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Zum Thema Doping

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huskyblues

Zum Thema Doping ein sehr interessanter Artikel aus der FAZ von heute.
Doping: Spitzensportler sind nicht die einzigen Abnehmer
Der Milliardendeal
Von Evi Simeoni

17. Januar 2005 Wieso ist eigentlich im Sommer 1999 der Preis für das Medikament Erythropoietin auf dem internationalen Schwarzmarkt so dramatisch gesunken? Vor jenem Juli zahlten Leute, die an der Verschreibungspflicht vorbei die Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit ihres Blutes steigern wollten, noch sechzig Euro pro Dosis. Hinterher mußten sie nur noch sechs Euro berappen.

Der Grund: Im Juli 1999 wurde die schier unglaubliche Zahl von 4,650 Millionen Ampullen dieses Blutdopingmittels aus dem Lager eines Apotheken-Großhandels in Nikosia gestohlen und anschließend offenbar auf dem Schwarzmarkt angeboten, der sich über Angebot und Nachfrage reguliert. Später stieg der Preis wieder auf das alte Niveau.

Offene Fragen

Der Diebstahl von Nikosia wirft viele Fragen auf. Warum lagert eine solche Menge Arzneimittel, mit der man 50.000 Sportler ein Jahr lang dopen könnte, auf der kleinen Insel Zypern? Welcher Pharmahersteller gibt eine solche Riesenmenge Erythropoietin ab, die einen vorstellbaren therapeutischen Bedarf (das Mittel soll Nierenkranken helfen) weit überschreitet? Wer schafft es überhaupt, diese hochwirksame Substanz, die ständig gekühlt werden muß, professionell weiterzutransportieren?

Alessandro Donati, der führende Antidoping-Aktivist Italiens, sieht in dem Diebstahl das Verbindungsglied zwischen der Pharmaindustrie und einer organisierten Verbrecherbande. "Man erkennt die Verwicklung zwischen Hersteller und Verteiler", sagt er.

Drei Dinge werden anhand dieses Falles deutlich. Erstens: Der Handel mit Dopingmitteln ist ein lukratives Geschäft. Zweitens: Doping ist längst nicht mehr allein ein Problem des Spitzensports - die Masse macht's. Drittens: Der illegale Dopingmarkt funktioniert mittlerweile ähnlich wie der Rauschgifthandel.

Gigantische Mengen

Die Fälle, die Donati, Leiter der Forschungsstelle des italienischen Sportbundes und auch sonst ein gefragter Berater, dokumentiert hat, sind vielfältig: Im Dezember 2004 verhaftete die Polizei Angehörige der kalabresischen Mafia 'Ndrangheta mit 300 Kilogramm des Aufputschmittels Ephedrin - das sind 15 Millionen Portionen. Im Mai 2002 deckte die Polizei in Neapel Verwicklungen der Camorra in den Dopinghandel auf. Im Januar 2002 beschlagnahmte der Zoll in Wien 1,7 Millionen Anabolikatabletten. Im Juli 2002 beschlagnahmte die belgische Polizei 550 Kilogramm Anabolika im Wert von 137 Millionen Euro. Es handelte sich nach Erkenntnissen der Polizei um einen von acht Transporten, so daß das Gesamtgeschäft auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt werden kann.

Solche gigantischen Mengen können nicht allein in den Spitzensport-Arenen verfeuert werden. Doch auch die großen Titelkämpfe schlagen sich in der Verbrechensstatistik nieder: Im Juli 2000, kurz vor den Olympischen Sommerspielen, verschwanden aus einem Krankenhaus nahe Sydney 1.000 Portionen Erythropoietin. Im Januar 2002 wurden in Phoenix/Arizona 6.000 Dosen Wachstumshormon beschlagnahmt, die für die Winterspiele in Salt Lake City bestimmt waren.

