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Trainingssystematik - Fragen zur Vo2max und Laktat/ Anaerobe Schwelle

RodlJo

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Hallo zusammen,

vor einiger Zeit habe ich "rein interessehalber" eine Leistungsdiagnostik (Spiroergometrie) auf dem Rad gemacht und dabei festgestellt, dass ich eine recht ordentliche maximale Sauerstoffaufnahmekapazität, 65 ml/min/kg, aufweise. Da ich das Vo2max Training seit dem fortgesetzt habe, sollte ich diese mindestens gehalten haben. Was mir allerdings auffiel, ist das meine Schwellenleistung im Vergleich nicht ganz so zufriedenstellend ist. Wenn ich es in der Theorie richtig verstanden habe, möchte ich doch erreichen, dass ich die Leistung an der Schwelle (bei mir etwa 250Watt, inzwischen vielleicht eher so 260/70) näher an die V02max heranbringe, oder? Bei etwa 425 Watt hatte ich in der Diagnostik meine maximale Sauerstoffaufnahme erreicht. Das bedeutet, das bei 70/75 Prozent der Vo2max meine Schwelle liegt
Habe ich das bis zu diesem Punkt richtig verstanden?

Wenn ja, wäre ja denke ich das Anheben der Schwellenleistung angebracht.
Doch mit welchen Methoden erreiche ich das? (bekannt sind mir SweetSport, Training in Intervallform an der Schwelle) Und wie oft muss ich V02max Training betreiben, um zumindest das Vorhandene zu erhalten? (ist sicher individuell, aber eine grobe Orientierung wäre sicher nützlich)
Außerdem frage ich mich, inwiefern Vo2max Training die Schwelle anhebt? Würde also, wenn ich meine Vo2max auf bspw. 70 steigere, automatisch auch die Schwelle sich verschieben?

Und zu guter Letzt: Sollte eine gesteigerte Vo2max auch für eine gesteigerte Schwellenleistung sorgen, könnte man dann nicht auch über Grundlagentraining die Schwelle verschieben? So denn ich es richtig verstanden habe, kann ich die Vo2max ja über "2 Seiten" trainieren. Einerseits über intensive Intervalle im anaeroben Bereich und andererseits über die Grundlagenausdauer (Höhere Zahl an Mitochondrien--> höhere Sauerstoffverarbeitung). Wenn eine gesteigerte V02max aber auch "automatisch" die Leistung an der Schwelle verschiebt, so würde ja auch GA-Training die Schwelle verschieben...und genau das macht mich stutzig 🤔

Fragen über Frage...ich hoffe, dass ich ein paar nützliche Antworten erhalten werden und danke schonmal herzlich im Voraus dafür!
VG
Johannes
 
Moin,

das ist schon richtig, dass du deine Leistungswerte zum Einen über die Grundlagenausdauer, sowie V02 aber auch Schwellentraining steigern kannst. Du brauchst prinzipiell alles, sprich ne gute Ausdauer für schnelle Regeneration, und je nach Ziel und Einsatz ne gute Schwelle oder eben V02 Leistung. Wichtiger als die reine Wattzahl ist allerdings immer die Wiederholungsrate. Also wie oft kannst du die Watts raus hauen, ohne im Graben zu versinken? Hierbei darauf achten die Pausen zwischen den Intervallen möglichst kurz zu halten.

Gute Erklärungsvideos liefert hier probike academy auf youtube - hau die dir mal alle rein, dann hast du ein gutes Basiswissen. Welches Intervall und wieviel minuten bei wieviel Watt du dann trainierst ist dann eher nebensächlich. Besser auf Kontinuität, Regeneration, Ernährung sowie Schlaf legen.
Und niemals wochenlang die gleichen Intervalle fahren. Immer Abwechslung mit reinbringen. Es sei denn du bereitest dich spezifisch auf ein 30min Bergfahren vor.

Und Achtung, V02max ist der falsche Begriff, wenn dann V02 Leistung, die max Kapazität lässt sich mW nach nicht so einfach steigern.
 
