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Würzburg - Mittersill | ein kleiner Bericht

scp

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Tirol
In der letzten Woche fuhr ich von Rangersacker, also südlich Würzburg bis nach Mittersill in Österreich. In 5 Tagen kamen 570 km und ca. 5.100 hm zusammen.

Ein paar kleine Bilder dazu gibt es bereits hier

Hier ein kleiner Bericht (die Veröffentlichung folgt täglich der einzelnen Tage, da ich das ganze noch abschreiben muss):

Tour de Mittersill


Prolog
Der Prolog war – im Unterschied zu den restlichen Etappen – denkbar einfach: Ins Auto setzen und bis Würzburg fahren lassen, ein kleines Nickerchen dazu und schon folgte die 1. Etappe.
Kleiner Nachteil: Da der Fahrer die eigentliche Ausfahrt verpasste, landete bzw. startete ich einige Kilometer weiter östlich. Die Folge: Die geplante Startroute samt Ortsorientierung war dahin. Somit musste die 1. Etappe mit der Leitstelle Dortmund minütlich besprochen werden.

1. Etappe
Rangersacker - Jagstheim

Ich hatte mir vorgenommen, die fehlende Route mit meinem innerlichen Kompass zu kompensieren. Bis Kitzingen – also satte 20 km – hat das auch geklappt. Danach musste erstmals die Leitstelle eingesetzt werden um festzustellen, dass ich erstmal viel zu weit nördlich gefahren bin. Das ich die A3 auch abermals unterfuhr, machte mich auch etwas stutzig.
Es folgte eine sich stündlich wiederholende Korrespondenz, da entweder die genannten Orte nicht ausgeschildert waren oder wie ich später feststellte, mich die Leitstelle woanders hinleiten wollte, als ich eigentlich vorhatte.

Nach dem das geklärt war, folgte eine sehr schöne Strecke mitten durch das Schwabenland. Wellig, aber machbar. Nur nach Ansbach erwartete mich eine etwas heftigere Steigung, die ich pfeifend im letzten Gang nach einer gefühlten Ewigkeit meisterte.
Und dann machte sich der Hunger bemerkbar. Der erste Gasthof in Schonach, mit netter Außenterrasse, wurde noch fliegend und selbstbewusst passiert. Doch in den folgenden Ortsschaften war entweder kein Gastwirt zu gegen oder geschlossen. Immerhin konnte ich in Heiligbronn meine Wasservorräte mit dem heiligen Urquell auffüllen. Dennoch gingen die Bilder von Teller Spaghetti und alkoholfreiem Weizen nicht aus dem Kopf.

Ich blickte immer sehnsüchtiger zum Wirt in Schonach zurück. Aber dann, da war er: Der Dorfkrug!
Ich machte Pause und wollte triumphierend Spaghetti und ein alkoholfreies Weizen bestellen. Bekommen habe ich Bratkartoffeln mit Ei und Apfelschorle.
Nach der Stärkung wurden die letzten 25 km in Angriff genommen. Als dann noch Crailsheim auf den Schildern auftauchte, erhöhte sich direkt die Motivation samt Gang – bis zur nächsten Steigung. Also schlenderte ich durch Crailsheim bis Jagstheim, wo meine Unterkunft war – und das sehnsüchtig erwartete Weizen.
 
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2. Etappe
Jagstheim – Mertingen

Durch leichten lärm und dem gestellten Wecker ging es wieder motiviert ans gute Frühstück und dann direkt aufs Rad. Heute standen mit etwa 90 km die zweitkürzeste Strecke auf dem Plan. Das Wetter war gegenüber Gestern noch besser, noch wärmer, noch wolkenloser. Die Strecke noch schöner, noch welliger, noch anstrengender.
Direkt zu Beginn, bei km 8, wartete eine satte Steigung auf mich. Es sollte auf den ersten 50 km nicht die einzige bleiben. Dafür wurden die Anstrengungen durch so Schönheiten wie Dinkelsbühl absolut entschädigt. Auf alle Fälle ein Besuch und eigentlich auch ein Stop wert. Da ich allerdings erst 1 Stunde unterwegs war, fand ich das etwas blöd. Ein Fotostop musste reichen.

Dann nach etwa 50 km entschied ich mich zu pausieren samt Mittagessen. So saß ich nett im Hinterhof eines Zipplinger Gasthauses und beobachtete wie immer mehr Menschen bepackt mit Kuchen und Geschenken nach innen strömten. War wohl das alljährige Dorffest – oder sowas.
Die weitere Route ging – wie ein Tag zuvor – durch kleine Ortschaften, das Profil weiterhin wellig. Irgendwann tauchte dann auch zum zweiten Mal (denn erstmals sah ich es bereits am ersten Tag, da waren mir 136 km allerdings dann doch zu viel) der Ort Donauwörth als Wegweiser auf. Gleichzeitig stieg – auch wie am Vortag – die Motivation und Geschwindigkeit. Beides konnte ich diesmal aufrecht erhalten, denn freundlicherweise war die B25 recht flach. Endlich mal wieder 30 km/h fahren …

Aber irgendwann wollte mich die B25 nicht mehr. Ich musste den Radweg nehmen. Den sollte ich vorher wohl auch schon nehmen, zumindest laut einem wild nach rechts gestikulierenden Mercedes Fahrers. Rechts war aber nur eine Wiese, der Radweg war eigentlich links. Alter Scherzkeks!

