Hast du mal das Buch von Manfred Spitzer "Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen" gelesen oder reingeschaut? Mach das, es kann einem wirklich Angst und bange werden.
Ich glaube, ich bin eher so die Generation, über die Spitzer schreibt
Ersteres führt dazu, daß viele, die heute zum Radsport kommen, überhaupt nicht mehr wissen, wie man ein bestimmtes Potential, das man auch ohne Leistungstests usw. an sich feststellen kann, (...). Auch die Trainingssteuerung kommt bei einem gesunden Menschen vollkommen ohne die ausgeklügelten Trainingsbereiche und Trainingsmittel aus, wenn man es denn nur will.
Als Anfänger glaube ich dir gerne, dass das prinzipiell möglich ist (und ich gehe mal davon aus, dass auch die anderen "alten Hasen" ein so gutes Gefühl für ihren Körper und ihre Leistung entwickelt haben, dass sie das ähnlich sehen). Nichtsdestotrotz muss ich aber auch entgegen, dass die Notwendigkeit dieser früher essentiell wichtigen Fähigkeiten doch bestimmt durch externe Messungen an Bedeutung verliert. Ich gehöre z.B. zur Generation, bei der in der Mathematik in der Oberstufe von "normalen" Taschenrechnern auf programmierbare Taschenrechner umgestiegen wurde. Viele haben damals gesagt, dass wir später zu dumm sein werden, ein einfaches Integral zu berechnen - ich habe dem zumindest teilweise Glauben geschenkt und überdurchschnittlich großen Wert darauf gelegt, beides zu können. Heute habe ich ein Semester reine Mathematik (verteilt über vier Studiensemester) hinter mir und muss sagen, ich bin da echt gut durchgekommen, trotz der programmierbaren Taschenrechner.
Will sagen: Wenn eine gute Echtzeitdiagnostik (HF, TF und PM) das "Gefühl" und die "Intuition" soweit ersetzen kann, dass man sein Training effizient und strukturiert gestalten kann, ist es nur die logische Folge, dass die klassischen Fähigkeiten ohne diese Technik an Bedeutung verlieren - auch wenn sie sicherlich hilfreich wären, wenn man sie besitzen würde.
(...) die generelle Tendenz geht zur Ausübung des Sports im "Zeitfahr-Modus".
Das gleiche gilt für die virtuellen Angebote. (..) Auch da dominiert der Zeitfahr-Modus, der scheinbare direkte Wettbewerb ist ausschließlich virtuell.
Ich kann das Argument mangels Erfahrung nicht bewerten. Mir stellt sich aber die Frage: Die Straßenrennen sind am Ende doch wieder ein großer Gleichmacher - ist dann diese Herangehensweise nicht einfach aus deiner Sicht nur ineffizientes Training? Ich habe auch nicht den Eindruck, dass der eSport dem "realen" Radsport jetzt Geld oder Publikum abnimmt oder sonst eine Gefahr vom eSport ausgeht.
Daher auch meine Eingangsfrage, wie groß das Problem ist, das dieser Thread thematisiert. Bisher fühlt es sich für mich noch ein Bisschen an wie: "Ohne Auto von München nach Berlin in fünf Stunden kommen - wie geht das?" - am Ende gibt es sicherlich Lösungen dafür (Zug, Flugzeug etc.), aber am Ende haben die Leute gar kein Problem damit, das Problem "naheliegend" zu lösen - mit dem Auto. (Das soll jetzt aber keine Auto-vs-Bahn Diskussion eröffnen
)