Mathieu van der Poel hat das Amstel Gold Race 2019 gewonnen – und wie! Nach frühen erfolglosen Attacken setzte er aus einer Verfolgergruppe einer hochkarätigen Spitzengruppe nach und fing sie kurz vor der Ziellinie ab. Der niederländische Meister und CX Weltmeister feiert damit in seinem ersten Jahr bei den großen Klassikern gleich einen Riesenerfolg. Auch Max Schachmann fuhr sehr stark und wurde 5. Das Rennen der Frauen gewann Katarzyna Niewiadoma. Hier hatte sich die entscheidende Gruppe bereits weit vor dem Ziel formiert.

Das Rennen der Männer Elite

Mathieu van der Poel attackierte schon weit vor der Ankunft. Rund 40 km vor dem Ziel setzte das niederländische Radsport-Talent einen Angriff des spanischen Meisters Gorka Izagirre von Astana nach und zog direkt vorbei. Während hinten im Feld die Favoriten noch zögerten, heftete sich der Spanier Izagirre mit Mühe an van der Poels Fersen und holte ihn ein. Bis zu 40 Sekunden fuhr das Duo heraus. Beide saßen übrigens auf Rädern in den Farben ihrer Meistertrikots, aber MvdP hat sein weißes Canyon für das Amstel gegen ein rotes Aeroad Disc getauscht.

Foto: Bora-Hansgrohe/Bettiniphoto
# Foto: Bora-Hansgrohe/Bettiniphoto

Zum Zusammenschluss kam es dann kurz vor einer Kurve, in der manche Fahrer vor oder in einer ungesicherten, abgesenkten Garageneinfahrt endeten. Mit dem Deutschen Marcel Meisen ging danach erneut ein CX-Fahrer von Corendon-Circus an die Spitze, diesmal mit einer Dreiergruppe. Aber inzwischen war Deceuninck – Quick-Step geweckt und ließ mit zwei Fahrern in der Verfolgung nichts mehr anbrennen. An einem der steilen Anstiege in der Achterbahn des Amstel, 36,2 km vor dem Ziel zog dann Julian Alaphilippe durch und fuhr an die Spitze des Rennens. Seinem Tempo konnte Europameister Matteo Trentin (Mitchelton-Scott) nicht folgen, der bis dahin im Windschatten mit nach vorne gefahren war. Er schloss sich mit Kwiatkowski (Sky) und Michael Woods (EF Cannondale) in der neuen Verfolgung zusammen. Nur Ardennen-Klassiker Spezialist Jakob Fuglsang kämpfte sich noch einmal an Alaphilippe heran. Und diese beiden bildeten fortan die Spitzengruppe.

Das Amstel Gold Race ist der einzige Frühjahrsklassiker in den Niederlanden
# Das Amstel Gold Race ist der einzige Frühjahrsklassiker in den Niederlanden - Foto: Bora-Hansgrohe/Bettiniphoto
Peter Sagan konnte nicht ins Renngeschehen eingreifen
# Peter Sagan konnte nicht ins Renngeschehen eingreifen - Foto: Bora-Hansgrohe/Bettiniphoto

Und sie hätten auch gewinnen können. Sie arbeiteten ausgeglichen zusammen, hielten den Vorsprung bei rund einer Viertelminute, obwohl die Verfolger Kwiatkowski und Trentin sie immer wieder im Blickfeld hatten. Aber die Bedrohung versteckte sich im Feld. Im Peloton eröffnete Sunweb am Keutenberg mit einer maximalen Steigung von 22 % die Konter-Attacken. Sie setzten sich in wechselnder Besetzung fort bis zum ersten Sprint auf den legendären Cauberg in Valkenburg. Max Schachmann nutzte die Erschöpfung gegen Ende des Anstiegs, um etwas vorne heraus zu fahren. Simon Clarke (EF-Cannondale) und Trek-Segafredo gingen als Duo in seine Verfolgung.

Mathieu van der Poel zog einen langen Zielsprint erfolgreich durch
# Mathieu van der Poel zog einen langen Zielsprint erfolgreich durch - Foto: Amstel Gold Race

Rund 7 km vor dem Ziel war es dann Mathieu van der Poel, der eine größere Gruppe aus dem Peloton mit sich in die Verfolgung nahm. Die spannende Rennsituation: Drei Paarzeitfahren Richtung Ziel, hinter den ersten beiden Paaren ein einsamer Max Schachmann, dann die Gruppe um MvdP. Als Max Schachmann Trentin auffährt, hat sich am Hinterrad eines rasenden van der Poel bereits ein langer Zug gebildet – den die beiden Führenden aber anscheinend über ihren Teamfunk nicht kommen hören. Vielleicht unterschätzen die Sportlichen Leiter die Geschwindigkeit, mit der der van der Poel-Zug nahte. Aber Fuglsang und Alaphilippe vertändeln in Ruhe Zeit mit dem Festziehen ihrer Schuhschnürung für den Zielsprint. An der Ein-Kilometer-Marke können sie Kwiato bereits sehen, als sie sich umblicken. Dann lassen sie noch ein bisschen die Beine hängen und Kwiato ist dran und vorbei.

