AW: Walter Röhrl über sein wahres Hobby
Wenn ich so etwas lesen muss, bekomme ich spontanen Brechreiz:
Er kann von mir aus 420 Watt Dauerleistung treten, mit blinkendem Tacho bei über 100 km/h den Berg runterfahren und sämtliche Profis seiner Zeit abhängen, aber wenn man unterwürfig zugunsten der Autofahrer auf seine eigene Sicherheit verzichtet, zeigt das doch, dass man kein Radfahrer sondern nur ein Autofahrer auf dem Rad ist. Einmal ganz davon abgesehen, dass er geltendes Recht als nervig abtut. Aber typisch für die vorherrschende Geisteshaltung auf den Straßen, Radfahrer behindern nur den richtigen Verkehr - so ein Aufschneider.
Zum einen-ich kann genau so wenig nachvollziehen, was es bringen soll, mit dem Rad in der Fahrbahnmitte rumzueiern, so dass ich manchmal schon versucht war, mit dem Rad rechts vorbeizufahren. Es ist nunmal so, dass sich darüber Autofahrer aufregen-um dann noch die übertriebenen 1,5m Abstand einzuhalten, werden die Leute entweder genötigt, komplett auf die Gegenfahrbahn auszuweichen, oder etliche hundert Meter hinter einem Radfahrer herzueiern, da ist es wurscht, ob man auf dem rad 25km/h oder 40km/h fährt-im Auto ist beides lahm. Da darf man sich dann nicht beschweren, wenn man geschnitten wird.
Zum Thema "Aufschneider": anläßlich eines Autotests (Lotus Esprit) im Oktober 1994 fuhr Walter Röhrl auch mit dem Zeitfahrrad aus dem gleichen Haus über die Nordschleife (Bericht in der tour 11/1994). Aufgebaut mit Spengle-Trispokes und einem
Syntace/Ergostem-Geweih wog der Bock 11,4kg. Benötigte Zeit waren 38min 46sec. Nachdem das Auto unmittelbar nach der folgenden Testrunde streikte, meinte er nur :"Das Rad, obwohl ich anfänglich skeptisch war, gefällt mir immer besser. Mit dem wäre ich jetzt noch unterwegs, mit dem Auto würde ich schon eine Stunde rumstehen." Will heißen, die Runde mit dem Lotusrad war nichtmal Vollgas. Ein einziges Mal hatte ich es 1999 mit einem 7,9kg-Storckrad mit Alurahmen geschafft, seine Zeit um eine Sekunde zu unterbieten, war danach aber fix und alle.
Eigentlich kein Wunder-er sagte ja, das er schon in frühester Jugend recht lange Strecken mit dem Rad zu Jugendlagern gefahren ist, so einen Anpassungsprozeß des Körpers holt man nie auf, wenn man erst später (nach Abschluß der Wachstumsphase) mit dem Sport anfängt.