3 verfügbaren Niveaus erleichtert – am Top-Modell um beachtliche 228 g. Die Taiwaner geben ihm aber satte 38 mm Reifenfreiheit mit und noch dazu heben sie das D-Fuse Komfortkonzept auf eine neue Stufe. Am Top-Modell Giant Defy Advanced SL, das wir bereits testen konnten, sorgen Cadex Carbon-Komponenten zudem für noch mehr Leichtigkeit – ohne die Vielseitigkeit zu vernachlässigen. Los geht es ab 2.899 Euro. Hier die wichtigsten Fakten zur neuen Defy Advanced-Generation:
- Neu entwickeltes Endurance-Rennrad
- Advanced SL-Rahmen wurde 195 g leichter
- 40 % bis 42 % mehr Komfort an Lenker und Sattel als Vorgänger
- Advanced Gabel an Pro und SL wurde 15 % leichter
- Steifigkeits-Gewichts-Verhältnis verbessert
- Reifenfreiheit bis 38 mm in 700c
- Montage-Möglichkeiten für Schutzbleche
- Ausstattung ab Shimano 105 2×12 aufwärts
- Gewicht Rahmen / Gabel 785 g / 350 g (Advanced SL, M, Herstellerangabe)
- Gewicht Komplettrad 7,15 kg (gewogen)
- www.giant-bicycles.com/de
- Verfügbar sofort
Preise
Defy Advanced SL 11.999 €
Defy Advanced Pro 0 6.499 €
Defy Advanced Pro 1 4.999 €
Defy Advanced 1 3.699 €
Defy Advanced 2 2.899 €
Was ist neu?
Einsatzbereich | Tour, Rennen |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 7,1 kg |
Stack | 558 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, M/L, L, XL (im Test: M) |
Website | www.giant-bicycles.com |
Preisspanne | 2.899 Euro - 11.999 Euro |
Neues Endurance-Leichtgewicht
Mit 7,15 kg inklusive der nominell 32 mm breiten Cadex Rennrad-Reifen und den beiden Flaschenhaltern ist das Cadex Advanced SL in Größe M das leichteste Endurance-Rennrad, das wir bisher an der Redaktionswaage hatten. Netter Zug von Giant: Die Flaschenhalter sind passend zum Rahmen konstruiert und immer mit an Bord (können aber auch gegen andere getauscht werden).
Das Giant Defy 2024 ist also deutlich leichter und gleichzeitig steifer geworden, und zwar in allen Carbonqualitäten des Rahmens. Genau 1.304 g soll das Rahmenset unseres Testrades inklusive Sattelstütze wiegen. Laut Giant konnten am Rahmenset des Top-Modells durch neue Belegungsmethoden mit mehr durchgängigen Fasern 228 g eingespart werden. Übrigens nennt Giant auch die Anzahl der verwendeten Fasermatten: 132 sollen es sein. Als größter Fahrradhersteller der Welt kann Giant zudem auf Fertigungsmethoden wie Faserbelegung durch Roboter, Laserschnitt oder handgewebte und in der Form neu geschlossene Verbindungen zwischen einzelnen Rahmensektionen zurückgreifen.
Genau 150 g leichter soll das Defy Advanced Pro Rahmenset sein als der Vorgänger. Und auch das Advanced Modell spart noch 117 g. Im Überblick:
Defy Advanced SL 2024 | Defy Advanced Pro 2024 | Defy Advanced 2024 | 2023 Defy Advanced Pro | |
---|---|---|---|---|
Rahmen | 785 g | 860 g | 860 g | 980 g |
Gabel | 345 g | 345 g | 381 g | 406 g |
Umwerfer-Sockel | 16 g | 16 g | 16 g | 16 g |
Schaltauge | 13 g | 13 g | 13 g | 13 g |
Expander | 35,7 g | 41,4 g | 41,4 g | 35.7 g |
Top-Cap | 6 g | 5,7 g | 5,7 g | 6 g |
Steuersatz und Spacer | 76 g | 98,2 g | 98,2 g | 76 g |
Gewicht gesamt | 1304 g | 1379 g | 1415 g | 1533 g |
Mehr Reifenfreiheit und Montage-Möglichkeiten
So viel Platz war noch nie: Mit Reifenfreiheit bis 38 mm in 700c rückt das Giant Defy 2024 in die Riege moderner Endurance-Rennräder mit All-Road-Qualitäten auf. Für Schutzbleche sind ebenfalls Montagevorbereitungen vorhanden. Aber Staufächern und anderen Bikepacking orientierten Zusatzmerkmalen erteilt Giant eine klare Absage – der Fokus lag auf dem Gewicht.
