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Restaurieren oder Patina erhalten

Olddutsch

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Moin erstmal.Stelle mal die Glaubensfrage in den Raum ,Rennrad Vollrestauration ,Teilsanierung oder Patina erhalten.In der Oltimercene für Autos geht der Trend dahin Patina zu erhalten und weitgehends alte Teile im O Zustand zu belassen.Nimmt man das Buch " DIE RÄDER DER SIEGER " zur Hand,so sieht man an allen Abbildungen,die Kampfspurn Tollllll.Bin gespannt auf eure Reaktion
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Moin!

Du stellst hier Glaubensfragen, die jeder für sich beantworten sollte... Ich nehme oft alte Rahmen und baue sie mit passenden alten und z.T. neuen Teilen auf, die meinen ästhetischen Ansprüchen genügen. Teilweise erhalte ich Patina, teilweise wird Lack erneuert etc. - also frei nach Laune.

Patina würde ich dort erhalten, wo sie den Augen schmeichelt. Neu aufbauen inkl. Neulack dort, wo der alte richtig verwittert ist jedoch die Substanz noch gut ist, Und an solche Räder passen dann NOS-mäßige Teile ;-)

Mein fazit: jeder wie er will, wirklich erhaltenswerte und wertvolle Klassiker dagegen erhalten.

Cheers,

Hörni
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Hi Olddutsch,

ich hatte hier im Forum vor kurzem dieselbe Frage bei einem alten Peugeot PA10, wenn auch in einer sehr extremen Ausprägung... :D
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=92352





Das Rad ist Bj. 1963 und vollständig, oder zumindest fast vollständig im Originalzustand. Möglicherweise hat mal jemand die Reifen erneuert, aber so wie die Schluffen aussehen dürfte das auch noch vor der ersten Mondlandung gewesen sein... :)

Stand der Dinge ist, ich habe an dem Rad bis dato absolut nichts verändert, mit einer kleinen Ausnahme: Ich habe den "Ideale59"-Sattel mehrmals eingefettet, um das Leder zu schützen. Ansonsten steht das Rad in unverändertem Zustand bei mir im Wohnzimmer. Eventuell werde ich es bei Gelegenheit auch einmal gründlich reinigen, aber das auch nur eventuell...

Ich würde das Rad zwar sehr gerne fahrbereit machen und benutzen, aber was müsste ich dann machen?: Auseinandernehmen und neu fetten, kein Problem. Aber, die Züge und alten Zughüllen müssten ersetzt werden, Bremsgummis, Reifen, Speichen(?),... Die Katzenaugen und Pedalriemen müsste ich abmachen, da sie aufgrund ihres Alters schnell brechen könnten, etc... Wo fange ich an, wo höre ich auf?
Klar, das sind alles nur Verschleißteile, und ich hätte im Prinzip kein Problem damit diese zu erneuern, aber gerade die unberührte Gesamtheit der alten Teile macht dieses Peugeot für mich so besonders... Von daher habe ich bei diesem Rad eine Ausnahme gemacht, und werde es möglicherweise nie benutzen.

Klar, viele werden - vollkommen verständlich und absolut zu Recht- sagen, es ist ein Fahrrad und zum Fahren da, kein Standrad. Verstehe ich vollkommen, aber: Es ist ja schon ein kleines Wunder, dass dieses Rad überhaupt bis heute überlebt hat. Wie abgefahren ist das Teil erst in 30, 40 Jahren? :D Ändern kann ich es immer noch, aber ich denke so ein Fundzustand ist sehr selten, und da mache ich besser keine überhasteten Änderungen.

Aber das Rad ist wohl ein Sonderfall...
Generell würde ich sagen, Patina erhalten wo es möglich ist.
Wenn der Zustand zu schlecht ist, das Rad aber selten oder weitgehend original ist, möglichst originalgetreu restaurieren.
Ansonsten, wenn schon ordentlich gebastelt worden ist, oder es noch eine größere Zahl davon gibt: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, Hauptsache es gefällt.