Im Nachhinein vermutete ich, dass ich durch die Radwege etliche km zusätzlich gefahren bin. Aber so kam ich immerhin noch an netten Örtchen vorbei. Nach einem letzten kleinen Anstieg war Donauwörth erreicht. Dort suchte ich mir das erste Gasthaus, da ich schon seit einigen km von einer Apfelschorle schwärmte. Irgendwie fielen dann aber die Worte „Großes Spezi, bitte“. Nach einem kurzen Augenblick bemerkte ich den Fauxpax, stürmte der Kellnerin hinterher und korrigierte den Fehler.

Als sie es dann brachte, entschuldigte ich mich lächelnd für das Hin und Her. Das ignorierte sie aber rigoros. Humorloses Stück!
Während einige Radler im Gasthof der humorlosen Kellnerin eincheckten, fiel mir gegenüber eine italienische Reisegruppe auf. Die scheinen hier sowieso viel unterwegs zu sein. Mein Tischnachbar bemerkte dagegen: „Hier sin´ janz wenische Japaner.“ Nunja, man kann nicht alles haben.

Von da aus ging es nur noch wenige Kilometer zu meiner – von der Leitstelle organisierten – Unterkunft. Ein schöner Bauernhof der mit im „Bed & Bike“ Programm war. Ich war allerdings der einzige mit „Bike“. Die anderen waren alles Dauergäste, teilweise fast alle zu der ortsansässigen Zott Produktion zugehörig. Na, wenn das mal „Bed & Bike“ erfährt.
Am Ende waren es dann im übrigen von den angedachten 90 doch eher 119 km.
 
AW: Würzburg - Mittersill | ein kleiner Bericht

3. Etappe
Mertingen – Donauwörth/Possenhofen

Na das kann man wohl eine klassische Überführungsetappe nennen. Denn im Grunde – zumindest gefühlt – ging es die meisten km nur flach daher. Denn der Anstieg war lang und sehr leicht. Etwa 100 km auf 50 km. Die Strecke war schön und ging flott von den Beinen. Augsburg war schnell erreich, nur hab ich mich in dieser Stadt irgendwie verduselt und 10 km extra dadurch am Ende aufm Tacho gehabt. Dabei hab ich nich ma diese Alte Stadtmauer gesehen.
Ab bzw. vor Auchsheim (oder wie der Ort hieß) ging es dann auch merklich bergauf – na endlich. Die Route war insgesamt ländlich, verlief zwar häufig parallel zur Bundesstraße, aber das machte dem ganzen keinen Abbruch. Der Hunger machte sich Heuer nicht so stark breit. Ich habe das auch mit mitgenommenen Semmel + Würstchen direkt unterbunden, als ich an einem Brunnen halt machte.

Da sah ich auch erstmals weitere Rennradfahrer, die sich auch noch vermehren sollten. Also die Anzahl, nicht die mit sich selber …
Kurz vor Starnberg sollten sich dann die Anstiege noch mal erhöhen. 13% Stand doch auf diesem freundlich wirkenden Schild. Also hoch die Tassen und runter den Gang und dann da hoch ächzten. Ich schaffte es mit ach und krach. Aber das sollte noch nicht das Ende sein. Ein weiterer, längerer, fast so steiler Anstieg erwartete mich – das waren jetzt sicherlich 100 hm auf 1km. Die restlichen 10km bis Starnberg verliefen auch wellig, nach der einen bergab Passage ging es auch gleich wieder bergauf.
Dann ging es flott bergab und Starnberg war erreicht. Ich begab mich direkt ans Seeufer, zog die Schuhe samt Socken aus und tat das, worauf ich mich schon seit Wörthsee freute: Die Füße ins kalte, erfrischende Wasser.