Dopinggeschäft nimmt zu

Donati, der bei einem Expertengespräch in Heidelberg Einblick in seine Arbeit gab, berichtet, daß es in Italien im vergangenen Jahr 240 Beschlagnahmen von illegalen Dopingmitteln gab. Und niemand solle glauben, daß es sich um ein italienisches Problem handele. "Man kann daraus Rückschlüsse auf ganz Europa ziehen." Das Dopinggeschäft nehme jährlich zu. Er schätzt das Volumen auf weltweit 15 Milliarden Euro.

Donati hat ermittelt, daß vier Prozent der elfjährigen Kinder in Italien, zwölf Prozent der zwölfjährigen Jungen und siebzehn Prozent der dreizehnjährigen Jungen bereits - erlaubte, aber massiv überdosierte - Eiweißnahrung wie Kreatin zu sich nehmen. Später nimmt die Kreatin-Einnahme zwar ab, aber es kommt der Konsum von Anabolika hinzu.

Doping für die Schönheit

Ein wichtiger Umschlagplatz ist das Internet. Falsche Rezepte durch kriminelle Ärzte spielen ebenfalls eine Rolle. Gedealt wird in 15 Prozent der italienischen Fitness-Studios. Weitere Schlüsselfiguren sind Türsteher in Diskotheken, die selbst hin und wieder gewalttätig werden - ein Effekt der Anabolika-Einnahme, die zur sogenannten "Roid Rage" führt.

Nicht nur Sporttreibende greifen zu Dopingmitteln, sondern auch Leute, die einfach nur gut aussehen wollen. "Dopingtests, die etwa 250 Euro kosten, sind nur für die Elite möglich", sagt Donati. Die aber mache nur 0,1 bis 0,2 Prozent der Sporttreibenden aus. "Und wer", fragt er, "kümmert sich um die anderen?" Die Lösung, sagt Donati, könne also nicht mehr aus der Sportwelt kommen, die dieses Problem verursacht habe. Seit den neunziger Jahren, sagt er, dringe der Arzneimittelmißbrauch immer mehr von der kleinen Gruppe der Spitzenathleten auf die Basis durch.

„Europa ist alt und müde”

Donati, der in verschiedenen spektakulären Fällen die italienische Staatsanwaltschaft beraten hat, sieht bereits eine riesige Verspätung im Antidopingkampf. "Europa ist alt und müde", beklagt er. Gerade in Deutschland setzt die Regierung immer noch auf die "Selbstreinigungskraft des Sports", die Forderungen nach einem Antidopinggesetz werden von den Ministerien des Inneren und für Justiz regelmäßig abgewiesen. Auch nach Heidelberg, wo drei hochkarätige Dopinggegner, Gerhard Treutlein (Pädagogische Hochschule Heidelberg), Wolfgang Knörzer (Akademie für Gesundheitsbildung), und Giselher Spitzer (Humboldt-Universität Berlin), zu einer Expertenrunde geladen hatten, entsandte der Innenminister keinen Vertreter, wie übrigens die Veranstaltung auch vom organisierten Sport gemieden wurde.

"Der Einfluß der Sportbehörden, die den Antidopingkampf bremsen oder bagatellisieren, ist zu groß", sagt Donati. Obwohl es in Italien ein Antidopinggesetz gibt, das nicht nur den Spitzensport betrifft, sondern auch Amateure und Jugendliche schützen und den Handel bekämpfen soll, fühlt auch Donati sich permanent behindert. Trotz der schädlichen, süchtig machenden und zum Teil lebensgefährlichen Wirkung der Dopingmittel kann ein Händler mit nur maximal sechs Jahren Haft bestraft werden, ein Rauschgifthändler muß neunzehn Jahre Gefängnis fürchten. "Das ist widersprüchlich und lächerlich", wettert Donati. "Dahinter steht der Druck der sportlichen Einrichtungen."