Viele Grüße,
vent
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

(...)

Ansonsten, wenn schon ordentlich gebastelt worden ist, oder es noch eine größere Zahl davon gibt: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, Hauptsache es gefällt...

...und wird gefahren. Im Falle des Peugeots kann ich es aber auch nachvollziehen, wenn Du es so (nicht fahr-bereit, dafür original) belässt.
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Moin erstmal.Stelle mal die Glaubensfrage in den Raum ,Rennrad Vollrestauration ,Teilsanierung oder Patina erhalten.In der Oltimercene für Autos geht der Trend dahin Patina zu erhalten und weitgehends alte Teile im O Zustand zu belassen.Nimmt man das Buch " DIE RÄDER DER SIEGER " zur Hand,so sieht man an allen Abbildungen,die Kampfspurn Tollllll.Bin gespannt auf eure Reaktion

Ich fand die teilweise zerfetzten Reifen einiger Räder in "Die Räder der Sieger" auch erst etwas befremdlich, obwohl ich patinierten Originallack immer schon einem Neulack vorgezogen habe. Aber das sind natürlich auch teilweise historisch sehr bedeutsame Maschinen von Coppi, Bartali etc., die auch mit neuen Reifen zu rar und wertvoll zur Benutzung wären.

Für meinen Geschmack und Räder, die nicht unbedingt eine große Rennhistorie haben, dürfte Teilsanierung UND Patina der richtige Weg sein. Obwohl es natürlich auch tolle Komplettrestaurrerungen mit frischem Lack gibt. Das muß wohl jeder für sich selbst entscheiden. Zumal man ja meist Fahrräder zum Fahren kauft (so blöd sich das anhört). Schade, geradezu verwerflich, ist "neu" m.E. es nur bei historisch einzigartigen Stücken.

Ich bin begeistert, dass Vent sein Rad komplett original läßt. Glück für das Rad, in gute Hände gekommen zu sein.
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Moin erstmal.Stelle mal die Glaubensfrage in den Raum ,Rennrad Vollrestauration ,Teilsanierung oder Patina erhalten.In der Oltimercene für Autos geht der Trend dahin Patina zu erhalten und weitgehends alte Teile im O Zustand zu belassen.Nimmt man das Buch " DIE RÄDER DER SIEGER " zur Hand,so sieht man an allen Abbildungen,die Kampfspurn Tollllll.Bin gespannt auf eure Reaktion

Bridgestone RS 800 hat dankenswerterweise in diversen Threads sehr lange und, wie ich finde, äußerst lesenswerte, fundierte und erhellende Beiträge zu diesem Thema verfasst, die meine Ansicht ebenso stark wie positiv beeinflusst haben.
Vielleicht erinnert sich noch jemand, wo genau die einschlägigen Diskussionen zu finden sind, und kann sie verlinken.
Grundsätzlich muss man sowas von Fall zu Fall und vor allem selbst entscheiden.
Bei vent beispielsweise kann ich den Entschluss gut nachvollziehen. Er dürfte ja mehrere Peugeots im Stall haben und zum Fahren nicht auf das vorgeführte Prachtexemplar angewiesen sein.
Mein einziger Tipp: Selbst wenn man sich entscheidet, nicht zu "restaurieren", sollte man vielleicht nach und nach alles zusammentragen, was es dafür bräuchte, damit man sich in Zukunft noch umentscheiden kann, wenn die entsprechenden Teile noch schwerer zu besorgen sein werden. Dem Wert des Rads dürfte das auch nicht abträglich sein.
 
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Ich kann beide Seiten verstehen, ebenso alle Zwischenstände und auch die meisten anderen Varianten, die sonst noch infrage kommen.

