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Unic-Sport Randonneur aus den '50ern - Eine Restauration

chkamb

Woker Rockabilly-Proll. Big B, D
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Mir ist da wieder mal was zugeflogen und das ist mir einen eigenen Thread wert - ein französischer Unic-Sport Randonneur aus den 1950ern Jahren mit 650B LRS. Vor ein paar Wochen auf Ebay erwischt und aus dem Saarland eingeflogen. Angetan hatte es mir die Lichtanlage und letztendlich der günstige Auktionspreis.
Zustand
Optisch ist der Zustand mehr als mau, aber deshalb wird es ja auch eine Restaurierung, oder besser, eine Aufarbeitung der Substanz. Zustand: abgesehen von der toten Reifen fällt vor allem die zusätzliche grüne Farbe auf und der Zustand der Decals sowie die nachträglich montierten Lenker und Sattel, ich hoffen hier kann ich einiges retten..
antriebsseite_total2.JPG

nichtantriebsseite-total.JPG

Technischer Zustand
Die Technik erwies sich nach dem Erhalt des Fahrrads als in erstaunlich gutem Zustand. Hier erstmal die Bestandsaufnahme:
  • Duprat Stahlkeilkurbel mit Cyclo Stahldoppelkettenblatt und leider drei abgescherten KB-Schrauben
  • Simplex Rigidex 35 Schaltwerk (dieses)
  • Cyclo Umwerfer
  • Naben Normandy mit '80 geprägt, also eher nachträglich verbaut (als Ersatz?)
  • Mavic 650B Felgen aus den '40ern/ '50ern in gutem Zustand. Laufräder insgesamt gut, eigentlich keinen nennenswerten Seitenschlag, Speichenspannung auch gut und gleichmäßig..
  • Mafac Cantis mit Guidonnet Bremshebel
  • JOS Type J Dynamo (erstaunlich leichtläufig), Luxor 50 Doppelscheinwerfer, JOS Rücklicht
  • Nerves Tretlagermuffe
  • Nachträglich (?) verbauter gefederter Wittkopf-Sattel und Lenker
  • RH m-o 55cm, OR m-m 57,5cm
Erste Fahrt: die Reifen hielten Luft, Schaltung funktionierte einwandfrei umd die Bremsen bremsten erstaunlich gut, vor allem wenn man den Zustand der Bremsgummis bedenkt.
Tretlager dreht gut und ohne Spiel, VR-Nabe ist kratzig, habe ich auch schon aufgehabt, die Koni sind kurz vor dem Karriesausbruch und nicht mehr wirklich glatt, auch neue Kugeln haben nichts gebracht, HR-Nabe dreht wegen dickem Fett schwer aber glatt, wird noch aufgemacht.

Ein weiteres Highlight ist die Pumpe, da muß das Gummi aber getauscht werden. Beleuchtung habe ich nicht ausprobiert, da waren mir die Reifen zu rissig.

decal-pumpe.JPG

dynamo.JPG

front.JPG

front-schraeg.JPG

heck.JPG

kurbel.JPG

kurbelstern.jpg

Mavic-Felgenaufkleber.jpg


Hintergrund-Infos:
Insgesamt sehr interessantes Rad, mMn obere Mittelklasse. Was spricht für die 1950er Jahre? Zum einen das Schaltwerk und die Kurbel, zum anderen die Mavic-Aufkleber auf den Felgen.
Die Verkäuferin schrieb mir, dass es einem ehem. Radladen-Inhaber gehörte, mehr Infos hatte sie nicht. Dass Unic-Sport zu Gottfried Industries im Elsaß gehörte, findet mehr relativ einfach im Netz. Weitere Infos sind selten und schwer zu finden. Das einzige vergleichbare Rad konnte ich in den französischen Foren finden, ist meinem sehr ähnlich (hier und hier, zwei Einträge zum gleichen Rad).
 
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Weitere Bilder
steuerkopfschild.JPG

Tretlagernummer.jpg


Tja, was nun? Erstmal neue Reifen, Schläuche, Felgenbänder. Die alten Felgenbänder sind extrem dick, weshalb die neuen Reifen - WTB Horizon 650x47B - zuerst nicht draufpaßten und ich sogar von 650A/590 Laufrädern ausging.
Zudem neue Naben aus den 1950ern oder gleich ein neuer LRS; zuerst werde ich aber eher versuchen, neue Konen aufzutreiben.
Natürlich Sattel tauschen und dann anderer Lenker. Eigentlich ist mir das Rad zu groß, zuerst werde ich es mit einem nach hinten reichenden Lenker versuchen, je nach Ergebnis, danach auch ein Rando-Lenker probieren.
Neue Züge und Bremsbeläge natürlich, vielleicht ein 5-fach Ritzel hinten.
Das wären die wesentlichen technischen Umbauten, natürlich auch die grüne nachträgliche Farbe entfernen, ich meine drunter ist Chrom, ich hoffe in gutem Zustand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist wieder eine ehrenvolle und schöne Aufgabe. Das weiße französische ist ja auch wieder sehr schön geworden, hoffentlich wird deins auch so ähnlich.
Dass alte Dynamos sehr leicht laufen, ist mir selber auch schon aufgefallen. Ich schiebe das auf die Entmagnetisierung, die über die Zeit stattfindet. Damit ist leider auch die Stromausbeute nur noch minimal.
 
