Fake-Online-Bikeshops mit gefälschten oder rein virtuellen Produkten zielen auf schnelles Geld von gutgläubigen Käufern. Ein Scott Foil und ein Cannondale Synapse für 1.099 oder ein neuer Colnago-Rahmen für 500 Euro? Wer da nicht sofort ins Grübeln kommt, ist auf dem besten Weg, einer betrügerischen Webseite auf den Leim zu gehen. Hersteller Scott hat vor kurzem angekündigt, rechtlich stärker gegen den Betrug vorzugehen. Wie können sich Kaufinteressenten selbst schützen? In erster Linie beim Bezahlvorgang, sagt die Verbraucherzentrale.

Zum Saisonstart machen gefälschte Online-Shops wieder verstärkt auf Social Media-Kanälen wie Facebook die Runde. Häufig sind es dort gesponserte Anzeigen, die auf das Mega-Rennrad-Schnäppchen aufmerksam machen. Aber Fake-Online-Shops mischen sich auch unter seriöse Google-Anzeigen. „Sogar im Marketplace von Amazon, den der Online-Händler für ein sicheres Einkaufen stärker kontrolliert, finden sich Verkäufer, die mit attraktiven Preisen versuchen, Kunden in ein anderes Bezahlsystem zu locken“, weiß Georg Tryba, Pressesprecher der Verbraucherzentrale NRW.

„Neu ist die wachsende Zahl gut organisierter Fake Online Shops mit krimineller Absicht, die Verbraucher zu betrügerischen Websites locken, die auf den ersten Blick recht authentisch aussehen“

„Neu ist die wachsende Zahl gut organisierter Fake Online Shops mit krimineller Absicht, die Verbraucher zu betrügerischen Websites locken, die auf den ersten Blick recht authentisch aussehen“, sagt Reto Aeschbacher, Brand Director von Scott Bikes. Der Radhersteller teilte mit, er werde intensiver rechtlich gegen solche gefälschten Webseiten vorgehen und warnt Kaufinteressenten: Die Shops seien mit echten Logos und typischen Bildern der Marke ausgestattet. Obwohl man ständig auf der Jagd nach gefälschten Accounts sei, eröffneten die Betrüger jede Woche neue Domains, indem sie einfach die URLs ändern, aber die Layouts und Designs der Websites beibehalten. So entstehe eine Flut von Fake Online Shops.

„Viele Verbraucher melden uns Shops oder sagen uns, dass sie hereingefallen sind“, berichtet Tryba. Tatsächlich würden auch viele Shops nach der Meldung geschlossen. „Es gibt aber die Hase und Igel-Problematik“, bestätigt der Verbraucherschützer ganz allgemein den Befund des Radherstellers.

Wie können Verbraucher eine betrügerische Website erkennen? Bei Fake-Online-Shops werde eben einfach alles gefaked, macht Tryba auf ein Problem aufmerksam. Logos und Sicherheitszertifikate auf den betrügerischen Seiten seien deshalb kein zuverlässiger Schutz. Auch intensives Beschäftigen mit den AGB eines Online-Shops, das häufig als Tipp gegeben werde, könne Laien nicht zuverlässig vor Reinfällen bewahren. Tryba: „Viele sind mit der Prüfung der AGB überfordert.“ Der Radhersteller Scott empfiehlt als eine Möglichkeit, über die offizielle Webseite scott-sports.com die Händlersuche der Marke zu nutzen. Eine Empfehlung, die sicher auch andere Hersteller geben würden.

„Sonst könnte ich ja nie auf ein Sonderangebot eingehen, nur weil es billig ist“

Wer auf Schnäppchensuche ist, für den führt der Weg zum passenden Rennrad-Angebot allerdings in der Regel nicht über die Händlersuche. Der häufig zu findende Tipp, bei großen Rabatten generell die Finger von der Ware zu lassen, ist für die Verbraucherzentrale nur bedingt brauchbar. „Sonst könnte ich ja nie auf ein Sonderangebot eingehen, nur weil es billig ist“, meint der Sprecher der Verbraucherzentrale NRW.

Wie sieht der beste Schutz aus? „Den besten Schutz für Verbraucher bietet eine sichere Bezahlweise“, empfiehlt Tryba. Die sichersten Bezahlweisen sind laut Verbraucherschützern dabei:

  1. Der Kauf auf Rechnung
  2. Die Bezahlung per Lastschrift

In beiden Fällen bleibt das Geld für den Käufer verfügbar, bis der Erhalt oder die Originalität der Ware bestätigt werden kann. Hintergrund bei der Lastschrift: „Hier kann der Käufer das Geld mindestens 6 Wochen nach Einzug über die Bank zurückholen, manchmal auch länger“, sagt Tryba. Wer aber europaweit nach Rennrad-Schnäppchen im Netz schaut, wird beide Bezahlarten nur selten finden. Sicherheit vor dem Geldverlust mit Einschränkungen bieten laut Verbraucherzentrale auch Bezahldienste wie Amazon Payment oder Paypal. Diese böten einerseits einen Käuferschutz, also die Möglichkeit einer Rückerstattung von Geld im Betrugsfall. Die Bedingungen für die Inanspruchnahme des Käuferschutzes können andererseits eine Abwicklung schwer machen. „Den Käuferschutz von diesen Bezahldiensten sollte man sich vorher genau anschauen“, rät Tryba. Darin ist etwa geregelt, welche Nachweise von den Vertragspartnern für den Handel oder den Erhalt der Ware verlangt werden. In Streitfällen komme es zum Beispiel auch vor, dass Paypal Konten schließt – und mit der Wiedererlangung des Geldes sind langwierige Prozesse verbunden.

Fake-Online-Shops kann man den Verbraucherzentralen melden oder eine Anzeige bei der Polizei stellen. Lohnt sich das? Tryba: „Das kann man nicht verneinen, es ist eine minimale Chance da, sein Geld zurück zu bekommen, und man kann andere schützen“.

Meinung @ Rennrad-News

Fake Online Shops nutzen das Geiz-ist-Geil-Schema gezielt aus. Aber die Schnäppchenjagd hat noch andere Nachteile. Ein häufig im Redaktionsumfeld zu beobachtendes Phänomen ist, dass Rennräder gekauft werden, die gar nicht zur Statur des Besitzers passen. Wie geht ihr mit Rennradschnäppchen um?

Fotos: Scott Sports
  1. benutzerbild

    JNL

    dabei seit 09/2017

    Fake-Online-Bikeshops mit gefälschten oder rein virtuellen Produkten zielen auf schnelles Geld von gerngläubigen Käufern. Hersteller Scott warnte jetzt vor einer Flut von betrügerischen Webseiten. Wie können sich Kaufinteressenten selbst schützen?


    → Den vollständigen Artikel „Fake-Online-Bikeshops : Und ewig lockt der Fantasiepreis – wie sich Radkäufer schützen können“ im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    dobelli

    dabei seit 08/2013

    bisher ist mir das nur mit Klamotten aufgefallen. Da ist es teilweise echt extrem.

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