Ein authentischer Oldie hat natürlich seinen Reiz und erzählt seine Geschichte - genau dort beginnt das Wesentliche aber erst, anstatt zu enden.
Wer bestimmt eigentlich, wann die lebendige Geschichte eines Objekts endet, um fortan nur noch konserviert und behütet der Anschauung zu dienen? Vor allem bei Fahrzeugen finde ich das seltsam, denn sie sind schließlich keine Standzeuge und in erster Linie eben zum Fahren gedacht. Und ein so prächtiges Objekt wie das Peugeot von vent erzählt seine Geschichte nur, weil sie in erster Linie eine Geschichte der Veränderung ist: durch (Ab)Nutzung, aber auch ganz wesentlich durch kleine Details, die nicht mehr "original" sind. Wo und wann hat diese Veränderung beim "Klassiker" aufzuhören, damit er "authentisch" bleibt - wenn doch gerade die Veränderung selbst ein wichtiger Teil des "Authentischen" ist?
Und meinen wir mit dem "Originalzustand" den Auslieferungszustand im Sinne einer Urschrift, oder eher die Originalität eines ganz eigenen, einzigartigen Gefährts?

Meine ganz persönliche Meinung dazu, gerade auch als ausgesprochener Altautofan, ist, dass die Veränderung eines Objekts im Sinne seiner Nutzbarkeit, Instandhaltung und/oder allmählichen Verbesserung (Anpassung an die Verhältnisse) ganz entscheidend zur Geschichte des Objekts gehört und seinen einzigartigen Charakter erst ausmacht. Diese Veränderung hört im Idealfall niemals auf, bis das Objekt schließlich in ein völlig anderes übergegangen ist (Verschrottung, Ausschlachten) oder aufgrund unüberbrückbarer Schwierigkeiten in seiner Gesamtheit zu existieren aufhört (Unfall, Brand).
Die ganze Oldtimerei mit ihren Grabenkämpfen um Originalzustand, historisch korrekten Zustand, perfekten Zustand und die jeweils zugehörigen Restaurations- und Erhaltungsphilosophien geht mir jedenfalls schon immer gehörig auf den Zeiger. Wenn ich es ganz persönlich für richtig halte, in ein flottes 70er-Jahre-Auto mit noch immer vergleichsweise gutem Fahrwerk einen modernen V8 einzubauen und breite Räder zu verwenden, werde ich das selbstverständlich tun - und wenn mir ein Stahlrahmenklassiker zur täglichen Nutzung dienen und zwischendurch hübsch bei mir im Wohnzimmer stehen soll, kann es selbstverständlich passieren, dass er STI und eine Neulackierung in meinem ganz eigenen Sinne bekommt.
Ob in so einem Fall Geschichte zerstört, Geschichte fortgeführt oder Geschichte erschaffen wird, ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal, solange sich das betreffende Objekt von seiner ursprünglichen Bestimmung nicht vollkommen entfernt, sprich: an Nutzbarkeit einbüßt oder diese gar völlig verliert.

Was wäre die Geschichte der Mobilität z.B. ohne solche schrägen Vögel wie Burt Munro, John Parry-Thomas oder (aktueller) Hans-Jochen Zychlinski, die gerade DURCH ständiges respektloses Modifizieren ihre ganz eigene Entwicklung vorangetrieben und Objekte geschaffen haben, die zumindest interessanter als jedes Original im Sinne der Urschrift sind? Im Fahrradbereich könnte an dieser Stelle natürlich Christian Smolik stehen.

