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Wie schnell verliert man seine Form?

Eine kleine Erfahrung meinerseits:

Wegen eines septischen Schocks war ich Anfang des Jahres zwölf Tage im Krankenhaus, davon acht auf Intensiv, vier auf Station. Danach konnte ich zu Hause kaum krauchen, war aber froh, den Mist überlebt zu haben, und entschlossen, schnell wieder aufs Rad zu steigen. Radfahren geht bei mir besser als Zu-Fuß-Gehen und ist generell unabdingbar, um wieder ins (seelische wie körperliche) Gleichgewicht zu kommen.

Dann hatte ich plötzlich die Eingebung, es mal mit einem E-Bike zu versuchen. Die sind ja angeblich wie gemacht für Alte und/oder Kranke – und alt und krank fühlte ich mich zu der Zeit in der Tat.

Die Ernüchterung kam aber schon nach kurzer Zeit: Erst mal ist es eine Last, so ein schweres Trumm überhaupt zu händeln, wenn man gerade nicht gut bei Kräften ist. Aus dem Keller holen, durch den Flur wuchten, herumrangieren, alles sehr zäh und anstrengend. Mit so einem Teil in die Berge und dort auf eine Tragepassage stoßen – das mag ich mir (als Alter/Kranker) gar nicht erst vorstellen. Da wird man ein Fall für die Bergwacht.

Während der Fahrt lief das Gerät im E-MTB-Modus praktisch von allein, ich musste nur irgendwie die Füße auf den Pedalen halten. Das war zunächst auch angenehm und brachte mich täglich an die frische Luft, führte aber schnell zum Frieren (es war Januar) und gab mir am Ende der Tour nicht dieses Gefühl der Erfüllung, wenn man sportlich ein bisschen was geleistet hat. Auch konditionelle Fortschritte waren kaum zu spüren.

Drei Wochen später kam endlich mein neuer Crosser an, und ich stieg wieder auf „analog" um. Und siehe da: Alles war plötzlich wieder leicht und unbeschwert, das Rad wog 8 statt 24 Kilo und fühlte sich an wie eine Tüte Federn im Vergleich zu einer Kiste Blei. Traumhaftes Handling, leichtfüßiges Beschleunigen und Fahren, es war herrlich und schon fast wie vor dem Krankenhaus-Alptraum.

Okay, Steigungen gingen noch nicht gut, aber wofür hat man Gänge? Mit Geduld und Umsicht konnte ich recht bald wieder Kraft und Ausdauer steigern. Die erste schnelle Runde brauchte ziemlich genau zwei Monate, aber da war ich dann wieder angenehm fit (für mein Alter).

Fazit: Ein paar Wochen Zwangspause brauchen ein paar Monate Wiederaufbau. Klappt aber gut, wenn man nicht zu ungeduldig ist.
 
Je älter du wirst, desto länger dauert es. Als ich noch in den 20igern war, war nach 2-3 Ausfahrten alles wieder im Lack, mit 54 ist das enorm schwer. Bin jetzt mal wieder erkältet und mache eine Zwangspause. Mir ist jetzt schon klar, dass ich dieses Jahr nicht wieder auf Touren komme.

Leider ist das so. Mitte 50 aufwärts muss man ein gewisses Grundlevel möglichst dauerhaft und konsequent halten, erneutes Reinkommen dauert sonst ewig oder man macht zuviel und dann ist wieder irgendwas kaputt. Kommt natürlich auf den persönlichen Ehrgeiz an.
 
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