Das ist wieder eine ehrenvolle und schöne Aufgabe. Das weiße französische ist ja auch wieder sehr schön geworden, hoffentlich wird deins auch so ähnlich.
Dass alte Dynamos sehr leicht laufen, ist mir selber auch schon aufgefallen. Ich schiebe das auf die Entmagnetisierung, die über die Zeit stattfindet. Damit ist leider auch die Stromausbeute nur noch minimal.
Guter Hinweis, danke. Werde ich mal testen. Wenn ich aber von hand drehe, merke ich die Rasterung der (wie heißt das?) der "Pole" deutlich, bin also optimistisch..
 
Polfühligkeit heißt das

Tolles Rad, wenn ich dagegen typisch theutsche Breitarschsattelbomber mit Stempelbremse und in der Luxusausführung Torpedo3Gang aus dieser Zeit sehe, kommen mir die Tränen. Viel Spass beim Aufbau
 
Polfühligkeit heißt das

Tolles Rad, wenn ich dagegen typisch theutsche Breitarschsattelbomber mit Stempelbremse und in der Luxusausführung Torpedo3Gang aus dieser Zeit sehe, kommen mir die Tränen. Viel Spass beim Aufbau
Ich weiß, was du meinst. Ich poste mal irgendwann Detailfotos, wo man nur noch mit der Zunge schnalzen kann..
 
Tolles Rad, wenn ich dagegen typisch theutsche Breitarschsattelbomber mit Stempelbremse und in der Luxusausführung Torpedo3Gang aus dieser Zeit sehe, kommen mir die Tränen.
Da fällt mir ein, so was ähnliches hatte ich auch mal, ein AutoMoto. Ich hab es zum Schrott gebracht :eek: Aber ich kriege mildernde Umstände... :rolleyes: Dieses Forum kannte ich damals noch nicht, und das Rad war überhaupt nicht toll. Ich hatte es völlig verhunzt und verbastelt aus dem Sperrmüll gezogen. Sprühdosenlackierung über alles ohne Demontage, eine Mafac(?) auf den angelöteten Sockeln fe lte wegen Umbau auf Rücktrittbremse, Schutzbleche verbeult, etcpipapo. Für einem Umzug musste ich dann gründlich entschlacken :(

Die Torpedo Nabe aus den 30ern war aber in einem hervorragendem Zustand, nach gründlicher Reinigung glänzte die wie neu. Eine 1-Gang Freilaufnabe mit Helmöler, die immer noch lebt. Gottlob nicht als "Singlespeeder" an einer modischen Hipsterschleuder:

index.php
 
ich hätte interesse, bitte an ordentlichen fotos von den decals
hab ein unic sport renner von ca 1954 hier dem die decals fehlen

schönes rad und schönes projekt stellst du uns hier vor - weiter gutes gelingen
 
ich hätte interesse, bitte an ordentlichen fotos von den decals
hab ein unic sport renner von ca 1954 hier dem die decals fehlen

schönes rad und schönes projekt stellst du uns hier vor - weiter gutes gelingen
werde ich versuchen. würde mich aber über fotos von deinem freuen, gerne auch hier im faden..
 
Polfühligkeit heißt das

Tolles Rad, wenn ich dagegen typisch theutsche Breitarschsattelbomber mit Stempelbremse und in der Luxusausführung Torpedo3Gang aus dieser Zeit sehe, kommen mir die Tränen.
In diesem Fall dürften wohl Tourenräder nicht die richtige Vergleichsebene darstellen - hier mal ein typisches und seinerzeit durchaus nicht seltenes deutsches Sportrad der frühen 1950er Jahre (in schlechtem Zustand; Bild von 2005), qualitativ auch eher "zweite Liga" (Express, Dürkopp und Miele hatten da in den Details schon noch mehr auf der Pfanne ...), also mit diesem Unic-Sport zu vergleichen:

2005-10 01a Cortina-Sportrad Höllriegelskreuth.jpg
 
In diesem Fall dürften wohl Tourenräder nicht die richtige Vergleichsebene darstellen - hier mal ein typisches und seinerzeit durchaus nicht seltenes deutsches Sportrad der frühen 1950er Jahre (in schlechtem Zustand; Bild von 2005), qualitativ auch eher "zweite Liga" (Express, Dürkopp und Miele hatten da in den Details schon noch mehr auf der Pfanne ...), also mit diesem Unic-Sport zu vergleichen:

