• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Wie ich vor 40 Jahren zu meinem ersten Rennrad kamm

Krabbelchen

Aktives Mitglied
Registriert
10 Juli 2018
Beiträge
102
Reaktionspunkte
93
Renner der Woche
Renner der Woche
Hallo , kleiner Thread zum Lächeln.
vor vierzig Jahren, also Ende der 70iger kam ich auf die Idee mir ein Rennrad zuzulegen nach dem ich in Berlin bei Fahrrad Krause ein Hercules Monte Carlo gesehen hatte. Diese wurde auch von einem damaligen Radprofi in einem Prospekt beworben. Ich hatte damals absolut keine Ahnung von Rennrädern, ausser das ein krummer Lenker dran sein muss. Der Preis von 500DM erschien mir günstig und in silber/blau sah es auch schick aus. Da ich was gehört hatte das Ledersättel besser wären orderte ich gleich noch einen dazu. Nachdem ich edliche 100km auf diesem knochharten Sattel gefahren war, stellte ich fest, das dieser nur aus einer Plastikschale mit einem Wildlederbezug bestand. Durch den Austausch auf einen der Gelsättel die damals in Mode kamen war zumindestens diese Problem gelöst.
Das Rad würde ich heute höchstens als Halbrenner bezeichnen, ein Foto vom Originalzustand habe ich leider nicht. Der Rahmen war schwer als wäre er aus Wasserrohren zummengelötet, die Weinmannbremsen, die durch die langen Schenken für eine Schutzblechbefestigung auch nur eine ausreichende Bremswirkung wenn man den Lenker unter griff hatten. Die änderte ich erst als ich
Shimano 105-Bremsen montierte. Bei der Rahmen größe von 63cm bin bei einer Körpergröße von 181cm schlecht beraten worden. Es gab also jede Menge Verbesserungsmöglichkeiten die dann auch voll ausnutzte zumal ich es auch für die Fahrt zur Arbeit benutzen wollte.
Umbau Herkules.jpg
Nichtdesotrotz bin ich mit dem Rad auch edlich RTF gefahren und habe Spaß am Rad fahren gefunden. Will damit sagen, das man trotz subopimalen Material den Einstieg in den Radsport finden kann.
Gruß Per
 

Anzeige

Re: Wie ich vor 40 Jahren zu meinem ersten Rennrad kamm
Ist schon ein paar Jahre länger her, aberauch ne Storry : Wochta/Schanti und das Selfmade-Bahnrad

Unser Wochta (Wächter) hatte von Haus aus etwas gegen Rennrad-Fahrer. Egal wo er uns sah, eine Kontrolle war fällig. Der Mann sah aus wie der Dicke aus den Ostkrimis, der immer mit der Beiwagenmaschiene rumfährt. Eine impossante Erscheinung und folgedessen im Dorfleben (7000 Ew.) leicht zu erkennen. Da unser Städtchen eigentlich nur aus einer Hauptstraße und vielen Nebenstraßen bestand, konnte man, wenn man aufmerksam war, vor ihm abbiegen. Das gelang nicht immer. Manchmal erwischte er uns.

Er wußte genau, daß er mit der Puchenen keine Change hatte und lauerte uns folgedessen meist hinter irgendwelchen Ecken auf. Wenn der vom Bürgersteig (sowas hatten wir auch schon) runterstieg, war das wie ein Felsbrocken. Da rumzufahren war schwer. Bedeutete ein Ausweichmanöver auf die andere Straßenseite; und außerdem kannte er uns alle beim Namen und kannte auch unsere Familien. Flucht also zwecklos.

Wenn er einen hatte, ging das ganze immer in der selben Prozedur ab. „Fahrzeugkontrolle! Wo ist deine Klingel"? „Brauch ich beim Rennrad nicht" (mit zaghafter Stimme). „Was Du brauchst, bestimme ich! Wo ist dein Licht"? Schulterzucken. „Rückstrahler"? Schulterzucken. „Auch keine Rückstrahler an den Pedalen"? Ich wurde immer kleiner. Rechnete mir schon alles zusammen und das sah nicht Gut aus. Am Ende, als er wieder seine Macht demonstriert hatte, ließ er uns mit einem Haufen Androhungen wieder fahren. Anschließend im Freundeskreis wurde wieder geprahlt, was wir nicht alles erwidert hätten. In Wirklichkeit hätten wir unterhalb der Gehsteigkante weiterfahren können. Soviel zu unserem Schanti (Gendarm).

Irgendwann im tiefsten Winter - allerdings ohne Schnee (das gibts auch manchmal bei uns) - kam mir die Wahnsinnsidee, mir eine Bahnmaschine zu bauen. Zeit hatte ich, Material lag rum, also los. Mein alter Rahmen, starre Übersetzung (ich glaub 50/16 oder 15), Pedale flogen auch durch die Gegend, Lenker natürlich (Straßenlenker) und mein zwischenzeitlich ausrangierter orangefarbener Plastiksattel. Starke Lenker - Sattelüberhöhung eingebaut und schon sah das Teilchen wie ein Bahnrad aus. Tja, jetzt fehlte nur eine Probefahrt.

Ich raus vor die Haustür. Unsere Straße war ca. 400 m lang. Langsam runtergerollt, Klipsriemen festegezogen und ein paar Antritte versucht. Ging prima ab das Teilchen. Fuhr unaufgewärmt bei bestimmt minus 1-5 Grad ein paar Sprints, und es machte mir richtig Gaudi. Bis der Fels vor mir stand. So sprachlos hab ich den noch nie gesehen! Er umrundete mich mit meiner Bahnmaschiene ein paar mal, bevor er seine Sprache wiederfand. Die üblichen Fragen nach Licht usw. ließ er heute weg und fragte nur in einer an Donnergrollen erinnernde Stimme: „WO sind Deine Bremsen"???? Erklärungsnotstand. Irgendetwas hab ich bestimmt gesagt, es kann nicht viel gewesen sein. Unser Respekt vor der Amtsgewalt war viel zu groß. Nach einem etwas längerem Vortrag mußte ich mit ihm zusammen zu Fuß den Heimweg antreten. Er immer schön neben mir, alle Leute guckten und ich kam mir vor wie der Dorfdepp. Irgendwann war auch diese Blamage zu Ende. Und ich bin mit dem Rad auch 1x auf der Radrennbahn in Wien gewesen, wo ich mich fürchterlich gelöffelt habe.
 
Eine schöne Geschichte.

Gut, dass wir hier nie (seit 1975 bis heute nicht) kontrolliert werden.
 
Ich wollte mal ein Buch schreiben. Das war ein Auszug davon. Leider fand ich keinen Verleger?
 
Zurück
Oben Unten