Video: Canyon DT Swiss Gravel Federgabel F132 One
Canyon DT Swiss Gravel Federgabel F132 One Infos und Preise
Erste Bilder und Eindrücke von der Canyon + DT Swiss F132 One Gravel Federgabel kursieren bereits länger. Jetzt kommt mit dem Canyon Grail CFR RIFT das erste Gravel Bike mit der Front-Federung auf den Markt. Klar ist damit auch, die Gabel bleibt als Gemeinschaftsprojekt von Canyon und DT zunächst den Gravel Bikes des Direktanbieters vorbehalten. Und hier beschränkt sie sich zunächst auf das Grail CFR Top-Modell, das für Gravel Racer damit eine zusätzliche Variante für besonders anspruchsvolle Gravel-Strecken bereithält – zum stattlichen Preis von 7.999 Euro.

Besonders interessant macht die Gabel, dass sie in 4 Jahren Entwicklungszeit speziell für den Schotter-Einsatz von Grund auf neu konstruiert wurde. Das gilt natürlich für die Federcharakteristik. Aber die F132 One wartet mit mehr Merkmalen auf, die man bisher an Gravel Federgabeln vergeblich sucht. So lassen sich Cages anbringen und der Remote Lock-out ist besonders gut an den Rennlenker-Einsatz angepasst – wie alles zusammenspielt, konnten wir bereits in einem ersten Test bei der Traka 100 erfahren. Hier soll es mehr um die Gabel gehen, als um das Grail CFR RIFT (zum Canyon Grail CFR Test). Doch hier zunächst die F132 One Fakten im Überblick:
- Luftfedergabel mit komplett integrierter Kabelführung (Remote), bzw. semi-integriert (Bremsleitung)
- Federweg 40 mm
- Gewicht 1.340 g (ohne Remote-Hebel, Kabel, Achse, RWS Plug-In Hebel)
- Einbauhöhe 435 mm
- Maximales Systemgewicht 130 kg
- Vorbiegung 56 mm
- Schaft Konisch 1,5″ unten / 1 1/8″ oben, inklusive optionalem Lenkanschlag
- Maximale Reifenbreite 50 mm in 700c
- Bremssattelaufnahme Flatmount für 160 mm / 180 mm
- Lockout Pushcontrol (nur Remote-Hebel für Dropbar)
- Montagemögklichkeiten Schutzbleche, Bikepacking-Adapter: 3 Befestigungspunkte je Seite, max. 3 kg pro Seite
- Info www.canyon.com
Preis
Vorerst nur an Hersteller-Rädern verfügbar, ab 2026 laut DT Swiss auch bei anderen Marken als Canyon.
Ein identisch augestattetes Grail CFR gibt es übrigebs auch ohne die neue Federgabel. Für das Grail CFR mit Shimano GRX Di2 Gruppe und 2×12 Gängen sowie DT Swiss GRC 1100 Laufradsatz ruft Canyon 7.199 € auf. Der Aufpreis für die Federung an der Front, liegt also bei rund 800 € bei Canyon. Für wen sich die Investition lohnt, sollte unser Test klären.

Details
Intergriertes Design
Auf den ersten Blick ist klar, dass das Design der Canyon DT Swiss F132 One sich besser ins Gravel Bike Gesamtbild fügen will. Statt einer zerklüfteten Gabelkrone gibt es saubere Abdeckungen. Und unten verschlanken sich die Standrohre zur Achsaufnahme hin. Die Bremsleitung schaut nur ein kleines Stück heraus. Und auch ein Lock-Out-Hebel oder Zug an der Gabel sucht man vergebens. Denn der Remote-Lock-out ist am Bremsschalthebel platziert und sein mechanischer Zug läuft integriert.