Anhang anzeigen 460038

sorry aber das ist nicht dein ernst? oder?
du willst nicht ernsthaft den entwicklungsstand deutscher und französischer räder der 40er und 50er
jahre gleichsetzen? das ist ein witzt!

auch rourenräder sind in diesem fall eine wunderbare vergleichsebene - zeig mir ein deutsches mit
2 fach kurbel - ich zeig dir 20 franzosen - wir mögen eine nation der automobilisten sein aber sicher nicht
der fahrradentwickler und bauer

jedem land die ehre die ihm gebührt - (und italiener vom schlag cinelli zählten in den 50ern auch wohl eher zu den schwergewichten
leichtbau fand in frankreich statt)

salamander - bin voll bei dir - sehe ich auch so
 
sorry aber das ist nicht dein ernst? oder?
du willst nicht ernsthaft den entwicklungsstand deutscher und französischer räder der 40er und 50er
jahre gleichsetzen? das ist ein witzt!
Sorry, aber auf polemische Kommentare dieser Art antworte ich nicht.

Lies' einfach meinen Beitrag noch einmal unvoreingenommen, und Du wirst verstehen, dass es mir nur darum ging, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Und übrigens gab es auch in Frankreich genug einfache Fahrräder für den Stadt- und Landbedarf (häufig übrigens mit Torpedo-Rücktrittnaben aus Schweinfurt, weil Frankreich keine entsprechende Fertigung(skompetenz) hatte), nur spielen die hier halt keine Rolle.
 
Nana, die schiere Vergleich der Anzahl an Herstellern hochwertiger Räder bringt uns nicht weiter. Es gab bis in die 50er Jahre auch in D-Land (DDR bis 60er) gute Produkte, [...]
Da lag ich zwar noch als Quark in der Kühltheke, aber nicht nur von der Anzahl der Hersteller, sondern auch von der Zahl der jeweils verkauften Räder würde ich sagen: "zeig mir ein Sportrad - ich zeig dir 20 Tourenräder". Dafür spricht auch das Verhältnis erhaltener Exemplare beider Radtypen in Kleianzeigen.

[...]die den internationalen Vergleich nicht scheuen mussten. Bauer, Göricke, Rabeneick und Diamant sind nur einige davon.
Dann vergleichen wir doch mal die gezeigten Franzmänner mit dem deutschen Michel: stabiler 2-Streben Gepäckträger versus 1-Streben Gebäckträger, Cantis versus einfache Seitenzugbremsen (wenn es wenigstens Mittelzugbremsen wären), einmal bergtaugliche 2-fach Kurbel, Alufelgen versus verchromte Stahlfelgen (typischerweise). Dazu so durchdachte Details wie die sicherere Anbringung des Dynamos am Hinterrad, die vibrationsgeschützte Befestigung vom VR-Schutzblech mit einem Gummistopfen am Gabelkopf oder liebevoll in das Schutzblech integrierte Rücklichter. Auch wenn es bei allen Aspekten einzelne Gegenbeispiele gab - bei diesem Radtyp fuhr Frankreich in der ersten Liga.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass es in den Kleinanzeigen mehr Franzosen gibt, hängt sicherlich auch damit zusammen, dass in D ab den späten 50ern das Fahrrad tatsächlich dem Motor weitgehend weichen musste, sofern finanziell machbar. In F und auch in I kam die Entwicklung später. Drum sind die Räder halt auch früher entsorgt worden:(
und italiener vom schlag cinelli zählten in den 50ern auch wohl eher zu den schwergewichten
leichtbau fand in frankreich statt

Cinelli ist vielleicht jetzt ein schlechtes Beispiel. Die waren da noch ziemlich jung und in erster Linie auf den Rennsport ausgerichtet.
Aber Italienische Sporträder waren in den 40er und 50er Jahren ebenso sorgfältig gebaut wie Profi-Rennmaterial. Bianchi, Legnano, Umerto Dei usw.
Aber nun haben wir den Vergleich zwischen Äpfeln, Birnen und Pfirsichen;)

Bei großen Deutschen Herstellern waren die Top Sporträder oft auf Basis des Top Rennmodells aufgebaut, sprich: Gleicher Rahmen (Bismarck, Rabeneick und ich glaub auch Dürkopp, Express etc.)

Ich bin auch ein großer Freund der Französischen Randos usw., gerade auch wegen der schönen Detaillösungen. Dass aber in anderen Ländern niemand Fahrräder bauen konnte, halte ich für etwas übertrieben. In den 70ern sah das dann natürlich anders aus;)

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 11.26.12.png

Um die Uhrzeit wäre ich wohl auch etwas übellaunig:rolleyes:

edit: Das Unic-Sport ist ein schönes Rad…
 
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