Hallo zusammen,

vor einiger Zeit habe ich "rein interessehalber" eine Leistungsdiagnostik (Spiroergometrie) auf dem Rad gemacht und dabei festgestellt, dass ich eine recht ordentliche maximale Sauerstoffaufnahmekapazität, 65 ml/min/kg, aufweise. Wenn eine gesteigerte V02max aber auch "automatisch" die Leistung an der Schwelle verschiebt, so würde ja auch GA-Training die Schwelle verschieben...
...
...und genau das macht mich stutzig 🤔

Fragen über Frage...ich hoffe, dass ich ein paar nützliche Antworten erhalten werden und danke schonmal herzlich im Voraus dafür!
VG
Johannes
Ich denke, da zieht sich wie ein roter Faden ein Grundirrtum durch deine Ausführungen: dass nämlich ein mehr oder weniger enger Zusammenhang zwischen VO2max und Schwellenleistung bestehe. Bei dir geht das dann soweit, dass du sogar das Wort automatisch benutzt, gut du relativierst es ja dann sofort durch die Anführungs-Striche.

Der Zusammenhang ist selbst von der Wissenschaft nicht ganz verstanden, also lassen wir die doch einfach mal weiterforschen und benutzen den eigenen Kopf:

Wenn es so ist, dass allen Trainingsmethoden bzw. Trainingsintensitäten eine Wirkung sowohl auf die FTP als auch auf die VO2max nachgesagt wird und ein enger Zusammenhang zwischen VO2max und FTP nicht nachgewiesen ist, dann macht es doch am meisten Sinn, sich mit der FTP zu beschäftigen und mit den Trainingsmethoden zu ihrer Steigerung. Da hast du ja schon eine Reihe genannt, und ich denke, das trifft alles erstmal zu.

Meine persönliche Meinung: Die Mischung machts! Stell dir doch einfach mal nach den üblichen Grundsätzen eine Art Trainingsplan zusammen. Da kann man dann ohne weiteres auf die jedes Jahr in der Zeitschrift Tour veröffentlichten Hilfen zurückgreifen oder du kaufst dir ein gutes Buch.

Dann such dir irgendwo einen nicht allzu flachen Referenzberg und eine Runde mit wenig Verkehr als flache Referenzstrecke aus, so daß du deine Leistung regelmäßig (aber nicht zu oft, 3 mal im Jahr reicht) überprüfen kannst, dann wirst du schon merken, von welcher "Medizin" du mehr brauchst und welche du nicht so gut verträgst. Schließlich gilt immernoch das alte Wort vom ollen Eddy Merckx "Fahre so viel oder so wenig, so weit oder nicht so weit wie du willst. Hauptsache, du fährst."
 
...Besser auf Kontinuität, Regeneration, Ernährung sowie Schlaf legen.
...
(Hervorhebung ist von mir)
Das hätte ich bald vergessen: Regeneration ist das allerwichtigste. Während der Regeneration steigt die Leistungsfähigkeit. Das wird heute oft sträflich vernachlässigt. Und die besteht eben nicht bspw. in "im Bürostuhl sitzen", erst recht dann nicht, wenn es ein stressiger Job ist und auch nicht in vor'm PC abhängen und in Foren posten. All das ist zwar nicht Training und auch nicht körperlich fordernd, aber regenerativ ist es auch nicht. Zur Regeneration gehört im übrigen auch die aktive Regeneration, d.h. kürzere, lockere Einheiten, aber auch kleinere "Radreisen" bei ruhigem bis gemächlichen Tempo. Schlaf ist nach wie vor die wichtigste Form der passiven Regeneration.
 
Guten Abend zusammen und vielen Dank für die beiden hilfreichen Antworten!

Bei probikeacademy habe ich mal vorbeigeschaut, scheint ein toller Kanal zu sein - vielen Dank für den Tipp!
Es ist sicher hilfreich die einzelnen Leistungswerte je nach Ziel/Wettkampf anzugehen, das stimmt.
Ich denke, da zieht sich wie ein roter Faden ein Grundirrtum durch deine Ausführungen: dass nämlich ein mehr oder weniger enger Zusammenhang zwischen VO2max und Schwellenleistung bestehe. Bei dir geht das dann soweit, dass du sogar das Wort automatisch benutzt, gut du relativierst es ja dann sofort durch die Anführungs-Striche.

Stimmt, genau das ist der Punkt, der mich stutzig gemacht hat.