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2005, Nr. 14 / Seite 31
Bildmaterial: picture-alliance / dpa

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Dies ist ein Ausdruck aus www.faz.net
Ferner gab es einen interssanten Kommentar zum Thema Dopingbekämpfung in Deutschland der das angebliche und selbsternannte "Musterländle"
in der Antidopingfront in einem weniger schönen und sehr bedauernswerten Zustand beschreibt.
So schieben die Verbände und zuständigen Ministerien eine Entscheidung Dopingvergehen als Straftat zu behandeln vor sich her
bzw. gegeneinander zu ohne Entscheidungswilligkeit und bei einem Dopingsymposium auf dem unteranderem Donati referierte
hielten es weder Vertreter des Inneministeriums als zuständige Sportbehörde noch Vertreter aus Sportverbänden für nötig zu erscheinen.

Dem Tenor des Kommentars das Deutschland zu einem Maulhelden in Sachen Dopingkampf verkommt/kommen ist und durch vormals belächelte Staaten
wie Italien, Frankreich, Belgien, USA in der Praxis überholt wurde finde ich wenig amüsant sondern eher beschämend.
 
ich habe mich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und einige Gespräche mit den Spitzen der Ministerien geführt. Es will auch niemand hier wahrhaben: es geht nur, den Drogen/Doping insgesamt den Kampf anzusagen: in Deutschland gibt es rechtlich das Problem, dass man Sportler die Drogen (Doping) nehmen nicht bestrafen kann, wenn man andere Konsumenten von einer Bestrafung ausnimmt. Das mag in anderen Ländern funktionieren, in Deutschland aber nicht.....im Grundgesetz steht: vor dem Gesetz sind ALLE gleich. Entweder bekämpft man Doping/Drogen insgesamt, nur allein für den Sport geht das nicht. Wie so in Italien: Doping als Sportbetrug verurteilen geht auch nicht, dann muß man anderen Sportbetrug wie Windschattenfahren, Runden tauchen usw. auch bestrafen....usw.....es mag zwar hier manchen nicht passen, aber es ist rechtlich mal so..... :cool:
 
Pave schrieb:
ich habe mich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und einige Gespräche mit den Spitzen der Ministerien geführt. Es will auch niemand hier wahrhaben: es geht nur, den Drogen/Doping insgesamt den Kampf anzusagen: in Deutschland gibt es rechtlich das Problem, dass man Sportler die Drogen (Doping) nehmen nicht bestrafen kann, wenn man andere Konsumenten von einer Bestrafung ausnimmt. Das mag in anderen Ländern funktionieren, in Deutschland aber nicht.....im Grundgesetz steht: vor dem Gesetz sind ALLE gleich. Entweder bekämpft man Doping/Drogen insgesamt, nur allein für den Sport geht das nicht. Wie so in Italien: Doping als Sportbetrug verurteilen geht auch nicht, dann muß man anderen Sportbetrug wie Windschattenfahren, Runden tauchen usw. auch bestrafen....usw.....es mag zwar hier manchen nicht passen, aber es ist rechtlich mal so..... :cool:
Bei allem Respekt, aber das hört sich wirklich seeeehr fundiert an... </ironie>
:blabla: :blabla: :blabla:
 
Sportbetrug wie Windschattenfahren - Bis anhin glaubte ich immer sauber gefahren zu sein. Hilfe, ich bin ein Sportbetrüger.....! Ich kann nur hoffen, dass wirkliche Dopingvergehen nicht so viel Spass machen als gekonntes Windschattenfahren, oder ist dies vielleicht der Grund für die grasierende Verbreitung?
Gümmeler
 
ein interessanter artikel aus der faz, aber mit reichlich dünner schlussfolgerung. ist meiner ansicht nach völlig einerlei, wieviele epo-ampullen geklaut wurden und wer sie womöglich in umlauf gebracht hat. auch von behörden und öffentlichen institutionen schärfere maßnahmen einzufordern, ist zu kurz gedacht und überholt. das problem liegt doch mehr in der wahrnehmung des sports und des sportlers in der öffentlichkeit. viele menschen brauchen idole, seien es nun sportler, schauspieler oder musiker. und so bekommen die leute den übermenschen serviert, keine normalsterblichen, denn die sieht man ja jeden tag auf der straße, im büro oder im spiegel. die nachfrage nach übermenschen steigt in dem maß, wie die mittelmäßigkeit und beliebigkeit des alltags zunimmt. bedient und gesteigert wird diese nachfrage durch die medien (wer hätte das gedacht?).