Komfort: D-Fuse konsequent
Giant will den Komfort des Defy Advanced 2024 um 40 % bis 42 % an Lenker und Sattel erhöht haben. Dazu setzt man – neben mehr Reifenfreiheit – gezielt auf das bestehende D-Fuse Konzept. Man habe sich bewusst gegen Lagerungen und Federungen im Sinne des Leichtgewichts entschieden, heißt es. Stattdessen baut Giant am Heck auf die neu entwickelte D-Fuse Carbon-Sattelstütze – D-Fuse wegen des „D-förmigen“ Querschnitts, der gezielt Flex erzeugen soll. Die neue Stütze ist leicht an der Aussparung unter dem Sattel erkennbar und machte sich auf den Testfahrten mit deutlich spürbarem Flex bemerkbar.
Auch am Lenker kommt das D-Fuse-Prinzip zum Einsatz. Er hat in der SLR-Version übrigens gegenüber dem Vorgänger noch einmal 8 % Gewicht abgespeckt. Auch hier soll die D-Form dafür sorgen, dass er in Richtung Boden nachgiebiger ist, aber steif bei Zug am Lenker, etwa im Sprint. Mehr dazu im Fahreindruck.
Gestiegene Steifigkeit
Trotz der radikalen Gewichtsersparnis soll das 2024er Defy Advanced in Sachen Rahmensteifigkeit im Verhältnis zum Gewicht noch besser abschneiden. Giant gibt hier STR-Werte an, wie sie auch das Zedler-Institut ermittelt (Tour-Methode). Demnach sind die neuen Rahmensets von 4 % (Advanced) über 11 % (Advanced Pro) bis 28 % (Advanced SL) leichter und steifer in Kombination als das Advanced Pro 2023-Modell.
Integration – und Aerodynamik?
Und dann noch das Offensichtliche: Die Leitungen (und Züge) am neuen Giant Defy Advanced wanderten nach innen. Sie liegen nur kurz unter dem Lenker offen und verschwinden dann im Lenklager – letzteres ist übrigens wie bei Giant üblich, für den 1 1/4″-Schaft „oversized“ ausgelegt. Das legt die Frage nach Aerodynamik nahe. Die interessante Antwort von Giant: Ja, man sei im Windkanal gewesen, sehe das Defy aber nicht als Aero-Rennrad.
- Innenlager-Bauart Press-Fit 386
- Steuerlager 1-1/2″ unten und 1-1/“4 oben
- Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 140 mm
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, Umwerfer abnehmbar, elektronische und mechanische Schaltungen
- Garantie lebenslang für Erstkäufer
- Gewichtszulassung 126 kg Fahrer + 1,5 kg Gepäck
Ausstattung: 3 Carbon-Niveaus
Das Giant Defy Advanced 2024 kommt ausschließlich mit Carbonrahmen-Sets. Dabei gibt es wie bei Giant gewohnt drei verschiedene Carbon-Niveaus. Vom Top-Level zum Einstiegs-Level sind das: Advanced SL, Advanced Pro und schlicht Advanced. Alle Varianten profitieren von den Neu-Entwicklungen, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Fans von mechanischen Schaltungen wird es freuen, dass schon das Einstiegsmodell für 2.899 Euro die neue mechanische Shimano 105 12-fach an Bord hat. Ansonsten gibt es nur elektronische Shimano 105 Di2- und Ultegra Di2-12-fach Schaltungen. SRAM bekommt man nur am von uns getesteten Top-Modell mit Red eTap AXS für 11.999 Euro. Nicht zuletzt gibt es den Advanced SL-Rahmen auch solo als Frameset mit Sattelstütze und Flaschenhaltern, aber hier konnte uns Giant noch keinen Preis nennen. In Kürze:
- Giant Defy Advanced SL SRAM Red AXS 2×12 | 11.999 €
- Giant Defy Advanced Pro 0 Shimano Ultegra Di2 2×12 | 6.499 €
- Giant Defy Advanced Pro 1 Shimano 105 Di2 2×12 | 4.999 €
- Giant Defy Advanced 1 Shimano 105 Di2 2×12 | 3.699 €
- Giant Defy Advanced 2 Shimano 105 mech 2×12 | 2.899 €
- Giant Defy Advanced SL Frameset Preis k.A.