Wenn es so ist, dass allen Trainingsmethoden bzw. Trainingsintensitäten eine Wirkung sowohl auf die FTP als auch auf die VO2max nachgesagt wird und ein enger Zusammenhang zwischen VO2max und FTP nicht nachgewiesen ist,
[...]
Also ist dem definitiv so? Mir scheint das doch eigentlich recht entscheidend zu sein. Falls jemand da genauere weiß, gerne her damit :)

dann macht es doch am meisten Sinn, sich mit der FTP zu beschäftigen und mit den Trainingsmethoden zu ihrer Steigerung.
Also vorausgesetzt ich akzeptieren jetzt mal die Unwissenheit/ Fragwürdigkeit das eine einen Zusammenhang zwischen FTP und VO2max gibt, dann macht dein "pragmatischer Ansatz natürlich durchaus Sinn und ich kann mit Einheiten gezielt die Schwellenleistung anheben.
Hauptsache, du fährst."
Da wird dir sicher niemand widersprechen:daumen:

Was das Thema Regernation betrifft bin ich ab und tatsächlich etwas "faul" und diverse Dehnungseinheiten, Beschäftigung mit der Faszienrolle kommen zu kurz... Werde ich auch nochmal verstärkt im Blick behalten.

Also zusammenfassend ist für mich weiterhin die Frage nach einem Zusammenhang des V02max Trainings und der Leistung an der Schwelle ungeklärt, falls es da noch was spannendes zu gibt würde es mich freuen!
 
Guten Abend zusammen und vielen Dank ...

Was das Thema Regeneration betrifft bin ich ab und tatsächlich etwas "faul" und diverse Dehnungseinheiten, Beschäftigung mit der Faszienrolle kommen zu kurz... Werde ich auch nochmal verstärkt im Blick behalten.
Kann man machen, aber ich hatte mit Regeneration in erster Linie Ruhe gemeint. Und dann eben auch aktive Regeneration auf dem Rad. Wenn du dann noch meinst, Dehnen und Faszien rollen zu müssen, ok, kann nicht schaden, wird aber im Radsport im Allgemeinen nicht für notwendig erachtet.
Also zusammenfassend ist für mich weiterhin die Frage nach einem Zusammenhang des V02max Trainings und der Leistung an der Schwelle ungeklärt, falls es da noch was spannendes zu gibt würde es mich freuen!
Da wirst du sicherlich noch einiges zu lesen bekommen. Ehrlich: Ich würde es ignorieren. Ist aber deine Entscheidung.
 
... Und Achtung, V02max ist der falsche Begriff, wenn dann V02 Leistung, ...
Ja, leider wird das P für die Leistung an der VO2max meist vergessen, was die Sache missverständlich macht. Richtig wäre also PVO2max
Hallo zusammen,
...
Fragen über Frage...ich hoffe, dass ich ein paar nützliche Antworten erhalten werden und danke schonmal herzlich im Voraus dafür!
VG
Johannes

Hallo @RodlJo,
zwischen PVO2max und der FTP gibt es einen Zusammenhang, aber eben keinen besonders engen Zusammenhang.
Im Normalfall liegt die FTP zwischen ca. 75 und 85% der PVO2max. Das ist schon eine ganz ordentlich Bandbreite.
Grundsätzlich lässt sich die FTP durch viel Fahren, Fahrtenspiel, SweetSpot, Schwellenintervalle und "VO2max"-Intervalle anheben. Auf lange Sicht ist es der Mix, der uns voranbringt. In deinem Falle scheint die PVO2max gegenüber der FTP ohnehin schon vergleichsweise hoch zu sein. Oder andersherum, die FTP ist in Relation zur PVO2max eher niedrig. Also würde ich es an deiner Stelle zunächst eher mit viel Fahren, Fahrtenspiel, SweetSpot und Schwellenintervallen angehen und die "VO2max"-Intervalle erst mal hinten anstellen.
... Zumindest würde ich davon ausgehen, da du nichts von der eventuell wettkampfspezifischen Notwendigkeiten geschrieben hattest, speziell auf kürzeren Abschnitten besonders powern zu müssen.
 