So saß ich da und lauschte der Umgebung, schaut den Schwänen zu und erfreute mich meiner selbst. Vor allem das lauschen der Umgebung sollte noch interessant werden. Der Erste ließ verkünden, dass er wegen einer gekochten Cabanossi (weil er das Fett rausholen wollte) und einem folgenden Jägermeister in der Klinik war. Später unterhielten sich links von mir Zwei ältere Herren über das Thema Viagra, ob das was taugte. Der eine war Arzt aus Berlin und verneinte.
Das Highlight war allerdings die Rechte Seite, wo sich vier Mädels und ein Junge jüngeren Alters niederließen. Man trank genüsslich Alkohol (es war ca. 16.20 Uhr) und später wurde ich erfreute Zeuge davon, dass die eine bereits 29 Männer hatte – in 2 Jahren (so sah sie im übrigen auch aus!). Die andere – die sich von ihrer Mutter wohl nur recht wenig sagen ließ, da sie von ihrer Großmutter erfuhr, dass Mutter bereits mit 13 Jahren rauchte und mit 15 Jahren das erste Mal Sex hatte – die andere jedenfalls war ja 6 Monte lang in einer Beziehung und da geht man ja nicht fremd – außer man heißt Charlotte. In Starnberg ist wohl einiges los. Als der Jüngling im übrigen von den 29 mal der einen hörte, entfuhr ihm auch spontan ein „What the Fuck“, er kam nämlich nur auf Acht.

Achja, irgendwann fuhr ich ja dann noch ein Stück weiter in die Jugendherberge Possenhofen. Abschließend bin ich doch sehr über das trockene und warme Wetter überrascht. War eigentlich Regen angekündigt.
 
AW: Würzburg - Mittersill | ein kleiner Bericht

4. Etappe
Donauwörth/Possenhofen – Bad Feilnbach

Was gestern wellig endete, sollte heute genauso beginnen und bis Gmund a. Tegernsee weitergehen. Und hinzu kam noch etwas, was gestern auf sich warten lies: Der Regen.
Es schien sich schön einzuregnen und so machte ich mich samt Equipment Wasserfest – dennoch war es überraschend warm.
Mit gelber Regenjacke (Farbe zufällig!) und Müllsack auf dem Rücken machte ich sicherlich eine tolle Figur. Doch bereits nach 1 ½ Stunden hörte der Regen auf. Die Strecke habe ich mir am Abend zuvor penibel genau anhand der Strassenkarte aufgeschrieben und habe mich so auch – bis auf einmal in Seeshaupt – nicht verfahren (da half mir mein interner Kompass mal wieder).

De ersten halt machte ich am Stausee kurz vor Bad Tölz – malerisch. Aber bevor ich da ankam musste ich erst an Königsdorf vorbei und dahin ging eine Strasse, nur geradeaus und schien kein Ende zu nehmen.
Den zweiten kurzstopp gabs dann in der Altstadt von Bad Tölz, wo ich damit liebäugelte etwas Obst zu kaufen. Allerdings sahen die Nektarinen da aus wie kleine Fußbälle, das machte mich etwas stutzig. Der Tegernsee war auch nicht mehr weit und als ich dort ankam um eine weitere längere Pause zu machen, kam sogar die Sonne raus. Herrlich!
Aber es kam noch etwas: Müdigkeit. Nicht nur die Beine, sondern der ganze Körper schien unter den jüngsten Strapazen nun doch an seine Grenzen zu stoßen. 20 km will ich noch, damit wäre die Etappe mit knapp 90 km immer noch die kürzeste und die morgige Schluss- und Königsetappe nicht ganz so lang.

Bis Bad Feilnbach sollte es noch gehen, also links ab vom Tegernsee und wer hätte es gedacht: Direkt Bergauf. Zusammen mit 3 Alt-Herren besiegten wir den kleinen Anstieg hinauf Richtung Schliersee. Leider verpasste ich irgendwann den Abzweig nach Tiefenbach, merkte das aber erst als ich mir die Ortschaften genauer anschaute. Ich war in Hausham, wollte aber nach Hundham. Durch dann Tiefenbach ging es über Wörnsmühl Richtung Hundham. Das ganze extrem wellig. Irgendwann erwartete mich dann eine etwa 1 km lange Abfahrt mit 14% Gefälle. Die Strasse war aber so verwinkelt, dass da mit rollen lassen nicht viel war; im Gegenzug ging es dann wieder langezogen, leicht kurvig bergauf.
Wieso kann ich nicht so eine Strecke bergab fahren? Dann ganz am Ende wurde ich entschädigt: Von Hundham (irgendwas besonderes musste der Ort ja haben) ging es dann knall hart bergab, weite, langezogene Kurven, breite Straße, Baum geschützt.

Bis in den Ort flog ich zwei vor mir fahrenden Autos hinterher (verdammte Bummler), 75 kmh wurde dennoch erreicht.
Der Ort Bad Feilnbach ist ebenfalls ein schönes Örtchen, und zum ersten Mal kann und will ich das hier schöne und urige Gasthaus erwähnen: Pfeiffenthaler.

Als ich dann so am Abend durch den Ort schlenderte, stieg urplötzlich mit einem Mal, also so von 0 auf, aus dem nrgends … also stieg die Motivation, denn: Ich sah das Kitzbühler Horn!
 
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