Während sich das Top-Modell in den üblichen abgehobenen Preisregionen bewegt, sind die Advanced-Modelle auch im Vergleich mit Direktanbietern einen zweiten Blick wert. Besonders interessant in Sachen „komplettestes Paket fürs Geld“ erscheint uns das Giant Defy Advanced Pro 1 mit Shimano 105 Di2 2×12. Denn es markiert den Einstieg in die Varianten mit den Giant SL Carbon-Laufrädern, mit denen wir im Einzeltest gute Erfahrungen gesammelt haben. Und es hat auch bereits die neue Carbon-Sattelstütze an Bord. Sie ist unserer Erfahrung nach – neben den Reifen – für einen Gutteil des Komfortgewinns verantwortlich. Das Defy Advanced Pro 1 konnten wir bereits an die Waage hängen, wo es mit 8,1 kg eine gute Figur macht.
Damit zu den generellen, größeren Unterschieden in den 3 Niveaus:
Nur am Top-Modell gibt es die superleichten Highend Carbon-Laufräder mit Carbonspeichen Cadex 36 Disc, die nur 1.300 g auf die Waage bringen sollen. Aber auch der Giant SLR 1 Disc Laufradsatz mit Carbonfelgen an den Pro-Modellen ist mit 1.380 g und passender Innenweite von 22,4 mm ein klares Ausstattungsplus, auch gegenüber anderen Endurance-Rennrädern der Preisklasse.
Auf Advanced-Niveau gibt es die Giant P-R2-Aluminium-Laufräder ohne Aero-Profil und lediglich 25 mm breite Reifen sowie die Contact SL D-Fuse Sattelstütze aus Alu. Auch die Carbongabel ist nicht mit durchgehenden Faserverläufen gefertigt.
Ebenfalls gut zu wissen: Nur bei den SL- und Pro-Modellen ist die D-Fuse Sattelstütze aus Carbon, ansonsten aus Alu und vermutlich nicht mit ganz so viel Dämpfung gesegnet. Gleiches gilt für den D-Fuse Lenker, der ebenfalls bei den Advanced Modellen aus Alu ist.
Alle Giant Defy Advanced 2024-Modelle sind mit 12-fach Schaltungen sowie mit 1:1-Übersetzungen oder sogar leichten Untersetzungen ausgestattet, sodass sie sich auch für den Gran Fondo im Hochgebirge empfehlen.
Defy Advanced SL | Defy Advanced Pro 0 | Defy Advanced Pro 1 | Defy Advanced 1 | Defy Advanced 2 | |
---|---|---|---|---|---|
Preis | 11.999 € | 6.499 € | 4.999 € | 3.699 € | 2.899 € |
Rahmen | Advanced SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | Advanced Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | Advanced Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | Advanced Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | Advanced Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount |
Gabel | Advanced SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | Advanced, Carbon, 12x100 mm Steckachse | Advanced, Carbon, 12x100 mm Steckachse |
Gruppe | SRAM Red AXS 2x12 | Shimano Ultegra Di2 2x12 | Shimano 105 Di2 2x12 | Shimano 105 Di2 2x12 | Shimano 105 2x12 |
Übersetzung | 46/33 - 10-36 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 |
Laufradsatz | Cadex 36 Disc Carbon, Tubeless Ready, hookless, 22,4 mm innen | Giant SLR 1 Disc Carbon, Tubeless Ready, hookless, 22,4 mm innen | Giant SLR 1 Disc Carbon, Tubeless Ready, hookless, 22,4 mm innen | Giant P-R2 Disc, Tubeless Ready | Giant P-R2 Disc, Tubeless Ready |