Ja, leider wird das P für die Leistung an der VO2max meist vergessen, was die Sache missverständlich macht. Richtig wäre also PVO2max

Hallo @RodlJo,
zwischen PVO2max und der FTP gibt es einen Zusammenhang, aber eben keinen besonders engen Zusammenhang.
Im Normalfall liegt die FTP zwischen ca. 75 und 85% der PVO2max. Das ist schon eine ganz ordentlich Bandbreite.
Grundsätzlich lässt sich die FTP durch viel Fahren, Fahrtenspiel, SweetSpot, Schwellenintervalle und "VO2max"-Intervalle anheben. ...
Das ist erstmal eine richtige und wichtige Klarstellung. Auf der anderen Seite ist auch der Begriff PVO2max höchst fragwürdig. Nehmen wir deine Zahlen: Mit 425 W ist deine PVO2max weit höher als die Schwellenleistung. Die erste Frage ist: Handelt es sich bei den 425 W um den umgerechneten Energieumsatz bei deinen 65 mmol (natürlich * Körpermasse)? Natürlich nicht! Vielmehr handelt es sich zunächst um eine Leistung, die sich aus dem Sauerstoff-Verbrauch aller Organe und Muskeln, die Sauerstoff verbrauchen, errechnet. Dazu bitte nochmal die Definition von VO2max nachlesen! Diese Leistung liegt in einer Größenordnung des 4-fachen bis 5-fachen der Leistung an der Schwelle, also ca. 1000 W.

Bei einem Leistungstest mit Spiroergometrie wird die PVO2max aber in einer Situation ermittelt, in der der Proband bereits weit im anaerob/aeroben Mischstoffwechsel ist.

Wir kann das sein? Die Antwort ist: Eine Riesenmenge an Energie wird in einer solchen Situation für Prozesse "verballert", die "keine Leistung auf die Straße bringen" - physikalisch ausgedrückt: Der Wirkungsgrad geht in dieser Situation rapide in den Keller.

D.h., selbst, wenn die rechnerische Leistung, die man bei einem normalen Wirkungsgrad auf Grdl. von irgendwelchen 65 mmol o.ä. schafft, mit der ermittelten PVO2max identische wäre, was ich bezweifle, wäre es unmöglich, diese beiden Größen in Deckung zu bringen.

Was heißt das konkret?

Dein Körper ist "theoretisch" in der Lage, ca. 320 - 350 W aerob zu erbringen, wenn man deine VO2max zugrundelegt und von 75 kg Gewicht ausgeht. (Für genauere Zahlen müsste ich mein Tool wiederfinden, daß ich mir vor einem Jahrzehnt für sowas gebastelt habe.)

Wir können ihm aber jetzt nicht sagen: Reiß dich zusammen, bleib aerob! Verplempere nicht Energie für eine höhere Atemfrequenz, schalte die Gluconeogenese ab, speise die Überhitzung des Körpers irgendwie (aber wie?) wieder in den Energiestoffwechsel ein usw. usf.!

Das macht er nicht. Kann er auch nicht. Dazu fehlt ihm nämlich die Kapazität, Laktat noch in der Zelle und in anderer, aktiver Arbeitsmuskulatur zu oxidieren. Das kann er aber nicht, weil es ihm dazu an Enzymen, Mitochondrien, einem perfekt arbeitenden Laktat-Shuttle-Mechanismus usw. fehlt.

Genau die verbessern sich aber durch das Training und wir messen das anhand der FTP.

Die PVO2max ist also erstmal komplett irrelevant.

Nun haben aber Trainings"spezialisten" irgendwann damit angefangen, Training im "weit anaeroben Bereich" als "VO2max-Training" zu bezeichnen. Das war keine gute Idee, denn es bringt die Leute auf die Idee, das mit dem Thema "VO2max" in Verbindung zu bringen. Besser wäre, man wäre bei L5, L6 usw. oder "oberer Entwicklungsbereich"/"unterer Spitzenbereich" oder "Schnelligkeitsausdauer" usw. geblieben.

Das Training dieses Bereichs umfaßt naturgemäß die Trainingsformen, die intensiver sind. Trotzdem gilt weiter das Wort von Justav1A:
Auf lange Sicht ist es der Mix, der uns voranbringt
Nur verschiebt sich dieser Mix: weniger Sweetspot, mehr intensive bis hochintensive kurze Intervalle usw.

Allerdings habe ich wie Justav1A bisher nichts aus deinen Posts entnommen, was ein solches Training erforderlich machen würde:
Zumindest würde ich davon ausgehen, da du nichts von der eventuell wettkampfspezifischen Notwendigkeiten geschrieben hattest, speziell auf kürzeren Abschnitten besonders powern zu müssen.
 