40 mm Luft-Federgabel
Unter der Haube gibt es ein paar Gemeinsamkeiten mit anderen Gravel-Federgabeln. So setzt die F 132 One auf 40 mm Federweg für bessere Stoßdämpfung und Vorderradführung auf Schotterwegen. Als Federungsmedium dient – ebenfalls eine Gemeinsamkeit mit anderen Modellen – Luft. Entsprechend lässt sich die Federung über den Luftdruck einstellen. Wie die Gabel ausfedert, kann über ein gut erreichbares Rändelrad unten im Standrohr gewählt werden.
Anders ist, dass Canyon und DT Swiss die F 132 One gemeinsam entwickelt haben. Und DT Swiss erklärt, dass man damit bereits vor 4 Jahren begonnen hat. Dabei legen die Schweizer Wert darauf, dass sie nicht einfach vorhandene MTB-Federgabel-Technik anpassten, sondern mit einem weißen Blatt Papier starteten.


Gravel Federung Grundlagenforschung
Sogar etwas Grundlagenforschung betrieb man für das Projekt. Man wollte herausfinden, wie die Federgabel horizontale Kräfte im Vergleich zur Starrgabel und je nach Geschwindigkeit und Reifengröße abmildert. Denn die Energie, nach oben in Rad und Fahrer abgeleitet wird, geht für den Vortrieb verloren – und ermüdet nebenbei auch den Körper. Mit anderen Worten: Man wollte mit Zahlen untermauern, welches Potenzial für mehr Speed in einer Federgabel steckt.
Das Set-up: Verschieden hohe Hindernisse in Form von Platten wurden mit zwei Geschwindigkeiten von 15 km/h und 25 km/h überrollt. Die Kräfte maß DT Swiss mittels einer eigenen Mess-Nabe und Sensoren im Rahmendreieck. In folgenden Zusammenstellungen:
- Starrgabel mit 40 mm Reifen
- Starrgabel mit 50 mm Reifen
- F132 One mit 40 mm Reifen
- F132 One mit 50 mm Reifen

Was kam raus? Erwartbar war, dass die Gabel in allen Szenarien die horizontalen Kräfte mindert. Bei 15 km/h mit 40 mm-Reifen wurde die geringste Belastung mit der F 132 One-Federgabel gemessen. Gegenüber einer Starrgabel ist die Krafteinwirkung um 63 % geringer.
Das Ergebnis nimmt aber auch jenen den Wind aus den Segeln, die breite Reifen am Gravel Bike als Ersatz für die Federgabel sehen. Auch mit 50 mm Reifen war die Spitzenlast bei 25 km/h an der Nabe mit der F 132 One Gravel-im Vergleich zum identischen Setup mit einer Starrgabel um 53 % geringer. Details gibt es in den Schaubildern. Generell wirken Gabel und breite Reifen bei hohen Geschwindigkeiten effektiver zusammen.


Remote-Lockout
Einen angenehmen Weg gehen DT Swiss und Canyon zur Gabelblockierung gegen Wippen an Anstiegen oder im Sprint. Der Lock-out Hebel sitzt neben dem Bremsschalthebel – schon gesehen. Aber ein kurzer Druck genügt aus jeder Position, um zwischen Block und Offen zu wechseln. Pushcontrol nennen sie das.

Bikepacking und Alltag
In Sachen Bikepacking hat die Gravel Gabel ein echtes Alleinstellungsmerkmal. An Schraubpunkten können Adapter für Anything-Cages angebracht werden. Diese bieten dann drei Befestigungspunkte pro Seite, die je eine Zuladung von bis zu 3 kg je Seite erlauben. Auch das zulässige Gesamtgewicht der Gabel solo ist mit 130 kg Bikepacking tauglich – und damit sogar höher als die Gewichtszulassung des Canyon Grail CFR RIFT selbst.