Reifen | Cadex Classics, 700x32c, Tubeless Ready, 170 TPI | Giant Gavia Fondo 0, 700x32c, Tubeless Ready, 170 TPI | Giant Gavia Fondo 1, 700x32c, Tubeless Ready, 60 tpi | Giant Gavia Fondo 1, 700x32c, Tubeless Ready, 60 tpi | GIANT Gavia Course 1, 700x25c, Tubeless Ready, 60 TPI |
Sattelstütze | Giant Contact SLR D-Fuse Carbon | Giant Contact SLR D-Fuse Carbon | Giant Contact SL D-Fuse Carbon | Giant Contact D-Fuse | Giant Contact D-Fuse |
Sattel | Giant Fleet SLR | Giant Fleet SL | Giant Fleet SL | Giant Approach | Giant Approach |
Lenker | Giant Contact SLR D-Fuse Carbon | Giant Contact SL D-Fuse | Giant Contact SL D-Fuse | Giant Contact SL D-Fuse | Giant Contact SL D-Fuse |
Vorbau | Giant Contact SLR Aerolight Carbon | Giant Contact SL Aerolight | Giant Contact SL Aerolight | Giant Contact Aerolight | Giant Contact Aerolight |
Besonderheiten | Auslieferung schlauchlos | Auslieferung schlauchlos | Auslieferung schlauchlos | Auslieferung schlauchlos | Auslieferung schlauchlos |
Das Giant Defy Advanced SL Testrad fährt als Top-Modell der Endurance-Baureihe ausschließlich mit Highend-Komponenten auf. Das beginnt bei der SRAM Red AXS 2×12-Schaltung. Sie spart deutlich Gewicht gegenüber den anderen AXS-Schaltungen und wirkt im Fahrbetrieb auch noch einen Tick knackiger und direkter als die darunter liegenden Ensembles.
Ein Highlight sind die bereits erwähnten Cadex 36 Disc-Laufräder. Sie bringen mit rund 1.300 g sehr geringes Gewicht mit zeitgemäßer Maulweite unter einen Hut. Da sie zudem Hookless ausgeführt sind, dehnen sich die 32 mm-Reifen auf gemessene 33,5 mm aus. Keramiklager sorgen für leichten Lauf. Ihr Zahnscheibenfreilauf erzeugt einen deutlich vernehmbaren, aber nicht aufdringlichen Klang.
Eine Augenweide ist der neue Contact Carbon SLR Aerolight-Vorbau, den es aber nur am Top-Modell gibt. Und fürs Auge wie funktional gleichermaßen gelungen präsentieren sich die an den Rahmen angepassten Flaschenhalter, die den Flaschen im Test auch guten Halt haben.
Geometrie: Endurance Sport
Steifer, leichter, vielsetiger, komfortabler – aber auch sportlicher. Das Giant Defy 2024 setzt ein klares Statement unter den Endurance-Rennrädern seiner Generation. So sportlich flach wie auf dem Defy sitzt man auf kaum einem anderen der beliebten Endurance-Rennräder, mit denen wir unser Geometrie-Vergleichswerkzeug Geometrics gefüttert haben. Ein Beispiel: Das in den Proportionen vergleichbare Canyon Endurace CFR, das wir letztens getestet haben, hat bei vergleichbarem Reach in „M“ etwa 3 cm mehr Stack – sprich, ein ganzes Werks-Spacerpack mehr.
Ist das Defy Advanced 2024 nun ein besseres Competition-Rennrad mit Reifenfreiheits-Plus? Nein, denn durch einen geringeren Reach im Vergleich mit typischen Wettkampf-Sitzpositionen sorgt Giant für mehr Aufrichtung des Oberkörpers für lange Tage im Sattel (hier ein zusammengestellter Geometrievergleich).
Auch bei den Geometriewerten, die das Fahrverhalten stark prägen, geht das Giant Defy mehr in eine sportlich agile als in eine beruhigte Richtung: Es besitzt eine relativ kurze Front und – trotz leicht verlängerten Kettenstreben für die Reifenfreiheit – kompakte Radstände. Ein deutlich abgesenktes Tretlager verspricht einen guten Ausgleich der Reifengröße. Beim Lenkwinkel entscheidet sich Giant für ein Mittelmaß.