Das Beste daran ist aber: So etwas schadet der Oldtimerei überhaupt nicht, weil es immer genügend Leute gibt, die diese Sache bierernst nehmen und im obengenannten Sinne in einer der klassischen Stilrichtungen am Leben erhalten.
Z.B. regen sich zahllose Oldtimerfreaks immer wieder gern darüber auf, dass viele die "Brot-und-Butter-Modelle" gnadenlos verheizt und dann verschrottet wurden, man müsse gerade diese Fahrzeuge im Sinne ihrer Verbreitung und ihres Anteils an der Kultur einer Gesellschaft besonders wertschätzen. Diese Leute möchte ich mal erleben, wenn bis heute ausnahmslos JEDER Golf I oder JEDES Peugeot PX10 im gepflegten Originalzustand überlebt hätte, von den unvermeidlichen Unfallopfern mal abgesehen. Da wäre die ganze Oldtimerei plötzlich wertlos - denn der "Wert" eines solchen über viele Jahrzehnte erhaltenen "Brot-und-Butter-Modells" in der modernen Zeit liegt doch gerade darin, in seiner Seltenheit das Augenmerk auf sich zu ziehen und damit der längst anderweitig orientierten Masse den Fortgang der Zeit vor Augen zu führen.
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

ich denke dreck zählt nicht zur patina, aber ansonsten darf ein rad gerne seine spuren haben. jeh nachdem, was man gerade bauen will
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Ob in so einem Fall Geschichte zerstört, Geschichte fortgeführt oder Geschichte erschaffen wird, ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal, solange sich das betreffende Objekt von seiner ursprünglichen Bestimmung nicht vollkommen entfernt, sprich: an Nutzbarkeit einbüßt oder diese gar völlig verliert.

Nun ja, (ist auch nur meine persönliche Meinung), es gibt schon ein paar Umbauten, wo die Nutzbarkeit bestehen bleibt, aber ein schöner Klassiker durch Veränderungen und Basteltrieb schlicht und einfach zerstört wird.

Beispiel: Es war einmal eine schöne alte Gazelle...
http://www.fahrradsucht.de/gazelle/gazelle.php (bitte runterscrollen...:()

Da denke ich einfach: Einige Räder sind für so etwas einfach zu schade. Im Endeffekt hätte der Typ für sein Projekt irgendeinen alten Össel-Rahmen mit mieser Lackierung nehmen können. Das könnte ich sofort verstehen. Warum aber so 'ne hübsche Gazelle für so ein Endergebnis?


Auf der anderen Seite ist natürlich nicht jeder Umbau schlecht.
Philmachine's Rabeneick zum Beispiel finde ich sehr gut gelungen. Vom Ursprungszustand her eine gute Basis, und das Ergebnis ist einfach nur super.
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=91126
...hätte ich auch gerne, das Teil...
 
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ich denke dreck zählt nicht zur patina, aber ansonsten darf ein rad gerne seine spuren haben. jeh nachdem, was man gerade bauen will

mein gedanke! zerlegen (soweit zerstörungsfrei möglich) und putzen ist mit sicherheit kein fehler, bringt im zweifelsfall die zur geschichte - und zur schönheit! - des objekts gehörenden gebrauchsspuren sogar noch besser zur geltung. dreck hingegen zieht feuchtigkeit, fördert korrosion und reduziert die lebensdauer.
geputzt und mit einem leichten ölfilm versehen sind hingegen auch lackschäden bei einem nicht im alltagsgebrauch befindlichen rad - was bei den meisten klassikern ja der fall sein dürfte - kein drama.
alles andere, wie bereits hinreichend gesagt: geschmackssache.
 
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Hi Olddutsch,

ich hatte hier im Forum vor kurzem dieselbe Frage bei einem alten Peugeot PA10, wenn auch in einer sehr extremen Ausprägung... :D
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=92352





Das Rad ist Bj. 1963 und vollständig, oder zumindest fast vollständig im Originalzustand. Möglicherweise hat mal jemand die Reifen erneuert, aber so wie die Schluffen aussehen dürfte das auch noch vor der ersten Mondlandung gewesen sein... :)

Stand der Dinge ist, ich habe an dem Rad bis dato absolut nichts verändert, mit einer kleinen Ausnahme: Ich habe den "Ideale59"-Sattel mehrmals eingefettet, um das Leder zu schützen. Ansonsten steht das Rad in unverändertem Zustand bei mir im Wohnzimmer. Eventuell werde ich es bei Gelegenheit auch einmal gründlich reinigen, aber das auch nur eventuell...