Die Freude über seinen Sieg haute ihn sprichwörtlich um.
# Die Freude über seinen Sieg haute ihn sprichwörtlich um. - Foto: Amstel Gold Race

Danach ist es zunächst noch ein Duell Kwiatkowski gegen van der Poel. Beide ziehen ihre Gruppen Richtung Ziel. Beide fahren Wellen, schauen sich immer wieder um. Alaphilippe setzt sogar noch zum Sprint an. Aber MvdP ist schneller. Er fährt einfach weiter und kann es kaum glauben, als er tatsächlich als Erster über den Zielstrich rollt.

Fahrer, die in unser Herz fuhren

Mathieu van der Poel: Viele hatten MvdP schon als Favoriten für das Amstel auf der Karte. Nur er selbst glaubte offenbar noch nicht so recht daran. Wie wenig er zunächst seinen Sieg beim größten Rennen in seinem Heimatland fassen konnte, war offensichtlich. Aber genauso offensichtlich war seine Stärke. Wie er auf den letzten zwei Kilometern förmlich an den Verfolgergruppen vorbeiflog mit Weltklassefahrern im Schlepptau, war beeindruckend zu sehen. Dass er er seine Express-Nachführarbeit noch mit einem Sprint krönte – unwiderstehlich im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird spannend, ob er angesichts dieser Fähigkeiten bei seinem vorläufigen Schwerpunkt MTB bis zur Olympiade 2020 bleibt.

Max Schachmann fuhr beherzt und war glücklich über den 5. Platz
# Max Schachmann fuhr beherzt und war glücklich über den 5. Platz

Team Education First – Cannondale: Auch ein Podiumsplatz fällt nicht vom Himmel. Dass Simon Clarke am Ende auf dem Treppchen des Amstel Gold Race 2019 stand, war klar erkennbar eine Mannschaftsleistung. Als Michael Woods im Rennen die Verfolgergruppe mit „Kwiato“ nicht halten konnte, formierte sich EF -Cannondale konsequent an der Spitze des Restpelotons. Und schon vorher fielen die Rosa-Farbenen dadurch auf, dass sie in der Lage waren, fast immer einen Fahrer mit nach vorne zu schicken.

Auch Max Schachmann und Jakob Fuglsang lieferten ein sehr beherztes Rennen. Fuglsang konnte trotz langer Flucht am Ende sogar noch den Sprint mit MvdP mitgehen. Ein Fahrer, den man bei den Ardennen-Klassikern im Auge behalten wird.

Stimmen der Fahrer

Max Schachmann: „Als Alaphilippe ging, war ich nicht gut genug positioniert, um zu folgen. Wir waren eine kleine Gruppe hinter ihm, und ich versuchte, das Tempo zu erhöhen. Nach dem Cauberg griff ich an, aber ich war mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Dennoch fuhr ich in meinem eigenen Tempo, ich schloss mich der Verfolgergruppe (Trentin, Anmerkung der Redaktion) an und da fing ich wirklich an Druck zu machen. Im Finish, als ich an ihrem Hinterrad saß, griff Kwiato an, ich machte startete ebenfalls durch, aber plötzlich war Van der Poel an meinem Rad und ich ging auf einen langen Sprint. Ich konnte mich hinter ihm verstecken, aber nach 15 km allein und 260 km Rennen hatte ich nicht mehr viel in den Beinen. So bin ich glücklich mit meinem fünften Platz.“

Das Podium mit MvdP (mitte), Simon Clarke (links) und Jakob Fuglsang
# Das Podium mit MvdP (mitte), Simon Clarke (links) und Jakob Fuglsang

Ergebnisse Amstel Gold Race 2019 Männer

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Das Rennen der Frauen Elite

Das Amstel Gold Race der Frauen gewann die Canyon-Sram Fahrerin Katarzyna Niewiadoma. Sie setzte sich gegen die zwei Mitfavoriten Annemiek van Vleuten und Marianne Vos durch. Alle drei waren in einer Gruppe mit allen großen Fahrern vertreten, die sich bereits zu 50 km vor dem Ziel absetzte, darin große Namen wie Deignan, Van der Breggen, Brand, Niewiadoma, Longo Borghini, Van Vleuten und Van Dijk. Das Team Trek-Segafredo legte auf dem Weg ins Finale das Tempo vor. Fahrerinnen sprachen später von einem äußerst harten Rennen.

Boels-Dolmans konnte die Weltmeisterin nicht auf den ersten Platz bringen...
# Boels-Dolmans konnte die Weltmeisterin nicht auf den ersten Platz bringen...
...Katarzyna-Niewiadoma holte den ersten Platz für Canyon-Sram
# ...Katarzyna-Niewiadoma holte den ersten Platz für Canyon-Sram

Annemiek van Vleuten war die erste, die den Cauberg bestieg. Katarzyna Niewiadoma konterte und setzte ihren letzten und entscheidenden Angriff auf den letzten Anstieg des Tages. Auf den letzten Metern konterte Van Vleuten stark. Sie erreicht aber nur fast das Rad von Niewadoma ein, die als Siegerin der Amstel Gold Race Ladies Edition vor Van Vleuten und Marianne Vos ins Ziel fuhr.

Ergebnisse Amstel Gold Race 2019 Frauen

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Text: Jan Gathmann / Fotos: Bora-Hansgrohe/bettiniphoto, Amstel Gold Race

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