Insgesamt ist das Giant Defy 2024 in 6 Rahmengrößen zu haben. Dabei entspricht Größe „M“ etwa Canyon „M“ während Größe „M/L“ etwa vergleichbar ist mit Trek 56.
Rahmengröße | XS | S | M | M/L | L | XL |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 368,9 mm | 374,7 mm | 379,8 mm | 383,7 mm | 392,9 mm | 402 mm |
Stack | 527 mm | 541 mm | 558 mm | 577 mm | 596 mm | 615 mm |
STR | 1,43 | 1,44 | 1,47 | 1,50 | 1,52 | 1,53 |
Lenkwinkel | 70,5° | 71,8° | 72,5° | 72,5° | 72,5° | 72,5° |
Sitzwinkel, real | 74,5° | 74° | 73,5° | 73° | 73° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 515 mm | 530 mm | 545 mm | 560 mm | 575 mm | 595 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 140 mm | 150 mm | 175 mm | 195 mm | 215 mm |
Sitzrohr | 410 mm | 445 mm | 480 mm | 515 mm | 535 mm | 565 mm |
Überstandshöhe | 705 mm | 733 mm | 762 mm | 796 mm | 814 mm | 841 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
Radstand | 995 mm | 994,4 mm | 997,7 mm | 1.010 mm | 1.025,2 mm | 1.040,4 mm |
Tretlagerabsenkung | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Gabel-Offset | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
Giant Defy 2024 Fahreindruck
Erst mal in Ruhe anschauen, bevor es in den Sattel geht. Am glitzernden Effektlack des Giant Defy Advanced SL bleibt der Blick eine Weile kleben – die Farbwechsel erfolgen zwischen Violett, Dunkelgrün und einem dunklen Blau. Zusammen mit den ebenfalls schimmernden Carbonteilen – wenig ist hier nicht aus Kohlefaser – ergibt das schon einen gewissen Oberflächen-Zauber. Nennen wir es Schaufenstereffekt.
Und der Satteleffekt? Erster Kontakt im Stand: ziemlich hart, der Giant Fleet Sattel mit Carbongestell gehört zu den straffer gepolsterten Modellen. Am Oberlenker liegen die Hände gut auf der leicht ovalen und abgeflachten Form auf, der Übergang zu den Hoods ist fließend, der Griff in den Unterlenker fordert schon einen deutlichen Einsatz der Haltemuskulatur für die Beugung.
Der Aha-Effekt beim ersten harten Antritt gleicht dem beim Anblick. Eine gewisse Verwunderung kann ich nicht verleugnen, dass ein Rennrad mit 33,5 mm breiten Reifen so nach vorn schnellt. Mehr Druck auf dem Pedal münzt das Giant Defy Advanced SL so direkt in Vortrieb um, wie wir es auch beim Giant TCR oder anderen Competition-Rennrädern kennen, kurz ein sehr lebendiges Fahrgefühl, das zum Sprinten einlädt.
Das gilt auch für das Kurvenverhalten. Trotz etwas längerer Radbasis wirkt das Defy agil und sehr direkt, wenn es in Schräglage gebracht wird, hat eher einen Hang zum Übersteuern. Die verwindungssteife Lenkzentrale und die Laufräder, die trotz ihres geringen Gewichts sehr seitensteif sind, ermöglichen präzises Steuern, gerade in schnell gefahrenen Kurven. Dabei verleiht die große Reifenbreite zusätzliches Vertrauen, dass der Pneu auch auf gröberem Pflaster oder eingestreuten „Körnern“ immer noch die nötige Kontaktfläche auf dem Grund hat.
Wo wir gerade beim Lenker sind. Ja, das Giant Defy Advanced SL mit dem D-Fuse Carbonlenker wirkt keineswegs hart am Cockpit. Der Grad, in dem Stöße gemildert werden, fühlt sich eher an wie die besser gedämpften Lenkzentralen, kann (und will) aber natürlich nicht mit aktiv aufgehängten Systemen konkurrieren. Nicht ganz anfreunden konnte ich mich mit der Form des Lenkers für den Einsatzzweck „extra lange Ausfahrt“. Ein geringerer Drop und ein stärker abgeflachter Oberlenker als Ablagefläche für die Hände kämen meiner persönlichen Vorstellung von einem Long-Distance-Lenker hier näher. Persönlich würde ich auch einen noch schmaleren Lenker als diesen (42 cm an den Hoods) bevorzugen, der für die sportlichere Grundauslegung des Defy passender wäre.