... Bei einem Leistungstest mit Spiroergometrie wird die PVO2max aber in einer Situation ermittelt, in der der Proband bereits weit im anaerob/aeroben Mischstoffwechsel ist.
...
Wir können ihm aber jetzt nicht sagen: Reiß dich zusammen, bleib aerob! Verplempere nicht Energie für eine höhere Atemfrequenz, ...

Die PVO2max ist also erstmal komplett irrelevant.

Nun haben aber Trainings"spezialisten" irgendwann damit angefangen, Training im "weit anaeroben Bereich" als "VO2max-Training" zu bezeichnen. Das war keine gute Idee, denn es bringt die Leute auf die Idee, das mit dem Thema "VO2max" in Verbindung zu bringen. Besser wäre, man wäre bei L5, L6 usw. oder "oberer Entwicklungsbereich"/"unterer Spitzenbereich" oder "Schnelligkeitsausdauer" usw. geblieben. ...

Ich sehe das etwas anders.

Klar bei einem "VO2max-Intervalltraining" sind wir schon stark im anaeroben Bereich. Das kann ja nicht anders sein, wenn man sich leistungsmäßig so deutlich über der anaeroben Schwelle bewegt.

Aber die Intervalle tun genau das, was ihr Name sagt. Sie trainieren den Leistungsbereich der zur maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) führt. Oder genauer formuliert die Intervalle sind kurz genug um die nötige Intensität zu erreichen, aber auch lang genug um ein Maximum in Sauerstoffzufuhr (Atmung), Sauerstofftransport (Herz-Kreislauf) und Sauerstoffverwertung (Muskelzelle) zu fördern. Man merkt es beim Training schon alleine an der Atmung.

Im Unterschied dazu trainieren die 30-Sekunden- bis 2-Minuten-Intervalle des typischen "anaeroben Trainings" die Laktatverträglichkeit und die Laktatabbaurate, aber eben nicht den vorhin beschriebenen hohen Sauerstoffumsatz. Insofern finde ich die verwendeten Begriffe "Laktatschwelle", "VO2max", "Anaerobe Belastung" und "Neuromuskuläre Belastung" (für noch kürzere Intervalle), gut und aussagefähig. Sie benennen das, was jeweils vordergründig trainiert wird. Dass alles ein Mischsystem und die Übergänge fließend sind, ist dabei natürlich klar.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich sehe das etwas anders.

Klar bei einem "VO2max-Intervalltraining" sind wir schon stark im anaeroben Bereich. Das kann ja nicht anders sein, wenn man sich leistungsmäßig so deutlich über der anaeroben Schwelle bewegt.

Aber die Intervalle tun genau das, was ihr Name sagt. Sie trainieren den Leistungsbereich der zur maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) führt. Oder genauer formuliert die Intervalle sind kurz genug um die nötige Intensität zu erreichen, aber auch lang genug um ein Maximum in Sauerstoffzufuhr (Atmung), Sauerstofftransport (Herz-Kreislauf) und Sauerstoffverwertung (Muskelzelle) zu fördern. Man merkt es beim Training schon alleine an der Atmung.

Im Unterschied dazu trainieren die 30-Sekunden- bis 2-Minuten-Intervalle des typischen "anaeroben Trainings" die Laktatverträglichkeit und die Laktatabbaurate, aber eben nicht den vorhin beschriebenen hohen Sauerstoffumsatz. Insofern finde ich die verwendete Nomenklatur "Laktatschwelle", "VO2max", "Anaerobe Belastung" und "Neuromuskuläre Belastung" (für noch kürzere Intervalle, gut und aussagefähig. Sie benennt das, was jeweils vordergründig trainiert wird. Dass alles ein Mischsystem und die Übergänge fließend sind, ist dabei natürlich klar.
Damit hätten wir eben die beiden Standpunkte je einmal ausformuliert.