wer es im sport oder sonstwo im öffentlichen leben schafft, ein solcher übermensch zu werden, dem wird auch doping verziehen, man denke nur an zülle und virenque. sozusagen als dank dafür, dass diese helden einen aus der mittelmäßigkeit des alltags reißen. da ist das volksgedächtnis dann gern mal extrem kurz und das rechtsempfinden deutlich anders gelagert als gegenüber einem normalo, der "schmutzige" drogen konsumiert oder dealt. und weil es ja idole sind – warum sollte man ihnen nicht nacheifern, wenn doch die doping-substanzen immer billiger werden? im übrigen sind das ja im weiteren sinne medikamente, ohne den kriminellen beigeschmack von heroin oder koks...
ob man diese schieflage mit restriktiven maßnahmen seitens ministerien oder institutionen wieder geradeziehen kann, bezweifle ich ernsthaft.
 
Marthaler schrieb:
Jason, gerade war ich mit meinem neuen Stevens SCF 1 auf dem Frankfurter Hauptfriedhof und habe Beltz gefragt. Ja, du hast recht. Beltz hat Neuss zitiert.

Freundlich grüßend
Marthaler
dann fahr ich gleich morgen zum Städtischen Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf
um Neuss wieder zu beruhigen.
gruss jason
 
Marthaler schrieb:
Matthias Beltz zum Thema Doping:

"Auf deutschem Boden soll nie wieder ein Joint ausgehen!"


Freundlich grüßend
Marthaler


Nach durchsicht der BDR-Dopingbestimmungen habe ich erfreulicherweise festgestellt, dass kiffen ausdrücklich nicht zum Doping gehört. Wäre ja auch noch schöner.
 
Kabelbinder schrieb:
Nach durchsicht der BDR-Dopingbestimmungen habe ich erfreulicherweise festgestellt, dass kiffen ausdrücklich nicht zum Doping gehört. Wäre ja auch noch schöner.
Dann ist der BDR nicht auf dem letzten Stand.
Nach meinem Stand ist Kiffen ein Dopingtatbestand nach den Richtlinien der Wada.
Ferner wurde es schon des öfteren geahndet.
 
kiffen hin oder her. Doping soll die Leistung steigern und das tut THC nunmal nicht. Soviel dazu. Dummbatzen, die ... Hoffentlich dürfen bald auch nur noch Antialkoholiker an den Start :-D Ätsch!

Grundsätzlich bin ich gegen Doping und betreibe es auch nicht! Zumindest nicht zur Leistungssteigerung. Im jüngeren Alter war das eher ein Fall fürs Abfeiern und das ist bekanntlich das Gegenteil von Leistungssteigerung.

Aber warum Dopen Spitzensportler? Jeder weiß es: Die Leute stehen am Straßenrand und schreien "Schneller, schneller!" Der Moderator sagt: "7 Sekunden unter seiner Bestzeit - mal wieder eine enttäuschende Leistung!" Unsere Vorbilder sind unsere eigenen Produkte. Wir machen uns sozusagen zu Dopingunterstützern, wenn wir immer höhere Leistungen verlangen. Ulle hätte sich das ganze Ewig-Zweiter-Gejammer mit ein paar Mittelchen auch sparen können.

Ich kann mir das nicht vorstellen, wie das im Profisport ist und werde mich davor hüten, die ach so bösen Dopingsünder zu verteufeln. Ich liebe sie nicht, aber ich kann nicht sagen, ob ich mich in deren Situation anders verhalten würde. Also lehne ich mich auch nicht so weit aus dem Fenster ...