Andererseits bringt die Breite des Lenkers mehr Fahrsicherheit auf Kieswegen abseits der Straße, die man mit dem Defy auf jeden Fall unter die Räder nehmen kann. Apropos: Für alle, denen die Sitzposition für den Gravel-Light-Einsatz oder die ganz lange Tour zu geneigt ist, hat Giant auch bereits passende Vorbauten ohne Negativ-Winkel angekündigt, die den Lenker weiter nach oben bringen.
An Anstiegen brilliert das leichte Giant Defy Advanced SL. Jederzeit fühlt es sich leichtfüßig an und ist gepaart mit der hohen Fahrsicherheit sowie der Übersetzung geradezu wie geschaffen für den Einsatz bei Bergmarathons. Die Bremsleistung und Modulation der SRAM Red-Stopper (160 mm/ 160 mm) ist ebenfalls schnellen Abfahrten jederzeit gewachsen.
Unterm Strich würde ich das Giant Defy Advanced mit den sicheren, aber nicht behäbigen Fahreigenschaften und der allgemeinen Auslegung als Rad der Vernunft für wohl die meisten Rennradfahrer:innen sehen. Die Sitzposition ist sportlich, aber nicht aggressiv, das Kurvenverhalten ist lebendig, aber nicht nervös, die Beschleunigung, auch am Berg, kann es beinahe mit Climbers-Bikes aufnehmen. Hinzu kommen höhere Fahrsicherheitsreserven durch die breiten Reifen. Und der Komfort. Was die Stoßdämpfung am Sattel angeht, wird man wenige oder keine anderen Endurance-Rennräder finden, die vergleichbar die Unebenheiten der Straße glätten, ohne auf aktive Federelemente zu setzen.
Das ist uns aufgefallen
- Fahrdynamik Am Advanced SL Modell so hoch, dass hier wenige Endurance-Rennräder mithalten dürften
- Breite Reifen Ein Plus ohne Minus, eventuell durch noch leichter rollende, ähnlich leichte Modelle noch zu perfektionieren
- Bedienung/Handling Saubere Integration, aber trotzdem flexible Anpassung
- Für wen? Perfekt für ambitionierte Bergmarathon-Fahrer, für Gravel-Light-Racer und für lange Tage im Sattel, bei denen es auch um Speed geht.
- Für wen besser nicht? Für alle, die im Endurance-Rennrad vordergründig ein gemütliches Tourengefährt sehen.
Fazit: Giant Defy 2024
Das Giant Defy Advanced SL sucht die goldene Mitte zwischen Endurance-, All-Road und Competition-Rennrad und trifft wie ein Pfeil ins Schwarze. Es ist leicht und schnell, bietet das Höchstmaß an Komfort am Sattel ohne aktive Federung, dazu genug Reifenfreiheit, um auch vor längeren Passagen über Kieswege nicht zurückzuscheuen. Im Klaren muss man sich über die leicht sportlicher als im Endurance-Bereich üblich ausfallende Sitzposition sein. Unser superleichtes Testrad ist ein klarer Tipp für Bergmarathons, das Advanced Pro 1 mit 105 Di2 sieht auf dem Papier nach einem echten Vernunftrad für ambitioniertes Langstreckenfahren aus.
Pro / Contra
Pro
- Leichtgewicht
- Fahrdynamik
- Komfort am Sattel
- Verarbeitung
- Gewichtszulassung
Contra
- Preis (Testrad)
Was sagt ihr zum neuen Giant Defy?
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Circa 120 km auf Straßen, welligem Terrain mit kurzen Anstiegen bis 15 % und maximal 110 Hm am Stück, Sprints bis 50 km/h und Abfahrten bis circa 70 km/h
- Bad Kreuznach kurze, circa 20 km lange Testrunde mit Gravel- und Kopfsteinpflaster-Anteilen.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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