Ich würde das Rad zwar sehr gerne fahrbereit machen und benutzen, aber was müsste ich dann machen?: Auseinandernehmen und neu fetten, kein Problem. Aber, die Züge und alten Zughüllen müssten ersetzt werden, Bremsgummis, Reifen, Speichen(?),... Die Katzenaugen und Pedalriemen müsste ich abmachen, da sie aufgrund ihres Alters schnell brechen könnten, etc... Wo fange ich an, wo höre ich auf?
Klar, das sind alles nur Verschleißteile, und ich hätte im Prinzip kein Problem damit diese zu erneuern, aber gerade die unberührte Gesamtheit der alten Teile macht dieses Peugeot für mich so besonders... Von daher habe ich bei diesem Rad eine Ausnahme gemacht, und werde es möglicherweise nie benutzen.

Klar, viele werden - vollkommen verständlich und absolut zu Recht- sagen, es ist ein Fahrrad und zum Fahren da, kein Standrad. Verstehe ich vollkommen, aber: Es ist ja schon ein kleines Wunder, dass dieses Rad überhaupt bis heute überlebt hat. Wie abgefahren ist das Teil erst in 30, 40 Jahren? :D Ändern kann ich es immer noch, aber ich denke so ein Fundzustand ist sehr selten, und da mache ich besser keine überhasteten Änderungen.

Aber das Rad ist wohl ein Sonderfall...
Generell würde ich sagen, Patina erhalten wo es möglich ist.
Wenn der Zustand zu schlecht ist, das Rad aber selten oder weitgehend original ist, möglichst originalgetreu restaurieren.
Ansonsten, wenn schon ordentlich gebastelt worden ist, oder es noch eine größere Zahl davon gibt: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, Hauptsache es gefällt.

Viele Grüße,
vent

Dieses Objekt fällt unter Kulturgut Super:):)
 
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"dass die Veränderung eines Objekts im Sinne seiner Nutzbarkeit, Instandhaltung und/oder allmählichen Verbesserung (Anpassung an die Verhältnisse) ganz entscheidend zur Geschichte des Objekts gehört und seinen einzigartigen Charakter erst ausmacht."

So sehe ich es auch. In diesem Sinn ist die verlinkte Reise-Gazelle für den Nutzer eben besser und vielleicht auch schöner.

"kann es selbstverständlich passieren, dass er STI und eine Neulackierung in meinem ganz eigenen Sinne bekommt"

Vielleicht sollten wir einen Schremser-Thread eröffnen und diese 'Grausamkeiten' endlich mal ans Licht zerren; ich hab mir sowas gebaut - noch dazu mit den billigen Campateilen - und ein paar solcher Räder gibts ja hier noch (velopope, Knobis Koga usw.).

Das man sowas nun nicht aus jedem Rahmen macht, einverstanden. Die Entscheidung ist aber eben immer eine individuelle.

Grüße
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Ich kann beide Seiten verstehen, ebenso alle Zwischenstände und auch die meisten anderen Varianten, die sonst noch infrage kommen.

Ein authentischer Oldie hat natürlich seinen Reiz und erzählt seine Geschichte - genau dort beginnt das Wesentliche aber erst, anstatt zu enden.
Wer bestimmt eigentlich, wann die lebendige Geschichte eines Objekts endet, um fortan nur noch konserviert und behütet der Anschauung zu dienen? Vor allem bei Fahrzeugen finde ich das seltsam, denn sie sind schließlich keine Standzeuge und in erster Linie eben zum Fahren gedacht. Und ein so prächtiges Objekt wie das Peugeot von vent erzählt seine Geschichte nur, weil sie in erster Linie eine Geschichte der Veränderung ist: durch (Ab)Nutzung, aber auch ganz wesentlich durch kleine Details, die nicht mehr "original" sind. Wo und wann hat diese Veränderung beim "Klassiker" aufzuhören, damit er "authentisch" bleibt - wenn doch gerade die Veränderung selbst ein wichtiger Teil des "Authentischen" ist?
Und meinen wir mit dem "Originalzustand" den Auslieferungszustand im Sinne einer Urschrift, oder eher die Originalität eines ganz eigenen, einzigartigen Gefährts?