Nun aber wieder zurück zum Thema. Der Artikel in der FAZ ist wirklich sehr interessant. Insbesondere das Thema Doping im Amateur- und Hobby-Bereich. Erschreckend! Das äußerste was ich mal gemacht hab, ist zwei Aspirin vor ner RTF einzuwerfen, weil ich echt nicht fit war (ja, Aspirin ist verboten doch doch) .. aber das verbuch ich jetzt mal unter Testlauf und kann nur sagen: Dass Aspirin auf der Dopingliste steht ist durchaus berechtigt:d

Aber anscheinden muss ich aber wohl künftig vermuten, wenn jemand wie beim Jedermannrennen wie Jens Voigt den Berg hochstrampelt, dass der auf irgendwas drauf ist. Schade .. das ist echt schade.

p

Hier ein etwas älterer Bericht. ebenfalls aus der FAZ:
(toll finde ich aber, dass in Belgien die Rennen udn RTFs offensichtlich am Nachmittag stattfinden und nicht wie bei uns am Morgen *nerv*)
***
Schlucken und strampeln - bis der gelbe Bus kommt
Dopingkontrollen unter belgischen Hobby-Radsportlern fördern eine erschreckende Mentalität zutage
Von Claus Hecking

10.*September*2003*BRÜSSEL. Zweimal pro Woche tingelt Hans Cooman durch Flandern. Es ist meist schon später Nachmittag, wenn der Brüsseler Sportarzt in seinen kleinen gelben Bus steigt, um in die Provinz zu fahren: hin zu einem der unzähligen kleinen Amateurradrennen, die fast jeden Abend irgendwo in einem flämischen Dorf stattfinden. Diese "Kirmesrennen" sind in Belgiens nördlicher Landeshälfte fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Etwa 60 000 flämische Hobbysportler radeln mindestens einmal pro Jahr um die Wette, auf der Jagd nach Siegerkränzen aus Plastik, Aluminiumpokalen und Ehrenurkunden, beklatscht von ihren Angehörigen. Die Stimmung vor Ort ist zumeist prächtig - aber nur so lange, bis Cooman kommt. Schließlich ist der Arzt Koordinator des Anti-Doping-Programms der Flämischen Gemeinschaft - und sein gelber Bus ein mobiles Dopinglabor.

"Es ist beängstigend, wie die Leute mit ihrem Körper umgehen", klagt Cooman, Doping ist im Radsport für jedermann etwas ganz Alltägliches geworden." Über 400 Amateurradfahrer haben Cooman und seine Berufskollegen im ersten Halbjahr 2003 getestet; fast zehn Prozent der Kontrollen waren positiv. In den vergangenen vier Monaten habe die Quote der Ertappten sogar knapp fünfzehn Prozent betragen, sagt Cooman, "und das ist nur die Spitze des Eisberges. Ich fürchte, in Wirklichkeit ist die Zahl der gedopten Fahrer noch viel größer." Schließlich sind die Fahnder in der Wahl ihrer Mittel beschränkt. Zwar läßt die flämische Regierung bereits seit 1991 Dopingkontrollen im Breitensport durchführen, doch dies geschieht ausschließlich in Form von Urinproben im Anschluß an Wettkämpfe. Blutproben sind bislang ebenso tabu wie systematische Trainingskontrollen; außerdem fehlt Coomans Team das Geld für den aufwendigen Nachweis der künstlichen Zufuhr von Substanzen wie dem Hormon Erythropoietin (EPO) oder anderen Blutdopingmitteln. "Zur Zeit finden wir bei unseren Kontrollen vor allem Amphetamine und anabole Steroide", sagt Cooman. EPO und ähnliche Stoffe sowie Wachstumshormone seien jedoch wohl mindestens ebenso verbreitet.