Letztendlich ist es Glaubenssache, was man annimmt. Allerdings sollte man für alle "Mitleser" nochmal genauer den Dissens formulieren:
  • Momentan herrschende, aber nicht bewiesene Auffassung: Durch häufige intensive bis hochintensive Belastungsformen (Rahmen eines Mix) wird die Befähigung, in diesen Bereichen (also langer Sprint, kleine Löcher schnell zumachen usw.) hohe Leistungen zu erbringen, trainiert (Effekt 1). Gleichzeitig wird die VO2max angehoben (Effekt 2).
  • Meine Auffassung: Effekt 1 ist richtig, wobei auch da vieles Veranlagung ist - aus einem Traktor macht man keinen Porsche! Effekt 2 ist unzutreffend. Vielmehr heben alle Trainingsformen sowohl die Schwelle wie auch die VO2max. Entscheidend ist die Erhöhung der einzelnen physiologischen Größen und der darauf basierenden Leistungsfaktoren: mitochondriale und enzymatische Ausstattung (für die Ausdauer) - Laktattoleranz (?) bzw. "Schmerzunempfindlichkeit" (für die Schnelligkeitsausdauer und das Stehvermögen im hochintensiven Bereich) - neuromuskuläre Funktion (für die Schnelligkeit).
 
Ich sehe das etwas anders.

Klar bei einem "VO2max-Intervalltraining" sind wir schon stark im anaeroben Bereich. Das kann ja nicht anders sein, wenn man sich leistungsmäßig so deutlich über der anaeroben Schwelle bewegt.

Aber die Intervalle tun genau das, was ihr Name sagt. Sie trainieren den Leistungsbereich der zur maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) führt. Oder genauer formuliert die Intervalle sind kurz genug um die nötige Intensität zu erreichen, aber auch lang genug um ein Maximum in Sauerstoffzufuhr (Atmung), Sauerstofftransport (Herz-Kreislauf) und Sauerstoffverwertung (Muskelzelle) zu fördern. Man merkt es beim Training schon alleine an der Atmung.

Im Unterschied dazu trainieren die 30-Sekunden- bis 2-Minuten-Intervalle des typischen "anaeroben Trainings" die Laktatverträglichkeit und die Laktatabbaurate, aber eben nicht den vorhin beschriebenen hohen Sauerstoffumsatz. Insofern finde ich die verwendete Nomenklatur "Laktatschwelle", "VO2max", "Anaerobe Belastung" und "Neuromuskuläre Belastung" (für noch kürzere Intervalle), gut und aussagefähig. Sie benennt das, was jeweils vordergründig trainiert wird. Dass alles ein Mischsystem und die Übergänge fließend sind, ist dabei natürlich klar.
Einleuchtend formuliert. Haltet Euch besser an Methoden und Ggf. angestrebte Wirkung Z.B. Mit der PM Terminologie. Phantasiewffekte braucht man nicht wenn man messen kann.
 
Hallo zusammen und danke für eure Antworten / Erklärungen, Hh20 und Justav1A. Im Trubel der eigenen Bachelor-Arbeit ist der Radsport in den letzten Tagen leider etwas zu kurz gekommen.
Ihr habt mir auf jeden Fall sehr weitergeholfen und die Klarstellung der Unterscheidung von VO2max und PVO2max hat einiges Licht ins Dunkel gebracht.

Also was nehme ich letztlich aus den Beiträgen mit?
Der Mix machts. Den Rets muss ich erstmal mental verarbeiten bzw. noch einmal in Ruhe durchgehen ;)
Was die Zielsetzung betrifft war das eine ein ursprünglich geplantes Bergzeitfahren und das andere ein bergiger Radmarathon, also zwei recht unterschiedliche Anforderungsprofile.
Vor einigen Tagen habe ich einen Podcast gehört, glaube der war von "Trainerroad" uns es ging auch unter anderem um die VO2max. In meinem Gedächtnis verblieben ist die Aussage, das diese seltenste der limitierende Faktor ist und man sich stattdessen lieber auf die FTP konzentrieren sollte weil, wie Hh20 ja auch sagt, diese ebenfalls die Sauerstoffaufnahme trainiert. Interessant war auch der Hinweis auf Regenerationszeiten beim "sogenannte" VO2max Training, sodass bei eingeschränkter Trainingszeit evtl. tatsächlich weniger Regenerationsbedürftige Trainingsformen sinnvoller sind.
Ich werde mich die kommenden Tage dann auf die Schwelle stürzen, die hilft mir ja sowohl beim Bergzeitfahren als auch beim Radmarathon...

Nochmal ein herzliches Dankeschön in die Runde!
 
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