Canyon DT Swiss F132 One Test am Grail CFR RIFT
Die Vor-Premiere für das neue Canyon Grail CFR RIFT bei der Traka war sicher nicht zufällig gewählt. Die Strecke bietet alles, was an die Substanz geht: grobes Geröll, felsige Rampen und schnelle Abfahrten und nicht zuletzt lange und ultralange Distanzen. Gerade die langen, felsigen und häufig von Wasserrinnen durchzogenen Abfahrten beim größten Gravel-Rennen Europas stellen hohe Anforderungen, an ausgleichende Bewegungen mit dem eigenen Körper. Das kostet Kraft und Konzentration und am Ende auch Zeit.
Und so wundert es mich im Nachhinein wenig, dass recht viele von Canyon gesponserte Athletinnen und Athleten mit der Gabel unterwegs waren – nicht immer gepaart mit den gleichen anderen Komponenten, wie sie jetzt am Canyon Grail CFR RIFT debütieren.
Das Federgabel Plus
Selbstverständlich macht sich die Federgabel gerade in technischen Sektionen spürbar bezahlt. Das Rad bleibt ruhiger, die Hände entspannter und die Fahrt kontrollierter, so daß höhere Geschwindigkeiten möglich sind. Wie heftig die Schläge am Lenker auf ähnlichen Strecken sein können und wie schnell die Hoods zwischen Daumen und Zeigefinger graben (wegen der Übersicht, bevorzuge ich auch in Abfahrten die Hood-Position), konnte ich beim Wechsel auf ein anderes Testbike am Tag danach auf vergleichbaren Tracks feststellen.

Dieser grundsätzliche Vorteil unterscheidet die DT Swiss Canyon Gravel-Gabel allerdings kaum von anderen Gravel-Gabeln, nicht in dem zeitlichen Abstand, in dem ich vergleichen kann. Ein direkter Vergleich mit anderen Federgabeln – etwa der RockShox Rudy XPLR, der Fox 32 TC oder der Lefty Oliver – war vor Ort nicht möglich.
Sensible Federcharakteristik
Was die F132 One abhebt (auch aus der Erinnerung heraus), ist die gelungene Abstimmung auf Gravel. Das Ansprechverhalten wirkt etwas feinfühliger, was gerade bei dem geringen Federweg eine Leistung ist, zumal die F132 One auch nicht einfach durch den Federweg rauscht, wenn es gröber wird. Es macht einen Unterschied, wie auch die kleineren Schläge absorbiert werden. Gefahren bin ich übrigens an der unteren Grenze der Druckempfehlung für meine Gewichtsklasse und mit einem Klick weniger Rebound als in der Mittelstellung.

Gelungener Remote Lock-out
Noch einen Unterschied macht der sehr gelungene Lock-out. Schon, weil es von den großen Herstellern keine Gravel-Federgabeln mit Blockade-Möglichkeit vom Lenker aus gibt. Aber auch, weil der Mechanismus so einfach funktioniert. Der Hebel wirkt über einen vollständig integrierten Bowdenzug auf den eigentlichen Blockmechanismus in der Gabel.
Ein Click schaltet von Federung auf Block und zurück. Der Vorgang läuft mit geringer Kraft, kleinem Weg, aber definiert. Der Hebel ist aus allen Griff-Positionen einfach zu erreichen und bei den allermeisten nicht im Weg. Mich störte er hier und da in der Unterlenkerposition in Bremsbereitschaft – ein Punkt, der sich eventuell über die persönlich passende Positionierung lösen lässt. Manchmal wäre es im Eifer des Gefechts zudem hilfreich, wenn man direkt sehen könnte, ob man die Gabel nach dem Anstieg wieder geöffnet hat, was aber mit dem Ein-Click-Mechanismus „kollidiert“.
Ist der Lock-out entscheidend? Für mich auf dieser Strecke nicht. Ich bin die F132 One Gabel zu 98 % offen gefahren. Auch auf langen schnellen Geraden profitiert man von Komfort und dem überraschungsarmen Tempobolzen. An den Anstiegen fuhr ich die allermeiste Zeit im Sitzen, sei es wegen Traktion oder wegen Kondition. Dabei stört das minimale Einfedern gar nicht, auch nicht bei gelegentlichen Wiegetritten. Auf der Distanz und bei dem Anstrengungsniveau wie bei der Traka treten das Sicherheits-Plus auf Abfahrten und der Komfort-Gewinn auf dem Schotter ohnehin immer weiter in den Vordergrund. Nicht denken, fahren. Was der Kopf übersieht, gleicht die Gabel aus. Einige Kollegen berichteten jedoch, dass sie den Lock-out intensiv an den Anstiegen genutzt haben und als großen Vorteil empfanden.