Meine ganz persönliche Meinung dazu, gerade auch als ausgesprochener Altautofan, ist, dass die Veränderung eines Objekts im Sinne seiner Nutzbarkeit, Instandhaltung und/oder allmählichen Verbesserung (Anpassung an die Verhältnisse) ganz entscheidend zur Geschichte des Objekts gehört und seinen einzigartigen Charakter erst ausmacht. Diese Veränderung hört im Idealfall niemals auf, bis das Objekt schließlich in ein völlig anderes übergegangen ist (Verschrottung, Ausschlachten) oder aufgrund unüberbrückbarer Schwierigkeiten in seiner Gesamtheit zu existieren aufhört (Unfall, Brand).
Die ganze Oldtimerei mit ihren Grabenkämpfen um Originalzustand, historisch korrekten Zustand, perfekten Zustand und die jeweils zugehörigen Restaurations- und Erhaltungsphilosophien geht mir jedenfalls schon immer gehörig auf den Zeiger. Wenn ich es ganz persönlich für richtig halte, in ein flottes 70er-Jahre-Auto mit noch immer vergleichsweise gutem Fahrwerk einen modernen V8 einzubauen und breite Räder zu verwenden, werde ich das selbstverständlich tun - und wenn mir ein Stahlrahmenklassiker zur täglichen Nutzung dienen und zwischendurch hübsch bei mir im Wohnzimmer stehen soll, kann es selbstverständlich passieren, dass er STI und eine Neulackierung in meinem ganz eigenen Sinne bekommt.
Ob in so einem Fall Geschichte zerstört, Geschichte fortgeführt oder Geschichte erschaffen wird, ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal, solange sich das betreffende Objekt von seiner ursprünglichen Bestimmung nicht vollkommen entfernt, sprich: an Nutzbarkeit einbüßt oder diese gar völlig verliert.

Was wäre die Geschichte der Mobilität z.B. ohne solche schrägen Vögel wie Burt Munro, John Parry-Thomas oder (aktueller) Hans-Jochen Zychlinski, die gerade DURCH ständiges respektloses Modifizieren ihre ganz eigene Entwicklung vorangetrieben und Objekte geschaffen haben, die zumindest interessanter als jedes Original im Sinne der Urschrift sind? Im Fahrradbereich könnte an dieser Stelle natürlich Christian Smolik stehen.

Das Beste daran ist aber: So etwas schadet der Oldtimerei überhaupt nicht, weil es immer genügend Leute gibt, die diese Sache bierernst nehmen und im obengenannten Sinne in einer der klassischen Stilrichtungen am Leben erhalten.
Z.B. regen sich zahllose Oldtimerfreaks immer wieder gern darüber auf, dass viele die "Brot-und-Butter-Modelle" gnadenlos verheizt und dann verschrottet wurden, man müsse gerade diese Fahrzeuge im Sinne ihrer Verbreitung und ihres Anteils an der Kultur einer Gesellschaft besonders wertschätzen. Diese Leute möchte ich mal erleben, wenn bis heute ausnahmslos JEDER Golf I oder JEDES Peugeot PX10 im gepflegten Originalzustand überlebt hätte, von den unvermeidlichen Unfallopfern mal abgesehen. Da wäre die ganze Oldtimerei plötzlich wertlos - denn der "Wert" eines solchen über viele Jahrzehnte erhaltenen "Brot-und-Butter-Modells" in der modernen Zeit liegt doch gerade darin, in seiner Seltenheit das Augenmerk auf sich zu ziehen und damit der längst anderweitig orientierten Masse den Fortgang der Zeit vor Augen zu führen.