"Doping ist Teil der Radsport-Kultur geworden", glaubt Chris Goossens, Mitglied des Beirats der flämischen Antidopingkommission. Die Gründe hierfür lägen auf der Hand: "Die Amateure nehmen sich die Profis zum Vorbild und denken: Warum soll ich selbst das nicht auch einmal tun?" Trotz rund 900 Kontrollen pro Jahr sei die Chance noch immer gering, ertappt zu werden. Hinzu kommt, daß die meisten Mittel einfach zu beschaffen sind. Unter den Fahrern gebe es zahlreiche Dealer, sagt Cooman, "wir glauben, einem Netzwerk auf der Spur zu sein". Erst in der vergangenen Woche (F.A.Z. vom 6. September) verhaftete die Staatsanwaltschaft einen flämischen Tierarzt, der jahrelang unerlaubte Hormonpräparate entwickelt und an Landwirte sowie Radrennfahrer verkauft hatte. Doch selbst wenn diese Quellen einmal versickern sollten, gäbe es für die Sportler genug Ausweichmöglichkeiten, an ihren Stoff heranzukommen, sagt Cooman. "Wenn Sie eine Kreditkarte haben, dauert eine Bestellung im Internet nicht einmal fünf Minuten."

Gerade bei den Hobbysportlern ist das gesundheitliche Risiko durch Doping besonders hoch. Zum einen sind die Mittel aus dem Internet oder vom örtlichen Dealer oft mit anderen Chemikalien gestreckt; zum anderen erhalten die Amateure im Gegensatz zu den Profis keine regelmäßige medizinische Betreuung. "Die Leute wissen nicht, was sie tun", sagt Goossens. "Es ist lebensgefährlich, ohne ärztliche Aufsicht EPO oder irgendwelche Wachstumshormone einzunehmen." Vor allem langfristig habe der systematische Medikamentenmißbrauch gravierende Folgen: "In den nächsten zehn Jahren wird es vorzeitige Todesfälle von Vierzig- oder Fünfzigjährigen geben." Die Warnungen der Ärzte haben nun auch die flämischen Politiker aufgeschreckt. Das Regionalparlament wird voraussichtlich noch in diesem Jahr beschließen, die Kompetenzen der Fahnder auch auf Blut- und Trainingskontrollen auszuweiten - und damit Flanderns Vorreiterrolle in der Dopingbekämpfung zu stärken.

Der deutsche Radsport ist von solchen Zuständen weit entfernt. "Da es noch kein Anti-Doping-Gesetz gibt, dürfen wir nur Fahrer mit einer Lizenz unseres Verbandes testen", sagt Karsten Schütze, Generalsekretär des Bundes Deutscher Radfahrer. Die Ergebnisse der flämischen Kontrollen seien erschreckend; unter den deutschen Hobbyradfahrern sei Doping jedoch weitaus weniger verbreitet. Goossens ist anderer Meinung. "Bei entsprechenden Kontrollen wären die Zahlen in Deutschland wohl auch nicht deutlich niedriger", mutmaßt der Arzt aus Antwerpen. "Doping ist heute ein weltweites Phänomen."
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.09.2003, Nr. 211 / Seite 33
***
 
Da hat es doch der Belgier auf den Punkt gebracht.

Doping ist ein weltweites Problem.

Und das in allen sportlichen Schichten, vom Profi bis zum Amateur.Das ist nunmal leider so.
Und nur weil es der eine macht muß ich das nicht auch tun.
 
ich erinnere an ein früheres posting. als wir vor 2 jahren gebrieft wurden vor der d-tour, wurde darauf hingewiesen, dies sei ein rennen unter der aufsicht der uci, sprich vorbehaltlich mit dopingkontrollen, am nächsten tag lagen 30 (in worten dreissig) atteste bei der tourärztin. ach so ich hab vergessen zu schreiben, ich bin natürlich das amateurrennen gefahren.
kupfi
 
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