Wie harmoniert die Gabel mit dem Grail CFR?
Da die Canyon DT Swiss F132 One speziell an das Grail CFR RIFT angepasst wurde (inklusive ausgiebigen Testläufen mit unterschiedlichen Vorbiegungen), darf man davon ausgehen, dass die Lenkgeoemtrie stimmt, und so ist es auch. Das Grail mit Federgabel lenkt wie ein Grail ohne Federgabel, nur spurtreuer, weil es ruhiger liegt.
Um es an dieser Stelle noch einmal klar zu sagen: Wie viel sicherer und mit weniger schmerzenden Hönden längere Abfahrten wie bei der Traka mit Federgabel zu meistern sind, dürfte für Nicht-Mountainbiker überraschend sein. Mehr Kontrolle, mehr Speed. Ganz einfach.
Der Komfort an der Front ist so hoch, dass ich im Canyon Grail Sattel eine Mini-Federung vermisst habe, obwohl das Grail bereits zu den Gravel Bike mit hohem Komfort im Sattel zählt. Das liegt auch daran, dass man einfach öfter sitzen bleibt, wo man sonst zur Vorbeugung das Gewicht verlagert. Die Canyon VCLS Federsattelstütze lässt sich übrigens am Grail nicht nachrüsten. Unterm Strich bleibt für mich in dem Fall der Eindruck, dass sie zu Modellen mit einer echten Federung am Sattel noch besser passen würde.

Für wen ist das Grail CFR RIFT interessant?
Bis auf das Mehrgewicht von rund 800 g hat die Canyon DT Swiss F 132 One Federgabel keine echten Nachteile, auch weil sie so einfach zu blockieren ist. Für viele Puristen dürfte das Grail CFR RIFT aber deshalb dennoch ausscheiden.
Wer wirklich rein Performance orientiert entscheidet und das Grail vorwiegend auf langen Strecken einsetzt, findet nun eine klar bessere Option im Canyon Portfolio. Das gilt umso mehr, wenn zusätzlich der Lenker-Aufsatz verwendet wird. Denn hier ist die Stoßdämpfung für die Fahrsicherheit und den Komfort in den Armschalen noch wichtiger. Auch für schlechte Rennen über schlechte Strecken wie Unbound Gravel oder eben die Traka, muss man nicht orakeln, dass Federgabeln beliebter werden, auch gepaart mit dicken Reifen wie am Grail CFR von Freddy Ovett. Viel hilft viel.

Erstens: Auf anspruchsvollen Schotter-Strecken sind Federgabeln am Gravel Bike ein Gewinn. Zweitens: Wenn Gravel-Federgabel, dann gerne so wie die Canyon DT Swiss F132 One. Das besonders sensible Ansprechverhalten, der gelungene Lockout und die Bikepacking Cage Tauglichkeit heben sie hervor. Der kleine Gewichtsaufschlag gegenüber anderen Gravel-Federungen ist dafür leicht zu verkraften.

Pro / Contra
Stärken
- Sensibles Ansprechverhalten
- Gelungen integrierter Lock-out
- Bikepacking Cage Tauglichkeit
- Reifenfreiheit
Schwächen
- Etwas schwerer
Was sagt ihr zur Canyon DT Swiss Federgabel fürs Grail?
Testablauf
Das Grail CFR mit Canyon DT Swiss F132 One Gabel wurde während einer Präsentation im Rennen Traka 100 gefahren (hier findet ihr die Aktivität auf Strava). Anlass war eine Vorstellung mehrerer Fahrräder durch den Hersteller. Das Rad stand nur für diesen einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Das Rad wurde jedoch in der Größe passend zum Tester gewählt, alle nötigen Anpassungen wie Luftdruck werden durch die Tester vorgenommen.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
138 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWeiß nicht, aber mit Federgabel ist die Kraftübertragung doch viel schlechter, was für's graveln doch irgendwie schlecht ist oder nicht?
Jetzt auch etwas erschwinglicher sogar mit 13fach Force so wie ich das sehe.

Eigentlich ganz netten Paket für den Kurs.
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