"Urzustand" Alle Recken die bei Rickert & Co ihre Maschine gekauft haben,haben im laufe der Zeit immer neue Parts verbaut.Ich selber habe von einem Fahrer aus Essen der bei Sturmvogel in Dortmund fuhr 2 Kartons mit " Urteilen" bekommen.Die Recke haben gepimt um zu gewinnen. 15 Jahre Nachrüstparts sind für mich Urzustand!
 
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die frage ist halt auch, was man als "patina" definiert...

im konkreten fall des peugeots bräuchte es meinen augen kein isolierband am lenker (muß das dann sklavisch für immer draufbleiben, weil irgendwann mal jahre später das jemand für eine gute idee hielt? :confused:), und ich glaube auch nicht daß etwas luft in den reifen eine kulturschande wäre. hin und wieder findet man ja auch noch NOS-reifen aus der zeit, wenn ich mal ganz ketzerisch sein darf... ansonsten ist das ja durchaus ein schönes ensemble :)

die historie eines objekts aus käufersicht ist halt fast immer interpretationssache, ich persönlich sehe eher wenig sinn darin, es an solchen dingen festzumachen. :ka:
 
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im konkreten fall des peugeots bräuchte es meinen augen kein isolierband am lenker

...stimmt... Da könnte ich echt mal bei. Jeeves' Idee, just in case nach passenden Ersatzteilen Ausschau zu halten finde ich insofern sehr gut.

Ich werde einfach mal versuchen, nach und nach passende Teile zusammenzutragen. Eventuell mache ich das Rad in Zukunft einmal wieder fahrbereit, aber dazu brauche ich erst einen entsprechenden Ersatzteilfundus. Falls ich es fahrbereit mache, dann wegen der tollen Basis auch komplett originalgetreu. Ich halte mal die Augen offen und begebe mich auf die Jagd. Irgendwie habe ich das Gefühl, die könnte in diesem Fall etwas länger dauern...

Macht aber nix, erst einmal habe ich da noch meine silberne PR10 - Baustelle. Bei dem Rad fehlen so viele Teile, dass das eher eine Kombi aus new and old wird -eine Ratte mit verschrammtem Originallack und einem lustigen Teilemix...
 
AW: Restaurieren oder Patina erhalten

Ich find's gut, wenn ein Rad eine Aussage hat. Die kann sein:
- so saehe es aus, wenn man es heute neu kaufen koennte
- so sah es aus, als ich es nach 50 Jahren aus einer Scheune gezogen habe
- so sieht's aus, nachdem 3 Generationen damit ihre jeweils ersten Rennen bestritten haben
- so sieht's aus, nachdem ich seit 30 Jahren damit jeden Tag zur Arbeit fahre
.....

Ich habe so ein Rad aus den 60ern, mit dem mein Vater Rennen gefahren ist, es fuer meine ersten Jugendrennen neu lackiert und modernisiert wurde, dann abermals neu lackiert mein Alltagsrad war und auf welchem nun frisch gepulvert mit Trainingslenker und Clinchern meine Frau faehrt.

Ohne Kenntniss der Hintergruende wuerde man sagen: Schade, gepulvert, zeitlich falsche Komponenten und zu neue Raeder. Aber die Geschichte, dass es seit fast 50 Jahren in stetig wechselnder Benutzung in der Familie ist hat halt auch was.
 
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geht beides, je nach Ausgangslage - hier mal mit "Patina"

IMG_2525.JPG


und bei diesem schön lackierten Exemplar:

CIMG3230.JPG


... habe ich mich doch entschlossen, das Erscheinungsbild radikal zu ändern :)

IMG_2479.JPG
 
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